2 SWR2 Tandem - Manuskriptdienst Die neurotische Pop-Elfe Kate Bush wird 55 Autorin: Christiane Rebmann Redaktion: Bettina Stender Sendung: Freitag, 19.07.13 um 19.20 Uhr in SWR2 __________________________________________________________________ Bitte beachten Sie: Das Manuskript ist ausschließlich zum persönlichen, privaten Gebrauch bestimmt. Jede weitere Vervielfältigung und Verbreitung bedarf der ausdrücklichen Genehmigung des Urhebers bzw. des SWR. SWR2 Tandem können Sie auch als Live-Stream hören im SWR2 Webradio unter www.swr2.de oder als Podcast nachhören: http://www1.swr.de/podcast/xml/swr2/tandem.xml Kennen Sie schon das neue Serviceangebot des Kulturradios SWR2? Mit der SWR2 Kulturkarte können Sie zu ermäßigten Eintrittspreisen Veranstaltungen des SWR2 und seiner vielen Kulturpartner im Sendegebiet besuchen. Mit dem Infoheft SWR2 Kulturservice sind Sie stets über SWR2 und die zahlreichen Veranstaltungen im SWR2-Kulturpartner-Netz informiert. 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Kate Bushs Zurückgezogenheit ist legendär. Sie zeigt sich nur sehr selten in der Öffentlichkeit. Interviews mit ihr sind äußerst rar. Ich hatte das Glück, mehrfach mit ihr sprechen zu dürfen. Anfangs traf ich sie zum Interview in England. Mir fiel damals auf, dass sie entgegen den Gerüchten, die über sie verbreitet wurden, unprätentiös und humorvoll wirkte und hier und da auch über sich selbst lachen konnte. Bei dem Interview zu ihrem letzten Werk "50 words for snow" von 2011 zeigte sie sich gewohnt zögerlich, was die Promotion für das Album betraf. Sie willigte zwar ein, das weltweite Medieninteresse mit einigen wenigen Interviews zu befriedigen. Doch die fanden alle per Telefon statt. Kate Bushs Vita ließ anfangs nicht unbedingt erahnen, in welche Richtung sich ihr Leben entwickeln würde. Sie kam am 30.Juni 1958 als Tochter einer Krankenschwester und eines Arztes in der britischen Grafschaft Kent zur Welt. Kate alias Catherine wuchs auf einem Bauernhof in East Wickham auf und wurde katholisch erzogen. Ihre beiden Brüder John und Paddy waren in der Folkszene aktiv, sie selbst nahm Geigen- und Klavierunterricht und spielte auf der Orgel, die im Schuppen hinter dem Elternhaus stand. Als Teenager nahm sie ein Demoband mit einigen selbst geschriebenen Songs auf und erhielt daraufhin einen Plattenvertrag. Mit 19 gelang es ihr, mit "Wuthering Heights" aus ihrem ersten Album "The Kick Inside" als erste Frau in Großbritannien mit einem selbst geschriebenen Stück auf Platz Eins der Charts zu kommen. Zu dem Song hatte sie der Film "Sturmhöhen" und das gleichnamige Buch inspiriert sowie die Tatsache, dass die Autorin Emily Bronte am selben Tag Geburtstag hat. Bush schlüpfte für einige Zeilen in die Rolle der Hauptfigur Catherine Earnshaw, die nach ihrem Tod als Geist zu dem Mann zurückkehrt, den sie liebt. Kate Bush "Wuthering Heights" (CD: The Kick Inside) Autorin: Kate Bush, deren Musik von den Kritikern wahlweise als Art Rock, progressive Rock oder Baroque Pop bezeichnet wird, konnte auf die Unterstützung namhafter Kollegen zählen. So gab zum Beispiel der Pink Floyd Gitarrist Dave Gilmour ihrer Karriere den entscheidenden Impuls, indem er anstelle der von ihrer Familie erstellten eher amateurhaft klingenden Demobänder neue Demoaufnahmen mit der damals 16-Jährigen produzierte. 2 Die Plattenfirma EMI nahm sie daraufhin unter Vertrag, wartete aber mit der Veröffentlichung des Debütalbums "The Kick Inside", bis Kate 19 war. Ab 1985 war der britische Komponist und Arrangeur Michael Kamen ein wichtiger und zuverlässiger Wegbegleiter. Kate Bush: (engl) Sprecherin overvoice: Ich erinnere mich an das erste Mal, als wir zusammen arbeiteten. Das war für "Hounds Of Love". Er zauberte damals ein fantastisches Orchesterstück für einen Song namens "Hello Earth”. Und das war wirklich eine Herausforderung für ihn. Wegen der Form, wie er den Song vorgesetzt bekam. Da waren einfach zwei riesige Löcher, wo das Orchester rein sollte. Das war ziemlich schwierig für ihn. Aber es hat ihn nicht gestört. Es hat immer unglaublich viel Spaß gemacht, mit ihm zu arbeiten. 