
Zeitschrift der Bundespolizei 40. Jahrgang ISSN 2190-6718 2-2013 Wenn Helfer Hilfe brauchen In- & Ausland Letzte Destination: der Flughafen Khartum Seite 15 Sport & Gesundheit Was tun bei Kontakt mit HIV-Infizierten? Seite 32 Zu guter Letzt Identitätsfeststellung auf dem Bahnhofsvorplatz Seite 38 | 2-2013 Inhalt Der verlängerte Arm der Damals … Mot-Streife an Fankundige Beamte der Kriminalitätsbekämpfung der Westgrenze Bundespolizeidirektion Berlin Die Beamten der Mobilen Fahndungs- Rolf Steffes war im Jahr 1976 Mot- Sie beschaffen Informationen über einheiten observieren aus getarnten Streifer der ersten Stunde. Er erinnert das Fanverhalten und begleiten die Lieferwagen heraus oder klären auf sich an eine Zeit, als an Reisefreiheit Fußballanhänger. Bundespolizei offener Straße verdeckt auf. noch nicht zu denken war. kompakt traf zwei von ihnen. Seite 11 Seite 20 Seite 25 Titelthema Personal & Haushalt Sport & Gesundheit Sie helfen nach belastenden Damals ... Was tun bei Kontakt mit Einsätzen: Peers ............4 Mot-Streife an der Westgrenze . 20 HIV-Infizierten?.............32 „Niemand möchte von anderen als 5 Fragen an ... .............23 schwach hingestellt werden!“ ...8 Außenansicht ..............24 Technik & Logistik Kommentar. ...............10 Medizinische Hilfe auf hoher Portrait See . 34 In- & Ausland „Leidenschaft und Beruf muss Der verlängerte Arm der man trennen können.“ .......25 Leserbriefe Kriminalitätsbekämpfung ......11 ........................37 Letzte Destination: Recht & Wissen der Flughafen Khartum .......15 Es kommt Besuch ... ........28 Zu guter Letzt Menschenhandel - STAR – International Police Identitätsfeststellung auf dem ein brutales Geschäft ........18 Exchange.................30 Bahnhofsvorplatz ...........38 | 2-2013 Impressum Herausgeber Bundespolizeipräsidium Redaktion Ivo Priebe (V.i.S.d.P.) 3 Anja Voss, Marcus Bindermann, Nathalie Lumpé, Ines Rabe, Daniela Scholz, Ulrike Wulf, Torsten Tiedemann, Thomas Borowik, Thorsten Völlmecke, Sven Drese, Christian Altenhofen, Rudolf Höser, Kurt Lachnit, Torsten Tamm Anschrift Heinrich-Mann-Allee 103 14473 Potsdam Liebe Leserinnen und Leser, Telefon 0331 97997-9405, als sich das tragische Unglück am auch mit dem Ziel, der Auffassung Telefax Berliner Olympiastadion ereignete, entgegenzutreten, dass Polizistinnen 0331 97997-9411 befand sich die aktuelle Ausgabe der und Polizisten in jeder Situation ihren gerade im Schlusslektorat. Mann beziehungsweise ihre Frau zu E-Mail kompakt [email protected] Das Titelthema „Wenn Helfer Hilfe stehen haben. Wir funktionieren zwar brauchen“ war plötzlich mehr denn je in der Abarbeitung einer polizeilichen Intranet Bundespolizei traurige Realität. Lage, aber auch gerade deshalb kompakt.polizei.bund.de sollten wir nicht vergessen, dass auch Internet Am 27. März haben rund 1 000 wir mit dem Erlebten umgehen und bundespolizei.de/kompakt Kollegen, Weggefährten und Freunde klarkommen müssen. in einer bewegenden Trauerfeier im Layout & Satz Beisein der Familie Abschied von Nach belastenden Situationen Fachinformations- und Medienstelle der Bundespolizei unserem verstorbenen Kollegen ist Hilfe da. Die Peers der Bundes- genommen. Die gesamte Bundespo- polizei