Dagstat-Bulletin

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DAGStat­Bulletin Neues über Statistik und aus den Gesellschaften der Deutschen Arbeitsgemeinschaft Statistik Ausgabe 21: und nach dem Symposium kümmerte. Juni 2018 Leider erschien aber diesmal nach der Veranstaltung nichts in der Presse, was bei dem vorangegangenen Aus dem Inhalt: schlecht besuchten Symposium der Fall gewesen war. Dies mag daran Veranstaltungen gelegen haben, dass die Pressevertre­ ter ihr Augenmerk auf die Wahl der DAGStat Symposium „Mietspiegel“ Liebe Leserinnen und Leser, Bundeskanzlerin gerichtet hatten, die an diesem Tage wiedergewählt wurde. DOTS ­ 7. Dortmunder wichtigstes DAGStat­Ereignis des letz­ Die späte Regierungsbildung hatte Tag der Statistik 2018 ten halben Jahres war das DAGStat­ auch weitere Auswirkungen auf das Symposium zum Thema „Mietspiegel Symposium. So hatte zuerst Dipl.­Inf. Persönlichkeiten und Mietpreisbremse: Darf Statistik Po­ Ulrich Kelber, Parlamentarischer litik machen?“, das am 14. März 2018 Staatssekretär beim Bundesminister Leben und Werk Erich L. in der Urania in Berlin stattfand. Mit der Justiz und für Verbraucherschutz, Lehmanns rund 130 Teilnehmern fand dieses für das Grußwort und die Podiumsdis­ Emil Gumbel: Ein einen äußerst guten Zuspruch. Vor al­ kussion zugesagt. Aber fünf Tage vor­ Statistiker und Pazifist lem nahmen nicht nur Statistiker daran her sagte er ab, weil er mit dem teil, sondern es wurde eine breit gefä­ Bundesminister Heiko Maas das Personalia cherte Bevölkerungsgruppe angespro­ Bundesministerium gewechselt hatte. chen, womit das Ziel der DAGStat­ Mit MDn Beate Kienemund, Ab­ Symposien erreicht wurde. So nahmen teilungsleiterin für Bürgerliches Recht sowohl zahlreiche Mitglieder von Mie­ des BMJV, wurde für das Grußwort ter­ und Vermietervereinen als auch aber eine sehr kompetente Vertreterin Urania­Mitglieder teil. In diesem Jahr gefunden. Was inhaltlich auf diesem war auch die Bewerbung durch die Symposium angesprochen und disku­ Urania deutlich effektiver als im Vor­ tiert wurde, lesen Sie in diesem Bulle­ jahr. Ob der außergewöhnlich hohe tin in dem Bericht von Hans­Jürgen Zuspruch durch die gute Kooperation Amtage. mit der Urania oder eher durch das Thema oder die Referenten bedingt Kurz nach dem Symposium fand vom war, lässt sich nicht nachvollziehen. 25. bis 28. März 2018 das 64. Biome­ Erstmalig hatte die DAGStat einen pro­ trische Kolloquium an der Goethe­Uni­ fessionellen Journalisten engagiert, der versität Frankfurt statt. Einer der be­ sich um die Öffentlichkeitsarbeit vor deutendsten Statistiker, nämlich Erich Sektion Methoden der Empirischen Sozialforschung der DGS Veranstaltungen L. Lehmann, verbrachte seine Kindheit und Jugend DAGStat­Symposium 2018 bis 1933 in Frankfurt am Main. Auf Initiative von „Mietspiegel und Mietpreisbremse – Herrn Neuhäuser hatte daher die Deutsche Region Darf Statistik Politik machen?