DIPLOMARBEIT Titel der Diplomarbeit „1.April 2000 - die Selbstdarstellung Österreichs im kulturhistorischen Kontext“ Verfasserin Jennifer Kutscher angestrebter akademischer Grad Magistra der Philosophie (Mag.phil.) Wien, 2015 Studienkennzahl lt. Studienblatt: A 317 Studienrichtung lt. Studienblatt: Theater-, Film- und Medienwissenschaft Betreuerin: Univ.-Prof. Dr. Hilde Haider Inhaltsverzeichnis EINLEITUNG ................................................................................................................ 3 1. BEGRIFFSERKLÄRUNG ........................................................................................ 8 1.1. IDENTITÄT UND DAS KOLLEKTIVE GEDÄCHTNIS ......................................................... 8 1.2. MYTHOS ................................................................................................................ 12 1.3. NATION ................................................................................................................. 14 2. ÖSTERREICHS POLITISCHE SITUATION IN DER BESATZUNGSZEIT 1945- 1955 ............................................................................................................................ 17 2.1. ÖSTERREICH – EIN BEFREITES UND ZUGLEICH BESETZTES LAND ............................. 17 2.2. DER POLITISCHE WIEDERAUFBAU ......................................................................... 20 2.2.1. GRÜNDUNG DER ERSTEN PARTEIEN UND EINER PROVISORISCHEN REGIERUNG ..... 21 2.3. DIE POLITISCHEN PARTEIEN UND IHRE NATIONALBEWUSSTSEIN .............................. 24 2.4. DER STAATSVERTRAG ........................................................................................... 26 3. DIE ÖSTERREICHISCHE KULTUR NACH 1945 .................................................. 31 3.1. DER KULTURELLE EINFLUSS DER BESATZUNGSMÄCHTE ......................................... 31 3.2. ÖSTERREICH IM „KULTURELLEN VAKUUM“ ODER „KULTURELLE EXPLOSION“ ........ 39 3.3. IDENTITÄTSSTIFTENDE ELEMENTE DURCH DIE ÖSTERREICHISCHE KULTUR .............. 41 3.3.1. SYMBOLE DES WIEDERAUFBAUS: BURG UND OPER .............................................. 41 3.3.2. DIE WIENER FESTWOCHEN ................................................................................. 44 4. DIE ÖSTERREICHISCHE FILMLANDSCHAFT 1945 - 1955 ................................ 47 4.1.WIEDERAUFNAHME DER FILMPRODUKTION .............................................................. 47 4.1.1.CHARAKTERISTISCHE SPIELFILME DER NACHKRIEGSZEIT ...................................... 49 4.1.2.DER HEIMATFILM ALS IDENTITÄTSSTIFTENDES ELEMENT ....................................... 53 4. 2. 1.ARIL 2000 ......................................................................................................... 55 4.2.1. PRODUKTIONSGESCHICHTE ................................................................................ 55 4.2.2. PLOT 1. APRIL 2000 ........................................................................................... 59 5. SEQUENZPROTOKOLL - 1.APRIL 2000 ............................................................. 64 6. IDENTITÄTSFINDUNG DURCH DIE ÖSTERREICHISCHE KULTUR .................. 70 6.1. DER RÜCKGRIFF IN DIE VERGANGENHEIT .............................................................. 71 6.2. ÖSTERREICH - EIN BILD VON KLISCHEES UND MYTHEN .......................................... 73 6.2.1. DER HABSBURGERMYTHOS ................................................................................. 74 6.3. TYPISCH ÖSTERREICHISCH .................................................................................... 80 6.3.1. DAS „WIENER MADL“ .......................................................................................... 82 6.4. DAS „KLINGENDE“ ÖSTERREICH ............................................................................ 84 6.4.1. DAS ÖSTERREICH-LIED ....................................................................................... 86 6.5. SYMBOLE – ORTE ................................................................................................. 90 1 6.5.1. DIE STAATSFARBEN – „ROT-WEIß-ROT“ .............................................................. 92 6.6. OPFERTHESE UND VERLEUGNUNG ......................................................................... 94 6.6.1. DIE MOSKAUER-DEKLARATION ............................................................................ 97 6.7. DIE DARSTELLER ALS WERBEMITTEL ................................................................... 100 7. RESÜMEE ............................................................................................................ 101 8. BIBLIOGRAPHIE ................................................................................................. 