Die Männer Mit Dem Rosa Winkel: Kollaborativ Erstellte Auto/Biographische Quellen Eines Homosexuellen NS-Opfers.“

Die Männer Mit Dem Rosa Winkel: Kollaborativ Erstellte Auto/Biographische Quellen Eines Homosexuellen NS-Opfers.“

DIPLOMARBEIT / DIPLOMA THESIS Titel der Diplomarbeit / Title of the Diploma Thesis „Josef Kohout und Die Männer mit dem rosa Winkel: kollaborativ erstellte auto/biographische Quellen eines homosexuellen NS-Opfers.“ verfasst von / submitted by Judith Lenz angestrebter akademischer Grad / in partial fulfilment of the requirements for the degree of Magistra der Philosophie (Mag. phil.) Wien, 2017 / Vienna, 2017 Studienkennzahl lt. Studienblatt / A 190 333 313 degree programme code as it appears on the student record sheet: Studienrichtung lt. Studienblatt / UF Deutsch, degree programme as it appears on UF Geschichte, Sozialkunde und Politische Bildung the student record sheet: Betreut von / Supervisor: a.O. Prof.in Mag.a Dr.in Johanna Gehmacher Eidesstattliche Erklärung Ich erkläre hiermit eidesstattlich, dass ich die vorliegende Arbeit selbständig verfasst habe. Es wurden keine anderen als die angegebenen Hilfsmittel benutzt. Die aus fremden Quellen direkt oder indirekt übernommenen Formulierungen und Gedanken sind als solche kenntlich gemacht. Diese schriftliche Arbeit wurde bisher weder im In- noch im Ausland in irgendeiner Form vorgelegt. ………………………………………. Unterschrift, Datum Danksagung Ich möchte mich an dieser Stelle bei all den Menschen bedanken, die mich während der letzten Semester aber auch bereits lange davor unterstützt haben. Ganz besonders möchte ich mich bei Johanna Gehmacher für die kompetente, umfassende Betreuung bedanken und für die überaus netten Stunden in den Vorbereitungsseminaren. Ich danke Ihnen für Ihre Unterstützung, aber auch für Ihre Geduld und dafür, dass Sie mir Raum und Freiheit gegeben haben, mich selbst in dieser Arbeit entfalten zu dürfen. Meinen Eltern möchte ich danken, dass sie mir mein Studium ermöglicht haben und auch für meine liberale Erziehung, die mich dazu anregte, frei zu denken und Möglichkeiten zu nutzen, meinen eigenen Weg gehen zu dürfen mit der Gewissheit, dass meine Eltern und auch Geschwister immer da sind, wenn ich sie brauche. Vor allem soll mein Dank aber meiner Schwester Sophie gelten, die mir als Vorbild und Ansporn vorausging. Danke für deine tatkräftige Hilfe im Fertigstellen meiner Diplomarbeit. Meinem Verlobten, Steven, möchte ich dafür danken, dass ich mich in den schwersten Momenten immer auf ihn verlassen konnte. Bedanken möchte ich mich auch bei dem Team des Zentrum QWien für dich fachliche und methodische Unterstützung. Weiters gilt mein Dank dem Team des Merlin-Verlags, Herrn Dr. Albert Müller für die fachliche Unterstützung, was meine Quellenauswahl betraf, sowie Herrn Frank Gassner, der mir half, weitere Perspektiven für diese Arbeit zu eröffnen. „Welche Verschiebungen der Erinnerung, Uminterpretationen, historische Vereinfachungen und Ungenauigkeiten dabei auch immer vorkamen, die Authentizität der Erzählung des Zeitzeugen oder der Zeitzeugin blieb in ihrem Recht, auch wenn das Erzählte manchmal weniger über das « Geschehene » als über die individuelle und kollektive Erinnerungs- und Verarbeitungsweisen aussagen mochte, Erfahrungsgeschichte vor « Faktengeschichte » ging, die aus anderen Quellen ebenso gut oder « besser » rekonstruierbar war.