Aufgetischt Statt Weggeworfen Kommentar Berikon: Frische Lebensmittel Werden an Armutsbetroffene Abgegeben

Aufgetischt Statt Weggeworfen Kommentar Berikon: Frische Lebensmittel Werden an Armutsbetroffene Abgegeben

FREITAG, 15.11.2019 I NR. 91, 159. JAHRGANG AZ 5610 WOHLEN (AG) 1 POST CH AG I FR. 2.50 BREMGARTEN REGION BREMGARTEN MUTSCHELLEN SPORT Auch im Hinblick auf künftige Die Primarschule Fischbach- Schulhaus 1 und Turnhalle in Im letzten Spiel der Vorrunde holt Investitionen soll der Steuerfuss Göslikon soll mit Tablets ausge- Widen müssen ersetzt werden. der FC Bremgarten gegen Tabel- ab 2020 auf 97 Prozent erhöht stattet werden. Der Kredit kommt Nun soll ein Wettbewerb durch- lenführer Neuenhof ein werden. Seite 5 an die «Gmeind». Seite 7 geführt werden. Seite 11 2:2-Unentschieden. Seite 23 Aufgetischt statt weggeworfen KOMMENTAR Berikon: Frische Lebensmittel werden an Armutsbetroffene abgegeben 2,3 Millionen Tonnen Lebensmit- tel werden in der Schweiz jedes André Widmer, Jahr weggeworfen. Statt auf dem Redaktor. Teller landen sie in der Biogas- anlage, im Kompost oder im Abfall. Ein kleiner Teil dieser Zusammenhalt Lebensmittel kommt nun Sozial- hilfebezügern in Berikon zugute. erodiert Erika Obrist Während die traditionellen Kirchen in der Schweiz seit Jahren viele Wenn das Verkaufsdatum von Le- Austritte zu verzeichnen haben, bensmitteln abläuft, müssen die De- geniesst beispielsweise eine taillisten sie aus dem Sortiment neh- Freikirche wie der ICF regen Zulauf. men – obwohl sie noch lange geniess- Doch mit was haben diese Bewe- bar sind. Diese Lebensmittel landen gungen zu tun? Eine vertiefte dann in der Biogasanlage, auf dem Analyse könnte wohl ganze Bände Komposthaufen oder im Abfall statt füllen. Die Erklärungen sind sicher auf dem Teller. Dieser Lebensmittelverschwen- verschieden und haben im Falle der dung haben einige Organisationen katholischen Kirche wohl nicht nur den Kampf angesagt. Die bekanntes- mit den Skandalen der vergange- ten sind die «Schweizer Tafel» und nen Jahre zu tun. Und nicht jeder, «Tischlein deck dich». Sie sammeln der aus der Kirche austritt, dürfte Lebensmittel mit abgelaufenem Ver- dies in erster Linie deswegen tun, kaufsdatum meist bei den Grossver- teilern ein und geben sie an Institu- um Kirchensteuern zu sparen. tionen oder direkt an Menschen ab, Wirft man einen Blick auf eine die jeden Franken im Portemonnaie Statistik des Bundes, fällt auf, dass zweimal umdrehen müssen. seit 1990 sich die Zahl der Konfes- sionslosen in der ständigen Vom Laden direkt Wohnbevölkerung praktisch auf den Tisch verdoppelt hat. Seit vier Jahren sammelt auch der Verein «Aufgetischt statt weggewor- Der Vergleich mag zwar mehr als fen» Lebensmittel bei Detailhändlern Nicole Fleury (Mitte) hat das Projekt in Berikon initiert. Sie kann auf viele Freiwillige zählen. Bild: zg hinken: Doch wie den Vereinen ein und gibt sie zumeist an Sozial- kommt der Kirche eine starke hilfebezüger ab. Seit Oktober auch in gesellschaftliche Bedeutung zu. Berikon. Initiantin des Projekts ist bensmittel werden in den Jugendpa- Beim Einsammeln und Verteilen wären mitzumachen; zehn haben Vereinssterben und die offenbar Nicole Fleury aus Berikon. «Immer villon bei der reformierten Kirche unterstützt wird Nicole Fleury von umgehend