1 DER SCHATZGRÄBER Oper in einem Vorspiel, vier Aufzügen und einem Nachspiel von Franz Schreker Der König..........................................................Hoher Bass Die Königin ......................................................Stumme Rolle Der Kanzler.......................................................Tenor Der Graf (Herold des zweiten Aufzugs) ...........Bariton Der Magister (des Königs Leibarzt) .................Bass Der Narr ............................................................Tenor Der Vogt............................................................Bariton Der Junker.........................................................dunkel gefärbter Bariton (oder hoher Bass) Elis, ein fahrender Sänger und Scholar.............Tenor Der Schultheiß ..................................................Bass Der Schreiber ....................................................Tenor Der Wirt ............................................................Bass Els, dessen Tochter ...........................................Sopran Albi, dessen Knecht ..........................................lyrischer Tenor Ein Landsknecht................................................Bass (tief) Erster Bürger.....................................................Tenor Zweiter Bürger..................................................Bariton Dritter Bürger....................................................Bass Erste alte Jungfer...............................................Mezzosopran Zweite alte Jungfer............................................Mezzosopran (oder Alt) Ein Weib ...........................................................Alt (oder Mezzosopran) Herzoge, Grafen, Ritter, Edle und ihre Frauen, Landsknechte (Soldaten), Mönche, ein Henker, ein Büttel, Volk. Schauplatz der Handlung: Ein deutsches Königreich Zeit der Handlung: Mittelalter der erste, zweite, dritte und vierte Aufzug spielen im Zeitraum einer Woche, das Vorspiel etwas acht Wochen früher, das Nachspiel ein Jahr später als der vierte Akt Größere Pause nach dem 3. Aufzug (ohne Kürzungen) 2 VORSPIEL Gemach im Palast des Königs. Der König, KÖNIG der Narr. Der Esel! NARR lachend KÖNIG Das stimmt. den Deckel einer mit Kostbarkeiten gefüllten Schatulle aufschlagend KÖNIG Was sagst Du dazu? unvermittelt, den Deckel der Schatulle geräuschvoll schließend, zornig NARR Sie will ihn nicht haben: Hm – ja… sie weist ihn zurück. KÖNIG NARR Aus Indien, Narr, Wer? – Wen? – eines Kaisers würdig! KÖNIG NARR Meine Frau, die Königin – So nennt Euch Kaiser! NARR komisch übertrieben KÖNIG Den Kanzler? Hör’ auf zu spaßen; bin nicht gelaunt… KÖNIG wütend Den Schmuck da. NARR Auch gut! NARR Recht so! KÖNIG Sieh her, Narr, sieh KÖNIG dirs genauer an – Was? – welche Pracht im Schliff, wie fein ziseliert! NARR Sie will den alten – NARR Es glitzert wie Glas – KÖNIG doch Glas ist schöner. Welchen Alten –? KÖNIG ärgerlich NARR Narr! den gestohl’nen. NARR KÖNIG abwehrend Jawohl! Hör’ auf, du Strolch! Du weißt’s wie ich: KÖNIG Der ist verloren, Sei vernünftig ’mal! den schafft mir keiner. Wer soll mir raten, wenn nicht der Narr? NARR hämisch Wozu nur habt Ihr den Mann – NARR mit dem Bart, Euer Kanzler, Herr! den Minister der Polizei? 