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HN_1092_Vorwort.fm Seite III Donnerstag, 26. April 2012 10:54 10 III Vorwort für die Kammermusik äußerst frucht- Eindrücke seiner Reise nach Indien im baren Kompositionsphase. Jedes der Jahr 1909 verarbeitete. Krishna ist dem vier Stücke verkörpert einen anderen eng mit Roussel befreundeten Louis musikalischen Charakter und zeichnet Fleury gewidmet (dem übrigens Claude Der im nordfranzösischen Tourcoing ge- einen imaginären Flötenspieler aus Debussy sein 1913 entstandenes Werk borene Albert Roussel (1869–1937), Mythologie, Religion oder Literatur Syrinx für Flöte solo zueignete). Zu- der bis heute im Schatten seiner Zeit- nach. Die Grundlage unserer Edition sammen mit der Pianistin Janine Weill genossen Claude Debussy und Maurice bilden das erhaltene Autograph und die bestritt Fleury am 17. Januar 1925 im Ravel steht, entschied sich nach Aus- ein Jahr später im Pariser Verlag Du- Rahmen eines Konzerts der Revue musi- bildung und insgesamt siebenjähriger rand erschienene Erstausgabe, die sich cale im Théâtre du Vieux-Colombier in Dienstzeit bei der Marine erst unge- nur in wenigen Details unterscheiden Paris die Uraufführung der vier Joueurs wöhnlich spät für die Komponistenlauf- (siehe die Bemerkungen am Ende der de flûte. Einen für die Interpretation bahn. Nach privaten Musikstudien bei vorliegenden Ausgabe). aufschlussreichen Hinweis gab Roussel Julien Koszul am Conservatoire von Das erste Stück Pan, das als letztes in seinem Brief an Fleury vom 29. Au- Roubaix wurde Roussel 1894 Kompo- entstand, ist nicht nur im Titel, sondern gust 1925: „Als ich vorgestern einem sitionsschüler von Eugène Gigout am auch in seiner schillernden musikali- befreundeten Geiger […] die Joueurs de Conservatoire in Paris und wechselte schen Gestaltung eine Darstellung des flûte zeigte, bemerkte ich (oder vielmehr 1898 zu Vincent d’Indy an die Schola griechischen Hirtengottes Pan. Dieser wurde ich darauf aufmerksam gemacht), Cantorum, wo er von 1902 bis 1914 als verfolgt in den Wäldern Arkadiens lie- dass ich den Mittelteil von Krishna Lehrer für Kontrapunkt unterrichtete. bestrunken die Nymphe Syrinx, die sich deutlich schneller nehme, als es meine Zu den Schülern des viel gefragten Päd- zu ihrem Schutz in Schilfrohr verwan- Anweisungen offenbar fordern. Nun, agogen zählten in dieser Zeit unter an- delt. Aus dem Schilf schnitzt sich Pan alles in allem gefiel mir dies so besser, derem Erik Satie und Edgar Varèse. eine Flöte, auf welcher er fortan im Ge- in dem Sinne, dass ein ,bewegteres‘ als Roussel pflegte intensiven Kontakt zu denken an die verwandelte Syrinx spielt. das festgesetzte Tempo diesem Mittelab- den führenden Instrumentalsolisten Durch Verwendung des dorischen Mo- schnitt größere Mannigfaltigkeit und Frankreichs, was sich auch in der Liste dus werden Assoziationen zum antiken mehr Leben verleiht und zugleich die der Widmungsträger seiner Werke wi- Griechenland geweckt. Roussel widmete Rückkehr zum ,lent‘ des Anfangs besser derspiegelt. Pan – ebenso wie sein späteres Andante herausstellt. Ich lasse Ihnen daher alle Roussels besondere Vorliebe für die et Scherzo op. 51 – dem Flötenvirtuosen Freiheit, diesen Mittelteil ab den repe- Flöte zeigt sich nicht nur in den orches- und -pädagogen Marcel Moyse. tierten Noten in der Flöte [T. 20] ein we- tralen Solopartien der 1. Symphonie Le Widmungsträger des zweiten Stücks, nig lebhafter zu nehmen“ (Albert Rous- Poème de la Forêt op. 7 oder des Balletts Tityre, ist der heute kaum noch bekann- sel. Lettres et écrits, hrsg. von Nicole Le Festin de l’Araignée op. 17, sondern te Gaston Blanquart, einer der vielen Labelle, Paris 1987, S. 122). Roussel hat sich auch in seinem Kammermusik- gefeierten Schüler des berühmten Flö- relativierte demnach die autographe schaffen seit den 1920er Jahren nieder- tisten Paul Taffanel. „Tityros“ ist der Bezeichnung „Moins lent (a = 150)“ geschlagen. Zu seinen wichtigen Beiträ- Name eines bescheidenen, Flöte spielen- zugunsten eines stärkeren Tempokon- gen für das Instrument zählen neben der den Hirten aus der antiken bukolischen trasts im Mittelteil. Sérénade op. 30 für Flöte, Streichtrio Dichtung. Die unbekümmerte Heiter- Abgeschlossen werden die musika- und Harfe, dem Trio op. 40 für Flöte, keit der Person spiegelt sich musika- lischen Flötenportraits mit dem Stück Viola und Violoncello und dem Andante lisch auf sehr anschauliche Weise in der M. de la Péjaudie. Der Titel bezieht sich et Scherzo op. 51 für Flöte und Klavier klaren und eingängigen rhythmischen auf eine Romanfigur des befreundeten vor allem die Joueurs de flûte op. 27 für Struktur bei vorherrschender Staccato- Autors Henri Régnier (1864–1936), Flöte und Klavier. artikulation wider. dessen Texte Roussel auch mehrfach in Roussel selbst nahm 1933 in der Ein- In Krishna, dem dritten Stück, bildet