helfen und begleiten, hören Druck lizei hat in dieser Zeit der Trauer viel zu und vermitteln. Sie bieten, falls ge- Bonifatius GmbH Paderborn Anteilnahme und Zuspruch erfah- wünscht, auch weitergehende Unter- ren. Behördenvertreter, Bürger und stützung an. Das Thema „Wenn Helfer Auflage Kollegen aus vielen Ländern Euro- Hilfe brauchen“ soll Sie daher nicht 10 600 pas kondolierten. Ein Netzwerk aus nur informieren, sondern auch als Ap- Erscheinung psychosozialer Notfallversorgung und pell verstanden werden, in psychisch 6-mal jährlich kirchlicher Seelsorge hat unmittelbar belastenden Situationen Hilfe für sich nach dem Unglück mit der Betreuung einzufordern und anzunehmen. Wir danken allen Autoren für die in dieser der unmittelbar Betroffenen begon- Ausgabe veröffentlichten Beiträge. Für den Inhalt der Beiträge sind nen. Viele Kolleginnen und Kollegen Den Hinterbliebenen unseres grundsätzlich die Autoren verantwortlich. sind in diesen schweren Stunden Kollegen wünschen wir viel Kraft und Die Redaktion behält sich das Recht der näher zusammengerückt. unseren verletzten Kolleginnen und Kürzung und Änderung von Beiträgen vor. Kollegen baldige Genesung. Redaktionsschluss In den darauffolgenden Tagen für die Ausgabe 3-2013 haben wir in der Redaktion intensiv Passen Sie auf sich auf! 17. April 2013 miteinander diskutiert, ob wir die Titelbild bereits druckfertigen Artikel in dieser Ihr Ivo Priebe Christian Skerbic Form noch veröffentlichen wollen Redaktion Bundespolizei kompakt oder nicht. Letztendlich haben wir uns dann doch dazu entschieden – Titelthema Sie helfen nach belastenden Einsätzen: Peers An einem Bahnübergang in Süddeutschland erfasst am 27. Dezember 2012 eine Regionalbahn eine 15-jährige Jugendliche, die auf der Stelle tot ist. Ihre 16-jährige Begleiterin muss den Unfall hilflos mit ansehen und erleidet einen Schock. Die Zugreisenden und das Zugpersonal bleiben unverletzt. Kein alltäglicher Einsatz für die Bundespolizisten, die als Erste am Unfallort eintreffen.* Nachsorge- Der Peer schaut ihn an und sagt: scheinlich im Laufe ihrer Dienstzeit mit Beim gespräch mit dem „Ich weiß, wie du dich fühlst!“ Die solchen oder ähnlichen Ereignissen Peer der Dienststelle berichtet einer beiden schauen sich lange an, der konfrontiert. In ihren Reaktionen auf der Beamten, dass die eigene Tochter Beamte schnauft hörbar durch und außergewöhnliche Belastungen unter- die gleiche Jacke trägt wie die Ver- sagt: „Danke.“ scheiden sie sich von den unmittelbar storbene. Das Bild der Jacke mit der Betroffenen – den Opfern oder deren Vorstellung, die eigene Tochter wäre Viele Beamte der Bundespolizei, Angehörigen. Während diese unter bei dem Unfall verstorben, gehe ihm insbesondere in bahnpolizeilichen dem Eindruck des Ereignisses häufig seitdem nicht mehr aus dem Kopf. Aufgabengebieten, werden sehr wahr- wie gelähmt erscheinen, greifen | 2-2013 Der Begriff „Peer“ (aus dem Englischen: Kollege, Kamerad, Freund) bezeichnet 5 Mitarbeiter, die im Fachgebiet Psychotrauma- tologie besonders geschult sind. Ein Peer unterstützt die Kollegen nach belastenden Einsätzen. Oftmals sind sie auch die ersten Ansprechpartner nach solchen Ereignissen. Der wesentliche Vorteil der Peers