Harry Leupold Bühnen- Und Szenenbilder 1952 –1992

Harry Leupold Bühnen- Und Szenenbilder 1952 –1992

HARRY LEUPOLD BÜHNEN- UND SZENENBILDER 1952 –1992 Harry Leupold Bühnen- und Szenenbilder 1952–1992 Herausgeber Matthias Leupold Szenenbild Harry Leupold Anlässlich des 80.Geburtstags von Harry Leupold, meinem Diplom 1958 arbeitete Harry Leupold als Bühnenbildner am Vater, werden mit diesem Katalog eine Zusammenschau seines Theater der Stadt Brandenburg und ab 1963 am Staatstheater Schaffens publiziert und im Filmtheather Babylon eine Auswahl Schwerin. Das DEFA-Studio für Spielfilme in Potsdam-Babels- seiner szenografischen Entwürfe präsentiert. Harry Leupold berg übertrug ihm nach kurzer Assistenzarbeit beim Chefsze- gestaltete für circa 70 Schauspiel-und Operninszenierungen nenbildner Alfred Hirschmeier ab 1966 eigene Projekte als Bühnenbilder, vor allem an den Theatern in Berlin, Brandenburg, Filmszenenbildner. Mit dem Film Jahrgang 45, Regie Jürgen Böttcher, Schwerin sowie Dresden. Seit Mitte der 60er Jahre entwickelte machte er die Erfahrung, dass nicht jeder Film, den das DEFA- er für mehr als 50 Kino-und Fernsehfilme die Szenenbilder. Studio produzierte, auch in die Kinos gelangte. Gerade Spiel- Einer Malerlehre während der Kriegswirren der vierziger filme zu Gegenwartsthemen waren begleitet von langen und Jahre in Dresden folgte eine längere Gesellenzeit auf der Insel zermürbenden Diskussionen zwischen Filmschaffenden, der Stu- Reichenau Bodensee. Während seiner Tätigkeit im Malsaal der dioleitung und der Hauptverwaltung Film des Ministeriums für Landesbühnen Sachsen gewann er zunehmend Interesse an Kultur. Erst 1990 wurde Jahrgang 45 in der Akademie der Künste künstlerisch-gestaltender Arbeit und nahm ein mehrjähriges Berlin-Ost uraufgeführt. Harry Leupolds Arbeitsspektrum war Abendstudium an der Kunsthochschule Dresden auf. 1953 begann in der Folgezeit weit gefächert und reichte von Science Fiction- er ein Bühnenbildstudium bei Professor Heinrich Kilger an der Filmen (Der 12. Mann) über historische Filme (Mohr und die Raben Hochschule für Bildende und Angewandte Kunst in Berlin von London), Kinder- und Jugendfilmen (Sieben Sommersprossen, Weißensee. Im Laufe seiner Studiums, das in eine der Glanzzeiten Insel der Schwäne) bis zu dokumentarischen Fernsehfilmen mit Berliner Theatergeschichte fiel, besuchte er zahlreiche hervorragende fiktiven Szenen Berlin( Unter den Linden). Seine Vorliebe galt den Aufführungen an den Theatern in beiden Teilen der Stadt, so im in Berlin und Umgebung realisierten Gegenwartsfilmen, wie bei- Deutschen Theater, an Brechts Berliner Ensemble, in der Komi- spielsweise Das Versteck oder Bis dass der Tod euch scheidet. schen Oper und der Städtischen Oper. An der Staatsoper und in Der Katalog vereint eine Auswahl von Skizzen, Zeichnungen den Werkstätten des Deutschen Theaters absolvierte er mehrere und Fotografien, die Grundlage für die Bildfindung der Theater- Praktika und so wurde er Zeuge bei der Entstehung der bis heute und Filmprojekte waren. Seinen künstlerischen Idealen, die für ihn geschätzten stilprägenden Inszenierungen jener Zeit. Die Klassi- im didaktischen Anspruch eines Bertolt Brecht, der veristischen ker des neorealistischen Filmes mit ihren lebensnahen Problema- Bildsprache des italienischen Neorealismus und dem Duktus seines tiken, wie Fahrraddiebe von Vittorio de Sica oder La Strada von Mentors Heinrich Kilger liegen dürften, blieb er über die Jahr- Federico Fellini sollten ihn nachhaltig beeinflussen. Nach dem zehnte treu. Jedem Entwurf ging detaillierte Recherche voraus. 