Drucksache 17 / 10 038 Kleine Anfrage 17. Wahlperiode Kleine Anfrage des Abgeordneten Joschka Langenbrinck (SPD) vom 28. November 2011 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 08. Dezember 2011) und Antwort „Teach First“ in Berlin – Zwischenbilanz 2011 Im Namen des Senats von Berlin beantworte ich Ihre Kleine Anfrage wie folgt: 3. Welche Schulen in welchen Bezirken haben sich in den Schuljahren 2009/2010 und 2010/2011 1. Bekräftigt der Senat seine Auffassung, dass die mit wie vielen Fellows an „Teach First“ beteiligt und Einführung der gemeinnützigen Bildungsinitiative welche Schulen beteiligen sich im laufenden Schul- „Teach First“ in Berlin ein Erfolg für die teilnehmen- jahr 2011/2012 daran? (Bitte Auflistung der Schulen den Schulen und ihre Schülerinnen und Schüler ist nach Bezirken und Anzahl der jeweiligen Fellows in und dass das Konzept nachhaltige bildungs-, integra- Fortschreibung der entsprechenden Aufstellung) tions- und sozialpolitische Früchte trägt und wenn ja, wie begründet der Senat das? Zu 3.: Ich verweise auf die beigefügte Anlage. 2. Ist die Evaluation der Bildungsinitiative „Teach First“ an Berliner Schulen durch einen exter- 4. Lehnen noch immer einzelne bezirkliche Per- nen Gutachter bereits abgeschlossen und wenn ja, zu sonalvertretungen die Einführung von „Teach First“ welchem Ergebnis kommt diese und welche Schlüsse ab und wenn ja, welche sind das und wie begründen zieht der Senat daraus? sie ihre Ablehnung vor dem Hintergrund positiver Voten von interessierten Schulen in den entsprechen- Zu 1. und 2.: Mit dem Schlussbericht aus dem Februar den Bezirken? 2011 wurde der Einsatz der sog. Fellows im Rahmen der Bildungsinitiative Teach First Deutschland durch Herrn Zu 4.: Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Prof. Dr. Rainer (GEW) Berlin lehnt - anders als beispielsweise der Lan- Dollase evaluiert. desverband in Nordrhein-Westfalen - die Bildungsinitiati- Dabei wurde das Aufgabenprofil der eingesetzten Fel- ve Teach First Deutschland (TFD) ab. Die Ablehnung lows (Zitat aus dem o.a. Gutachten bei den Interviews von begründet sich durch die Finanzierung aus Mitteln der Schulleitungen, Kolleginnen und Mentoren: "Fellows Personalkostenbudgetierung. Weitere Kritik betrifft die erledigen Zusatzaufgaben, haben Vorbildfunktion für unzureichende Beteiligung der Personalräte am Auswahl- Schüler, sind Hilfe für das Schulleben, sind Ansprech- verfahren der Fellows. partner für Schüler, haben Fördererfolg, geben Impulse für das Kollegium, beraten Schüler/-innen, tragen zur Leistungssteigerung bei") sowohl von den einsetzenden 5. Welche unternehmerischen Spender fördern Schulleitungen, als auch im Feedback von den Kollegien derzeit „Teach First Deutschland“, was wird gegen- der Einsatzschulen im höchsten Maß als nützlich und wärtig mit den Spenden finanziert und teilt der Senat hilfreich betrachtet. noch immer die Auffassung, dass „Teach First Deutschland“ durch diese finanziellen Spenden un- Ohne hier eine vollausgebildete Lehrkraft ersetzen zu abhängig agiert? können bzw. zu wollen, werden die Fellows gerade in der Aufgabenstellung bei pädagogischen Projekten bzw. der Zu 5.: Teach First Deutschland“ wird durch Zuwen- Betreuung von Schülerinnen und Schülern sowohl in dungen von Förderstiftungen, Unternehmen, Privatperso- Bezug auf ihre individuellen Kompetenzen, als auch auf- nen und der öffentlichen Hand (in 2012 erstmals Erhalt grund der zusätzlichen Funktion an der Einsatzschule projektbezogener Fördermittel aus dem Bundesprogramm insbesondere von den Schülerinnen und Schülern zu fast des Europäischen Sozialfonds (ESF) „Bildung, Wirt- 90 Prozent mit Bestnoten beurteilt. schaft, Arbeit im Quartier (BIWAQ)“) finanziert. Die Drucksachen des Abgeordnetenhauses sind bei der Kulturbuch-Verlag GmbH zu beziehen. Hausanschrift: Sprosserweg 3, 12351 Berlin-Buckow · Postanschrift: Postfach 47 04 49, 12313 Berlin, Telefon: 6 61 84 84; Telefax: 6 61 78 28. Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 10 038 Mit diesen Zuwendungen werden ausschließlich die 7. Inwieweit wird das Lehrpersonal durch die Fel- operativen Kosten von Teach First Deutschland getragen. lows entlastet? Dies betrifft vor allem Personal- und Sachkosten, die der gemeinnützigen Organisation durch die Anwerbung, die Zu 7.: Fellows sollen benachteiligte Schülerinnen und Auswahl, die Qualifizierung der Fellows für den Ar- Schüler fördern. Dazu sind die Fellows auch im Unter- beitseinsatz an deutschen Schulen in sozialen Brennpunk- richt eingesetzt (z.B. im Rahmen von Teamteaching ten, die fortlaufende pädagogische Begleitung der Fellows und/oder Teilungsgruppenunterricht u.dgl.). Auf diesem während des Arbeitseinsatzes, die Weiterqualifizierung Wege unterstützen die Fellows die Lehrkräfte bei ihrer für den Übergang in eine anspruchsvolle