Gert Pickel · Oliver Decker (Hg.) Extre mismus Eine kritische Bestands- in aufnahme Sachsen Sächsische Landeszentrale für politische Bildung Extre- mismus in Sachsen Editorische Notiz Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die durchgehende Verwendung geschlechterspezifischer Formulierungen verzichtet; selbstverständlich sind Personen aller Geschlechter eingeschlossen. Bildnachweis dpa – Fotoreport 28 o. r. ◊ dpa 47, 62, 78, 93 ◊ Foto: Gerd Pickel 25 ◊ Foto: Harald Lamprecht 100, 103, 107 ◊ Foto: Oliver Decker 142 ◊ imago/Christian Ditsch 28 o. l. ◊ picture alliance/AP Photo 55, 111, 112 ◊ picture alliance/fStop 70 ◊ picture alliance/NurPhoto 33, 61 ◊ picture alliance/photononstop 86 ◊ Von Jasper Goslicki, CC BY-SA 3.0 (https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Arbeit_familie_vater land_transparent_sachsenmut_stoppt_moslemflut.jpg) 120 Impressum © 2016 Edition Leipzig in der Seemann Henschel GmbH & Co. KG, Leipzig www.edition-leipzig.de Die Verwertung der Texte und Bilder, auch auszugsweise, ist ohne Zustimmung der Rechteinhaber urheberrechtswidrig und strafbar. Dies gilt auch für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikro- verfilmungen und für die Verarbeitung mit elektronischen Systemen. Die Publikation stellt keine Meinungsäußerung der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung dar. Für den Inhalt zeichnen die Autoren verantwortlich. Diese Ausgabe ist nicht für den Verkauf bestimmt. Umschlaggestaltung Phillip Hofmeister, Hofmeister Stauder. Büchermacher, Berlin Projektmanagement und Lektorat Kirsten Witte-Hofmann Mitarbeit Lisann Allex, Anna Elisabeth Keim Satz und Layout Phillip Hofmeister, Hofmeister Stauder. Büchermacher, Berlin Herstellung Sabine Artner Druck und Bindung Druckhaus Nord GmbH Printed in Europe Extre- mismus in Sachsen Eine kritische Bestandsaufnahme herausgegeben von Gert Pickel und Oliver Decker Sonderausgabe für die Sächsische Landeszentrale für politische Bildung Dresden/Leipzig 2016 Inhalt 6 Vorwort Gert Pickel/Oliver Decker 8 Einleitung – Extremismus in Sachsen Gert Pickel 16 Eine sächsische politische Kultur des Extremismus? Politische Einstellungen in Sachsen im Bundesländervergleich und ihre politikwissenschaftliche Einordnung Uwe Backes 27 Politisch motivierte Gewalt in Sachsen Immo Fritsche 38 Die Sozialpsychologie des Extremismus Oliver Decker 50 Rechtsextremismus der Mitte – Autoritäre Dynamiken Alexander Yendell/Oliver Decker 60 Urbane Gewalt von links und rechts in der Stadt Leipzig Insa van den Berg 70 Auch, wenn es weh tut Toni Müllers jahrelange Auseinandersetzung mit der rechten Szene Matthias Quent 74 Rechte Gewalt in Sachsen: Lokale Unterschiede Insa van den Berg 86 » Ich wollte diesen Hass nicht mehr« Bernds Ausstieg aus der rechtsextremen Szene 4 Anton Sterbling 90 Die Polizei in Sachsen in schwierigen Zeiten Herausforderungen, Leistungen, Missverständnisse Harald Lamprecht 100 Von Odin bis Neuschwabenland Rechtsextremismus und Religion Hans Vorländer/Maik Herold/Steven Schäller 109 PEGIDA – eine rechts extremistische Bewegung? Alexander Yendell 119 Islamfeindlichkeit und negative Haltungen gegenüber Muslimen, dort wo kaum Muslime leben – einige Fakten und Erklärungsversuche Gert Pickel/Steffen Kailitz/Oliver Decker 130 Ein Gespräch Oliver Decker/Gert Pickel 140 Fazit – Sachsen vor der Herausforderung der extremistischen Polarisierung? Anhang 146 Die Autoren 148 Literaturverzeichnis 5 Vorwort ill man über Extremismus schreiben, ist dies Wimmer ein schwieriges Unterfangen. Nicht nur die objektive Abbildung der Realität, ihre Fassung durch den Be- griff und die empirische Untersuchung tragen Herausforderungen in sich, sondern auch das Themenfeld für sich besitzt seine Besonder- heiten – und besondere Schwierigkeiten. So handelt es sich bei »Ex- tremismus« sowohl um einen umkämpften wie auch sensiblen Begriff und Tatbestand. Es ist als Sozialwissenschaftler eben deutlich etwas anderes über Rechtsextremismus, Linksextremismus oder Autorita- rismus, antidemokratische Haltungen oder Islamfeindlichkeit zu for- schen als über Arbeitsmarktzugänge, Bildungsexpansion oder Säku- larisierung. Nicht dass diese Themen nicht auch Kontroversen, dann aber zumeist wissenschaftliche, mit sich bringen, jedoch sind sie nur sehr selten mit hate-mails, Drohgebärden oder Beleidigungen verbun- den. In der Auseinandersetzung mit Extremismus ist das anders, selbst wenn man nur eigentlich neutrale Ergebnisse präsentiert. Wie proble- matisch solche Aussagen sind, zeigen jüngst die ausgesprochen hefti- gen Reaktionen von mancher Seite auf die »Mitte-Studien 2016«, aber auch die Diskussionen über das seitens der NPD angestrengte Un- terlassungsverfahren gegen unliebsame wissenschaftliche Ergebnis- se, namentlich gegen den Dresdner Politikwissenschaftler und Exper- ten im NPD-Verbotsverfahren