La Punt Chamues-Ch Ort Mit Zwei Herzen

La Punt Chamues-Ch Ort Mit Zwei Herzen

Bild: Claudio Gotsch 20 La Punt Chamues-ch Ort mit zwei Herzen SPEZIALREGION Schöne Aussicht vom Albulapass: Vorne beim Inn liegt La Punt, am Fusse des Piz Mezzaun Chamues-ch. 21 Spezialregion Karte «La Punt» illustriert von CinCin, zu bestellen unter: Auf einen Blick [email protected] sFr. 20.— inkl. CH-Versand Sehenswürdigkeiten Hotel & Gastro Ruine Guardaval Gasthaus Krone → S. 26 + 28 → S. 30 Chesa Albertini Ristorante Pugliese Müsella → S. 26 → S. 31 Kirche San Andrea Albula Hospiz → S. 28 → S. 31 Alp Serlas Bumanns Chesa Pirani → S. 29 → S. 31 Chesa Merleda Metzgerei → S. 26 Laudenbacher → S. 31 Unnützes Wissen zu La Punt Chamues-ch • Am Albulapass fanden vor einigen Jahren Geologiestudenten • In der Grundschule La Punt Chamues-ch gehen momentan versteinerte Korallen. La Punt Chamues-ch liegt rein geologisch 37 Schüler zum Unterricht. Jeweils zwei Jahrgänge besuchen ge- auf der afrikanischen Kontinentalplatte. meinsam die Schule. • Ein Glas Rotwein bestellt man in La Punt Chamues-ch als • 1927 fährt das erste Automobil durch La Punt Chamues-ch. Bis «magöl vin cotschen». zu diesem Zeitpunkt war das Befahren der Engadiner Strassen mit Automobilen verboten. Teilweise wurden Pferde vor die Automo- • Der britische Musiker Robbie Williams hat 2005/6 Silvester in bile gespannt, damit diese trotzdem im Tal verkehren konnten. der Villa Albertini gefeiert. Eine Woche lang. • Wenn bis zum 15. Dezember mangels Schneefall keine Langlauf- • Die Höhenangabe auf dem Albula stimmt nicht: Es steht loipen präpariert werden können, wird die Loipenerstellung mittels 2315 m ü. M., es sind aber nur 2313 m ü. M. Kunstschnee in Angriff genommen. Dies kam noch nie vor. • Nach seinem Olympiasieg 2014 in der Superkombination taufte • Chamues-ch kommt vom Wortstamm «Chamuotsch» und be- die Gemeinde die ehemalige Via Chamuera zu Ehren ihres Siegers deutet «Gemse». in Via Sandro Viletta um. • In La Punt Chamues-ch gibt es 32 Fussgänger- und Autobrü- • Die erste Freimaurerloge Graubündens, L’intimité parfait, traf cken, die über Gewässer führen, aber nur eine führt über den Inn. sich ab 1816 im Wirtshaus in Las Agnas, das 1929 abgerissen wurde. • La Punt Chamues-ch wurde früher auch als Klein-Chicago be- • In La Punt Chamues-ch leben rund 740 Einwohner, das Dorf hat zeichnet, weil sich die Leute aus dem Tal in den lokalen Gasthäusern aber auch rund 2600 Gästebetten. Der Zweitwohnungsanteil liegt zum Kartenspiel trafen und es zum Teil wüste Raufereien gab. bei 70 Prozent. • In La Punt Chamues-ch stehen zwei reformierte Kirchen, eine • Zu Spitzenzeiten zwischen Weihnachten und Neujahr wurde ein Sommer- und eine Winterkirche. In der einen finden die Gottes- Wasserverbrauch von 1500 Liter Trinkwasser pro Minute gemes- dienste nur im Winter statt, in der anderen nur im Sommer. sen. • Die Platten-Covers der international tourenden La Punter Musi- • La Punt Chamues-ch wartet bereits seit 34 Jahren auf eine Um- kerin Martina Linn sind alle in der Gemeinde fotografiert worden. fahrung der Kantonsstrasse (Projektauflage 1980). • Im Sommer reicht dem Ort die Trinkwasserversorgung mit Was- • In La Punt Chamues-ch gehen jeden Herbst 27 Jäger auf die Jagd. ser aus Bergquellen. Im Winter muss ein Grundwasserpumpwerk Aufgrund des intensiven Hüttenlebens können die Abschusspläne am Inn zugeschaltet werden, um die Spitzen abzudecken. jedoch selten eingehalten werden. • 2009 wurde im Dorf extra ein Ski-Club gegründet, damit Sandro Illustration: CinCin Illustration: • Die Bezeichnung Engadin bedeutet «Garten des Inns». Viletta unter dem Namen seines Wohnortes starten kann. 23 Bild: Stefan Bogner Bild: Stefan ???: ??? 