4 Blickstenogramme und die Fotos, die bei der Suche nach den die damals anwesende Nomenklatura schwieg eisig. Die Liebes- Schauplätzen entstanden, waren dabei vielfach die ersten Ansätze geschichte von Paul, dem zunächst eifrigen Staatsdiener, und für die zu entwickelnden Spielräume. Die Ideen und Vorschläge Paula, die sich mühsam mit ihren beiden Kindern durchs Leben dienten auch dem Regisseur, dem Kameramann und anderen Betei- schlägt, zählt inzwischen zu den Filmklassikern und wurde für ligten als Inspiration. Harry Leupolds Szenenbilder tendieren zu Millionen Zuschauer zum Kultfilm. formaler Strenge und verhaltener Farbigkeit, jedoch vermochte Innerhalb der Retrospektive Rebel with a Cause: The Cinema er auch in Abhängigkeit vom Sujet, Bilder für das heiter-Verspielte of East Germany im Museum of Modern Art wurden 2005 die Genre zu erfinden. Mit vielen namhaften DEFA-Regisseuren beiden SpielfilmeDie Legende von Paul und Paula und Jahrgang 45 hat er zusammmengearbeitet. Es seien stellvertretend genannt: in New York gezeigt. Frank Beyer, Heiner Carow, Helmut Dziuba, Günter Reisch, Andrej Tarkowski beschreibt die Rolle des Szenenbildners in Günther Rücker, Gunther Scholz, Hermann Zschoche. Mehrere seinen Betrachtungen Die versiegelte Zeit, 1989: „Man kann Berge internationale Koproduktionen des DEFA-Studios wurden von versetzen, wenn Menschen an der Verwirklichung einer Idee ihm szenografisch vorbereitet und verwirklicht, so Peter van arbeiten, obgleich von verschiedenem Charakter, Temperament Guntens Spielfilm Pestalozzis Berg 1988/89 über den wegweisen- und Alter, gleichsam zu einer Familie werden, beseelt von einer den Pädagogen und Masahiro Shinodas Spielfilm Die Tänzerin gemeinsamen Leidenschaft. Wenn in dieser Gemeinschaft eine 1988, beruhend auf der Erzählung des japanischen Schriftstellers echte schöpferische Atmosphäre aufkommt, wird es völlig unwe- Ogai Mori. Eine italienisch-deutsche Produktion Der Reichstags- sentlich, wer eigentlich der Urheber dieser oder jener Idee war, brand (Regie Giuliano Montaldo) konnte nach umfangreichen wer auf diese Großaufnahme oder jenen hervorragenden Lichtef- Vorarbeiten nicht realisiert werden. fekt kam oder wem es als Erstem einfiel, einen Gegenstand aus Am Erfolg von Die Legende von Paul und Paula (1973, Regie einem besonders günstigen Blickwinkel aufzunehmen. Daher ist Heiner Carow, Kamera Jürgen Brauer) hatte mein Vater wesent- es wirklich nicht möglich, von einer dominierenden Rolle des lichen Anteil. Unvergessen bleibt die poetische Stimmung, die Kameramanns, des Regisseurs oder des Filmarchitekten zu spre- gleichermaßen von Realität und Fiktion durchdrungen zu sein chen: Die gefilmte Szene wird einfach zu etwas Organischem, scheint, während der legendären Fahrt auf dem bemalten Spree- das heißt, hier verschwinden aller Ehrgeiz und Eigenliebe“. kahn in der Rummelsburger Bucht in Berlin mit Angelika Dom- Möge der künstlerischen