Bulletin Regio +

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Nr. 29 – Dezember 2012 – 9. Jahrgang BULLETIN forum-regio-plus.ch Atomausstieg in der Schweiz: Wo steht das Schwarzbubenland? Nach der Nuklearkatastrophe von Fukushima hat der Schweizer Bundesrat im Mai 2011 angekündigt, bis 2034 aus der Atomenergie auszusteigen. Im Juni und September 2011 stimmten der Nationalrat und der Ständerat den entsprechenden Motionen zu. Es sollen keine neuen Kernreaktoren bewilligt werden und die bestehenden Anlagen werden nach Ende ihrer sicherheitstechnischen Laufzeit abgeschaltet. Doch ist die Schweiz bereit, die Stromversorgung durch erneuerbare Energien abzudecken? Ein Querschnitt durchs Schwarzbubenland zeigt, welche innovativen Projekte in unserer Region diesbezüglich bereits angestos- sen wurden. pixelio.de > Seite 2-4 Dornach bald Energiestadt: Ein Label – was steckt dahinter? Das Label Energiestadt ist ein Programm von EnergieSchweiz und ist ein Leistungsausweis für Gemeinden, die eine nachhaltige kommunale Energiepolitik vorleben und umsetzen. Energiestädte fördern erneuerba- re Energien, umweltverträgliche Mobilität und setzen auf eine effiziente Nutzung der Ressourcen. Das Label ist Auszeichnung für eine konsequente und ergebnisorientierte Energiepolitik. Gemeinden, die das Label Energiestadt tragen, durchlaufen einen umfassenden Prozess, der sie zu einer nachhaltigen Energie-, Verkehrs- und Umweltpolitik führt. Dornach ist seit 2011 auf dem Weg zur Energiestadt. > Seite 2 Windpark Challhöchi: Ein regionales Energieprojekt Der Ausstieg aus der Atomenergie in der Schweiz bis 2034 ist beschlossene Sache. Höchste Zeit also, nach Alternativenergien zu suchen, welche die rund 40 Prozent Atomstrom ersetzen können, oder – was leider oft vergessen wird – Energie-Sparpotenzial auszuschöpfen. Die Industriellen Werke Basel (IWB) sind schon seit längerem auf den Zug der nachhaltigen Stromproduktion aus erneuerbaren Energien aufgesprungen. Das vor rund zwei Jahren gestartete Projekt «Windpark Challhöchi», dessen Machbarkeit noch immer in Abklärung steht, bedeutet für die IWB einen weiteren Schritt in diese Richtung. An Infoabenden vor rund zwei Jahren in den betroffenen Standortgemeinden Kleinlützel, Burg i.L. und Röschenz, sprachen die Projektverantwortlichen nach ersten Studien von einem Windpark mit neun bis zu 140 Meter hohen Turbinen auf und rund um die Challmatte. Jährlich 35 Gigawattstunden, sollten damit pro- duziert werden können. Die dazu erstellten Visualisierungen in Fotomontagen beeindruckten die Besucher. Allerdings mit unterschiedlicher Wertung. > Seite 4 Solarstrom statt Tabakpfeifen: Stich Drechslerei & Holzdesign Die Firma Stich Drechslerei & Holzdesign bietet einen seltenen Mix in ihrem Produkte-Portfolio an. Nachdem das Herstellen von Tabakpfeifen – früher Kerngeschäft dieses Kleinlützler KMU-Betriebs – schon lange nicht mehr rentiert, konzentrieren sich Geschäftsführer Alex Meier und sein fünfköpfiges Team erfolgreich auf ande- re Holzspezialitäten. Vor rund zwei Jahren hat sich der innovative Jungunternehmer aber noch ein zweites Standbein aufgebaut. Stich Drechslerei & Holzdesign baut nun auch Photovoltaikanlagen auf Dächern von Wohn- und Geschäftshäusern. Die