24 La Punt Chamues-ch Alles beginnt auf dem Albula Die Brücke über den rauschenden Inn verbin- det das Bauerndorf Chamues-ch mit dem ehe- maligen Patrizierort La Punt, die zusammen eine Gemeinde bilden. Aus dieser fruchtbaren Verbindung ist am Fuss des Albula eine boden- ständig-weltoffene Gemeinde gewachsen. Seit über 500 Jahren werden hier Gäste empfan- gen und deren Wünsche mit gelassener Natür- lichkeit erfüllt. Text Jon Bollmann Die schönste Anreise ins Engadin führt über den Albula- pass nach La Punt Chamues-ch. Der Weg über diesen farbkräftigen Pass mit seinen frischen Wässerchen und den saftigen Wäldern ist so angelegt worden, dass der vorfreudige Gast aus dem Fahrzeug oder aus den Socken heraus möglichst viel atemberaubende Landschaft zu se- hen bekommt. So weckt der Aufstieg die Lebensfreude, vertreibt allfälligen Stress und überrascht ab der Passhö- he eins ums andere Mal mit dem einzigartigen Engadiner Licht, das nicht in Worte gefasst werden kann. Wilhelm Tell des Oberengadins Die Geschichte des Passes und des ersten Dorfes im Tal sind eng miteinander verbunden, denn vor der Nutzung des Albula als ernsthafte Transportroute lebte man auf Engadiner Seite von der Landwirtschaft, die damals wie heute keine grossen Sprünge zuliess. Die erste schriftli- che Erwähnung des Bauerndörfleins Chamues-ch dreht sich folglich auch nicht um die Errungenschaften der Einheimischen, sondern befasst sich mit dem Kauf des Gemeindegebietes durch das Bistum Chur, das 1137 mit weltlichen Mitteln ins Engadin expandierte. Was auf dem Gemeindegebiet vorher passiert war, liegt im Dun- keln. Sicher ist nur, dass bereits die Römer die Albula- route kannten und Korn sowie Wein gegen Käse, Honig, Bienenwachs und Felle tauschten. Den ursprünglichen Alles liegt auf Gemeindegebiet: Albulasee mit Ova d’Alvra, die neben der Albulapassstrasse von ← der Albulapasshöhe durchs Albulatal hinunter in den Inn fliesst. 25 La Punt Chamues-ch Säumerweg über den Pass kann man noch gut erkennen. Offiziere & Kaufleute hatten sie aber weit über das Ober- Im 13. Jahrhundert erreichte der Handel eine interessante engadin hinaus Einfluss. Sie haben den Kindern eine gute Grösse, woraufhin der Bischof in Madulain eine Zollstelle Ausbildung geboten, sich (politisch) engagiert und gelten einrichten liess, um für die Pfaffen Geld einzutreiben. als Vorkämpfer eines modernen Rechtsverständnisses Und da es sich wohl gelohnt hat, errichtete er wenig spä- im Engadin – was damals viel Mut und Unbestechlichkeit ter zum Schutz der Zollstation und der bischöflichen Be- brauchte. Dafür wurden sie mit Respekt und jahrhunderte- sitztümer im Oberengadin die Burg Guardaval (von der langem Erfolg belohnt. Gerüchten zufolge ein geheimer Gang ins Dorf geführt haben soll. Leider