“ der Biometrischen Gesellschaft anlässlich einer Sondersession auf dem Biometrischen Kolloquium 2018 bei der Stadt Frankfurt die Anfrage gestellt, Was haben der hochgiftige Kugelfisch einen Straßennamen zu Ehren von Erich Lehmann und ein Mietspiegel gemeinsam? Rich­ zu benennen. Die DAGStat hatte diesen Vorschlag tig zubereitet sind sie eine Freude. unterstützt. Leider erfolgte während des Biometri­ Falsch angerichtet, können sie in einer schen Kolloquiums keine Zusage zur Namensbe­ nennung, sondern der Name wurde lediglich auf Katastrophe enden. eine Liste von Namensvorschlägen gesetzt. Es bleibt also abzuwarten, ob und was für eine Straße von Hans­Jürgen Amtage nach Erich Lehmann benannt werden wird. Wir nehmen diese Initiative aber gern zum Anlass, in Diesen Vergleich hat der Wirtschafts­ und Sozial­ diesem Bulletin über das Leben und Werk von statistiker Prof. Dr. Walter Krämer (TU Dortmund) Erich Lehmann zu berichten. beim DAGStat­Symposium „Mietspiegel und Miet­ preisbremse – Darf Statistik Politik machen?“ in Während Erich Lehmanns Familie als jüdische Fa­ Berlin gezogen. Auf Einladung der Deutschen Ar­ milie unter den Nationalsozialisten leiden und des­ beitsgemeinschaft Statistik (DAGStat) diskutierten wegen emigrieren musste, musste ein anderer am 14.03.2018 die Mietspiegel­Experten Krämer bedeutender Statistiker nicht nur aufgrund seiner und der Inhaber des Lehrstuhls für Immobilienfi­ jüdischen Abstammung sondern auch wegen sei­ nanzierung an der Universität Regensburg, Prof. ner politischen Überzeugungen und als Pazifist Dr. Steffen Sebastian, mit weiteren Fachleuten in Deutschland 1932 verlassen, nachdem er vorher der Urania Berlin. Die DAGStat bündelt mit ihren die Lehrerlaubnis verloren hatte. Dies war Emil 14 Mitgliedsorganisationen vom Statistischen Gumbel, ein Bevölkerungsstatistiker und Begrün­ Bundesamt bis zur Deutschen Gesellschaft für Sta­ der der Extremwertstatistik, nach dem auch die tistik verschiedene Ausrichtungen der Disziplin Sta­ Gumbel­Verteilung benannt ist. Zudem wurde die tistik. Dabei reicht das Spektrum von der Biometrie Gumbel­Vorlesung ins Leben gerufen, die auf der bis zur Epidemiologie und Soziologie. Statistischen Woche 2006 erstmals stattfand und seitdem jedes Jahr auf der Statistischen Woche Statistik sei allgegenwärtig, erinnerte die DAGStat­ von vielversprechenden Nachwuchswissenschaft­ Vorsitzende Prof. Dr. Christine Müller (TU Dort­ lern als Auszeichnung gehalten wird. mund) in ihrer Einführung in das Symposium. Das Ulrich Rendtel liefert in seinem Beitrag in diesem gelte auch für den Mietspiegel. Das Erstellen sol­ Bulletin viele interessante Informationen über die­ cher Datensammlungen sei ein Geschäft, das von sen politisch sehr engagierten Statistiker. den erstellenden Instituten sehr unterschiedlich ge­ handhabt werde. Neben einem Bericht über den Dortmunder Tag der Statistik enthält dieses Bulletin unter der Rubrik Dem pflichtete auch die Abteilungsleiterin für „Personalia“ zwei Nachrufe. Besonders überra­ bürgerliches Recht beim Bundesminister der Justiz schend kam der Tod von Sabine Krolak­Schwerdt, und für Verbraucherschutz, Beate Kienemund, bei. die mit nur 58 Jahren verstarb. Sie war als Organi­ Die Bedeutung von Mietspiegeln in Verbindung mit satorin für die Sektion „Statistics in Behavorial and Statistik dürfe nicht unterschätzt werden. Daher Educational Sciences“ auf der DAGStat­Tagung sollte die Statistik einen Platz in der Politik einneh­ 2019 vorgesehen gewesen. men. Mietspiegel seien gerade in Verbindung mit der Mietpreisbremse von