Namen Und Berufe Protokoll Der Gleichnamigen Tagung Im Herbst 2003 in Leipzig

Namen Und Berufe Protokoll Der Gleichnamigen Tagung Im Herbst 2003 in Leipzig

Dieter Kremer (Hg.) Namen und Berufe Protokoll der gleichnamigen Tagung im Herbst 2003 in Leipzig Herausgegeben von Rosemarie Gläser Onomastica Lipsiensia Leipziger Untersuchungen zur Namenforschung Band 13 Herausgegeben von Karlheinz Hengst, Dietlind Kremer und Dieter Kremer Kathrin Marterior, Norbert Nübler (Hg.) Namen und Berufe Das Problem der slavisch-deutschen Mischtoponyme Akten der Tagung der Deutschen Gesellschaft für Namenforschung und des Namenkundlichen Zentrums der Universität Leipzig Leipzig, 21. und 22. Oktober 2017 Herausgegeben von Dieter Kremer LEIPZIGER UNIVERSITÄTSVERLAG GMBH 2018 Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Die Drucklegung wurde freundlich gefördert durch die Gesellschaft für Namenkunde. Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. .© Leipziger Universitätsverlag GmbH 2018 Redaktion: Dieter Kremer, Leipzig Satz: Gerhild Scholzen-Wiedmann, Trier Umschlag: Volker Hopfner, Radebeul, unter Einbeziehung einer Collage von Dietlind Kremer, Leipzig Druck: docupoint GmbH, Barleben ISSN 1614-7464 ISBN 978-3-96023-175-2 Inhalt Dieter KREMER (Trier/Leipzig) Namen und Berufe – Berufe und Namen .................................................................... 7-62 Rosa KOHLHEIM (Bayreuth) Beinamen nach dem Beruf als Quelle des mittelhochdeutschen Wortschatzes ........... 63-72 Dietlind KREMER (Leipzig) Regionale Namenüberlieferung als Spiegelbild beruflicher Tätigkeiten .................... 73-109 Monika CHOROŚ (Opole) Familiennamen nach dem Beruf in oberschlesischen Urbaren des 16. Jahrhunderts ............................................................................................. 111-135 Henryk DUSZYŃSKI-KARABASZ (Bydgoszcz) Berufs-, Amts- und Standesbezeichnungen in den Familiennamen slawischer Herkunft anhand der Kirchenbücher der orthodoxen Gemeinden von Ostkujawien und Dobriner Land an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert ..... 137-149 Karlheinz HENGST (Leipzig/Chemnitz) Personen mit slawischen Namen und ihre Tätigkeiten im weltlichen sowie kirchlichen Bereich vom 10. bis 13. Jahrhundert östlich der Saale ................. 151-190 Walter WENZEL (Leipzig) Zunamen aus Bezeichnungen von Vertretern der altsorbischen Führungsschicht in ihrer Bedeutung für die historische Lexikologie und die slawische Frühgeschichte Sachsens ........................................................... 191-205 Lennart RYMAN (Uppsala) Occupational designations in late medieval Stockholm ......................................... 207-219 Martina HEER (Bern) Historische Beinamen nach Berufs-, Amts- und Standesbezeichnungen im Kanton Bern (Schweiz) .................................................................................... 221-233 Karl HOHENSINNER (Grein) Familiennamen aus Berufen in Österreich ............................................................ 235-270 6 Evgeny SHOKHENMAYER (Denzlingen) Preliminary Study of the Most Frequent Russian, French and German Occupational Surnames ........................................................................................ 271-290 Marja KALSKE (University of Lapland, Rovaniemi) Occupational place names in Rymättylä: A medieval parish of farmers, craftsmen and sailors ............................................................................................ 291-300 Renāte SILIŅA-PIŅĶE (Riga) Mit Eisenverarbeitung verbundene Berufe in den Siedlungsnamen Livlands im 17. Jahrhundert ............................................................................................... 301-314 Natalija VASIL’EVA (Moskau) Die Widerspiegelung der maritimen Berufe Bootsmann und Lotse in russischen Zunamen: eine onomastisch-lexikologische Studie ........................... 315-326 Masahiko MUTSUKAWA (Nanzan) Names and Professions in Japan ........................................................................... 327-340 Albrecht GREULE / Christopher KOLBECK (Regensburg) Diachrone Untersuchungen zu Namen in Rechnungsbüchern ............................... 341-352 Angelika BERGIEN (Magdeburg) Berufsbezeichnungen als Komponenten von Familien- und Firmennamen ........... 353-358 Volker KOHLHEIM (Bayreuth) Beruf und Name in der Literatur des deutschen Realismus ................................... 359-391 Autoren dieses Bandes ......................................................................................... 