zugesagt», erklärt Ruedi sinkende Bedeutung der Kirchen am Donnerstag kurz vor Laden- Mutschellen gebracht, wo sie keine Freiwilligen, unter anderem von Mit- Aschmann aus Oberwil-Lieli. Weil schluss können wir bei Coop und Mi- halbe Stunde später an Menschen gliedern der Genossenschaft KISS das gelebte Solidarität sei mit den sind auch ein Zeichen einer Erosion gros in Berikon Lebensmittel abho- verteilt werden, die von ihrer Ge- Reusstal-Mutschellen. «Als wir von Schwächsten der Gesellschaft. des gesellschaftlichen Zusammen- len, deren Verkaufsdatum an diesem meinde eine Bezugskarte erhalten diesem Projekt erfahren haben, frag- halts. Deshalb sollten uns die Tag abläuft», zeigt sie auf. Diese Le- haben. ten wir 16 Mitglieder an, ob sie bereit Bericht Seite 13 Kirchenaustritte zu denken geben. Eine Häufung 25 Millionen fürs Werbung von Austritten Alterszentrum? Dass die Landeskirchen – ob katho- Der Ausbauplan für das Alterszent- lisch oder reformiert – Austritte von rum Bärenmatt in Bremgarten ist Kirchenmitgliedern verzeichnen, dies schon einige Wochen bekannt, nun ist keine neue Entwicklung. Dieser liegt die Kostenschätzung der Mach- GRÜNE EAARGAU.CH Trend hat sich in den letzten Jahren barkeitsstudie zuhanden Verbands- GRUEN akzentuiert. abgeordneten vor: 25,8 Millionen Diese Erscheinung geht auch an der Franken. Der Überweisungsantrag Dini Zuekunft. katholischen Kirchgemeinde Hermet- geht zuhanden der Gemeinden. Sie schwil-Staffeln nicht vorbei. Von werden über das Projekt befinden, Dini Ständerätin. einer «erschreckenden» Abnahme nicht aber über die Finanzierung, die Ruth Müri sprach an der Kirchgemeindever- aus dem Betrieb der Alterszentren sammlung deshalb Kirchenpflege- Sie dürfen an die Demokratiekonferenz: Pascal Aczel aus Fischbach-Göslikon Bild: dm gestemmt werden muss. mitglied Katja Nussbaumer ange- und Jasmin Pfeuti aus Hägglingen von der Kanti Wohlen. Der Ausbauplan für das Alterszent- sichts der Statistik: Innert eines Jah- rum Bärenmatt in Bremgarten sieht res ging die Zahl von 388 auf noch einerseits einen Erweiterungsbau 340 stimmberechtigte Mitglieder zu- zwischen dem bisherigen Gebäude rück. Dies ist eine Abnahme von über Von der Kanti nach Stuttgart und der Promenadenstrasse mit 29 zehn Prozent innerhalb eines Jahres. Pflegebetten vor. Andererseits ist die Die Gründe waren unterschiedlich: Sanierung des «Altbaus» mit neu 10 Als Gast an der Demokratiekonferenz änderat Neben Austritten und Todesfällen Pflegezimmern und 27 Alterswoh- Thierry Burkart in den St auch Wegzüge. Nun hofft man in Her- nungen vorgesehen. Für den neuen metschwil-Staffeln, dass diese hohe Ein bisschen Ehrfurcht, Respekt und gau willkommen. Jasmin Pfeuti aus Pflegetrakt Südwest mit zwei Unter- Die starke Stimme Zahl doch eher die Ausnahme war. Vorfreude. Das verspüren Jasmin Hägglingen und Pascal Aczel aus geschossen sind 10,63 Millionen Jetzt «Wir sind im Pastoralraum nicht Pfeuti und Pascal Aczel. Die beiden Fischbach-Göslikon dürfen die zwei- Franken geschätzt. Der Umbau bezie- für den Aargau die Einzigen. Es ist ein Zeichen der dürfen auf höchster Ebene rund um ürgerlich gilt’s ! tägige Konferenz vom 28. und 29. No- hungsweise die Sanierung des be- gradlinig – überzeugend – b Zeit», erklärte Kirchenpräsidentin die Demokratie mitdiskutieren. Der