Der Deutsche Sandlaufkäfer Cylindera Germanica (Linnaeus, 1758) Im Landkreis Lichtenfels (Oberfranken / Bayern)

Der Deutsche Sandlaufkäfer Cylindera Germanica (Linnaeus, 1758) Im Landkreis Lichtenfels (Oberfranken / Bayern)

©Gesellschaft für Angewandte Carabidologie e.V. download www.laufkaefer.de Der Deutsche Sandlaufkäfer Cylindera germanica (Linnaeus, 1758) im Landkreis Lichtenfels (Oberfranken / Bayern) Michael-Andreas FRITZE, Alexander KROUPA und Wolfgang LORENZ Abstract: The German Tiger Beetle Cylindera germanica (Linnaeus, 1758) in the county of Lichtenfels (Upper Frankonia / Bavaria / Germany). - The German Tiger Beetle Cylindera germanica is a species facing extinction, not only in Bavaria but also all over Germany. Populations of this beetle declined dramatically during the last century as a result of inappropriate land use. Today it is known at only a few sites. In Bavaria the largest concentration of this species can be found in the region of Lichtenfels in Upper Franconia, where many populations, some of them with a large number of individuals, can be charted. The local government therefore has a responsibility for the protection of this tiger beetle. 1 Einleitung damit zum Verschwinden der Art. Der Deutsche Sandlaufkäfer ist damit ein Muster- Der Deutsche Sandlaufkäfer ist eine hochgradig beispiel einer Art, die ohne menschliche Einfluss- bedrohte Insektenart der heutigen Kulturland- nahme in unserer heutigen Kulturlandschaft nicht schaft. Er ist eine in Deutschland sehr seltene mehr überleben kann. (< 60 Nachweise) und bundes- wie bayernweit vom Aussterben bedrohte Laufkäferart (LORENZ 2 Verbreitung 1992, TRAUTNER et al. 1997). Die Gründe für die Gefährdung der Art sind mannigfaltig und basieren Cylindera germanica ist eine in Asien und Europa vorwiegend auf einer ungeeigneten Nutzung vor- weit verbreitete und teilweise noch häufige Sand- handener Lebensräume (HORION 1941, TRAUTNER laufkäferart (z.B. ADAMOVIC & DURBESIC 1988). & DETZEL 1994, TRAUTNER & ASSMANN 1998): Am nordwestlichen Arealrand, in Mittel- und • Die Intensivierung der landwirtschaftlichen Westeuropa, weist das Areal jedoch große Lücken Nutzung führte zu einem starken Rückgang der auf. Aus vielen Regionen sind hier keine aktuellen früher auf extensiv genutzten Äckern, Stoppelä- Fundorte bekannt. Die Vorkommen konzentrieren ckern und Ackerbrachen recht weit verbreiteten sich auf wenige, eng begrenzte Gebiete. Dieses lü- und stellenweise auch häufigen Art. ckige Verbreitungsbild ist auch in Deutschland und • Die Schließung von Standortübungsplätzen und Bayern (Abbildung 1) zu beobachten (TRAUNTER & der damit ausbleibende militärische Übungsbe- DETZEL 1994, UNRUH 1994). trieb hat das schnelle Zuwachsen geeigneter Die Verbreitungskarte des Deutschen Sand- Habitate des Deutschen Sandlaufkäfers zur laufkäfers in Bayern (Abbildung 1) ergibt sich aus Folge. der Auswertung zahlreicher, vor allem älterer, zum • Eine Nutzungsaufgabe und Verfüllung von Ab- großen Teil noch unter dem Synonym Cicindela baugebieten führt neben einer unmittelbaren germanica laufenden Literaturhinweise (APFEL- Vernichtung bestehender Populationen eben- BACHER 1988, FISCHER 1962, FRITZE 1999, FRÖH- falls zu einer sukzessiven Zerstörung potenziell LICH 1897, HOFMANN et al. 2001, HORION 1941, geeigneter Lebensräume. 