Herbst 08 Texttreue versus „theatrale Freiheit“ - Eine Gegenüberstellung von Inszenierungskonzepten im deutschen Gegenwartstheater (Andrea Breth, Peter Stein, Jan Bosse) Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades im Fach Neuere deutsche Literaturwissenschaft der Sprach- und Literaturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Bayreuth Vorgelegt von: Alessandra V. Haupt, M.A. Gutachter: Dr. Wolf Gerhard Schmidt Zweitgutachten: Prof. Dr. Martin Huber Abgabetermin: September 2014 Inhaltsverzeichnis 1. EINLEITUNG 5 2. PETER STEIN 11 2.1 DIE THEATERPOETIK DES PETER STEIN 11 2.1.1 Theaterästhetik 12 2.1.2 Inszenierungskonzept 21 2.2 TEXTBEGRIFF UND TEXTVERSTÄNDNIS BEI PETER STEIN 41 2.2.1 Der Haupttext 50 2.2.2 Der Nebentext - Ausdrucksmittel des non-verbalen Zeichensystems 55 Bühnenbild 55 Toneffekte 57 Schauspieler 58 Zusammenfassung 60 2.3 FAUST I UND II - EINE INSZENIERUNG VON PETER STEIN: DER TRAGÖDIE ERSTER TEIL 62 2.3.1 Szenenanalyse: Prolog im Himmel 73 2.3.2 Szenenspiegel 1: Der Text 74 2.3.3 Szenenspiegel 2: Non-verbales Zeichensystem 85 Bühnenbild und Requisiten 87 Toneffekte 89 Kostüme 92 Handlungsanweisungen 93 Zusammenfassung 93 2.4 FAUST I - EINE INSZENIERUNG VON STEFAN PUCHER 95 2.4.1 Szenenanalyse: Prolog im Himmel 97 2.4.2 Szenenspiegel: Text und non-verbales Zeichensystem 97 2.5 FAUST I UND II - EINE INSZENIERUNG VON PETER STEIN: DER TRAGÖDIE ZWEITER TEIL 106 2.5.1 Szenenanalyse: Grablegung 107 1 2.5.2 Szenenspiegel 1: Der Text 107 2.5.3 Szenenspiegel 2: Non-verbales Zeichensystem 118 Bühnenbild und Requisiten 121 Toneffekte 123 Kostüme 124 Handlungsanweisungen 125 Zusammenfassung 126 2.6 FAUST II - EINE INSZENIERUNG VON NICOLAS STEMANN 127 2.6.1 Szenenanalyse: Grablegung 132 2.6.2 Szenenspiegel 1: Der Text und non-verbales Zeichensystem 132 Bühnenbild 142 Toneffekte 143 Kostüme 143 Zusammenfassung 144 3. ANDREA BRETH 145 3.3. DIE THEATERPOETIK DER ANDREA BRETH 146 3.3.1. Theaterästhetik und Einflüsse 146 3.3.2. Inszenierungskonzept 150 3.4. TEXTBEGRIFF UND TEXTVERSTÄNDNIS BEI ANDREA BRETH 166 2.2.1. Der Haupttext 172 3.4.1.1. Andrea Breth: Die kreative Interpretin 178 2.2.2. Der Nebentext - Ausdrucksmittel des non-verbalen Zeichensystems 180 3.4.1.2. Bühnenbild 182 3.4.1.3. Toneffekte 188 3.4.1.4. Schauspieler 190 3.4.1.5. Zusammenfassung 193 3.5. EMILIA GALOTTI - EINE INSZENIERUNG VON ANDREA BRETH 197 3.5.1. Szenenanalyse: 5. Akt, Szene 7 und 8 200 3.5.2. Szenenspiegel 1: Der Text 201 3.5.3. Szenenspiegel 2: Non-verbales Zeichensystem 212 Bühnenbild und Requisiten 217 Toneffekte 218 Kostüme 220 2 Handlungsanweisungen 220 Zusammenfassung 223 3.6. EMILIA GALOTTI - EINE INSZENIERUNG VON MICHAEL THALHEIMER 225 3.6.1. Szenenanalyse: 5. Akt, Szene 7 und 8 230 3.6.2. Szenenspiegel 1: Der Text 231 3.6.3. Szenenspiegel 2: Non-verbales Zeichensystem 244 Bühnenbild und Requisiten 248 Toneffekte 248 Kostüme 249 3.7. SZENENANALYSE: HAMLET - EINE INSZENIERUNG VON ANDREA BRETH 250 3.7.1. Szenenanalyse: 3. Akt, 3. Aufzug 251 3.7.2. Szenenspiegel 1: Der Text 252 3.7.3. Szenenspiegel 2: Non-verbales Zeichensystem 259 Bühnenbild, Requisiten und Toneffekte 262 Kostüme 263 Handlungsanweisungen 263 Zusammenfassung 264 3.8. HAMLET - EINE INSZENIERUNG