"Man Muss in Unserem Metier Flexibel Sein" : Gespräch Mit Jacques Saulnier

"Man Muss in Unserem Metier Flexibel Sein" : Gespräch Mit Jacques Saulnier

"Man muss in unserem Metier flexibel sein" : Gespräch mit Jacques Saulnier Autor(en): Midding, Gerhard / Saulnier, Jacques Objekttyp: Article Zeitschrift: Filmbulletin : Zeitschrift für Film und Kino Band (Jahr): 36 (1994) Heft 197 PDF erstellt am: 04.10.2021 Persistenter Link: http://doi.org/10.5169/seals-867096 Nutzungsbedingungen Die ETH-Bibliothek ist Anbieterin der digitalisierten Zeitschriften. Sie besitzt keine Urheberrechte an den Inhalten der Zeitschriften. Die Rechte liegen in der Regel bei den Herausgebern. Die auf der Plattform e-periodica veröffentlichten Dokumente stehen für nicht-kommerzielle Zwecke in Lehre und Forschung sowie für die private Nutzung frei zur Verfügung. Einzelne Dateien oder Ausdrucke aus diesem Angebot können zusammen mit diesen Nutzungsbedingungen und den korrekten Herkunftsbezeichnungen weitergegeben werden. Das Veröffentlichen von Bildern in Print- und Online-Publikationen ist nur mit vorheriger Genehmigung der Rechteinhaber erlaubt. 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Ein Dienst der ETH-Bibliothek ETH Zürich, Rämistrasse 101, 8092 Zürich, Schweiz, www.library.ethz.ch http://www.e-periodica.ch Dekor zu i want TO GO HOME Regie: Alain Resnais LE CLAN DES SICILIENS Regie: Henri Verneuil «Man muss in unserem Metier flexibel sein» Gespräch mit Jacques Saulnier Filmbulletin Monsieur Saulnier, als Grundlagen Filmbulletin In den folgenden Jahren waren Sie Ihres Metiers gelten für gewöhnlich die Architektur Assistent einiger der bedeutendsten Szenenbildner einer- und die Malerei andererseits. Was ist Ihre des französischen Kinos: nach Trauner arbeiteten Sie Herkunft? mit Max Douy, Jean André, Jacques Colombier und Jacques saulnier Ich wollte eigentlich Architekt anderen. Was waren für Sie die entscheidenden werden, ging dann aber auf die Kunsthochschule und Erfahrungen Ihrer Assistentenzeit? habe dort mein erworben. Ich die Architektur Jacques saulnier Zu sehen, wie ernsthaft die MADEMOISELLE Diplom mag Regie: Tony Richardson noch heute, bedaure meine Entscheidung aber Szenenbildner damals im französischen Kino arbeiteten. nicht, denn beim Film bekommt man sehr schnell zu Das waren Leute höchst unterschiedlichen Temperaments, sehen, was man auf dem Papier entworfen hat. die sehr unterschiedliche Dekors bauten. Ich Politisch ist die Architektur inzwischen auch ein überaus habe mich bemüht, von jedem ein Maximum seiner heikles und kompliziertes Gebiet geworden, beim Fähigkeiten "mitzunehmen", um diese später in Resnais auf die Schauplatzsuche verwenden) die ein Äquivalent für Resnais' Spiel mit den Möglichkeiten Film hat man solche Probleme nicht. meiner Arbeit umsetzen zu können. Ich habe acht Unbehaustheit und Zerrissenheit der Protagonisten. Das - zwei Schauspieler in neun Rollen, zwölf verschiedene Filmbulletin Sie debütierten als Praktikant beim Jahre lang als Assistent gearbeitet, und ich denke, ich Bürohaus in stavisky hat Saulnier als ein Labyrinth der Schlüsse - gefunden: Er spielt mit Variation und legendären Alexandre Trauner. Wie kam es zu diesem war ein sehr glücklicher Assistent, denn jeder Film Gänge und Räume angelegt, ebenso unergründlich wie Symmetrie, verknüpft die verschiedenen Schauplätze Engagement? stellte mich vor neue, vielfältige Aufgaben. die Hasardspiele und der Charakter des Titelhelden. durch ähnliche bauliche Details (so korrespondieren Jacques saulnier Ich hatte mich an einer Ausschreibung Filmbulletin Max Douy, mit dem Sie seinerzeit am Die Zwillingsfilme smoking / no smoking, für die der beispielsweise die roten Säulen, die die Gartentür der des IDHEC, der Pariser Filmhochschule, beteiligt. häufigsten arbeiteten, stand in dem Ruf, oft sehr Szenenbildner zum dritten Mal (nach providence und Villa säumen, mit den blauen Säulen der Hotelterrasse) Ich hatte das grosse Glück, dass Trauner die eigensinnig und unbeweglich auf die Wünsche der un amour de swann) mit dem César ausgezeichnet und Motive (es ist ihm gelungen, in beinahe jedem Dekor Kurse prüfte und ihm eine meiner Zeichnungen Regisseure zu reagieren. wurde, ist ein weiterer Höhepunkt in seiner einen Holzschuppen unterzubringen). aufgefallen war. Er verpflichtete mich als Zeichner für Jacques saulnier Nein, ich habe nie erlebt, dass Max Zusammenarbeit mit dem Regisseur. Saulnier gelang es nicht Juliette ou la clé des songes, einen Film von Marcel einem Regisseur wie Julien Duvivier oder Claude nur, die Atmosphäre der Schauplätze an der Ostküste Gerhard Midding Carné mit Gérard Philippe in der Hauptrolle. Ich fing Autant-Lara