3. Song: Hello Earth Kamen, der für seine Arbeit mit illustren Kollegen wie Pink Floyd und Eric Clapton sowie für seine zahlreichen Soundtracks bekannt ist, half Kate Bush auch bei den Arrangements und der Orchestrierung für ihr Album "Aerial". Kurz bevor das Album 2005 erschien, starb er. Ein herber Verlust für Kate, die mit Michael auch gut befreundet gewesen war. Kate Bush: (engl) Sprecherin overvoice: Wir kannten uns schon sehr lange. Er hat seit "Hounds of Love" bei jedem meiner Alben mitgemacht. Und abgesehen davon, dass er ein sehr guter Freund ist, macht er auch wundervolle Streicherarrangements. Vor allem gefiel mir, dass seine Arbeit immer sehr visuell war. Deshalb hat er offensichtlich auch so gute Filmsoundtracks geschrieben. Unsere Zusammenarbeit lief so ab, dass ich einen Song schrieb und ihm den dann vorspielte. Und er hat dann um dieses Songgerüst herum gearbeitet. Deshalb war es für ihn wahrscheinlich ähnlich, wie wenn er Musik für einen Film machte. Da bekam er auch immer kleine Puzzleteile eines Films präsentiert. Und daran musste er sich dann orientieren. Kamen war offensichtlich in der Lage gewesen, die sonst sehr introvertierte Kate aus der Reserve zu locken. Unter anderem, indem er sich um ihren damals sechsjährigen Sohn Albert, auch Bertie genannt, kümmerte. Kate Bush: (engl) Sprecherin overvoice: Wir hatten so viel Spaß bei den Aufnahmen zu Aerial. Wir verbrachten einen Tag gemeinsam im Abbey Road Studio. Es war so lustig. Weil wir so gute Freunde waren, konnten wir auch sehr gut miteinander lachen. Und dieser Tag, an dem wir die Aufnahmen machten, war, wie sich später rausstellte, etwas ganz besonderes. Weil es das letzte Mal war, dass ich ihn sah. Direkt danach ist er gestorben. Und ich bin unglaublich dankbar, dass wir diese Zeit miteinander verbringen konnten. Wir haben uns gegenseitig angefeuert, was die Kreativität betraf. Und es war auch sehr schön, weil ich ja meinen kleinen Sohn Bertie mit in die Session genommen hatte. Michael hat Zauberer gespielt und ihm all diese tollen Tricks vorgeführt, mit Bananen und Äpfeln. Es war wirklich ein ganz besonderer Tag. 3 Autorin: Bei den Aufnahmen zu ihrem Album "50 words for Snow" von 2011 durfte der mittlerweile 13-jährige Bertie dann sogar mitsingen. Kate Bush "Snowflake" (CD: 50 words for Snow) Sie habe ihren Sohn nicht lange überreden müssen, mit ihr ins Studio zu gehen, versichert Kate Bush. Kate Bush: (engl) Sprecherin overvoice: Es hat Spaß gemacht, mit ihm zu arbeiten. Ich musste ihn ja nichts ins Studio zerren. Er war richtig aufgeregt, weil er mitmachen durfte. Und ich fand es spannend, seine Stimme so aufzunehmen. Ich bin wirklich begeistert davon, wie er gesungen hat. Ich finde, dass er eine schöne Stimme hat. Als ich den Song schrieb, dachte ich an ihn. Er kommt mit seiner Stimme sehr hoch. Er klingt fast wie ein Chorknabe. Er wird die Fähigkeit, so hoch und so rein zu singen, ja demnächst verlieren. Und ich wollte unbedingt einen Song schreiben, der die jetzige Schönheit seiner Stimme einfängt. Er ist immer sehr in meine Arbeit involviert. Er gehört zu meinen wichtigsten Kritikern. Er ist sehr positiv und sehr konstruktiv in seiner Kritik. Autorin: Obwohl Kate Bush ihr Privatleben und ihre Familie fast manisch vor der Öffentlichkeit schützt, ist das Album "50 words for snow" so etwas wie ein Familienunternehmen. Neben ihrem Sohn machte auch ihr Ehemann Danny McIntosh mit. Er spielt Gitarre. Es ist ihr wichtig, dass sie bei der Arbeit vertraute Menschen um sich herum hat. Deshalb waren früher auch oft ihre Brüder in die Alben involviert. Kate Bush: (engl) Sprecherin overvoice: Das ist etwas, das ich immer getan habe. Ich habe immer meine Familie und meine Freunde in meine Arbeit eingespannt. Deshalb ist es auch so ein persönlicher Prozess für mich. Autorin: "50 Words For Snow" ist ein außergewöhnliches, wie aus der Zeit gefallenes Album, das stilistisch zwischen Pop, Klassik und Jazz oszilliert und sieben Songs mit bis zu 13 Minuten Länge enthält. Inhaltlich konzentrierte sich Kate Bush auf das Thema Schnee in all seinen Erscheinungsformen. Ein ziemlich kaltes Thema, oder? Kate Bush: (engl) Sprecherin overvoice: Naja, wenn Sie draußen im Schnee sind, ist er zwar sehr kalt. Aber ich verbinde mit Schnee auch, dass man in einem schönen warmen Raum sitzt, vielleicht sogar vor einem Kamin. Diese Gemütlichkeit an einem Wintertag, die liebe ich. Ich hatte mich schon länger für das Thema Schnee interessiert. Ich hatte es schon einige Male als Basis für die Grundatmosphäre verwendet. Und ich hatte schon länger mit dem Gedanken
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