VON ROGER VONTOBEL 266 3.8.1. Szenenanalyse: 3. Akt, 3. Aufzug 268 3.8.2. Szenenspiegel 1: Der Text 272 3.8.3. Szenenspiegel 2: Non-verbales Zeichensystem 280 Bühnenbild und Requisiten 284 Toneffekte 285 4. VOM KONVENTIONELLEN, TEXTTREUEN THEATER ZUR MODERNEN, TEXTADÄQUATEN INSZENIERUNGSFORM: JAN BOSSE 289 4.3. DIE THEATERPOETIK DES JAN BOSSE 294 4.3.1. Theaterästhetik und Einflüsse 294 4.3.2. Inszenierungskonzept 300 4.4. TEXTBEGRIFF UND TEXTVERSTÄNDNIS BEI JAN BOSSE 319 4.4.1. Der Haupttext 323 4.4.2. Der Nebentext: Ausdrucksmittel des non-verbalen Zeichensystems 324 Bühnenbild 324 3 Toneffekte 327 Schauspieler 328 Zusammenfassung 331 4.5. DER ZERBROCHNE KRUG - EINE INSZENIERUNG VON JAN BOSSE 334 4.5.1. Szenenanalyse: Erster Auftritt 339 4.5.2. Szenenspiegel 1: Der Text 339 4.5.3. Szenenspiegel 2: Non-verbales Zeichensystem 347 Bühnenbild und Requisiten 350 Toneffekte 351 Kostüme 352 Handlungsanweisungen und Schauspieler 353 Zusammenfassung 354 5. FAZIT 356 6. ARBEITSBIBLIOGRAPHIE 364 6.3. SIGLENVERZEICHNIS 364 6.4. QUELLEN 366 6.5. FORSCHUNG 366 6.6. INTERNETQUELLEN 376 Abbildungsverzeichnis 385 6.7. ANHÄNGE 1 6.7.1. Anhang 1: Merkmalskatalog postmoderner Inszenierungsparameter 1 6.7.2. Anhang 2: Merkmalskatalog texttreuer Inszenierungsparameter 1 6.7.3. Anhang 3: Biographische Angaben 1 6.7.4. Anhang 4: Transkription des Interviews vom 08.03.2014. 1 Durchgeführt von Alessandra Haupt 1 4 1. Einleitung Die Frage, in welchem Verhältnis mediale Adaptionen literarischer Werke1 zu ihren Vorlagen stehen, wird seit Jahrzehnten kontrovers diskutiert. Dabei steht gerade die Debatte über das sogenannte Regietheater im Brennpunkt einer fortwährenden Diskussion und lässt sich bibliogra- phisch kaum mehr überblicken. Ein in diesem Rahmen weiterhin zutage tretendes Problemfeld bezieht sich auf die immer noch ausstehende Operationalisierung der Begrifflichkeiten Werktreue und Regietheater. Jedoch ist es nicht Aufgabe und Anspruch dieses Dissertationsprojektes, besagtes Forschungsdesiderat zu beheben. Aus diesem Grund werden die folgenden Inszenierungsanalysen auf die Untersuchung und Sichtbarmachung textgetreuer Darstellungspraxen beschränkt, da dieser Begriff eindeutig anhand der erstellten Szenenspiegel definiert und eingegrenzt werden konnte. Der Terminus Werktreue findet weiterhin auch nur in dem Rahmen Anwendung, wie er selbst von den Regisseuren gebraucht wird. Erstaunlich ist in diesem Kontext allerdings, dass die hermeneutischen Grundlagen dieser verschiedenen Positionen bisher kaum reflektiert worden sind. Vor diesem Hintergrund fordert Lenz Prütting bereits 2006 in seinem Aufsatz zum Thema >Werktreue< die Erstellung einer >Theorie poietischer Hermeneutik<2, die sämtliche Facetten dieses Phänomens fassen kann. Ein wesentlicher Untersuchungsgegenstand meiner Arbeit hat sich damit auf das Aufzeigen und Hinterfragen bestehender intermedialer Dominanzen und deren Legitimität innerhalb gegenwärtiger Theaterpoetiken bezogen. Konstitutiv war hierbei die Untersuchung des jeweils subjektiven Textbegriffs entsprechender Regisseure. Dabei ging es im Speziellen um die Konzeptualisierung unterschiedlicher Inszenierungsmodelle und die Dokumentation von Theaterästhetiken anhand exemplarischer Auswahlszenen. Nun lassen sich prima facie zwei Positionen unterscheiden: die Vertreter textgetreuer Inszenierungspraxen und die Befürworter des Regietheaters. 