3 NARR KÖNIG Ihr seid zu komisch, Den lass’ ich hängen. Herr Majestät! immer noch lachend NARR Der geraubte Schatz Auch recht! und der hohe Erbe – Ihr werft doch alles KÖNIG in einen Topf! Begreifst du’s, Narr? Sie träumt ihm nach, KÖNIG halb für sich dem gleißenden Tand – Was weiß ein Narr wie einem Geliebten. auch von Frauen! Verweinten Auges sitzt sie beim Mahl, NARR isst wenig, Nichts – nichts ach Gott, trinkt kaum, – da habt Ihr wohl recht! die anmutig war, Welche Schöne nimmt wie nichts dieser Welt, sich ’nen Narren? verliert an Schönheit Doch Ihr, Herr König, von Tag zu Tag, Ihr tut mir leid. schrumpft mir ein, Ihr lasst ja vom Fleisch. Narr – wird alt – und glaubt natürlich KÖNIG fest an die Mär, Na also – dann hilf! von irgend ’nem Zauber in dem Geschmeid. NARR Und das Ärgste, Narr Ja, – hilf! – sie verwehrt sich mir, Wenn der Karren verfahren – und wenn sie sich gibt, dann heißt es: Narr, hilf! so geschiehts mit Seufzen. Der Erbe längst erwartet KÖNIG forschend und sehnlichst, bleibt aus. Was willst Du haben? Und die Räte, die weisen, Ford’re den Preis! schütteln bedenklich die greisen Häupter: NARR Das Volk aber lacht. Ein Weib! – NARR lacht KÖNIG empört Ha, ha, ha, ha, ha! Unerhört! Was brauchst lacht fort, er krümmt sich. Du ein Weib? KÖNIG NARR Was hast Du, Kerl? Zur Bedienung des Tags und des Abends ins Bett – NARR sich wälzend verzeiht, hoher Herr, Ich lach’ mit dem Volk! man hat’s halt auch mit der Sehnsucht. KÖNIG ärgerlich Verdammter Narr! KÖNIG Sollst’s haben! beiseite 4 Wo nehm’ ich die her? NARR NARR Send’ Boten aus, König, Euer Wort! hinaus in dein Land. Ein fahrender Sänger KÖNIG auffahrend ist er, Vagant, Frecher Schuft! und wandert umher, kreuz und quer ohne Ziel – NARR erschrocken, begütigend kaum ward er geseh’n Schon gut. Ihr seid bald da, bald dort – von Ehre ein Mann ist er auch schon fort. und ein König – ich weiß – KÖNIG nachdenklich KÖNIG Doch schwer zu lohnen Also los mit der Weisheit! ist solchem Mann sein Lass leuchten dein Licht! seltsamlich Tun. Doch narrst du mich, Narr, Was liegt ihm auch, ist dein Kopf verwirkt. der im Golde kramt, an Geld und an Gut? NARR So hört, Herr König: NARR lebhaft balladesk Er verschenkts in Haufen Von einem Manne an Arme und Weiber – geb’ ich Euch Kunde – das lockt ihn nicht. Elis, der Sänger, Doch schlagt ihn zum Ritter – ist er genannt: Herr König, das wird ihn Mit einer Laute durchzieht mächtiglich freu´n, er die Lande – er giert nach Ehr’, die Laut’ ist als seltsames ist unfrei geboren, Ding mir bekannt. ein Schelm wie ich. Denn schlummert verborgen Und Euch soll’s nicht reu’n: in Erdentiefen, Ein schöner Kerl ist’s, in Kästen, Schreinen, und trägt die Nase gar eichenen Truhen, stolz in den Wolken. gelbes Gold oder blinkend Gestein, KÖNIG rührt ein Raunen Das soll ihm werden! der Laute Saiten Ich schlag ihn zum Ritter, und ihr Klingen zum Grafen – zum Fürsten – leitet den Sänger hab’ ich meine Ruh, hin zur Stell’, wo die Frau ihren Tand die Schätze schlafen. und das Volk noch den Erben dazu. KÖNIG Send’ aus die Leute Du wirst ja ernsthaft, Narr! auf meinen Befehl, Und poetisch gar. sie sollen ihn suchen Das steht dir schlecht! und bringen – lebendig, Auch glaub’ ich nicht recht nicht tot! – Und du – an dergleichen Spuk. Du krummbein’ger Doch sei’s: Don Juan, such’ dir wie find’ ich den Mann? ein Weib in des 5 Teufels Namen! rasch ab. NARR blickt ihm verdutzt nach - - plötzlich wie besessen umherspringend Vivat! Vivat! Ein süßes Weibchen, Ein Schätzchen gar fein winkt noch mir Armen! Der Narr kommt zu Ehren – in diesem Staat! 