1957, 1959, REBHAN 1994, ROSENHAUER 1842, • Der permanente Eintrag von Stickstoffverbin- SCHAEFFLEIN 1960, 1963, SCHNEID 1947, SINGER dungen u.a. über die Luft, bewirkt eine stetige 1955, VIERLING 1961), J. Voith: (Arten- und Bio- Eutrophierung der Magerrasen und führt bei topschutzkartierung Bayern) und Hinweisen von ausbleibender oder ungenügender Nutzung J. Gebert, M. Grünwald, S. Müller-Kroehling, M. zur schnellen Entwicklung der Vegetation und Rauh, M. Scheidler und A. Schuster. Angewandte Carabidologie 6 (2004): 7–14 ISSN: 1437-0867 ©Gesellschaft für Angewandte Carabidologie e.V. download www.laufkaefer.de Abb. 1: Verbreitung des Deut- schen Sandlaufkäfers in Bayern auf Basis des Kartenschnitts der Topographischen Karte im Maß- stab 1:25000. Vom Deutschen Sandlaufkäfer sind bislang aus sind hier fünf Gebiete in drei Rasterfeldern mit Bayern 31 Rasterfelder mit Fundorten bekannt. acht räumlich getrennten Fundorten bekannt. Alle Aktuelle Funde (nach 1980) liegen allerdings nur Standorte zeichnen sich durch bindigen, wech- noch aus 9 Rasterfeldern vor. Die bekannten Vor- seltrockenen Boden, eine zumeist kurzrasige und kommen des Deutschen Sandlaufkäfers zählen lückige Vegetation und in den meisten Fällen durch demnach aufgrund des starken Bestandsrückgangs das Vorkommen vegetationsarmer Störstellen aus. der deutschland- und bayernweiten vom Ausster- Sie weisen damit die aus der Literatur (TRAUTNER ben bedrohten Laufkäferart zu den gesamtstaatlich & DETZEL 1994) bereits bekannten Habitatcharak- bedeutenden Lebensräumen (TRAUTNER 1996). teristika dieser Art auf. Geeignete Schutz- und Pflegemaßnahmen zum Er- Eine kurze Beschreibung aller bekannten Fund- halt der Habitate und der Bestände des Sandlauf- orte ist der Tabelle 1 zu entnehmen. käfers müssen deshalb unverzüglich durchgeführt Das Vorkommen am „Spitzberg“ nimmt dabei werden. aufgrund der von den übrigen Beständen abwei- chenden Lebensraumstruktur eine Sonderstellung 3 Ökologie und Gefährdung ein. Der nur geringfügig geneigte Lebensraum ist homogen. Die rasig entwickelte Krautschicht mit 3.1 Lebensraumsituation einer Deckung von über 50 % besteht nahezu aus- Der Deutsche Sandlaufkäfer hat in Bayern nach schließlich aus kurzrasigen Gräsern und Kräutern. gegenwärtigem Wissensstand seinen Verbreitungs- Vegetationsarme Störstellen sind nicht vorhanden. schwerpunkt im Landkreis Lichtenfels. Derzeit Der Erhalt geeigneter Lebensraumstrukturen wird 8 Angewandte Carabidologie 6 (2004) ©Gesellschaft für Angewandte Carabidologie e.V. download www.laufkaefer.de Tab. 1: Charakteristika der Lebensräume des Deutschen Sandlaufkäfers im Landkreis Lichtenfels. Die Fläche der fünf Fundorte von C. germanica wurde anhand des Programmes D-SAT4 (BUHL DATA SERVICE 2001) erfasst. Sowohl Maßstab als auch eine fehlende Aktualität der Luftbilder dieses Programmes erlauben nur eine ungenaue Auswertung. Die ermittelten Flächen der Fundorte sind deshalb nur als grobe Richtwerte zu interpretieren. Fundort / Fläche • Lebensraumtyp Biotopverbund Bemerkung Spitzberg • Magerrasen Entfernung zum nächsten Homogenes Habitat, 2 ca. 4000 m • Ackerbrache Vorkommen der Art beträgt Magerrasen mit kurzer, ca. 500 m Luftlinie. Zwischen lückig entwickelter Kraut- beiden Standorten befinden