1 Inszenierungen, Verfilmungen. 2 Vgl.: Prütting (2006) 5 Ziel dieser Arbeit war es, die These von einem durchweg willkürlichen und abstrahierenden Umgang mit der dramatischen Vorlage im deutschen Gegenwartstheater zu widerlegen und anhand ausgewählter Inszenierungen das Primat des Textes für zeitgenössische mediale Adaptionen zu beweisen. Damit sollte verdeutlicht werden, dass unter den Gegenwartsregisseuren durchaus solche existieren, die dem Text Korrekturfunktion einräumen, auch oder gerade weil diese Spielleiter erkennen, dass postmoderne Inszenierungsformate wie etwa Improvisationskunst und Performance- theater – abgesehen von ihrer darstellerischen Wirkung – meist nur eine recht marginale Erschlie- ßung neuer Möglichkeiten zulässt – und invers gesprochen, damit geradezu die Reduktion künstlerischer Komplexität bedeuten kann. Im Zentrum der Arbeit steht ergo eine Gegenüberstel- lung von Konzepten, die einerseits das Primat des Textes betonen und sich ausdrücklich von verfremdenden und willkürlichen Darstellungsformen distanzieren. Konträr hierzu werden andererseits Modelle beleuchtet, die den phänomenologisch und hermeneutisch vielschichtigen Charakter der Aufführung zentrieren und damit die Prozesshaftigkeit von Theater in den Fokus ihrer Inszenierungsarbeit rücken wie auch den Regisseur als inszenierenden Co-Autor positionieren. Vor diesem Hintergrund steht in meinen Untersuchungen die Analyse und Interpretation der Theaterprojekte dreier Regisseure: von Peter Stein, Andrea Breth und Jan Bosse. Anhand beispielhafter Szenenausschnitte, die in direktem Vergleich mit postmodernen Inszenie- rungsformaten gebracht werden, sollen unterschiedliche Strategien zur Adaption des Dramas auf der Bühne erörtert werden – wobei Art und Umfang der Textadaption im Mittelpunkt der Gegen- überstellung stehen. Als Basis zur Durchführung der Analysen wird auf die Dokumentation von Videomitschnitten der jeweiligen Stücke zurückgegriffen – auch mit dem Bewusststein, dass ein entscheidendes Merkmal von Theater die transitorische Eigenschaft dieses Mediums ist. Um das Forschungsgebiet weiterhin auf ein möglichst überschaubares und zugleich exemplarisches Feld einzugrenzen, konzentriert sich die vorliegende Arbeit auf die Untersuchung klassischer Dramenliteratur und damit auf kanonische Texte mit großer Deutungstradition. Als Analysegrundlage und zur Sichtbarmachung von Abweichungen auf verbalem und non- verbalem Zeichensektor dienen zweigliedrige Szenenspiegel. Um eine klare Untersuchungsgrenze zwischen Dialog und Regieanweisungen zu generieren, erfolgt besagte Unterteilung in die von Roman Ingarden entwickelten Kategorien des Haupt- und Nebentextes3. Wie differenziert beispielsweise Andrea Breth oder Peter Stein zwischen Haupt- und Nebentext unterscheiden und wo ihre Verbindlichkeiten liegen, wird entsprechend im praktischen Analyseteil der Arbeit erörtert. 3 Vgl. Ingarden (1960). 6 Aus besagter Untergliederung der Szenenspiegel ergibt sich jedoch ebenfalls die Frage
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