vember besuchen, weil sie einen Auf- stehenden Gebäudes des Alterszent- Clivia Kempter. Immerhin erhält das Top-Anlass nennt sich Demokratie- satzwettbewerb gewonnen haben. Sie rums Bärenmatt wiederum kostet Seelsorgeteam mit Claudio Gabriel ab konferenz. Das Land Baden-Würt- haben sich gegen 70 weitere Bewer- schätzungsweise 15,17 Millionen Februar 2020 Zuwachs. --aw temberg gewährt in Stuttgart Gast- ber durchgesetzt. --dm Franken. --aw recht. Ministerpräsident Winfried Bericht Seite 3 Kretschmann heisst den Kanton Aar- Bericht Seite 25 Bericht Seite 3 FREITAG, 15. NOVEMBER 2019 MUTSCHELLEN 13 Gelebte Solidarität Berikon: Projekt «Aufgetischt statt Weggeworfen» ist angelaufen Lebensmittel, deren Verkaufs- Berikon ab und bringen sie direkt in datum abläuft, bei den Grossver- den Jugendpavillon. Dort werden die Lebensmittel am gleichen Abend an teilern abholen und am gleichen die Bezugsberechtigten verteilt. Abend an Sozialhilfeempfänger Lebensmittel erhalten Sozialhilfe- abgeben – so funktioniert empfänger und Asylsuchende. Ihre «Aufgetischt statt Weggewor- Wohngemeinde gibt ihnen eine Be- zugskarte ab, auf der auch angege- fen». Seit ein paar Wochen auch ben ist, wie viele Personen im Haus- in Berikon. halt wohnen. Die Freiwilligen vertei- len die Lebensmittel an die Erika Obrist Wichtig ist mir Ein Drittel aller essbaren Lebensmit- « tel wird weggeworfen. In der Schweiz das Soziale etwa 2,3 Millionen Tonnen. Jedes Nicole Fleury, Initiantin Jahr. Das sind ungeheuer grosse Mengen an Gemüse, Backwaren, Bezügerinnen und Bezüger. Diese be- Früchten, Fleisch, Eiern, Käse, Milch, zahlen pauschal einen Franken pro Salaten sowie Halbfertig- und Fertig- Abend. Damit nicht immer die glei- produkten. Lebensmittel, die in chen Personen zuerst an die Reihe Haushalten mit wenig Geld hochwill- kommen, müssen sie Nummern zie- kommen wären. hen. So könnten die Gaben gerechter Dass derart viele Lebensmittel verteilt werden. «Übrig geblieben ist weggeworfen werden, stört auch Ni- bis jetzt noch nie etwas», weiss Nicole cole Fleury aus Berikon. Sie hat im Fleury. Auch nicht am Abend vor Al- Internet gestöbert und ist auf den lerheiligen, als das Angebot beson- Verein «Aufgetischt statt Weggewor- ders üppig war. «102 Kilogramm Le- fen» gestossen. Dieser Verein sam- bensmittel und 20 Liter Milch konn- melt bei Detailhändlern, Bäckereien, ten wir damals abgeben.» Metzgereien und Landwirten Lebens- mittel ein, deren Verkaufsdatum ab- Ausdehnen ist möglich läuft, und gibt diese noch am glei- chen Tag an Menschen weiter, deren Bis jetzt beteiligt sich die Gemeinde Portemonnaie nicht immer gefüllt ist. Berikon am Projekt. Die Kirchge- meinden haben ebenfalls Personen Raum von der gemeldet, die jeden Rappen zweimal umdrehen müssen, bevor sie ihn aus- reformierten Kirchgemeinde Nicole Fleury (links) ist froh, auf die Unterstützung von freiwilligen Helferinnen und Helfern zählen zu können. Bild: zg geben. Auch diese Menschen sind «Ich setzte mich mit Sonja Gehrig, dankbar, wenn sie einmal in der Wo- der Präsidentin des Vereins, in Ver- che ihr Haushaltsportemonnaie et- bindung», blickt Nicole Fleury zu- Also wandte sich Nicole Fleury an ans Projekt «Aufgetischt statt Wegge- nossenschaft hat 16 Mitglieder

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