Signaturen, Karten und Standorte Separatum aus: Oskar Bätschmann und Paul Müller, Ferdinand Hodler. Catalogue raisonné der Gemälde. Band 1. Die Landschaften, mit Beiträgen von Regula Bolleter, Monika Brunner, Matthias Fischer, Matthias Oberli, Zürich: Schweizerisches Institut für Kunst– wissenschaft. Scheidegger & Spiess, 2008 Signaturen Die folgende Zusammenstellung von Sig­ naturen und Datierungen aus Landschafts­ gemälden Hodlers vermittelt einen Ein­ Kat. 124, Bergbach, um 1882 druck seiner sich wandelnden Handschrift. Gegenüber den frühen Arbeiten, die gele­ gentlich mit Majuskeln signiert sind, zeich­ net der Künstler später meist in Gross­ und Kleinschreibung wie «F. Hodler», seltener wie «Ferd. Hodler», zuweilen mit dem Mono­ gramm «F. H.». Hodler hat manchmal erst Jahre nach der Fertigstellung eines Gemäl­ des signiert und datiert, so dass der Duktus der Bezeichnung nicht immer typisch für die tatsächliche Entstehungszeit des Werkes Kat. 148, Die Lawine, 1887 ist. Allerdings kann die Signatur auch inner­ halb eines kurzen Zeitraums variieren, wie drei Beispiele von 1915 illustrieren. Kat. 243, Landstrasse im Vallée de Joux, 1892 Kat. 9, Seebucht bei Spiez, 1871 Kat. 249, Landschaft im Tessin, 1893 Kat. 58, Mühlebach bei Langenthal, 1876 Kat. 271, Nussbaum, 1898 Kat. 73, Landschaft bei Madrid, 1878 Kat. 274, Die Gartenlaube, 1901 Kat. 93, Mondschein am Genfersee, 1881 2 Kat. 304, Thunersee vom Finel aus, 1904 Kat. 400, Thunersee mit Niesen, 1910 Kat. 301, Bachbett am See, 1905 Kat. 409, Eiger, Mönch und Jungfrau vom Beatenberg aus, 1910 Kat. 324, Der Grammont, 1906 Kat. 445, Der Mönch mit Wolken, 1911 Kat. 341, Schnee im Engadin, 1907 Kat. 518, Genfersee mit Salève und Schwänen, 1915 Kat. 368, Steigende Nebel am Wetterhorn, Kat. 532, Les Etangs longs bei Montana, 1908 1915 Kat. 359, Der Männlichen, 1908 Kat. 536, Etang long bei Montana, 1915 3 Karten und Standorte Hodlers Standortwahl aus per Eisenbahn erreichbar. Auch in den angesteuerten Häfen von Eaux­Vives und Berner Oberländer Gemeinden Grindelwald Hermance, die Hodler mehrmals aufsuchte, Der Ausbau des schweizerischen Eisenbahn­ und Mürren, in die seit 1890/1891 ein um dort seine Staffelei am Ufer des Lac und Bergbahnnetzes im 19. und frühen 20. Schienenstrang führte, bezog Hodler mehr­ Léman aufzustellen. Jahrhundert beeinflusste das gemalte Werk mals und für längere Dauer Domizil, ebenso Hodlers Ökonomie der Standortwahl mani­ Ferdinand Hodlers nachhaltig. Der Künstler, in den Westschweizer Berg­ und Ferien­ festiert sich auch in seiner Festlegung auf der als Neunzehnjähriger noch zu Fuss von dörfern Champéry und Chesières, die seit die zu behandelnden Landschaftsaus­ Bern nach Genf wanderte,1 wählte später 1908 bzw. 1909 mit Zügen bedient wurden. schnitte. An einem Ausgangspunkt wie seine Destinationen und die einzelnen Die seit den 1870er­Jahren einsetzende, Champéry, Crans­Montana, Mürren oder der Standorte für seine Landschaftsgemälde kontinuierliche Erschliessung der Schweizer Schynige Platte endlich einmal angekom­ aufgrund ihrer bequemen Erreichbarkeit Berge durch dampfbetriebene Zahnrad­ men, richtete der Maler oftmals seinen Blick mit den öffentlichen Nah­ und Fern­ bahnen bot Hodler