besteht zum einen in der Sachkenntnis, der sogenannten Feldkompetenz. Peers wissen häufig aus eigener langjähriger Erfahrung, was an einem Einsatzort abläuft und wie die Arbeit in einer Dienststelle or- ganisiert ist. Zum anderen sind es die Zugehörigkeit zur selben Organisati- on, die Kameradschaft der Polizisten untereinander und ein unausge- häufig: „Während des Einsatzes habe sprochenes kollektives Wissen über Einsatzkräfte dagegen oftmals auf ich nicht groß darüber nachgedacht, gemeinsam durchstandene Einsätze, erlernte Handlungsmuster zurück, die es hat sich bei mir der Autopilot ein- die eine Akzeptanz schaffen, an die es ihnen ermöglichen, die Arbeit vor geschaltet.“ Der erlebte Anteil der kaum ein Externer heranreicht. Nur Ort zu bewältigen. Die Verarbeitung Geschehnisse wird jedoch inner- die konkrete Erfahrung im Einsatz- des Erlebten setzt oft erst verzögert psychisch „nachgeholt“ und drängt bereich ermöglicht es dem Peer, in einige Stunden oder Tage nach dem sich später in das Erleben der Gesprächen zu sagen: „Ich denke, Einsatz ein. Einsatzkräfte berichten Beamten. ich weiß, wie es dir jetzt geht.“ An einem Unfallort werden die Einsatzkräfte mit unzähligen Eindrücken konfrontiert, die sie oft erst später verarbeiten. Foto: Bundespolizei | 2-2013 6 | 2-2013 Coolness und Verdrän- informiert. Jeder kann nach solchen ich immer noch davon träume?“) und gung machen krank Einsätzen Hilfe bei der Verarbeitung zur Normalisierung von Veränderun- in Anspruch nehmen. Alle Angebote gen nach belastenden Ereignissen, basieren auf Freiwilligkeit. Zumeist wie Schlafstörungen, sich aufdrän- „Junge, wenn du das nicht ab- führen die Peers Gespräche mit genden Wiedererinnerungen oder kannst, musst du Bäcker werden!“ einzelnen Beamten. Handelt es sich Verhaltensänderungen, beitragen. Mit solchen oder ähnlichen Aus- jedoch um ein Ereignis, bei dem Übersteigen die in den Gesprächen 7 sprüchen sahen sich vermutlich viele mehrere Beamte beteiligt und sicht- vorgetragenen Inhalte die Kompetenz schon konfrontiert. Peers können lich betroffen sind, kann das Erlebte der Peers oder halten die Verände- in der persönlichen Betreuung der auch zusätzlich in der Gruppe bei rungen an, vermitteln die Peers vermeintlichen Stärke durch Verdrän- einem sogenannten „Debriefing“ mit Kontakt zu psychosozialen Fach- gung oder Verleugnung von Belas- mehreren Peers oder psychosozialen kräften der Bundespolizei oder tungen wirksam begegnen. Denn vor Fachkräften aufgearbeitet werden. externen Ärzten und Psychothera- allem unter jungen oder unerfahrenen peuten. Einsatzkräften ist diese Haltung noch Die Peers sind in ihren Dienst- häufig verbreitet. Und nur so kann es stellen Ansprechpartner für Mitarbei- Nach mehreren Gesprächen mit gelingen, eine adäquate Form der ter und Vorgesetzte in allen Belangen dem Peer konnte der beim eingangs Bewältigung von Belastungen anzu- zum Thema psychosoziale Notfallver- erwähnten Zugunglück eingesetzte regen, die zur Erholung und Gesund- sorgung. Sie bilden zusammen mit Beamte die schlimmen Erlebnisse erhaltung der Einsatzkräfte führt. den Psychosozialen Fachkräften in verarbeiten. Er war dankbar für
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