ist dessen Eingang unbekannt). Auf Architektonische Zeitzeugen der Burg residierte ein Vogt, der den Bischof vertrat und Die Familie Albertini scheint vieles richtig gemacht zu ha- auf den Ländereien nach dem Rechten schaute. Einer die- ben, dass sie so lange Zeit derart erfolgreich sein konnte. ser Vögte schaute darüber hinaus auch den Röcken nach Und der wirtschaftliche Erfolg zeigt sich bis heute in der und liess sich gelegentlich junge Mädchen auf die Burg Architektur der Häuser. Denn um 1630 herum verwandel- bringen. Als er aber die Tochter des Adam da Chamues- ten die Albertini La Punt durch zahlreiche Um- und Neu- ch auswählte, veranlasste er damit unwillentlich die Be- bauten in ein weitherum gut erkennbares Herrendorf, das freiung des Oberengadins: Der Vater führte die Tochter Samedan und Zuoz an baulicher Pracht überstrahlte. Die schön geschmückt höchstselbst zur Burg, erdolchte den schönen Engadinerhäuser aus dieser Zeit sind gut erhalten vor Leidenschaft mit offenen Armen herausstürzenden und heute noch in Händen, welche die Geschichte sowie Vogt und stürmte mit einer kleinen Gefolgschaft die Burg. die Bausubstanz mit viel Rücksicht und Engagement pfle- Damit rettete er nicht nur seine Tochter, sondern befreite gen. Besonders herauszustreichen ist die Chesa Albertini als Wilhelm Tell des Oberengadins die Ländereien von mit ihren auffälligen Läden: das majestätischste Haus am der Knechtschaft, was an seinem ehemaligen Wohnhaus Platz. Es wurde 1655 errichtet und stand bis zum Bau der an der Via Cumünela bis heute festgehalten ist: «Chesa Kantonsstrasse direkt am Inn. Der Eigentümer Andreas Adam da Chamues-ch. Liberatur da Guardaval. 1420.» Schmidt, dessen Grossmutter eine Albertini war, hat das Haus zusammen mit dem bekannten Modedesigner Die Herrschaften aus Italien Hannes B. stilvoll renoviert und vermietet es an illustre Befreit vom tyrannischen Vogt bewirtschafteten die Gäste wie etwa den Popstar Robbie Williams, der es an Chamues-cher die Säumerei selber weiter. Sie bauten ei- Silvester in La Punt krachen liess. nerseits die Passstrasse aus und machten sie winterfest Gleich nebenan steht die Chesa Froriep. Als ein Albertini und bauten andererseits eine Brücke über den Inn. Dank einst im Schloss Tarasp gute Arbeit geleistet hatte, durfte dieser rückte Chamues-ch näher an die Albulastrasse her- er zum Dank etwas mitnehmen. Er wählte die Fassaden- an, was den Zugang zu Transitgebühren und dem saftigen uhr mit Glockentürmchen, die daraufhin in der Chesa Alpgras auf dem Pass erleichterte. Froriep eingebaut wurde. Die Glocken auf dem Dach sind Besonders profitiert haben die Albertini, aus Italien zu- über ein Drahtsystem mit anderen Glocken im Haus ver- gewanderte Herrschaften, die sich gut mit den Einheimi- bunden, die alle zusammen die Zeit schlagen. Die heu- schen verstanden und das Geschäft mit dem Albulapass tigen Besitzer, die hier aufgewachsen sind, sind direkte professionalisierten. Sie waren die «Herren der Brücke» Nachkommen der Albertini und liessen die Bausubstanz und bauten ab dem 16. Jahrhundert die Prunkbauten mit weitgehend unverändert. venezianischen und Tiroler Einflüssen, welche bis heute Am anderen Ufer

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