Das Jahr 2011 in Debatten

Das Jahr 2011 in Debatten

Das Jahr 2011 in Debatten The European Liebe Leserinnen und Leser, gerne präsentieren wir hier unser erstes PDF-Magazin: Das Jahr in Debatten. Kein anderes in der jüngeren Vergangenheit war so themenstark wie 2011: Die Euro- und Staatsschuldenkrise, der Arabische Frühling, Fukushima und die Energiewende, der Wi- kileaks-Skandal, der Amoklauf in Oslo, Ehec, die Tötung Osama bin Ladens, der Durchbruch der Piratenpartei, der Streit um die Frauenquote, der Niedergang der FDP, Aufstieg und Fall von KT zu Guttenberg – um nur einige zu nennen. Große Lagen, die der Einordnung, der Durchdringung und der meinungsstarken Erklärung bedurften. 2011 war somit das Jahr von The European, dem Meinungs- und Debattenmagazin! Ge- mäß unserem Claim „Meinung statt Meldung“ haben wir uns für Sie in diese großen Themen gestürzt und die relevantesten Auto- ren gebeten, die Dinge für Sie einzuordnen. Die besten Kommen- tare aus zwölf Monaten finden Sie hier, in diesem Magazin. Lassen Sie das nun ausklingende Jahr mit diesem Heft Revue passieren! Wir freuen uns, wenn Sie uns auch in 2012 als Lese- rinnen und Leser gewogen bleiben. Im Namen der Redaktion wünsche ich Ihnen ein frohes Weih- nachtsfest und ein gutes, gesundes und gelingendes neues Jahr! Ihr Dr. Dr. Alexander Görlach Herausgeber und Chefredakteur DEZEMBER Sebastian Pfeffer · PARTEITAG DER SPD IN BERLIN 7 Jörg Armbruster · WAHLEN IN ÄGYPTEN 10 Ansgar Baums · THESEN ZUM RECHTSEXTREMISMUS 13 NOVEMBER Margaret Heckel · NACH DER S21-VOLKSABSTIMMUNG 16 Robert Menasse · DAS PROJEKT EUROPA 18 OKTOBER Volker Kauder · DIE ZUKUNFT DER EU 21 Afef Abrougui · NACH DER WAHL IN TUNESIEN 24 Afrah Nasser · SALEH NUTZT AL-AWLAKIS TOD 26 Reinhard Bütikofer · HOCHKONJUNKTUR DER KAPITALISMUSKRITIK 31 Stefan Gärtner · DER UNSTERBLICHE STEVE JOBS 34 Kristina Schröder · FLEXIBLE FRAUENQUOTE 37 SEPTEMBER Alexander Görlach · BENEDIKT XVI. IN DEUTSCHLAND 40 Matthias Matussek · DAS KATHOLISCHE ABENTEUER 42 Christian Böhme · PALÄSTINA AM SCHEIDEWEG 45 Gerhard Fulda · DER STAAT PALÄSTINA 47 Christoph Giesa · WAHLERFOLG DER PIRATEN 50 Klaus Wowereit · WAHLKAMPF IN BERLIN 52 Yascha Mounk · DIE BEDEUTUNG DES 11. SEPTEMBER 55 Rolf-Dieter Heuer · DIE GRENZEN DER PHYSIK 58 AUGUST Wolfgang Kraushaar · DER WUTBÜRGER UND DAS DEMOKRATIEDEFIZIT 61 Roberto Unger · DIE KRISE UND DIE LINKEN 63 Richard Schütze · DIE NEUEN KONSERVATIVEN 66 Rainer Brüderle · SCHWARZ-GELB IN DER SOMMERPAUSE 68 Hans-Peter Uhl · VORRATSDATENSPEICHERUNG IN DEUTSCHLAND 71 Gunnar Sohn · PATERNALISMUS UND DEUTSCHE INTERNETPROVINZ 73 Peter Schaar · GESETZE ZUR TERRORISMUS-BEKÄMPFUNG 75 Ed Blakely · MAUERN DIESER WELT 78 Winfried Nachtwei · DEUTSCHLANDS INTERNATIONALE VERANTWORTUNG 81 Jost Kaiser · FEHLBESETZUNG IM AUSWÄRTIGEN AMT 83 JULI Mark T. Fliegauf · MITLEID MIT BRODER 86 Alexander Kissler · DER MASSENMORD ZU OSLO 87 Michael Schmidt-Salomon · PID-ZULASSUNG 90 Birgit Kelle · PETER SINGERS ZWEIFELHAFTE ETHIK 92 Georg Schulze Zumkley · EUROPA IM 21. JAHRHUNDERT 95 Alan Sked · EUROPA IN DER KRISE 97 Andre Wilkens · DIE TÜRKISCH-EUROPÄISCHE FREUNDSCHAFT 99 JUNI Tarek Al-Wazir · DEUTSCHLAND STEIGT AUS 102 Wade Allison · REAKTORKATASTROPHE IN JAPAN 104 Monika