seiner Vokalmusik verwendete. „Mon- leitung eines Konzertprogrammhefts eine Gestalt aus der Religionsgeschichte sieur de la Péjaudie“ verkörpert einen eine Gliederung seines Kompositions- die programmatische Vorlage. Der na- leichtlebigen Liebhaber, der mit Hilfe schaffens in drei Phasen vor. In die mensgebende hinduistische Gott sym- seines reizvollen Flötenspiels immer zweite, der impressionistischen Schule bolisiert – stets eine Flöte bei sich tra- wieder Frauenherzen gewinnt. Eine der nahestehenden Phase, in welcher er gend – die Liebe. Aufgrund seines ele- Affären endet jedoch mit dem Mord auffällig häufig exotische (vorrangig gischen Charakters steht dieses Stück in an einem Nebenbuhler durch Péjaudie, indische) Modi und Ganztonleitern starkem Kontrast zum scherzohaften woraufhin eine Galeerenstrafe seinem verwendete, fallen die Joueurs de flûte Tityre. Vor allem die Verwendung indi- Flötenspiel ein bitteres Ende setzt. op. 27. Das aus vier Charakterstücken scher Modi (Raga) und der asymmetri- Roussels letztes Stück der Joueurs de zusammengesetzte Werk entstand im schen Taktart 7 im ersten und dritten flûte ist dem Flötisten und Dirigenten August/September 1924 während einer Teil weist darauf hin, dass Roussel hier Philippe Gaubert gewidmet und zeigt – HN_1092_Vorwort.fm Seite IV Donnerstag, 26. April 2012 10:54 10 IV ähnlich wie Pan – auf engem Raum instrumental soloists, something that later Andante et Scherzo op. 51 – to heitere Unbeschwertheit und kurzwei- is also reflected in the list of his works’ flute virtuoso and pedagogue Marcel lige Virtuosität. dedicatees. Moyse. Die vier Joueurs de flûte leben sowohl Roussel’s special predilection for the The dedicatee of the second piece, von ihrer abwechslungsreichen Farbig- flute is revealed not only in the orches- Tityre, is the today hardly known keit als auch von den zahlreichen klei- tral solo parts of the first symphony Gaston Blanquart, one of the many nen und sehr wirkungsvollen virtuosen Le Poème de la Forêt op. 7 and of the celebrated pupils of famous flutist Passagen insbesondere in den Rahmen- ballet Le Festin de l’Araignée op. 17, but Paul Taffanel. “Tityros” is the name sätzen. Roussels Auseinandersetzung is also reflected in his chamber music of a modest, flute-playing shepherd mit fernöstlichen Klängen, die Verbin- works from the 1920s onward. Among from ancient bucolic poetry. Musically, dung der musikalischen Stile seiner Zeit his important contributions to the in- the carefree cheerfulness of the charac- und das subtile Spiel mit der Form (die strument’s repertoire are the Sérénade ter is vividly reflected within the clear vier Stücke geben sich als locker gefügte op. 30 for flute, string trio and harp, the and catchy rhythmical structure by a Sonatine, in der das zweite die Rolle des Trio op. 40 for flute, viola and violon- predominantly staccato articulation. Scherzo übernimmt) bilden die Grund- cello, the Andante et Scherzo op. 51 for In Krishna, the third piece, a figure lage für diese wertvolle Bereicherung flute and piano, and – above all – the from the history of religion provides the des französischen Flötenrepertoires im Joueurs de flûte op. 27 for flute and programmatic model. The eponymous frühen 20. Jahrhundert. piano. Hindu god, who carries a flute at all In 1933, in his introduction to a con- times, symbolises love. Owing to its Für die Bereitstellung der Quellen sei cert programme booklet, Roussel him- elegiac character, this piece contrasts den in den Bemerkungen genannten self divided his compositional work sharply with the scherzo-like Tityre. Bibliotheken herzlich gedankt. into three periods. The Joueurs de flûte In particular, the use of Indian modes op. 27 falls within the second of these, a (ragas) and the asymmetrical 7 metre München, Frühjahr 2012 period associated with the impressionist in the first and third sections suggest Marion Beyer school, during which he employed exotic that Roussel here was working out im- (primarily Indian) modes and whole- pressions aroused by his trip to India in tone scales with conspicuous frequency. 1909. Krishna is dedicated to Roussel’s The work, which consists of four char- close friend Louis Fleury (to whom, in- acter pieces, was written in August/Sep- cidentally, Claude Debussy had dedicat- tember 1924 during a compositional ed his Syrinx for flute solo, composed phase that was exceedingly productive in 1913). Together with pianist Janine Preface in terms of chamber music. Each of the Weill, Fleury gave the premiere of the four pieces embodies a different musical four Joueurs de flûte on 17 January character, depicting an imaginary flute 1925 in a concert under the auspices player from mythology, religion or liter- of the Revue musicale at the Parisian Albert Roussel (1869–1937),

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