
Inhalt | 1 EDITORIAL STRATEGIESCHWERPUNKT ................................................................................................................................. ................................................................................................................................. 3 Was bleibt vom Arabischen Frühling? 83 Joachim Raschke/Ralf Tils Doppelte Asymmetrie und Probleme des AKTUELLE ANALYSE Machtwechsels ................................................................................................................................. 88 Gerd Mielke 8 Roland Benedikter Auf der Suche nach Mehrheiten? Anmer- Zur Aktualität der Debatte um den Post- kungen zur Lage der SPD ein Jahr vor der materialismus-Begriff Bundestagswahl 2013 THEMENSCHWERPUNKT 92 Oliver Schmolke ................................................................................................................................. Soziale Demokratie und progressive Mehr- 17 Maximilian Felsch heit – Von der Zeitenwende 2009 zum Sozio-ökonomische Hintergründe und Le- Machtwechsel 2013 gitimierung von Herrschaft im arabischen 94 Cem Özdemir Raum Grüne Strategie zwischen Eigenständigkeit 28 Nadine Sika und Bündnispolitik Protestbewegungen in nichtdemokratischen 98 Boris Palmer Regimen am Beispiel der Deutschen De- Die grüne Volkspartei. Wie die Grünen die mokratischen Republik und Ägypten Bundestagswahl gewinnen können 41 Kristian Brakel 101 Richard Hilmer The Great Game 2.0 – veränderte Macht- Piraten und die Bundestagswahl 2013. Der dynamiken im Nahen Osten nach dem Ausbruch aus der Marginalität der Klein- Arabischen Frühling parteien 46 Interview mit Ferhad Ahma, Syrischer 108 Sebastian Nerz Nationalrat Strategieentwicklung in der Piratenpartei Syrien am Vorabend der zweiten Unabhän- gigkeit – Chancen und Perspektiven PULSSCHLAG 54 Interview mit Hiba Wakrim, Maroc Plus ................................................................................................................................. Veränderung braucht konstruktive Vor- 111 Thomas Olk schläge: Eine junge Aktivistin aus Marok- 10 Jahre Bundesnetzwerk Bürgerschaftli- ko berichtet ches Engagement 60 Interview mit Laila El-Balouty, Aktivis- 116 Mario Vötsch tin Riskant entwurzelt. Diskursive Verknüpfun- Revolution als Lernprozes: Eine Zwischen- gen von Prekarität und Migration bilanz der ägyptischen Demonstranten 121 Laura Naegler/Rainer Neef/Ute Neumann 65 Felipe Daza Sierra Urbanität und Protest. Neue Herausforde- Die Revolution beginnt im Café Shabandar rungen der Stadt- und Bewegungsforschung 70 Ingrid El Masry 126 Martin Langebach Der „Arabische Frühling“ – Eine transfor- Verbote von rechtsextremen Vereinigungen: mationstheoretisch orientierte Zwischenbi- Reichweite, Grenzen, Erfahrungen lanz der Fälle Ägypten und Tunesien FORSCHUNGSJOURNAL SOZIALE BEWEGUNGEN 25. Jg. 3 | 2012 2 | Inhalt 128 Nabila Abbas 147 Martin Burwitz Demokratie zwischen Marktkonformität Rote Flora und Widerstand (Hoffman, Karsten Dustin: Rote Flora. Ziele, Mittel und Wirkungen eines links- 132 Ausschreibung Disserationspreis autonomen Zentrums in Hamburg) TREIBGUT 148 Jochen Roose ................................................................................................................................. Anti-AKW-Protest und Parteipolitik im 133 Materialien, Notizen, Hinweise Vergleich (Hillengras, Christian: Atomkraft und Pro- LITERATUR test. Die politische Wirkung der Anti-AKW- ................................................................................................................................. Bewegung in Deutschland, Frankreich und 139 Karin Urich/Gabriele Schmidt/Nadine Schweden) Kreitmeyr 149 Tobias Quednau Schlaglichter des Arabischen Frühlings Bürgergesellschaft zwischen Leidbild und (Sammelbesprechung) Leitbild (Embacher, Serge: Baustelle Demokratie – 145 Thomas Leif Die Bürgergesellschaft revolutioniert un- Lebensmensch (Buro, Andreas: Gewaltlos ser Land) gegen Krieg. Lebenserinnerungen eines streitbaren Pazifisten) 152 ABSTRACTS ................................................................................................................................. 