Kirchenmusikalische Mitteilungennr. 83 – Dezember 2014

Kirchenmusikalische Mitteilungennr. 83 – Dezember 2014

Kirchenmusikalische Mitteilungen Nr. 83 – Dezember 2014 Herausgegeben vom Amt für Kirchenmusik im Bischöflichen Ordinariat Augsburg Leiter: P. Stefan U. Kling Referent für Musik in der Pastoral: Werner Zuber Sekretariat: Maria Kiser, Alena Heiser Peutingerstraße 5, 86152 Augsburg, Tel.: (0821) 3166-6401, Fax: (0821) 3166-6409 Internet: www.kirchenmusik.bistum-augsburg.de E-Mail: [email protected] 100 Jahre Steinmeyer-Orgel der Pfarrkirche „St. Sebastian“ in Oettingen Die kath. Stadtpfarrkirche „St. Sebastian“ in Oettingen besitzt eine sehr schöne und musikalisch bedeutende spätromantische Orgel, die 1914 von der örtlichen Orgelbau- werkstatt Georg Friedrich Steinmeyer erbaut worden ist – damals eine der führenden Orgelbaufirmen in Deutschland. Die Entstehung dieser Orgel ist dem damaligen Stadt- pfarrer Karl Preinfalk (1866-1941) zu verdanken. Von 1909 bis 1930 war er Stadtpfarrer in Oettingen. Gleich nach seinem Amtsantritt in Oettingen widmete er sich mit Begeiste- rung dem Projekt des Orgelneubaus. Er erarbeitete dafür eine für die damalige Zeit beachtliche Disposition mit zwei Manualen und 23 Registern. 1914 wurde die Orgel als Opus 1198 der Firma Steinmeyer vollendet. Das Pfeifenwerk steht auf pneumatischen Taschenladen. Das Instrument wurde im Jahr 2008 restauriert und ist im Originalzu- stand erhalten. 2 Editorial Liebe Kolleginnen und Kollegen, im Herbst des kommenden Jahr 2015 werden in den Bayerischen (Erz-) Diözesen nun schon zum vierten Mal die Tage Neuer Kirchenmusik unter dem Motto „Offenbarungen“ durchgeführt (siehe Nr. 5 in diesem Heft). Tage Neuer Kirchenmusik – das kann uns zur Frage führen, welche Kir- chenmusik denn die richtige und beste für unsere Zeit ist. Schade ist, dass, wenn diese Frage zur Diskussion kommt, sich die Lager bis heute oft sehr unversöhnlich gegenüber stehen: Da sind die Vertreter des neu- en geistlichen Liedes einerseits und die der traditionellen Kirchenmusik andererseits. Die Einen werfen den "Traditionalisten" elitäre Weltabge- wandtheit vor, die Anderen warnen vor dem Substanz- und Niveauverlust des "Sacro-Pop". Solche Gegensätze müssen wir überwinden, denn sie würden die Kir- chenmusik zwangsläufig in eine Sackgasse führen. Weder das Beharren auf Gregorianik, Polyphonie oder Orchestermessen, noch das Betonen einer langweiligen, akademisch verkopften und musikalisch uninteressan- ten Kirchenmusik oder einseitiges Pochen auf das Neue Geistliche Lied werden uns weiterführen. Das neue Gotteslob zeigt uns in seinen Gesängen - Gott sei Dank - einen ganz anderen Weg: Es ist stilistisch von großer Weite: Werke von der Gregorianik bis zum Neuen Geistlichen Lied finden sich gemeinsam in einem Buch. Könnte das nicht auch ein Vorbild für das Musizieren in unseren Pfarrgemeinden sein? Der Austausch zwischen verschiedenen Musikgruppen, das gegenseitige Integrieren unterschiedlicher Stile in der musikalischen Praxis wäre eine gute Chance für die Kirchenmusik in der Zukunft gute Früchte hervorzubringen und so Neues zu „offenbaren“. Ihnen, Ihren Angehörigen und Freunden wünsche ich zusammen mit meinen Mitarbeiter/innen vom Amt für Kirchenmusik ein gnadenvolles und frohes Weihnachtsfest. Gottes Segen für Sie alle im neuen Jahr 2015! Vergelt’ s Gott für Ihre Mühe und Mitarbeit in der Kirche von Augs- burg in Ihrem Dienst als Kirchenmusiker/in. Es grüßt Sie herzlich Ihr P. Stefan U. Kling O. Praem. Leiter des Amts für Kirchenmusik 3 1. 