Dr. Steffen Kailitz. Dies sind nur zwei, in gewisser Hinsicht sächsische, Beispiele für die Feststellung, dass Forschung zu Extremismus immer ein Mehr an Emotionen beinhaltet und ein Mehr der persönlichen Resistenz gegen Anfeindungen erfor- dert als die meisten anderen Bereiche der Wissenschaft. Die genann- ten Fälle sind dabei exemplarisch auch für andere Berichte, die man von auf diesem Gebiet tätigen Kollegen im persönlichen Gespräch er- fährt. Dies war auch ein Grund für uns, ein solches Gespräch mit in den vorliegenden Band aufzunehmen und dadurch noch ein anderes Genre zur Sprache kommen zu lassen. Dies gibt möglicherweise einen Einblick, warum die Zahl der vor allem empirisch arbeitenden Extre- mismusforscher immer eine überschaubare bleibt. Natürlich schreibt man ein solches Buch nicht allein und aus dem Blauen heraus. Hier danken wir der Initiative des Verlages Edition Leipzig der Verlagsgruppe Seemann Henschel, der mit der Idee an uns herangetreten ist. Vor allem danken wir aber den Autoren dieses Ban- des, welche in der doch sportlich bemessenen Zeit für die Umsetzung dieses hochaktuellen Bandes sich nicht nur bereit erklärt haben, et- was beizusteuern, sondern dies trotz ihrer gefüllten Terminkalender 6 Vorwort wirklich getan haben. Nur durch diese Mitarbeit konnte ein solch dif- ferenzierter Band, wie er hier vorliegt, gelingen. Letztendlich war es unser Anliegen, verschiedene Perspektiven auf das Phänomen für die Leser nachvollziehbar zu machen. Dies konnte nur auf diese Weise und durch die Beteiligung der Kollegen umgesetzt werden – die es hoffentlich nicht bereut haben, an dem Buch mitzuwirken. Dann gilt es an dieser Stelle noch allen zu danken, die uns ganz praktisch in der Herstellung des Buches unterstützt haben. Vor allem möchten wir uns für die gute und engmaschige Betreuung durch Frau Witte-Hofmann seitens des Verlages bedanken. Ihrer Mischung aus Langmut und Hartnäckigkeit ist es zu verdanken, dass das Buch jetzt vor Ihnen liegt. Dann bleibt uns an dieser Stelle noch, Ihnen eine interessante Lek- türe zu wünschen. Wir hoffen, dass wir die manchmal trockenen und komplexen wissenschaftlichen Ergebnisse zu diesem Feld so haben umsetzen können, dass sie einen plastischen Eindruck in das Phäno- men »Extremismus in Sachsen« geben. Gert Pickel und Oliver Decker 7 Gert Pickel/Oliver Decker Einleitung – Extremismus in Sachsen (Ostdeutscher) Extremismus – die Wiederkehr einer vergessenen Kategorie? ie Zeiten sind unruhig geworden in Deutschland Dund in Sachsen. Fast wöchentlich finden De- monstrationen extremer Gruppen in Städten und Gemeinden statt, Bilder von gewaltvollen Auseinandersetzungen und Anschlägen fin- den ihr Echo im Fernsehen, in Zeitungen oder im Internet, und radi- kale Parolen wie auch hate-speach in Blogs sind seit einiger Zeit ein Teil des sozialen Lebens in Deutschland. Vor diesem Hintergrund ist es kein Wunder, wenn viele Bürger verunsichert sind und sich Politi- ker wie Journalisten erstaunt die Augen reiben. Bisweilen scheint es fast so, als wäre an einigen Stellen der in Deutschland als unverrück- bar angesehene demokratische Grundkonsens aufgehoben – oder zu- mindest ernsthaft gefährdet. Populismus, Extremismus und Radikali- sierung sind Worte, die in den letzten Monaten eine rege Konjunktur hatten – und aktuell noch haben. Dabei ist es nicht so, dass extremistische Positionen und Hand- lungen völlig neu sind. Es wäre zwar wohlfeil zu sagen: Extremismus gab es schon immer. Aber genau genommen durchzieht die Auseinan- dersetzung sowohl mit dem Rechtsextremismus als auch mit dem Linksextremismus die Geschichte der Bundesrepublik. Verbote der Kommunistischen Partei Deutschlands oder auch der Sozialistischen Reichspartei in den 1950er Jahren zeigen die stetige Auseinanderset- zung der Gesellschaften mit dem Extremismus – zumindest auf der Parteienebene.1 Festzustellen, was extremistisch ist – und damit für eine demokratische Gesellschaft nicht mehr tolerabel –, ist dabei eine schwierige Aufgabe. Die Langwierigkeit und Mühsamkeit der recht- lichen Prüfung von Parteienverboten zeigt dies in aller Deutlichkeit. Als aktuelles Beispiel können die sich schon über Jahre ziehenden De- batten zum Parteiverbot der NPD dienen. Parteiverbote lösen dabei zudem nur die institutionalisierte Seite des Problems, verschwinden doch in der Regel die extremistischen Einstellungen in den Köpfen ei- niger Gesellschaftsmitglieder nicht mit entsprechenden Parteien. So ist es weitaus schwieriger als zu bestimmen, was extremistisch ist, wer extremistisch ist. 8 Einleitung – Extremismus in Sachsen Auch in Ostdeutschland waren extremistische Haltungen in der DDR-Zeit weder verschwunden, noch haben sie danach mit dem Bei- tritt zur Bundesrepublik einfach aufgehört zu existieren. Das wurde sichtbar, als die
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