weitere Möglichkeiten in alle Himmelsrichtungen und begann, verkehrsmitteln. Beschwerliche Ausflüge in und Infrastrukturen für seine Landschafts­ einzelne, sich manchmal ergänzende Aus­ die Natur und in die Berge, wie sie Loosli in malerei. Seit 1893 führte von Wilderswil aus schnitte der gesamten Rundsicht zu malen. einer Anekdote schildert,2 bilden die eine Bahn auf den Gipfel der Schynige Platte Dieser künstlerische Vorgang fand einerseits Ausnahme für den Kosmopoliten Hodler, und gewährte dabei den Reisenden spek­ in einem kontinuierlichen Schaffensprozess der neben der Schweiz mit dem Zug halb takuläre Aussichten auf die Berner Ober­ während eines längeren Aufenthalts wie in Europa bereiste und beispielsweise in Paris, länder Bergwelt. Sowohl an der Zwischen­ Crans­Montana, Champéry oder auf der Madrid, Florenz, Wien, München und Jena station dieser Strecke, in Breitlauenen, als Schynige Platte statt. Er konnte sich aber Station machte. auch an der auf 1967 m ü. M. gelegenen auch über mehrere Jahre hinziehen, in Bald nach Eröffnung neuer Bahnstrecken Endstation der Schynige Platte­Bahn machte denen der Künstler einen ihm bereits begab sich auch Hodler auf die Reise in die Hodler von 1906 bis 1908 mehrmals Halt bekannten Standort erneut aufsuchte und nun gut erschlossenen Regionen. So und logierte in den dortigen Gasthäusern, neue Blickrichtungen wählte. Die hier ermöglichte es ihm die 1888 in Betrieb um während unterschiedlicher Tages­ und abgebildeten Karten des Berner Oberlandes genommene Tramlinie von Genf nach Nachtzeiten Skizzen und Gemälde des Berg­ und der Walliser­ und Waadtländer Alpen Veyrier, ohne grossen Aufwand mit seinen Panoramas anzufertigen. Weitere Bahnen, dokumentieren dieses Vorgehen. Sie zeigen Malutensilien zum Grossen und Kleinen die Hodler die Anreise zu Standorten für nicht nur die variierenden Blickrichtungen, Salève zu gelangen. In den folgenden drei Landschaftsgemälde er leichterten, waren die die Hodler von ein und demselben Standort Jahren schuf Hodler eine umfangreiche 1889 in Betrieb genommene Thunersee­ aus einnahm, sondern machen darüber Werkgruppe von Gemälden mit Sujets aus Beatenberg­Bahn, die 1906 eröffnete hinaus auch deutlich, dass er bestimmte dieser Gegend. Auch neue Linienführungen Standseilbahn auf die Heimwehfluh bei Sujets, wie etwa die Jungfrau, das Stockhorn, in die aufstrebenden Zentren des Schweizer Interlaken und die seit 1909 direkt von den Niesen oder die Dents du Midi und den Tourismus wusste der Maler bald nach ihrer Montreux aus startende und über Caux Grammont, gleichsam geographisch um­ Fertigstellung für seine Arbeit zu nutzen. führende Schmalspurbahn auf die Rochers­ kreisend aus ganz verschiedenen Blick­ 1907 begab sich Hodler ins Engadin und ins de­Naye. Andere berühmte Schwei zer winkeln wahrzunehmen und sie in immer Pays d’Enhaut, wohin er mit der 1904 bzw. Bergbahnen scheint Hodler hingegen nicht neuen Ansichten wiederzugeben versuchte. 