Arbeit Harry Leupolds reges Interesse röse und Winfried Glatzeder. Bei der Premiere im Berliner Kino zuteil werden. Colosseum wurde dieser Film vom Publikum spontan gefeiert, Matthias Leupold, Berlin im Juni 2008 5 Motiv: Blick aus einem Keller in der Zionskirchstraße am Teutoburger Platz 6 Jahrgang 45 Regie Jürgen Böttcher Buch Klaus Poche, Jürgen Böttcher Kamera Roland Gräf Produktionsleitung Dorothea Hildebrand Darsteller Monika Hildebrand, Rolf Römer 94 min s/w Berlin, 1960er Jahre, Gegend im Käthe-Kollwitz-Kiez In seiner optischen Grundauffassung knüpfte dieser Film an frühere DEFA-Filme wie Berlin-Ecke Schönhauser (Regie Gerhard Klein, 1956/57) und andere deutsche Gegenwartsfilme sowie Filme des italienischen Neorealismus an. Er wurde an Originalschauplätzen gedreht. Die Spielräume wurden in Originalwohnungen eingerichtet. Nach erfolgreicher Studioabnahme wurde der Film zurückgezogen und erst am 11.10.1990 in der Akademie der Künste, Berlin-Ost, uraufgeführt. 2005 zeigte das Museum of Modern Art in New York den Film innerhalb der Ausstellung „Rebels with a Cause: The Cinema of East Germany“. 1966/90 Alle Motive auf dieser Doppelseite Berlin-Prenzlauer Berg, Käthe-Kollwitz-Kiez Bild 30 Einstellung 195 (großes Foto ganz links) Zionskirchstraße (kleines Foto links) Bild 1 Motiv Kollwitzstraße (Foto unten) Die Bild- und Einstellungsnummern in den Bildunterschriften sind den jeweiligen Original-Drehbüchern entnommen. 88 Bild 1 Motiv Hinterhof 99 Bild 2 Einstellung 16 Bild 4 E 33 Zimmer Al und Li (Abb. links oben) Zimmer Al und Li (Abb. oben) Bild 31 E 207 Zimmer der Mutter (Abb. nächste Seite oben links, rechts) Szenenfoto mit Monika Hildebrand Bild 14 Einstellung 82 Kellerwerkstatt und Rolf Römer (Abb. nächste Seite unten links, rechts) 10 11 BAFA-11641 Bild 24 E 275 Szenenfoto Oxford Street London, Dekoration in der Mittelhalle, DEFA-Studio für Spielfilme, Postdam-Babelsberg 12 Mohr und die Raben von London Regie Helmut Dziuba Szenarium Gudrun Rammler, Margot Beichler nach dem Roman von Ilse und Vilmos Korn Kamera Helmut Bergmann Produktionsleitung Manfred Renger Darsteller Alfred Müller, Barbara Adolph, Gerry Wolf, Rolf Hoppe 95 min s/w London, um 1850, Zeit des Exils von Karl Marx Die umfangreichen historischen Außendekorationen baute man im DEFA-Studio in Potsdam-Babelsberg. In der Mittelhalle wurde die Oxford-Street (siehe gegenüberliegende Seite) und im Freigelände die Rabengasse als Spielort konzipiert. Für die Szenen im Spinnsaal benötigte man funktionsfähige Spinnmaschinen aus dem 19. Jahrhundert. Diese Selfaktoren wurden in einer alten Tuchfabrik in Meerane demontiert und ins Atelier gebracht. 1968 BAFA-11641 Bild 12, 26 E 132, 302 Wackelwal (Abb. oben links und rechts) Bild 12, 70 E 237, 144 Spinnsaal 14 BAFA-11641 Bild 12 E 237 Spinnsaal Atelier Große-Süd, Studio-Babelsberg mit Rabengasse in London, Dekoration Freigelände Studio-Babelsberg originalen Selfaktoren (Foto unten) (Fotos links oben und rechts) 15 3 Blickstenogramme Bild 9 E 102 Wohnung Kling Bild 9 E 104 Wohnung Kling Bild 14 E 188 Patts Pfandleihe 16 Bild 14 E 349 3 Blickstenogramme Patts Pfandleihe Bild 14 E 347 Szenenfoto Patts Pfandleihe BAFA-Album466-37a-8.

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