108 2 Einleitung Persönliche Motivation Die Bibliothek meines Großvaters bestand hauptsächlich aus Büchern, die vom Zweiten Weltkrieg handelte. Als Kind verbrachte ich Stunden damit diese Geschichtsbücher zu lesen. Dadurch bestand schon immer ein Interesse an den Geschehnissen des Zweiten Weltkrieges. Jedoch habe ich mich nie mit den Auswirkungen des Krieges auseinander gesetzt. Erst als ich den Film 1. April 2000 sah, erwachte mein Interesse wieder. Ich war einerseits fasziniert und zugleich erschrocken, über das im Film präsentierte Selbstbild Österreichs – es handelt sich um eine bloße Aneinanderreihung von österreichischen Klischees und Mythen. Einführung ins Thema Der 1. April 2000 ist ein Zeitdokument aus der österreichischen Film-, Regierungs- und Kulturgeschichte der Nachkriegszeit. Er entstand 1952 in der Zeit der Heimatfilme und Liebeskomödien, wo das „einfache Leben“, kombiniert mit Missverständnissen und einem Happy End, dargestellt wird. 1948 wurde von der damaligen Regierung beschlossen einen Werbefilm für und über Österreich zu drehen. Aus diesem Gedanken entstand der Film 1. April 2000. Der geplante Werbefilm für Österreich avancierte zu einer utopischen Satire, finanziert von staatlichen Geldern, die jedoch ihre ursprüngliche Bestimmung behielt und mit Klischees und Mythen der österreichischen Kultur und Geschichte wirbt. Der Film spielt im Jahr 2000. Das Intro des Filmes beginnt damit, dass der neu ernannte Ministerpräsident seine Angelobungsrede hält und er verkündet, dass Österreich, das im Jahr 2000 von vier Großmächten (Großbritannien, Frankreich, Sowjetunion und USA) besetzt ist, nun FREI sei. Christopher Fuchs schreibt über die im Film verwendete Taktik der damaligen 3 österreichischen Regierung folgendes: „Die politische Taktik erforderte jetzt den Zugriff auf Stereotypen aus dem kulturellen Gedächtnis Österreichs, um sie für eine Re-Inszenierung der nationalen Identität bereitzustellen.“1 Der 1. April 2000 wirbt mit klassischen Klischees und Mythen der Österreichischen Kultur und Geschichte, wie der Türkenbelagerung oder der österreichischen Heurigenkultur. Dabei ist auch nicht aus den Augen zu verlieren, dass die chronologische Darstellung der österreichischen Geschichte bei Maria Theresia aufhört. Außerdem wird im Film nicht darauf eingegangen, warum Österreich von den Alliierten besetzt ist. „Die Konzeption folgt dem Versuch, in einem interessanten Handlungsgerüst die heterogene Fülle von historischen Ereignissen zu einem Rückblick auf fast 1000 Jahre österreichische Geschichte, Kultur und Kunst zu ordnen. Zugleich will der Film auch die Landschaft, modernen Lebensstil und das gegenwärtige Schicksal Österreichs einbeziehen“2 Dementsprechend stellt der Film 1. April 2000 ein interessantes Zeitdokument der Nachkriegszeit über das Selbstbild und Geschichtsverständnis Österreichs dar. Fragestellung Ausgehend von der Annahme, dass Österreich nach dem Zweiten Weltkrieg auf der Suche nach seiner Identität war und dies auch durch einen staatlich finanzierten Film darstellte, ergibt sich folgende zentrale Fragestellung: „Mit welchen identitätsstiftenden Mitteln reflektiert Österreich in der Nachkriegszeit von 1945 bis 1955 im Film 1. April 2000 sein eigenes Selbstbild?“ 1 Fuchs Christopher: 1.April.2000. In: Schlemmer Gottfried, : Der österreichische Film von seinen Anfängen bis heute“. Auflg. 1/3. Wien 2003 S. 4 2 Fuchs Christopher: 1.April.2000. In: Schlemmer Gottfried, : Der österreichische Film von seinen Anfängen bis heute“. Auflg. 1/3. Wien 2003 S. 10 4 Ausdrücklich zu betonen ist, dass nicht Ziel dieser Arbeit ist zu untersuchen, ob der Film 1. April 2000 Einfluss auf die Staatsvertragsverhandlungen hatte oder nicht. Aufbau und Methodik der Arbeit Zur Behandlung der oben genannten Fragestellung wurde die Untersuchung folgendermaßen strukturiert: Das erste Kapitel behandelt die Begriffe „Identität & kollektives Gedächtnis, Mythos und Nation“ und bildet somit den definitorischen Ausgangspunkt dieser Arbeit. Bei der Begriffserläuterung von „Identität“ wird der Fokus auf die Bildung einer „kollektiven Identität“ gelegt - da die „österreichische Identität eine solche darstellt. Um eine „kollektive Identität“ zu konstituieren, braucht es ein „kollektives“ Gedächtnis. Das „kollektive Gedächtnis“ bildet sich aus gemeinschaftlichen Erfahrungen, Symbolen und Mythen. Klaus Zeyringer meint, dass eine Gemeinschaft mit „kulturellen Skripts“3 eine kollektive organisierte Erinnerung aufbaut. Dazu werden Stereotypen und Mythen des imaginären Haushalts benötigt, die nicht zuletzt eine Gruppenzugehörigkeit einfordern.4 Der Begriff „Mythos“ wird kurz umrissen, der Fokus liegt dabei auf den verschiedenen Mythenarten. Die letzte Begriffserklärung beschäftigt sich mit der „Nation“ und wird in ihren theoretischen Erklärungsmodellen kurz untersucht. Am
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