40. Tag der Kirchenmusiker am 22. November 2014 in Augsburg Am Gedenktag der hl. Cäcilia folgten zahlreiche Kirchenmusiker aus der gesamten Diözese der Einladung nach Augsburg zum Festgottesdienst in der Basilika St. Ulrich und Afra und zum Orgel- spaziergang zu ausgewählten Instrumenten in nahegelegenen Kir- chen. Zu Beginn des Gottesdienstes dankte der Leiter des Amtes für Kir- chenmusik, Pater Stefan Kling, Weihbischof Florian Wörner für sein Kommen zum Kirchenmusikertag, der in diesem Jahr zum 40. Mal begangen wurde. Weihbischof Florian Wörner sagte in seiner Festpredigt allen haupt-, neben- und ehrenamtlichen Kirchenmusi- kern für ihren wertvollen Dienst in den Pfarrgemeinden ein herzli- ches Vergelt’s Gott. Er ermunterte die Anwesenden, ihr musikali- sches Wirken auch in den Dienst der Neuevangelisierung zu stel- len. Die Musica sacra leiste einen ganz wichtigen Beitrag für die Katechese, also die Verkündigung der christlichen Botschaft. Die Art, wie die Kirche als Gemeinschaft die Sakramente feiere, gebe Zeugnis für den Glauben, und die Kirchenmusik könne die Men- schen bewegen und für die Vertiefung des Glaubens öffnen. Hwst. H. Weihbischof Florian Wörner bei der Predigt am Tag der Kirchenmusiker (Bild: Claudia Sauter, Immenstadt) 4 Für die musikalische Gestaltung des Festgottesdienstes hatte Kir- chenmusiker Stefan Nerf anspruchsvolle Werke des zeitgenössi- schen tschechischen Komponisten Petr Eben ausgewählt und mit dem Chor der Pfarrei St. Anton und dem Coro d’Arte klangvoll um- gesetzt, an der Haupt-Orgel begleitet von Prof. Franz Hacker. Die Begleitung der Lieder aus dem neuen Gotteslob hatte Werner Zu- ber an der Marienorgel in der Kapelle über der Sakristei übernom- men. Nach dem Gottesdienst überreichte Weihbischof Florian Wörner den 21 erfolgreichen Absolventen des C-Kurses bzw. des C- Chorleiterkurses 2012/2014 die Zeugnisse und wünschte ihnen für ihren zukünftigen Einsatz viel Freude und Gottes Segen. Nach dem gemeinsamen Mittagessen, das im gastlichen Haus St. Ulrich auch zum Erfahrungsaustausch genutzt wurde, startete eine große Schar von Kirchenmusikern zum Orgelspaziergang mit Pater Stefan Kling und Werner Zuber. Zunächst wurden die Koulen-Orgel von 1911 in der Friedhofskirche St. Michael und die Rieger-Orgel von 1973 in der St. Moritz-Kirche vorgestellt. Zum Schluss galt die ganze Aufmerksamkeit der Sandtner-Orgel von 1982 in der Basilika St. Ulrich und Afra, wo der in vielerlei Hinsicht bereichernde Tag der Kirchenmusiker ausklang. Claudia Sauter, Immenstadt 2. Predigt von Hwst. H. Weihbischof Florian Wörner beim 40. Tag der Kirchenmusiker am 22. November 2014 Es gilt das gesprochene Wort! Liebe Schwestern und Brüder! „Wo man singt, da lass dich ruhig nieder…“, heißt es - eine Erfahrung, die wir alle gemacht haben und machen: Wo man singt und musiziert, da ist es gut sein, da herrscht in der Regel ein guter Geist. Und wenn man das schon vom profanen Gesang sagen kann, um wieviel mehr dann von der Kirchenmusik. „Singt dem Herrn, alle Völker der Erden…“ (GL 803) Wenn das alle täten - dem Herrn singen -, dann hätten wir Frieden, dann gebe es keinen „Zoff“ mehr, keinen Neid, keine Ungerechtigkeit, kein Blutver- gießen, dann wäre „Frieden auf Erden“. Eine starke Aussage - wird vielleicht mancher denken. „Singt dem Herrn…!