“1 1 Botz/ Amesberger/ Halbmayr (2003): 860 lebensgeschichtliche Interviews mit Mauthausen- Überlebenden: das „Mauthausen Survivors Dokumentation Projekt“ (MSDP). In: Zeitschrift für Biographieforschung, Oral History und Lebensverlaufsanalysen (BIOS) 16/2 (2003), 297 – 306, hier 299. Vorwort „Die Dokumentation und Sichtbarmachung von anderen Geschichten, anderen Erfahrungen als jenen, die die dominante Kultur als erzählenswert oder geschichtsmächtig definierte, war und ist mit emanzipatorischen Ansprüchen verknüpft.“2 1993 wurde durch das American Jewish Commitee eine Umfrage durchgeführt, die als Ergebnis aufzeigte, dass nur die Hälfte der Erwachsenen in Großbritannien und nur ein Viertel der Erwachsenen in den USA wussten, dass Homosexuelle während des Nationalsozialismus verfolgt wurden.3 Ähnliche Eindrücke habe ich auch heute, im zweiten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts, wenn ich Bekannten, selbst Studienkolleg_innen von dem Thema dieser Diplomarbeit erzähle und ich erstaunte Blicke als Reaktion darauf ernte. Aufgrund der nach 1945 durch den §129Ib StGB festgelegten weiterhin andauernden Kriminalisierung von Homosexualität, traten nur wenige ehemalige homosexuelle NS- Verfolgte an die Öffentlichkeit.4 Eine Ausnahme stellte Anfang der 1970er Jahre das Werk Die Männer mit dem rosa Winkel dar, das Josef Kohouts Geschichte und seine Inhaftierung in den Konzentrationslagern Sachsenhausen und Flossenbürg thematisiert. Dieses Zeugnis neben wenigen anderen verändert den Blick auf die Geschichte durch das Durchbrechen einer bis dahin weitgehenden Anonymität homosexueller Verfolgungsgeschichte.5 Da viele Erzählungen über homosexuelle KZ-Häftlinge aus heterosexueller Perspektive stammen6, erachte ich es als wichtig, Quellen sprechen zu lassen und zu analysieren, die homosexuelle Schicksale aus homosexueller Perspektive schildern. 2 Monika Bernold (1993): Zur Selbstverortung in der popularen Autobiographik. In: Monika Bernold (Hg.): Historische Anthropologie. Kultur, Gesellschaft, Alltag (Heft 1). 5 – 24, hier 7. 3 Klaus Müller (2002): Totgeschlagen, totgeschwiegen? Das autobiographische Zeugnis homosexueller Überlebender. In: Burkhard Jellonnek/ Rüdiger Lautmann (2002) (Hg.): Nationalsozialistischer Terror gegen Homosexuelle. Verdrängt und ungesühnt. Paderborn, 397 – 418, hier 417. 4 Amesberger/ Botz/ Halbmayr (2004): „Mauthausen“ im Gedächtnis der Überlebenden. Das „Mauthausen Survivors Documentation Project“. In: Bundesministerium für Inneres Referat IV/7/a/ KZ-Gedenkstätte Mauthausen (Hg.): Das Gedächtnis von Mauthausen. o.O, 104 – 123, hier 113. 5 Müller K. 2002, 418. 6 Rainer Hoffschildt/ Thomas Rahe (1999): Homosexuelle Häftlinge im Konzentrationslager. Das Beispiel Bergen- Belsen. In: KZ-Gedenkstätte Neuengamme (Hg.): Verfolgung Homosexueller im Nationalsozialismus. Beiträge zur Geschichte der nationalsozialistischen Verfolgung in Norddeutschland (Heft 5). Bremen, 48 – 61, hier 49. Die Authentizität des Werkes wurde oftmals angezweifelt, vor allem da es unter Pseudonym erschien und Details, die sich auf eine außertextuelle Wirklichkeit beziehen könnten, verändert wurden, um die außertextuelle Person zu anonymisieren. Daher wurde der