Der Coca-Cola-Report Von Foodwatch

Der Coca-Cola-Report Von Foodwatch

DER COCA-COLA- REPORT IMPRESSUM Herausgeber Martin Rücker (V.i.S.d.P.) foodwatch e. V. Brunnenstraße 181 10119 Berlin Fon +49 (0) 30 / 24 04 76 - 0 Fax +49 (0) 30 / 24 04 76 - 26 E-mail [email protected] www.foodwatch.de Spendenkonto foodwatch e. V. GLS Gemeinschaftsbank IBAN DE 5043 0609 6701 0424 6400 BIC GENO DEM 1 GLS Redaktion unter Mitarbeit von Marcus Brian Gestaltung und Grafiken auf den Seiten 37, 38 und 39 puredesign. Annette Klusmann Grafiken und Schaubilder auf den Seiten 12, 13, 16, 19, 21, 23, 25, 32, 33, 34, 41, 43, 47, 48, 49, 51, 57, 82 und 96 Dirk Heider Korrektorat Lektoratsbüro Wortcheck, Berlin Motiv Rückseite Nadia Zerouali / Alamy Stock Photo Redaktionsschluss Februar 2018 DER COCA-COLA-REPORT Über die Verantwortung des Getränke-Giganten für die Epidemie chronischer Erkrankungen. 3 COCA-COLA-REPORT 2018 – NAME DER RUBRIK INHALTSVERZEICHNIS 1 EINFÜHRUNG UND ZUSAMMENFASSUNG 6 1.1 Vorwort 6 1.2 Adipositas und Diabetes auf dem Vormarsch 7 1.3 Das Dilemma der Getränkeindustrie 8 1.4 Weshalb die individuelle Verantwortung der 9 Verbraucherinnen und Verbraucher begrenzt ist 2 VON A WIE ADIPOSITAS BIS Z WIE ZAHNKARIES: 12 DIE UNRÜHMLICHE ROLLE DER ZUCKERGETRÄNKE 2.1 Übergewicht / Adipositas 13 2.2 Diabetes 16 2.3 Zahnkrankheiten 19 2.4 Nicht-alkoholische Fettleber 21 2.5 Herzkrankheiten 23 2.6 Gicht 25 2.7 Todesursachen 26 2.8 Zusammenfassung 27 3 DAS GESCHÄFT MIT LIMO & CO. 31 3.1 Coca-Cola dominiert den Markt – 31 weltweit und in Deutschland 3.2 Zuckergetränke: ein einträgliches Geschäft 40 3.3 Gesundheitstrend: Sind die süßen Jahre nun vorbei? 42 3.4 Die Profiteure hinter dem süßen Geschäft: 44 Warren Buffett & Co. 3.5 Die Werbestrategie: verstecktes Kindermarketing mit Sportstars und Influencern 48 3.6 Zusammenfassung 59 4 INHALTSVERZEICHNIS 4 WAS IST ZU TUN? POLITISCHE 64 MASSNAHMEN FÜR GESUNDE ERNÄHRUNG 4.1 Bildung und Aufklärung der 64 Verbraucherinnen und Verbraucher 4.2 Verbraucherfreundliche Kennzeichnung 68 4.3 Freiwillige Strategien zur Senkung des Zuckergehalts 72 oder anderer gesundheitlich relevanter Nährstoffe 4.4 Beschränkungen der an Kinder gerichteten Werbung 76 4.5 Steuerliche Instumente 81 5 ZENTRALE STRATEGIEN DER REGULIERUNGS- 91 ABWEHR – VIER THESEN VON FOODWATCH Strategie 1: Zweifel an wissenschaftlicher Evidenz säen 91 Strategie 2: andere Risikofaktoren in den Vordergrund spielen 92 Strategie 3: freiwillige Selbstverpflichtungen eingehen 94 Strategie 4: Partikular-Interessen als Gemeinwohl- 95 Interessen verschleiern 6 FOODWATCH-FORDERUNGEN 96 FÜR EINE GESUNDE ERNÄHRUNG ENDNOTEN 98 ENGLISCHE ZITATE IM ORIGINAL 106 5 EINFÜHRUNG UND ZUSAMMENFASSUNG 1 EINFÜHRUNG UND ZUSAMMENFASSUNG weltweit die häufigste Todesursache.6 Happiness? Wer 1.1 VORWORT Betroffene oder Angehörige fragt, bekommt vermut- lich eine andere Antwort. Wer von den gesundheitli- „Eine Geschichte von über 130 Jahren Lebensfreude“– chen Folgen betroffen ist, verbindet andere Attribute so blickt das Unternehmen Coca-Cola, Weltmarktfüh- mit Cola, Fanta oder Sprite. Doch der Coca-Cola- rer für sogenannte Erfrischungsgetränke, auf seine ei- Konzern schafft es in der breiten Bevölkerung trotz gene Historie.1 „Lebensfreude“, dieses Attribut ist in alledem, sein gutes Image aufrechtzuerhalten. Die der Selbstdarstellung des Konzerns allgegenwärtig. Marke Coca-Cola ist eine der „wertvollsten“ der Welt. „Mach dir Freude auf“ oder „Open Happiness“ war Das unterscheidet die Getränkeindustrie bisher von viele Jahre der zentrale Werbespruch – und das welt- der Tabak-Industrie. Die Methoden der politischen weit.2 Die größten Sportevents der Welt, für viele In- Arbeit hingegen – das Lobbying – folgen bei beiden begriff der Lebensfreude, werden Jahr für Jahr gespon- Branchen dem gleichen Muster. sert.3 Der Konzern hat sogar ein eigenes „Happiness Institut“ gegründet, das Studien über Glücksempfin- Durch gekaufte Forschung wurden Zweifel an der den anfertigt und, nach eigener Aussage, „Lebens- Schädlichkeit der eigenen Produkte gesät. Durch mil- freude eine Plattform geben“ soll.4 „Lebensfreude“ ist lionenschwere Sportsponsorings wird der Einfluss an- für Coca-Cola das, was für die Zigarettenmarke Mar- derer Risikofaktoren wie Bewegungsmangel in den Vor- lboro die „Freiheit“ war: das Gefühl, was wir Ver- dergrund gespielt. Durch schwache freiwillige Selbst- braucherinnen und Verbraucher am stärksten mit der verpflichtungen werden strikte gesetzliche Vorgaben Marke verbinden sollen. Der sogenannte Markenkern, verhindert oder verzögert. Durch Klagen und Mei- wie Werbefachleute es nennen. „Coca-Cola“ soll gleich- nungskampagnen werden die Einführung von Sonder- bedeutend mit „Lebensfreude“ werden. abgaben auf Zuckergetränke oder von Größenbe- schränkungen für XXL-Becher bekämpft. Diese orche- Die Wahrheit könnte kaum weiter entfernt sein von strierte Abwehr des Gesundheitsschutzes inszeniert diesem Image. Der wahre Kern der Marke Coca-Cola die Getränkeindustrie letztlich auch noch als soziale ist das Gegenteil von Lebensfreude, es ist Krankheit. Tat, als Einsatz für die Freiheit der Verbraucherinnen Es ist die Welle chronischer Erkrankungen, die den und Verbraucher – ja sogar als Einsatz für die sozial Globus seit mehreren Dekaden erschüttert. Der Ge- Benachteiligten. Dieser Report soll die unrühmliche tränke-Riese mit Sitz in Atlanta (USA) fördert die welt- Rolle der Getränkeindustrie und des Platzhirschen weite Adipositas- und Diabetes-Epidemie wie kaum Coca-Cola in der weltweiten Epidemie chronischer ein anderes Unternehmen. Der Hauptumsatztreiber Krankheiten beleuchten und Wege aufzeigen, wie des Konzerns sind nachweislich krank machende die Branche in die Pflicht genommen werden kann. Produkte, zuckergesüßte Getränke. Schon eine einzi- ge Dose am Tag erhöht das Risiko für die Entstehung von Übergewicht und Typ-2-Diabetes.5 Zudem zeigen immer mehr Studien eine direkte Assoziation zwischen dem Konsum von Zuckergetränken und der Entstehung koronarer Herzkrankheiten, hierzulande wie auch 6 EINFÜHRUNG UND ZUSAMMENFASSUNG ausgewogenen Ernährung vereinbar ist, gilt bereits 1.2 ADIPOSITAS eine Dose Limonade am Tag als „zu viel“. Zuckerge- UND DIABETES AUF süßte Getränke bringen zusätzliche Kalorien, ohne einen entsprechenden Sättigungseffekt. Das macht sie DEM VORMARSCH so gefährlich. Die Lage ist ernst: Sowohl die Weltgesundheits- Hierzulande erfreuen sich Zuckergetränke größter organisation (WHO) als auch die Organisation für Beliebtheit: Deutschland ist mit etwa 84 Liter pro Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Kopf und Jahr eines der Länder mit dem weltweit (OECD) sprechen von einer „globalen Adipositas- höchsten Verbrauch. Jungen zwischen 12 und 17 Jah- Epidemie.