Grütters · AUSWÄRTIGE KULTUR- UND BILDUNGSPOLITIK 107 Friedbert Pflüger ·HERAUSFORDERUNG ROHSTOFFMANGEL 109 Elmar Brok · GRENZKONTROLLEN IM SCHENGEN-RAUM 112 Reinhard Kurth · PROBLEME DER EPIDEMIEBEKÄMPFUNG 114 MAI George Dyson · DIE ZUKUNFT DER EVOLUTION 117 Ibrahim Evsan · HYGIENEVORSCHRIFTEN DES INTERNETS 119 APRIL Dan Ariely · DER IRRATIONALE MENSCH 122 Wolfgang Huber · VERANTWORTUNG UND FREIHEIT NACH DER KRISE 124 MÄRZ Hugo Müller-Vogg · WAHLDEBAKEL IM CDU-STAMMLAND 127 Heribert Prantl · MEDIENPOLITIKER GUTTENBERG 130 David Baum · GUTT GEMACHT! 132 Bernhard Felmberg · KRUZIFIXE IN KLASSENRÄUMEN 135 FEBRUAR Christine Haderthauer · ZUKUNFT DES ZIVILDIENSTES 138 JANUAR Albert Stahel · ISLAMISIERUNG IM NAHEN OSTEN 141 Sahar el-Nadi · RÜCKTRITT VON PRÄSIDENT MUBARAK 143 Beate Wedekind · MENSCHEN UND WAS SIE TUN 146 Hubert Burda · THE ICONIC TURN 148 Wolfram Eilenberger · AMERIKANISCHER EXZEPTIONALISMUS 151 Alan Posener · CHRISTENTUM UND KOMMUNISMUS 154 Ulf Poschardt · DIE WÄHLERSCHAFT DER FDP 156 Dezember Auf dem Bundes- parteitag der SPD geht es primär um die K-Frage. Gabriel, Steinmeier und Steinbrück stellen sich den Genossen. Die SPD hat nur eine erste Etappe geschafft, das schwerste Stück Weg liegt noch vor ihr. Der Gute-Laune-Parteitag täuscht da nicht drüber hinweg. Durchatmen, Genossen Sebastian Pfeffer · PARTEITAG DER SPD IN BERLIN “Aufbruch” dröhnte durch die gewünscht unproblematisch. Und ob Hallen, dass einem die Ohren 2013 überhaupt irgendetwas zu gewin- schmerzten: Wir sind wieder wer, nen ist, bleibt auch ungeklärt. erfolgreich, dynamisch, unserer Zunächst die Erfolge: Gabriel be- historischen Wurzeln bewusst rei- tonte sie besonders, nannte alle sie- ten wir der Zukunft entgegen. Kei- ben Spitzenkandidaten beim Namen. ne Spur der 2009 vom Wähler Ja, die SPD hat im Wahljahr 2011 auf (23%) zerschundenen Volkspartei. den ersten Blick gut abgeschnitten. Tatsächlich war der Parteitag der Fünfmalmal stärkste Kraft (Hamburg, SPD weit weniger: Nach zwei Jah- Rheinland-Pfalz, Bremen, Mecklen- ren Dasein als Gehetzte hat man ei- burg-Vorpommern, Berlin) und zwei- nen Ort der Zuflucht erreicht und mal immerhin Juniorpartner in der ein paar tiefe Züge neuen Atem ge- Regierung (Sachsen-Anhalt und Ba- schöpft – Parteichef Gabriel hätte den-Württemberg). Aber: Die Ten- ruhig „Hola“ rufen können, wie es denz, dass Landtagswahlen zur Mitte Kinder beim Fangen tun, wenn sie der Legislaturperiode (Bundesebene) den Ort erreichen, wo eben solches eher zu Gunsten der Opposition aus- verboten ist. fallen ist nichts Neues und oft weni- ger der Liebe zur gewählten Partei ge- schuldet, sondern dem Bundes-Malus Bei genauem der anderen, also der CDU. Hinsehen ist Darüber hinaus lohnt sich ein genauer alles etwas Blick auf die Ergebnisse 2011: Hamburg 48,4 % (Februar) + 14,3 % (2008) weniger toll Sachsen-Anhalt 21,5 % (März) + 0,1 % (2006) Baden-Württemberg 23,1 % (März) - 2,1 % (2006) Denn weder sind die beschwore- Rheinland-Pfalz 35,7 % (März) - 9,9 % (2006) nen „Erfolge“ der jüngsten Vergan- Bremen 38,6 % (Mai) + 1,9 % (2006) genheit so aufschwingend, weder Mecklenburg-Vorpommern 35,6 % (September) + 5,4 % (2006) sind die Wegweiser für die Rich- Berlin 28,3 % (September) - 2,5 % (2006) tungsentscheidungen so sturm- fest gestellt, noch ist die zwang- Was lesen wir daraus? Große Gewinne haft kleingeredete K-Frage so in Hamburg, herbe Verluste in Rhein- Seite 7 / 161 land-Pfalz, mittlerer Zuwächse in Mecklenburg-Vorpommern, kleine Verluste in Berlin und Baden-Würt- temberg. Ein Aufwärtstrend ist das nur vor dem Hintergrund der Dür- rejahre zuvor. Und: In Hamburg profitierte man von der Implosi- on der CDU (-20,7%), in B.