größter Relevanz, erin­ In diesem Zusammenhang ist zu erwähnen, dass nerte Kienemund. die Vorbereitungen zur 5. Tagung der DAGStat, die 2019 in München stattfinden wird, bereits gut fort­ Mietspiegel und Statistik seien eigentlich eine geschritten sind. Liebesheirat. Allerdings knirsche es in der Bezie­ hung ganz gewaltig, erklärte Walter Krämer. Denn Ich wünsche Ihnen nun viel Spaß beim Lesen. die Urheber hätten zwei statistische Probleme. Zum einen die Einteilung von Wohnungen in homo­ Ihre Christine Müller gene Typenklassen. Zum anderen den Weg, die Vorsitzende der DAGStat durchschnittliche Miete zu ermitteln. Das führe zu einem fortwährenden Ringen um die Beantwortung dieser Fragen. Schon die Frage, welche Wohnung in welchen Topf komme, werde völlig unterschied­ DAGStat­Bulletin 2 Veranstaltungen lich gehandhabt. So hat Hamburg beispielsweise Im Gegenzug betonte der Volkswirt und wissen­ den Mietspiegel in zwei Typenklassen eingeteilt, schaftliche Mitarbeiter des unabhängigen For­ Berlin in drei und Frankfurt in fünf. schungs­ und Beratungsinstitutes Empirica AG, Lorenz Thomschke, dass viele Mietspiegel unter Bei der Frage nach der durchschnittlichen Miete dem statistisch­methodischen Aspekt nicht korrekt führten drei Fehler häufig zum Desaster, betonte seien. Viele Dinge liefen hier schief. Mietspiegel Krämer. Dieses seien verzerrte Stichproben, fal­ seien konfliktbeladen, mahnte auch Dr. Claus Mi­ sche Nettokaltmieten und die sogenannten fehl­ chelsen vom Deutschen Institut für Wirtschaftsfor­ spezifischen Regressionsmodelle, die er anhand schung. Er sieht außerdem das Problem bei des Kugelfisch­Dilemmas erläuterte: Es kommt auf Neuvermietungen, das vor dem Hintergrund von das Zubereitungsmodell an, bei dem es alle erklä­ Mietspiegel und Mietpreisbremse gelöst werden renden Faktoren zu berücksichtigen gelte. Aktuell müsse. auch die energetische Ausweisung. Laut wurde im Podium auch die Forderung nach ei­ Für eine gerechte und effiziente Regulierung des nem „Führerschein“ für Institute, die Mietspiegel er­ Wohnungsmarktes votierte Steffen Sebastian. Der stellen. Zudem gab es Stimmen, dass die Erstel­ Wissenschaftler, der auch Vorsitzender der Miet­ lung von Mietspiegeln durch die Amtsstatistik der spiegelkommission der Gesellschaft für immobilien­ beste Weg sein könne. Allein die Auskunftspflicht wirtschaftliche Forschung mit Sitz in Wiesbaden ist, gegenüber diesen Einrichtungen sei ein großer sprach sich für die Möglichkeit von Mieterhöhungen Vorteil, um Ungenauigkeiten bei der Erhebung von und Neuvermietungen auf Marktniveau aus. Auch Daten zu vermeiden. wenn er aus dem Elfenbeinturm argumentiere, so halte er verpflichtende Belegungsrechte ohne Miet­ preisbindung für angebracht. Sebastian empfahl, Mietspiegel durch amtliche Statistiker erstellen zu lassen, was eine Vielzahl von Problemen lösen würde. Kritisch ging der Wirtschaftsforscher mit der Woh­ nungspolitik insgesamt ins Gericht. Bislang würden komplizierte Statistiken für eine ungenaue Woh­ nungspolitik eingesetzt. Außerdem müsse Statistik politisch unabhängig sein. Mietspiegel seien zudem häufig ungerecht, ungenau und ineffizient. So Referentinnen und Referenten des

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