“ 7,8 Seit 1975 hat sich die Anzahl der Be- ren trinken durchschnittlich sogar etwa einen halben troffenen weltweit fast verdreifacht!9 Und seit etwa Liter Zuckergetränke pro Tag.18 Zum Vergleich: Die einem Jahrzehnt sind weltweit erstmals mehr Men- Amerikanische Herzgesellschaft empfiehlt für Heran- schen fettleibig als untergewichtig.10 In Deutschland wachsende maximal 240 Milliliter – pro Woche! Das gilt aktuell jeder vierte Erwachsene und jeder zehnte Robert Koch-Institut stellte 2013 folgerichtig fest, Jugendliche in Deutschland als fettleibig.11 Ein ähnlich „dass in Deutschland ein hohes Präventionspotenzial besorgniserregendes Bild zeigt sich bei der Prävalenz bzgl. des Konsums zuckerhaltiger Getränke besteht.“ von Diabetes mellitus, der sogenannten Zuckerkrank- Dies gelte „insbesondere für Kinder, Jugendliche und heit. Im jüngsten nationalen Gesundheitsbebericht junge Erwachsene.“19 wird die Zahl der in Deutschland an Typ-2-Diabe- tes erkrankten Personen auf 6,7 Millionen geschätzt, Tendenz steigend.12 Daraus entsteht nicht bloß milli- onenfaches physisches und psychisches Leid bei den Betroffenen, sondern zudem auch ein erhebli- cher volkswirtschaftlicher Schaden. Adipositas allein führt Schätzungen zufolge zu gesamtgesellschaftli- chen (direkten und indirekten) Kosten in Höhe von 63 Milliarden Euro jährlich13, Diabetes schätzungs- weise zu Kosten in Höhe von 35 Milliarden Euro.14 Diese Kosten werden von der Allgemeinheit getragen. Eine unausgewogene Ernährungsweise gilt als eine der Hauptursachen für diese dramatische Entwicklung.15,16 Eine Produktgruppe wird dabei besonders herausge- stellt, und auch seitens der WHO als „wesentliche“ Ursache für Fettleibigkeit und Typ-2-Diabetes gese- hen: Zuckergetränke.17 Während bei Süßwaren oder anderen Snacks „eine Handvoll“ am Tag mit einer > 7 COCA-COLA-REPORT 2018 – EINFÜHRUNG UND ZUSAMMENFASSUNG Problems durchaus bewusst, das zeigt ein Blick in den 1.3 DAS DILEMMA DER Nachhaltigkeits bericht 2015. Im Kapitel „Individuel- GETRÄNKE-INDUSTRIE les Wohlbefinden stärken“ hat sich das Unternehmen verschiedene „Ziele für 2020“ gesetzt. Darunter: „Überproportionales Werbeinvestment für Light- und Woher kommt dieser Durst nach Zuckergetränken, Zerogetränke im Vergleich zu Werbung für klassische vor allem bei jungen Bevölkerungsschichten? Und Erfrischungsgetränke“. In die gleiche Kerbe schlägt die weshalb ist es für die Getränkeindustrie so schwie- „Sweetener-Challenge“, die der Konzern im Herbst rig, einen Wandel zu vollziehen und schlichtweg mit 2017 ausrief. Coca-Cola stellt dabei eine Million US- gesunden Produkten zu wachsen? Ganz einfach: Mit Dollar für „die wissenschaftliche Erforschung eines ungesunden Produkten lässt sich schlicht und einfach neuen natürlichen Süßungsmittels“ in Aussicht.22 das meiste Geld verdienen. Dementsprechend hoch sind die Anreize für die Lebensmittelwirtschaft, un- Die Antwort des Konzerns auf

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