-W. und R.-P. vom Höhenflug der Grünen (+11,75% und +10,8%), später dann von der Selbstdemontage der FDP, die sich in M.-V. (-6,8%) und Berlin (-5,8%) ans Existenzminimum her- angedümpelt hat. Zudem herrscht in der Partei noch immer ein Richtungsstreit, vor allem in der Steuer- und Renten- politik. Fürs erste wehrte die Par- teispitze die Vorstöße der Parteilin- ken zwar ab – die unter Rot-Grün beschlossenen Rentenreformen © gettyimages müssten nicht zurückgenommen werden: So wird die geplante Absen- Gabriel trägt Gold, Steinmeier Silber, te ihn (auch zähneknirschend) zum kung des Rentenniveaus (von der- Steinbrück Bronze. Den Drittplatzier- Kandidaten wählen. Es wäre nicht das zeit mehr als 50% auf 43% in 2030) ten fröstelte es bei so sparsamer Lie- erste Mal: Weder der am Sonntag fre- nicht gestoppt, auch an der Rente beswärme: “Ich habe nicht nur an das netisch bejubelte Schmidt noch der mit 67 ab 2012 hält man fest. Vor- Herz, an die Seele der Partei geredet, nachdrücklich ignorierte Schröder erst der Deckel drauf ist auch beim sondern an manchen Stellen auch waren einst in der Partei sonderlich Thema Reichensteuer: Die Sozial- an den Verstand – das ist der Unter- wohlgelitten. Kandidaten (und Kanz- demokraten einigten sich stattdes- schied”, sagte Steinbrück und meinte ler) wurden sie trotzdem. sen auf eine Erhöhung der Abgel- den bejubelten Gabriel. Egal wer es wird, zum Schluss tungssteuer-Pauschale von 25 auf Ob der Parteitag aber überhaupt als muss man ganz grundsätzlich fra- 32 Prozent – inklusive der Ankündi- Wasserstandsanzeiger herhalten kann gen, was 2013 überhaupt zu holen ist. gung, zu einem späteren Zeitpunkt ist sowieso mehr als fraglich. Im ZDF- Führt Angela Merkel die Republik er- nochmal darüber zu reden. Man Politbarometer (vom 25.11.) liegt Stein- folgreich durch die Euro-Krise dürfte wird sehen, wie lange der Kompro- brück auf der Eins, Steinmeier auf der es für jeden der drei Wettläufer schwer misskleber hält. Zwei, Gabriel auf der Drei. Partei und werden, sie auszustechen und mit der Wahlvolk widersprechen sich diamet- SPD stärkste Kraft zu werden. Bleibt ral. Gut möglich, dass bald etwas von die Krise ungelöst, treten wenigstens Partei und Wahl- der Parteitagsstimmung insgesamt ein paar der ganzen Horrorszenari- durchschlägt – vermutlich aber sind en ein, dann kann die SPD vielleicht volk sind uneins die Delegierten im Saal nicht ganz re- die Wahl gewinnen – viel Freude aber präsentativ. sicher nicht. Gut möglich, dass eine Und dann wäre da noch dieser Agenda 2020 her müsste, wo das lästige Kratzer am Gaumen, die Trauma 2010 kaum überwunden ist. Frage nach der Kanzlerkandidatur. Löst Merkel Durchatmen ja also, aufatmen nein. Zwar präsentierte die „Troika“ sich (überwiegend)

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