6 ERSTER AUFZUG Nur das will ich haben. Ein Waldschenke. – Els und der Junker ringend. – Im Hintergrunde Albi, die JUNKER Szene mit allen Anzeichen heftigster Du sollst es haben. Erregung verfolgend Doch erst wenn – Du weißt schon – 1. Szene ELS angewidert ELS Ich weiß, ich weiß. den Junker mit gewaltsamer Geste von Doch geh jetzt – eil’ Dich! – sich stoßend, keuchend Lass mich! Lass mich! Ich will nicht – JUNKER zu Albi morgen, morgen – Meinen Gaul, Albi! Was stierst Du mich an – JUNKER erschöpft wie ein wildes Tier? Verflucht, spröde Hexe! Ich mach’ Dir Beine! Nicht ’mal ’n Küsschen Er tritt nach ihm. am Polterabend? Mir graut vor dem Kerl. Doch morgen springst Du Der Junker schnallt seinen Degen um. Albi mir bis zur Diele! ab. ELS Zärtlich, karikierend arios Ja, ja. – Doch geh’ jetzt! Adieu – schöne Braut! Weit ists zur Stadt und Heut’ noch allein in der Kammer er schließt sonst den Laden. schläft gar niedlich das Jungfräulein. JUNKER Doch morgen getraut Wie heißt der Kerl? an den Rittersmann – hi hi – ha ha ha – ELS und die Jungfer, die Jungfer, Luck – Meister Luck. die Jungfernschaft – Gleich bei der Kirche Die Jungfer ist sein! ein schmales Gässchen Was sagst Du dazu? finster, doch weist dir Zum Dichter noch ein Licht den Weg, macht mich die Lieb! ein rot schwelend Licht, Ab, man hört ihn lachend und singend zu einem Gewölbe, davonreiten. angefüllt ganz mit seltsamen Dingen. Doch morgen getraut an den Rittersmann – JUNKER hi – hi – ha – Ich bring’ Dir den Kram, und die Jungfer, die Jungfer, wie er liegt und steht – die Jungfernschaft – die Jungfer ist sein! ELS Nein, nicht! Nur das güldene Kettchen, 2. Szene um das ich Dich bat. Mit fünf Smaragden ELS verzweifelt und einem kleinen Ah! Ah! Krönchen daran. Doch ich werd’ es haben, 7 mein wird es sein – dies letzte Stück noch – ELS und dann – mein, mein, Nein, nein – nicht mehr – der Königin Schmuck! nicht du und kein In der Kammer Andrer nach dir – gleißt’s und funkelt’s. soll mehr haben Schon wirkt der Zauber: vom schönen Elschen. Schöner wird Elschen, schöner wird Elschen ALBI stöhnend von Tag zu Tag. Oh – Els –Els! – Und ein Prinz kommt des Wegs auf schneeweißem Ross, ELS ein feiner, zarter. Und vergiss nicht: Mit lieblichen Worten Am Rückweg erst, du! umschmeichelt er Els – Und das Kettchen, und führt sie davon das Kettchen mit auf schneeweißem Ross, fünf Smaragden in ein herrliches Schloss, und einem kleinen in sein Königschloss! Krönchen daran. Doch schwer erkauft – Albi stürmt, einen unartikulierten Laut huh – Blut – viel Blut – ausstoßend, davon. 3. Szene 4. Szene. Wirt tritt auf ALBI kehrt mit wutverzerrtem Gesicht zurück WIRT Soll ich? Mein Kind – Els – Du siehst mich gerührt! ELS hastig Nun naht auch für dich Ja, ja, Du sollst! der schöne Tag, den Von diesem Einen so oft schon vereitelt befrei’ mich noch! ein bös Geschick.
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