1905 eröffneten Albulabahn und der benutzt zu haben. Weder von der Rigi oder MO Montreux­Berner Oberland­Bahn gelangte. vom Pilatus aus, noch vom Jungfrau joch, 1915 verbrachte er den Sommer in Crans­ dem Niesen oder vom Brienzer Rot horn aus, Montana, das seit 1912 mit einer Drahtseil­ deren Gipfel allesamt zwischen 1873 und bahn von Siders aus erreichbar war. 1912 per Bahn erschlossen wurden, hat der Chexbres, von wo aus der Künstler immer Künstler je ein Bild gemalt. wieder Ansichten des Genfersees und der Nachhaltig wirkte sich auch das motorisierte Alpen malte, war seit 1862 ein wichtiger Schifffahrtswesen auf Hodlers Standortwahl Knotenpunkt der Bahnstrecke Lausanne­ aus. Anlegestellen entlang des Thunersees Bern und wurde zudem seit 1904 zusätzlich wie Gunten, Oberhofen, Leissigen und durch einen Zug mit Vevey verbunden. Därligen frequentierte er fast während Chamby, eine weitere Gemeinde oberhalb seiner gesamten Schaffenszeit und malte des Genfersees, in der sich Hodler wieder­ von dort aus Berg­ und Seelandschaften. holt aufhielt, war seit 1905 von Montreux Gleiches gilt für die von der Genferseeflotte 1 Bender 1923, S. 6 und Zelger 1981, S. 12. 2 Gemeint ist Hodlers Ausflug auf die Isen­ fluh im Sommer 1902, bei der ein Lastträger für die Malutensilien zu viel Lohn forderte, Loosli 1921–24, Bd. 1, S. 143–144. 4 44 & M 8 ) & 9 ' 7 ( ; : 8 ) & 9 ' ( 6 * La Jonction R o ut e d e D R r s ize rge o eo u G St. t e e d e t u d o ’ R O n e x 0 1 km © 2008 SIK und Kohli Kartografie, Bern Die Ateliers Die Unterkünfte und Wohnungen 1874: Hodler erhält ein Atelier beim Genfer A 1872: Hodler findet Unterkunft beim Charles Bobillier und Félix Renaud, Kunstliebhaber Frank de Morsier, genauer Komponisten und Spieldosenfabrikanten Stadtplan von Genf, 1900 (Zentralbibliothek Standort unbekannt. Henri Giroud an der Rue de Carouge 78. Zürich, Kartensammlung), mit Adress­ 1 Juli / Sept. 1879: Hodler bezieht ein Atelier B um 1873: Hodler wohnt an der Rue de Angaben nach Jura Brüschweiler, an der Rue des Chaudronniers. Montchoisy 13 in Eaux­Vives. C. A. Loosli und Johannes Widmer 2 1881 bis 1902: Zu Beginn des Jahres 1881 C 1879 / 1880: Die Inhaber des «Cafe du Cen­ bezieht Hodler ein Atelier an der Grand‘Rue drier», Rue du Cendrier 15, stellen Hodler 35, das er auch als Wohung nutzt. eine Mansarde zur Verfügung. 3 Juli bis Dez. 1888: Hodler mietet ein zu­ D 1881 bis 1902: Zu Beginn des Jahres 1881 sätzliches Atelier an der Rue du Stand 11, bezieht Hodler an der Grand‘Rue 35 ein das er bis 1891 behält. Atelier, in dem er auch wohnt. 4 15. März 1902: Hodler verlässt sein E März 1902 bis November 1913: Hodler während 20 Jahren genutztes Atelier an der wohnt an der Place de Jargonnant 3. Grand’Rue und bezieht sein neues Atelier an F Dezember 1913 bis Mai 1918: Hodler be­ der Rue du Rhône 29. zieht mit seiner Frau eine neue, luxuriöse 5 April 1912 bis Mai 1918: Hodler mietet ein Wohnung am Quai du Mont Blanc 29, die zusätzliches Atelier an der Rue du Grand ihm im letzten Lebensjahr auch als Atelier Bureau 22 im Quartier Les Acacias für seine dient. grossen Wandbilder. 5 Simme Mont Pèlerin Les Sciernes- Matten $ Les d’Albeuve Rougemont 1949 Kandersteg Öschinensee Chardonne Pléiades Flendruz Saanen Jongny Montbovon Hornflue Adelboden 1360 Turbach St-Légier '!"*$ Corseaux Corsier La Tine Gstaad Gilbach Rivaz ) Le Rubli St-Saphorin Blonay 2284 Brent Lohner #% La Tour- Les
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