vorschrieb, wie er einen Film inszenieren Englands plastisch und mit viel Ironie einzufangen. Die damit an, Bäume zu zeichnen; für diesen Film haben solle. Es stimmt zwar, dass er am liebsten alles im Studio Weite der Hintergründe unterstreichen die (vermeintliche) wir einen Wald komplett im Studio gebaut. gebaut hätte und sich damit oft gegen die Skepsis Offenheit der Erzählung. Er hat in seinen Dekors der Regisseure durchsetzen musste. Wenn wir ein FILMBULLETIN 6.04 FILMBULLETIN 6.04 «Wenn wir ein Dekor bauen, geben wir natürlich häufig bereits Perspektiven und mögliche Kamerastandorte vor.» PROVIDENCE Regie: Alain Resnais Dekor bauen, geben wir natürlich häufig bereits neuartige Arbeitsweise. Bernard und ich wussten seinen Assistenten - ich glaube, damals war es François das auf den Champs-Elysées ja schon seit langem Perspektiven und mögliche Kamerastandorte vor, aber es eigentlich nie genau, was das war: die «Nouvelle Leterrier oder Alain Cavalier - auf die Suche nach nicht mehr existiert, spielen, in Biarritz, im Hôtel de geht ja nicht darum, die Dekors für sich selbst zu vague». Wir waren jung damals, etwa im gleichen einem Aussenmotiv. Da die Zeit knapp war, gab er Paris, nachgebaut. Im Interieur mussten wir natürlich bauen. Max wusste das. Alter wie die Regisseure. Es ist doch auch selbstverständlich, sich mit einem zufrieden, das eigentlich viel zu klein einiges verändern, den Lift mussten wir beispielsweise Filmbulletin Als chef décorateur debütierten Sie dass sich die Generationen ablösen. war. Ich glaube, man spürt diese Diskrepanz zwischen einbauen. dann zur Zeit der Nouvelle vague, in der die Filme Filmbulletin Ich nehme an, für les amants haben Innen und Aussen bei dem Film sehr deutlich, deshalb filmbulletin Der Aufzug, mit dem Jean-Paul vermeintlich auf der Strasse gedreht wurden. Gab es Sie im wesentlichen an den Innendekors des Landsitzes merkt man auch, dass wir die Innenszenen im Studio Belmondo eingeführt wird, wurde nachgebaut? weshalb Resnais damals grosse Differenzen zwischen Ihrer Auffassung gearbeitet, die vollständig aus Holz gebaut gebaut haben. Das ist sicher einer der Gründe, jacques saulnier Ja, Alain wollte diesen und der der Regisseure? scheinen? ich mit les amants nicht zufrieden bin. le majestätischen Effekt, wenn er mit dem Fahrstuhl herunterkommt. Jacques sAULNiER Nein, ich konnte das, was ich im Jacques SAULNiER Ja, Bernard und ich wollten ein voleur, meine zweite Zusammenarbeit mit Malle, gefällt Das gehört zu den kleinen Verschlagenheiten, traditionellen Kino gelernt hatte, im Grunde nahtlos Haus im Stil der Bourgogne bauen. Nur im Zimmer mir erheblich besser. Ich mag den Film sehr gern, den Listen, die man in unserem Metier obwohl anwenden eine Szene auf ein Kino anwenden, das ja gar nicht so neu war, Jeanne Moreaus wichen wir etwas davon ab, denn es ich mich lange mit Malle streiten musste, weil er muss, damit leichter und billiger wie die Cahiers du Cinéma damals behaupteten. Mein sollte vor allem den Charakter der Figur widerspiegeln. sich nicht davon überzeugen Hess, dass der Grossteil zu drehen ist. Ich erinnere mich, dass Resnais und ich Freund Bernard Evein, den ich von der Filmhochschule Ich finde zwar, dass Bernard und ich uns immer des Films besser im Studio gedreht würde. Das ist ja mit dem Produzenten, Alexandre Mnouchkine, auf kannte, hatte mich gebeten, mit ihm zusammen les wunderbar ergänzten - er ist eher ein Maler, ich eher ein period picture, und es hätte falsch ausgesehen, Schauplatzsuche gingen und Resnais sagte: «Jacques, amants auszustatten, da er zuwenig Assistenten Architekt -, dennoch bin ich mit dem Film nicht wenn wir versucht hätten, die Epoche an Aussen- es wäre nicht schlecht, wenn du mir am Ende der hatte. Nach Louis Malle haben wir dann mit Claude zufrieden. Ich habe ihn vor kurzem einmal schauplätzen zu rekonstruieren. Lobby einen Aufzug bauen könntest.» Ich nickte, aber Problem standen Sie sah Chabrol und Philippe de Broca gearbeitet, lauter wiedergesehen, und ich muss sagen, da gibt es eine ganze Filmbulletin Vor diesem im Monsieur Mnouchkine mich ganz erstaunt an: Sie Sie Regisseuren, die nichts gegen die Arbeit im Studio Menge, was ich heute anders machen würde. Verlauf Ihrer Karriere noch häufiger, ich denke etwa «Saulnier, sind verrückt? können doch keinen einzuwenden hatten. Das waren ja Filme mit einem relativ Filmbulletin Bei dem Film gibt es eine erstaunliche an die Kombination von Aussen- und Innenschauplätzen Fahrstuhl bauen, der funktioniert!» - «Wieso? Das ist niedrigen Budget, die aber auch entsprechend Differenz zwischen den Aussentotalen des Hauses in STAVISKY

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