schicht, vereinzelt Kiefern sich Gehölzinseln, Hecken und Wacholderbüschen. und intensiv bewirtschaftete Der Lebensraum wird Äcker und Grünlandflächen. durch einen kleine Die Flächen werden Gehölzinsel in zwei außerdem durch einen be- unterschiedlich große Teil- festigten Feldweg getrenn t bereich Spitzberg (ost) und Spitzberg (südost) geteilt Lerchenberg • Magerrasen Siehe Fundort Spitzberg Magerrasen mit stel- 2 ca. 3000 m • Ackerbrache lenweise dichter hoher • vegetationsarme Krautschicht, Böschung zunehmende Verkrautung der Ackerbrache Weinhügel • Magerrasen Die Entfernung zum nächsten Heterogenes Habitat, 2 ca. 1500 m • vegetationsarme bekannten Vorkommen der starke Trittbelastung Störstellen Art beträgt über 3,5 km durch Freizeitnutzung Luftlinie Kalkberg I • Magerrasen Die Entfernung zum nächsten Kleinflächig vegetations- 2 ca. 1500 m • vegetationsarme Vorkommen der Art beträgt freie Flächen im Bereich Störstellen ca. 100 m Luftlinie. Zwischen einer Fahrspur beiden Fundorten liegt ein Gehölzgürtel und ein befestigter Feldweg Kalkberg II • vegetationsarme Die Entfernung zu den Heterogenes Habitat, 2 ca. 7000 m Störstellen nächsten Vorkommen der Art ausgedehnte vegetations- • Magerrasen beträgt ca. 100 m bzw. 300 m arme bzw. -freie Flächen • Ackerbrache Luftlinie. Zwischen beiden im gesamten Bereich des Fundorte liegen intensiv Fundortes vorhanden. bewirtschaftete Äcker- und Entbuschte Bereiche mit Grünlandflächen einer ca. 2 cm bis 3 cm dicken Streuauflage, Ackerbrache mit hoher Krautschicht (Gräser und Kräuter) und nur kleinflächig vege- tationslosen Bereichen Kalkberg III • vegetationsarme Die Fläche ist vollständig von Stark mit Kiefern ver- 2 ca. 1500 m Störstelle Wald bzw. von heckenartigen buschte Fläche, stel- Strukturen umgeben lenweise steiniger Boden Kalkberg IV • Magerrasen Die Entfernung zum nächsten Im Herbst 2000 2 ca. 1500 m • vegetationsarme Vorkommen der Art beträgt freigestellte Fläche, die Störstelle ca. 200 m Luftlinie. Zwischen Besiedlung erfolgte beiden Fundorte liegen wahrscheinlich in Heckenzeilen und intensiv Anschluß an die bewirtschaftete Äcker Pflegemaßnahmen Kleiner Kordigast • vegetationsarme Die Entfernung zum nächsten Vollständig von Wald und 2 ca. 1000 m Störstelle bekannten Vorkommen der einem Gehölzgürtel einge- Art beträgt über 2,5 km schlossener Lebensraum Luftlinie Angewandte Carabidologie 6 (2004) 9 ©Gesellschaft für Angewandte Carabidologie e.V. download www.laufkaefer.de Tab. 2: Anzahl der markierten Individuen und Bestandschätzung mittels Fang- / Wiederfangberechnungen. Erklärung der Begriffe MARK und DU FEU s. Text, SE = Standardabweichung, k.B. = keine Berechnung. Untersuchungsgebiet Markierte Individuen Wiederfänge MARK DU FEU DU FEU SE Spitzberg (ost) 101 9 95 630 +- 197 Spitzberg (südost) 301 12 141 3965 +- 1113 Lerchenberg 142 10 108 1098 +- 331 Weinhügel 45 1 14 1021 +- 995 Kalkberg I 21 2 21 120 +- 78 Kalkberg II 241 53 294 713 +- 85 Kalkberg III 38 10 68 97 +- 26 Kalkberg IV 2 0 kB kB kB Kleiner Kordigast 180 112 438 275 +- 18 durch den mageren Boden erleichtert und durch dabei mit Bohrern mit abgebrochener Spitze (siehe regelmäßige Pflege (Beweidung, Entbuschung) auch RIETZE 2003). Zur Markierung der Imagines garantiert. wurden

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