Quellenwert als Quelle über die Zeit des Nationalsozialismus in Frage gestellt. Davon abgesehen kann Die Männer mit dem rosa Winkel aber auf die Möglichkeiten (oder Unmöglichkeiten) hindeuten, Ende der 1960er Jahre/ Anfang der 1970er Jahre die Geschichte eines Homosexuellen aufzuschreiben. Die Quelle sagt also auch etwas über die Entstehungszeit aus, das heißt über eine Zeit, in der die Strafverfolgung Homosexueller noch aufrecht war. Die zweite, der Arbeit zu Grunde liegende Quelle, ist ein Interview aus dem Jahr 1990, das für das steigende Interesse der Forschung und der Öffentlichkeit für Zeitzeug_innen allgemein aber auch für homosexuelle Schicksale steht. Durch meine Erfahrungen, die ich als freiwillige Mitarbeiterin im QWien: Zentrum für schwul/lesbische Kultur und Geschichte sammeln durfte, war es mir ein Anliegen die Geschichte einer Opfergruppe, die lange keine Anerkennung erfuhr, weiter zu schreiben. Außerdem soll diese Arbeit auch einer kritischen Lesart des Werkes Die Männer mit dem rosa Winkel dienen. Neben Josef Kohout, dessen Geschichte in dem genannten Werk aufgeschrieben ist, soll auch auf die Rolle Johann Neumanns in der Entstehung von Die Männer mit dem rosa Winkel eingegangen werden. Johann Neumann gilt als der Verfasser des Werkes, was aber lange Zeit unbekannt war und dadurch in vielen Thematisierungen des Werkes keine Erwähnung findet. Die Arbeit an dem Leben Josef Kohouts stellt nicht den Anspruch repräsentativ für die Opfergruppe der Homosexuellen zu sein, galt Josef Kohout schon allein durch seine zeitweise Position als Kapo im Konzentrationslager Flossenbürg als eher untypisch für einen homosexuellen KZ-Inhaftierten7. Außerdem hat jede Lebensgeschichte, jedes Schicksal eines NS-Opfers Anspruch auf die Anerkennung einer eigenen Individualität verdient. Dennoch soll nicht der Anschein geweckt werden, es handle sich um ein Einzelschicksal, da in der NS-Zeit zwischen 5.000 und 15.000 Homosexuelle in Konzentrationslagern inhaftiert waren8. 7 vgl. Hoffschildt/ Rahe 1999, 59. 8 Burkhard Jellonnek (2002): Staatspolizeiliche Fahndungs- und Ermittlungsmethoden gegen Homosexuelle. In: Jellonnek/ Lautmann (2002), 149 – 161, hier 160. Reflexion: Begrifflichkeiten und Genderbewusstsein Genderbewusstsein und geschlechtsneutrale Sprache Besonders, weil diese Arbeit im Bereich der Homosexuellenforschung situiert ist, lege ich Wert darauf den Dualismus der Geschlechter aufzubrechen und das Bewusstsein darüber zu verstärken. Daher soll die Markierung mit Unterstrich _ (bspw. _innen) als verschriftlichte Gendermaßnahme im Plural eingesetzt werden. Dadurch soll wiederum keine Zuschreibung eines oder mehrerer Geschlechter erfolgen, sondern die Dynamiken offengelassen werden. Vor allem bei der Thematisierung von Konzentrationslagern, die eine reine männliche Belegschaft hatten, soll dem besondere Beachtung zukommen, da die Einweisung und Definition als männliche Belegschaft auf nationalsozialistische Kategorisierungen zurückgeht. Bei konkreten Einzelpersonen orientiert sich die grammatische Markierung des Geschlechts an der aktuell gängigen Zuschreibung durch den Eigennamen. In der Regel wurde versucht, Begriffe direkt dort, wo sie in Erwähnung treten, zu definieren. Einige sollen aber

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