“ heißt „Lobt Gott!“ und zwar aus ganzem Herzen. Meint das auch so! Gott loben ist etwas anderes als Menschen loben. 5 Es ist wichtig, einander zu loben. Wir sollten nicht sparen mit Lob. Sänger und Sängerinnen, Kinder und Jugendliche, Chorleiter, Orga- nisten, Pfarrer und auch Weihbischöfe freuen sich, wenn sie gelobt werden. Lob baut auf. Sparen wir nicht damit! Es ist eine Form der Anerkennung, Wertschätzung und Achtung, die gut tut und motiviert. Ein Lob sei an dieser Stelle Ihnen allen ausgesprochen für Ihren äu- ßerst wertvollen Dienst an der Liturgie, für die Menschen und zur Ehre Gottes! Schenken wir einander reichlich Lob, wenn es ange- bracht ist. Und sie merken schon: Das ist eine Einschränkung. Ich kann jemanden nicht loben für etwas, was nicht richtig war. Das wäre nicht nur Lobhudelei, sondern auch in gewisser Weise verantwor- tungslos. Zur Liebe gehört auch das aufbauende, mitunter kritische Feedback. Bei Gott ist es anders: Ihn können und sollen wir immer loben. Das Gotteslob ist immer angesagt. Immer! Ich kann Gott nur für alles lo- ben. Ich kann Gott nicht nur selektiv loben, für dies oder jenes, das mir gerade zusagt, behagt und in den Kram passt. Das hieße nämlich einen Götzen loben, den ich mir nach meinem Gefallen zurechtzim- mere. Das wäre aber nicht Gott und auch nicht echtes Gotteslob. Gott ist nicht der Erfüllungsgehilfe meiner Wünsche. Gott loben heißt aner- kennen, dass er keinen Fehler macht. Wer Gott wirklich lobt, der sagt: „Guter Gott, ich habe nichts auszusetzen an dir, ich habe nichts zu meckern, du machst keine Fehler, du bist der Allmächtige, du bist uneingeschränkt gut, du bist die Liebe.“ Da hat die Klage, die wir von den Psalmen kennen, durchaus Platz. Auch die Klagepsalmen münden immer wieder ein ins Vertrauen und ins Einwilligen in seinen Plan. Gott loben heißt anerkennen, was er will, einverstanden sein mit dem, was er mit mir und der Welt vorhat, auch dann, wenn wir es gerade nicht verstehen. Und darum gehört zum Gotteslob immer auch das Vertrauen darauf, dass Gottes Wille der Beste ist, auch wenn er mal quer steht zu meinem Willen. Darum: „Singt dem Herrn, alle Völker der Erde, Tag für Tag verkündet sein Heil!“ (GL 803) „Singt, als wär es zum ersten Mal…“, heißt es dann weiter (GL 803,1). Das will heißen: Lasst ja keine Routine aufkommen beim Gotteslob. Nichts brauchen wir weniger als kirchliche Routiniers, egal ob geweiht oder im Laienstand, ob im Haupt- oder Ehrenamt. Dienst nach Vor- schrift führt dazu, dass alles grau in grau wird, ohne Ausstrahlung, ohne Fruchtbarkeit. Da ist dann keine Farbe, kein Klang, keine Musik mehr im Tun, im Glauben und in der Verkündigung. Nein: „Singt, als wär es zum ersten Mal…“ Mit anderen Worten: Kehrt zur ersten Liebe zurück! Erinnert euch immer wieder, wie es war, als es von Herzen 6 kam und zu Herzen ging, als ihr ergriffen ward,

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