Nachfrage von solarenergiehungriger Kundschaft steigt und steigt ... > Seite 8 Bulletin 29 – Seite 2 Dornach auf dem Weg zur Energiestadt LED von Thomas Gschwind, Präsident Energiestadtkommission Dornach Neues Zeitalter in der öffentlichen Beleuchtung Der energiepolitische Handlungsspielraum wird in Mitglieder vorgeschlagen. Gemeinsam mit einer Haben Sie Ihre Gemeinde bereits auf LED umgerü- 6 Bereiche eingeteilt: Energiestadt-Beraterin hat diese Arbeitsgruppe stet? An der Konferenz der Gemeinderäte im Kommunikation, Kooperation eine Bestandesaufnahme nach dem standardisier- Oktober 2012 veranschaulicht Reto Grossheutschi, zwischen Gemeinde und Akteuren in- und ausser- ten Massnahmenkatalog vorgenommen. Dabei Produktemanager bei der EBM, eindrücklich, wie halb Gemeinde wurde erfasst, welche Massnahmen bereits umge- das neue Zeitalter in der öffentlichen Beleuchtung Verwaltungsorganisation setzt, geplant oder in Dornach gar nicht umsetzbar aussieht. Seit dem Verbot der Glühlampen im 2009 Verhalten und Zusammenarbeit der Mitarbeiter sind (z.B. keine eigene Kläranlage). Weiterhin wur- und dem Verbot von Quecksilberdampflampen ab Gemeindeeigene Gebäude und Anlagen den auch bereits die aktuellen Bewertungen ent- 2015 sind die Gemeinden aufgefordert zu handeln. Bewirtschaftung und Kennwerte sprechend den Energiestadtkriterien vorgenom- Vergleicht man die Effizienz einer Glühlampe mit Mobilität men. dem Leuchtmittel der Neuzeit LED schwankt die Strassenraumgestalt, Dienstleistungen und Nach - Lichtausbeute zwischen 12lm/W (Glühlampe) und frage Die Bestandesaufnahme hat ergeben, dass 102lm/W (LED). Im Jahr 2003 wurde die sogenann- Energieversorgung, Entsorgung Dornach 34% des energiepolitischen Handlungs - te Europäische Strassenbeleuchtungsnorm einge- Angebote und Nachfrage zu Wärme, Strom, Wasser spielraums zugunsten der Energieeffizienz und der führt. Seither sind die Gemeinden angehalten, ihre Ortsplanung, Raumentwicklung erneuerbaren Energien ausgeschöpft bzw. verbind- Beleuchtungssituation der Norm anzupassen. Viele Raumkoordination, Zonenvorschriften, etc. lich eingeleitet hat. Um Energiestadt zu werden Gemeinden scheuen sich aufgrund der hohen sind aber mindestens 50% nötig. Die Ziellücke um Investitionskosten davor. Mit Dimmen oder Ab - Dornach auf dem Weg zur Energiestadt – das Label zu erhalten beträgt somit für Dornach schalten der Strassenbeleuchtung kann eine wo stehen wir? noch 16%. Im nachfolgenden Spinnendiagramm ist Gemeinde längerfristig jedoch bis zu 40% einspa- Anfang 2011 hat der Gemeinderat beschlossen ersichtlich, dass Dornach in keinem Bereich die ren. Mitglied beim Verein Energiestadt zu werden und 50% erreicht. Bei der Entwicklungs planung/Raum - Der Elektrizitätsverbrauch für Strassenbeleuchtung kurz darauf wurde die Arbeitsgruppe ESK ordnung, der Internen Organisation und den ge - beträgt 1.5% des Gesamtstromverbrauchs der (Energiestadt-Kommission) gegründet. Die Um - meindeeigenen Gebäuden und Anlagen schneidet Schweiz bzw. 150 Mio Franken Stromkosten pro welt-, Verkehrs- und Baukommission, sowie der Dornach eindeutig am schlechtesten ab. Jahr. Die Gemeinde Erschwil hat sich an einer Gemeinderat und die Bauverwaltung haben Umfrage des S.A.F.E. (Schweizerische Agentur