160 IMPRESSUM ................................................................................................................................. FORSCHUNGSJOURNAL SOZIALE BEWEGUNGEN 25. Jg. 3 | 2012 Editorial | 3 Was bleibt vom Arabischen Konsequenzen die Ereignisse für Israel und die Frühling? Region sowie für Europa und die USA haben, ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt nur schwer Die arabische Staatenwelt wandelt sich gegen- abzuschätzen. Offensichtlich ist allerdings, dass wärtig mit einer ungeheuren Dynamik. Als die Protestbewegungen in den arabischen Län- Ende 2010 die Menschen in Tunesien, einem dern die Karten im regionalen Machtpoker neu kleinen und regional eher unbedeutenden ara- gemischt haben. Die langjährige Zweiteilung bischen Land, auf die Straße gingen, um ge- in das pro-westliche und das pro-iranische La- gen Unterdrückung, Korruption und soziale ger verliert an Bedeutung, und die Eigendyna- Ungerechtigkeit zu protestieren, war kaum miken der Protestwelle bringen alte Allianzen vorherzusehen, dass nur vier Wochen später und stabile Feindschaften ins Wanken. Die das Ende der 23jährigen Herrschaft Ben Alis Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehun- besiegelt sein sollte. Schnell sprang der Zünd- gen zwischen Ägypten und dem Iran, der Ein- funke auf alle anderen arabischen Länder über. marsch Saudi-Arabiens in den Bahrain ohne Das Lauffeuer, das durch den Tod des Gemü- vorherige Absprache mit den USA sowie das sehändlers Mohamed Buazizi losgetreten wur- selbstbewusste Auftreten der Türkei als Regi- de, überraschte nicht nur die autoritären Herr- onalmacht sind hierfür nur einige Beispiele. scher der Region, sondern ebenfalls den Rest Für Israel, das immer mehr in die Isolation der Welt, die die Ereignisse seither mit Erstau- gerät, sind insbesondere die Entwicklungen in nen und Besorgnis verfolgt. Ägypten und Syrien von bedrohlicher Natur – Verwundert reagierten viele darauf, dass ge- ist doch völlig offen, in wessen Hände das rade in den arabischen Diktaturen der Aufstand Waffenarsenal nach einem Sturz des Assad- geprobt wurde, wo doch den Bürgerbewegun- Regimes gerät. Der Arabische Frühling wird gen in diesen Staaten keine allzu hohe Präsenz dort insgesamt mit großer Skepsis bewertet und auch kein Einfluss zugetraut wurde. Seit und die Gefährdung der eigenen Sicherheit Jahrzehnten hatten die despotischen Regime ihre befürchtet. Vor allem die zunehmende Instabi- Gesellschaften fest im Griff und es schien, als lität Ägyptens, welche Israel nicht nur um den befinde sich Arabien im Stillstand einer versie- wichtigsten Bündnispartner im Nahen und gelten Zeit. Und dies, obwohl die sozio-ökono- Mittleren Osten zu berauben droht, sondern mischen Probleme bereits seit langem bekannt auch von gewaltsamen Auseinandersetzungen waren: Alle arabischen Staaten sind sehr junge im Sinai und damit an der Grenze zu Israel Gesellschaften – zwischen 65 und 75 Prozent begleitet wird, ist hier zu nennen. ihrer Bevölkerung sind unter 35 Jahre alt Trotz der Schnelllebigkeit der Ereignisse (Perthes 2011: 30). Nahezu alle Staaten der war für die Redaktion des Forschungsjournals Region weisen eine extrem ungleiche Einkom- relativ schnell klar, dass sich der Arabische mensverteilung auf, der Abstand zwischen Arm Frühling und seine Folgen in einem Heft wi- und Reich hat trotz des Wirtschaftswachstums derspiegeln sollten. Das Forschungsjournal ver- deutlich zugenommen, und insbesondere die steht sich als Begleiter sozialer Bewegungen jungen, gut Ausgebildeten sehen sich ihrer Zu- und der durch sie ausgelösten Transformatio- kunftsperspektiven beraubt. Fehlende politische nen. Als dieses Heft geplant wurde, ging die Teilhaberechte, eingeschränkte bürgerliche Frei- Redaktion noch davon aus, eineinhalb Jahre heiten sowie Vetternwirtschaft und Korruption nach dem Arabischen Frühling eine erste Bi- haben zu politisch und gesellschaftlich verkrus- lanz der Proteste und ihrer Folgen ziehen zu teten Strukturen geführt, die nun im Domino- können. Doch im Entstehungsprozess des effekt aufbrechen. Heftes wurde immer deutlicher, dass wir uns Welchen Verlauf die Umwälzungsprozesse noch mitten in den Umwälzung befinden und in den jeweiligen Ländern nehmen und welche dass der Ausgang in den meisten Ländern noch FORSCHUNGSJOURNAL SOZIALE BEWEGUNGEN 25. Jg. 3 | 2012 4 | Editorial offen ist. So sind viele der Artikel Bestands- len, aber auch signifikante Unterschiede zwi- aufnahmen, die vielleicht sogar bei Druckle- schen den Protestbewegungen ausmacht. gung schon wieder von neuen Geschehnissen Dass die Umbrüche in den jeweiligen arabi- überholt werden. Dennoch haben wir das Un- schen Ländern weit über ihre nationalstaatli- terfangen nicht aufgegeben und liefern aktuel- chen Grenzen hinausreichen, zeigt Kristian le Stimmungsbilder und Analysen aus den ara- Brakel in seinem Beitrag über die Auswirkun- bischen Ländern. Dabei wurde bei der Aus- gen der gegenwärtigen Umbrüche auf die in- wahl der Autoren auf eine Mischung aus Wis- ternationale Politik. Er beobachtet den Beginn senschaftlern und Aktivisten geachtet, um ein einer neuen Ära in der Region, der, so seine möglichst authentisches und fundiertes Bild der Einschätzung, von einem deutlichen Machtver- Entwicklungen in der arabischen Welt zu lie- lust der USA und Europas sowie einer Schwä- fern. chung Irans begleitet werde. Deutlich an Ein- Die Beiträge bieten zum einen tiefere Ein- fluss hinzugewonnen habe
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