Berufstätigkeit regulären Arbeit durch Übernahme von Teilaufgabenbe- im Anschluss an den Fellow-Einsatz und schließlich reichen. Darüber hinaus machen die Fellows außerunter- durch die integrierte Alumniarbeit entstehen. Letztere soll richtliche Angebote zur zusätzlichen Förderung von Schü- die Fellows dabei unterstützen, sich auch aus ihren zu- lerinnen und Schülern (z.B. Arbeitsgemeinschaften, För- künftigen beruflichen Positionen heraus weiterhin für derangebote u.dgl.) und fördern die Schüler individuell, größere Bildungsgerechtigkeit in Deutschland einsetzen. was zu einer weiteren Entlastung der Lehrer beiträgt. Formal sind die in Berlin tätigen Fellows bei Teach First Deutschland angestellt und werden von der Organi- sation bezahlt. Das Land Berlin erstattet dem Vertrags- 8. Bekräftigt der Senat seine Auffassung, dass die partner diese Aufwendungen. Teach First Deutschland Fellows keine Konkurrenz zu Lehrkräften und Refe- erzielt daraus keinen Gewinn. Ausschließlich die Gehälter rendaren darstellt und wenn ja, wie begründet der Se- und die direkt aus der Verwaltung des Personals entste- nat seine Meinung? henden Kosten im Umfang von weniger als fünf Prozent der Erstattung werden durch das Land Berlin getragen. Zu 8.: Die Einsatzprofile der Fellows sehen sowohl Folgende Unternehmen engagieren sich zurzeit als generell, als auch beim individuellen Einsatz an den Hauptförderer, d.h. in erheblichem finanziellem Umfang Schulen keine originäre Tätigkeit als eigenverantwortli- (>100.000 EUR p.a.) und/oder über Sachspen- che Lehrkraft vor. Es ist auch keinesfalls beabsichtigt, den/Dienstleistungen für die Arbeit der Organisation: hier Ausbildungsinhalte für eine Tätigkeit als Lehrkraft formal zu vermitteln. Deutsche Lufthansa AG Sowohl von den Inhalten, als auch in Bezug auf den Deutsche Post DHL tatsächlichen zeitlichen Einsatz an der Berliner Schule ist Franz Haniel & Cie. GmbH die Tätigkeit auf schulische zusätzliche Projekte fokus- Lanxess AG siert. Siemens AG Gerade in diesem Einsatzprofil werden die Fellows Manfred Lautenschläger-Stiftung von den nutzenden Schulen mit Bestnoten beurteilt. Robert Bosch Stiftung Eine Konkurrenz zu Lehrkräften mit voller Lehrbefä- Vodafone Stiftung Deutschland higung war und ist zu keiner Zeit beabsichtigt und päda- gogisch und organisatorisch in keiner Weise sinnvoll. Alle Unterstützer der Bildungsinitiative werden auf der Internetseite der Organisation einzeln benannt (www.teachtfirst.de/investoren). 9. Hat der Senat die im Rahmen der Auswertung Alle bisherigen Erfahrungen mit dem Vertragspartner der Erprobung der gestuften lehramtsbezogenen Stu- bestätigen die unabhängige Umsetzung der gemeinsamen diengänge vorgesehene Novellierung des Lehrerbil- Zielsetzung von besseren Lernbedingungen für benachtei- dungsgesetzes bereits umgesetzt und wenn ja, wurde ligte Schülerinnen und Schüler. dabei die Anrechnung der zweijährigen Fellow- Tätigkeit auf einschlägige Studiengänge berücksich- tigt und wenn nein, sieht der Senat dies vor? 6. Wie wird der Senat die Koalitionsvereinbarung zwischen Berliner SPD und Berliner CDU zur Fort- Zu 9.: Die Erprobung der gestuften lehramtsbezoge- führung des Programms umsetzen, falls Personalräte nen Studiengänge endet am 30.09.2012. Eine Neufassung weiterhin den Einsatz von „Teach First“-Fellows an des Lehrerbildungsgesetzes ist vorgesehen. In diesem Schulen ablehnen? Zusammenhang werden dann die schon bestehenden Anrechnungsregelungen im Hinblick auf erbrachte Stu- Zu 6.: Aufgrund der Rechtslage ist die Zustimmung dienleistungen bzw. geleistete unterrichtliche Tätigkeiten der jeweils örtlich zuständigen Beschäftigtenvertretungen ebenso wie neue Anregungen geprüft und über die Auf- vor Einsatz der Fellows an der Berliner Schule notwen- nahme in Gesetzes- oder Verordnungstexte entschieden. dig. Der Senat bemüht sich um diese Zustimmung, indem er die unter 1. und 2. skizzierten positiven Praxiserfah- rungen in Gesprächen mit der GEW bzw. den zuständigen Personalvertretungen vermittelt. 2 Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 10 038 10. Stimmt der Senat der Auffassung zu, dass eine Finanzierung der Fellows aus Mitteln der Perso- nalkostenbudgetierung (PKB) eine Mittel- bzw. Langfristigkeit der Projektpartizipation erschwert und wenn ja, zieht der Senat eine anderweitige Finanzie- rungsgrundlage – z.B. nach Vorbild Nordrhein- Westfalens – in Betracht und wenn nein, wie begrün- det der Senat das? 11. Hält der Senat den Einsatz von mehr Fel- lows an Berliner Schulen für wünschenswert und wenn ja, welche Rahmenbedingungen müssen nach Auffassung des Senats geschaffen werden, um den Einsatz von mehr Fellows an Berliner Schulen zu ermöglichen? Zu 10. und 11.: Die Personalkostenbudgetierung sieht - sofern die Sicherstellung von
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