393-394 Dieter Kremer Namen und Berufe – Berufe und Namen Ohne Vergangenheit keine Gegenwart 0. Man kann es drehen und wenden, wie man will: Namen und Berufe bilden in gewisser Weise eine Einheit, die Reihenfolge ist letztlich von sekundärem Inte- resse. Wenn ich hier die Reihenfolge des Tagungsthemas „Namen und Berufe“ in „Berufe und Namen“ umdrehe, so möchte ich letztlich nur betonen, dass die Teilnehmer an dieser Tagung wohl überwiegend von den konkreten Eigenna- men ausgehen, ich selbst aber eher von der historischen Wortforschung her komme, nämlich dem Projekt „Altromanisches Berufsnamenglossar“, kurz GlossProf1. Doch ist das so einfach nicht. Abgesehen von der sachlichen Be- schreibung von Berufstätigkeiten, verbindet die Benennung von Berufen Wort- forschung und Namenforschung in sehr enger Weise. Vielleicht deutlicher als im sonstigen Allgemeinwortschatz steht am Anfang eben die Beschreibung der (individuellen) Tätigkeit, der Name, die sich dann zur Allgemeinbezeichnung der entsprechenden beruflichen Tätigkeit entwickeln konnte. Umgekehrt wer- den erstarrte Bezeichnungen beruflicher Tätigkeiten im Alltagsleben oft durch eine „sprechende“ Bezeichnung ersetzt, also durch einen Übernamen individua- lisiert, der sich zuerst auf eine bestimmte Person bezieht, aber durchaus wiede- rum zur Allgemeinbezeichnung werden kann. Dieses Wechselspiel ist der Na- menforschung bekannt, in der Wortforschung wird diese namenkundliche Komponente vielleicht nicht gebührend zur Kenntnis genommen. Das gleiche gilt natürlich auch für die zahllosen in erstarrten Beinamen, den Familienna- men, tradierten direkten und indirekten Berufsbezeichnungen (und deren regi- onale und graphische Varianten). Ursprünglich hatte ich die Absicht, Ihnen – ausgehend vom GlossProf und anhand konkreter Redaktionsbeispiele – einen ausführlichen Abriss dieser The- matik zu bieten. Doch ist die Konzentration auf sprachwissenschaftliche oder auch berufshistorische Aspekte (wie etwa die Aufsplitterung von Grundberufen in Spezialisierungen oder von der Organisation der Berufsausübenden bis zu den heutigen offiziellen Klassifikationen)2 und auf die romanischen Sprachen in unserem Kontext vielleicht weniger angebracht. Zwar möchte ich Wiederho- lungen und Ausschweifungen nach Möglichkeit vermeiden, doch gilt auch für –––––––— 1 Dazu auch KREMER 1976/1982 und Hinweise in KREMER 2014. 2 Vgl. KREMER (1990) usw. Onomastica Lipsiensia/OL 13 (2018), S. 7-62. 8 Dieter Kremer diesen Gesamtthemenbereich: Fast alles ist gesagt und bekannt, man müsste sich an die konkrete Aufarbeitung der in komplexer Überlieferung vorhan- denen, kaum überschaubaren Dokumentation machen. Im Folgenden versuche ich, wenige der zahlreichen Aspekte oder Themenbereiche in knapper Form zu- sammenzufassen, ohne auf Details einzugehen. Dabei greife ich einige der in der Einladung zu dieser Tagung genannten Arbeitsbereiche kurz auf. Einige dieser Themen werden ja auch, im konkreten Kontext, von den Referenten behandelt, umso mehr freue ich mich auf eine lebhafte Schlussdiskussion, zu der diese Aus- führungen natürlich beitragen möchten. Nicht eingehen werde ich auf Themen wie „Berufsbezeichnungen als Personennamen“ (Typ Asinarius, Ferrarius u.a.)3, auf die Latinisierung volkssprachlicher Berufsbezeichnungen bzw. Berufsnamen (wie Habermann → Avenarius4 oder ein Problem wie Kreuziger ↔ Cruciger usw.)5, auf die Namenüberlieferung (hier vor allem Namenlisten und deren Zu- standekommen) und letztlich auch nicht auf die Frage, ab wann eine Berufsbe- zeichnung zum Namen wird, oder wie indirekte Berufsnamen zu behandeln sind. Banalitäten lassen sich nicht vermeiden. Die entsprechende namenkundliche Literatur, Wörter- und Namenbücher, vor allem aber auch berufskundliche Ar- beiten und Inventare (einschließlich historischer Berufsstatuten) sind kaum überschaubar.6 Hauptsächliches Ziel ist es, eine Diskussion anzuregen. Neben Beispielen aus der Romania werde ich vor allem auch Beispiele aus dem deut- schen Sprachraum anführen; wenn ich hier als fachlich Außenstehender allzu Bekanntes anspreche, so bitte ich um Nachsicht. Es ist eigentlich überflüssig zu betonen, dass unsere Thematik eine europäische (oder abendländische) ist, der Blick über den eigenen engen Sprach- und Kulturraum hinaus durchaus von In- teresse sein kann. Die oft gemeinsame sprachhistorische Tradition ausgehend vom Lateinischen – wie etwa vom Metzger zum Koch, vom Schreiner zum Win- zer, vom Münzer zum Schuster, vom Küfer zum Kaufmann usw. – ebenso wie die Herausbildung der verschiedenen Berufszweige und deren Organisation ist europäisches Kulturgut. –––––––— 3 Vgl. KREMER 2014: 425-428. 4 Johann Habermann, auch Avenarius (1516-1590); auf dem Grabstein wird nur Habermann genannt (vgl.

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