für Die Gemeinde entscheidet, wie weit sie sich in Energieeffizienz) beteiligt, wobei der Stromver - jedem Bereich entwickeln möchte. Einzelne Kapitel brauch der Gemeinde zur Strassenbeleuchtung können unterdurchschnittlich entwickelt bleiben, ermittelt wurde. Dabei schneidet die Gemeinde im wenn andere deren Punkte-Defizit kompensieren. Rating gut ab, der Energieverbrauch liegt bei 82.6MWh und der spezifische Verbrauch bei Editorial Als nächster Schritt steht die Konkretisierung von 5.5MWh/km a. Dr. Hans Büttiker, Präsident des Forums Regio Plus Massnahmen an. Diese könnten z.B. sein: Auf der Webseite www.topstreetlight.ch kann die- ser Stromverbrauch online für jede Gemeinde Raumordnung berechnet werden. Energieleitbild mit GR erarbeiten Interne Organisation Beschaffungsrichtlinien einfuhren̈ Energieorientiertes Handeln fördern off. Gebäude, Anlagen Anforderungen an neue Bauten definieren Energiebuchhaltung verfeinern Sanierungsbedarf ermitteln Sehr geehrte Leserinnen und Leser Daneben ist es ebenfalls nötig, bei allen anstehen- Das Wort «Energiewende» ist zurzeit in aller den Arbeiten die vermehrte Einbindung von ener- Munde. Das vorliegende Bulletin widmet sich die- getischen Aspekten zu prufen̈ und nach Möglich - sem Thema aus Sicht des Schwarzbubenlandes. Sie keit zu realisieren. werden staunen, welche hiesigen Projekte und Firmen sich damit beschäftigen und unsere Zukunft mitgestalten wollen. Natürlich polarisiert das Thema «Energie» unge- mein. Es prallen ökologische und wirtschaftliche Aspekte aufeinander und lassen hitzige Diskus - sionen entflammen um pro/contra Atomausstieg, Förderung von Solaranlagen, Glühbirnenverbot, umweltschonendes Erdgas und Veränderung der Landschaft durch Windkraftwerke. Wichtig ist der Diskurs und die Auseinandersetzung – und genau diese möchten wir mit dem aktuellen Bulletin fördern. Seien Sie kritisch, seien Sie offen, seien Sie kreativ. Niemand kann sagen, wie unser Land in fünfzig Jahren aussieht – oder hätten Sie vor zehn Jahren daran geglaubt, dass der Bundesrat 2011 den Schweizer Atomausstieg auf 2034 beschliesst? Bulletin 29 – Seite 3 Erdgas: Mit Energie zu neuen Energien Explosive Energie unter der Erde von Roland Bürki Das Erdgas wird in unterirdisch verlegten, durchge- Die Genossenschaft «Zukunft Beinwil» Doch Solarenergie allein reicht nicht aus. In Beinwil hend verschweissten Stahlrohren transportiert. Die möchte der Berggemeinde eine gute liebäugelt man deshalb auch ernsthaft mit der Rohre haben einen Durchmesser von 100mm bis Zukunft sichern. Unter anderem auch mit Windenergie. «Diese ist eine freie Ressource, uner- 600mm und sind mindestens einen Meter über- neuen Energien. schöpflich vorhanden, absolut CO2-frei, kosten- deckt. Der maximale Betriebsdruck beträgt 70 bar. günstig und damit die ideale Ergänzung zur Der Verlauf der Hochdruckgasleitungen ist im «Ich durfte meinem Vater über die Schulter schau- Sonnenenergie», stellte ein Fachmann der Enver - Gelände mit fortlaufend nummerierten Markie - en», erklärt Ruedi Eisenhut (30), Präsident der gate AG im Juli anlässlich eines Info-Abends der rungssignalen (orangefarbene Hüte) gekennzeich- Genossenschaft «Zukunft Beinwil» sein

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