Förderbericht DENKMALSTIFTUNG 2010 BADEN-WÜRTTEMBERG Stiftung bürgerlichen Rechts Wo fließen die Fördersummen der Denkmalstiftung Baden-Württemberg und damit die Denkmalstiftung an den Rettungsmaß- auch die Spenden vieler unserer Leser eigentlich hin? Im Förderbericht zum Jahr 2010 nahmen beteiligt, am Geisterturm jetzt mit bekommen Sie detailliert Auskunft. Dank der äußerst schlanken Verwaltung konnte 9000 Euro. Erwähnenswert in diesem Zu- die Stiftung mit insgesamt 1,5 Millionen Euro 32 Förderprojekte unterstützen. sammenhang, dass Kerner wohl der erste nennenswerte Denkmalschützer im Land REGIERUNGSBEZIRK der Eppinger Heimatforscher Gotthilf Sach- war, der aus eigener Initiative, mit viel Enga- STUTTGART senheimer seit 2006 registriert. Doch haben gement und Einfallsreichtum, ein Monu- Umwelteinflüsse vielen Grenzsteinen, meist ment zu retten begann – eben die Weiber- Grenz- und Gemarkungssteine aus weichem Sandstein, so heftig zugesetzt, treu. Eppingen-Kleingartach, HN dass sie zu bröseln beginnen. Zur Rettung Das Herzogtum Württemberg und die hat die Denkmalstiftung, auch im Blick auf „Bärentürmle“ Kurpfalz waren an der Wende vom 15. zum Sachsenheimers erstaunliches Engagement, Vaihingen/Enz-Horrheim, LB 16. Jahrhundert die mächtigsten Territorial- 6320 Euro bewilligt. Das Weindorf mit seinem bekannten gebilde im nördlichen Südwesten. Grenz- Spätburgunder Weißherbst wurde 1972 nach streitigkeiten blieben nicht aus. In Leingar- Geisterturm Vaihingen-Enz eingemeindet. Indes, der Ort ten bei Heilbronn entstand so mit der Heu- Weinsberg, HN hatte bedeutendere, autonomere Zeiten chelberger Warte ein Landturm, um den 1819 zog Justinus Kerner als Oberamts- und war von Mitte des 13. bis Ende des Feind aus der Pfalz rechtzeitig zu erspähen. arzt von Stuttgart nach Weinsberg, bekam 14. Jahrhunderts gar Stadt, woher auch Auch die Gegend um Eppingen gehörte in von der Stadt ein Grundstück an der Stadt- seine überraschende Stadt-Mauer rührt. An diesen umstrittenen Grenzbereich. Zwischen mauer mit Blick hoch zur Weibertreu. 1822 ihrer Südwestecke erhebt sich ein bruch- dem einst kurpfälzischen Eppingen, das entstand dort sein weithin berühmtes Haus, steingemauerter Rundturm mit Schieß - 1803 badisch wurde, und dem herzoglich das bald zum allseits beliebten Treffpunkt scharte und achteckigem Pyramidendach. württembergischen Kleingartach lag eine des Schwäbischen Dichterkreises wur de (Uh- Ein aussagekräftiges Stück Heimat ge schich- akribisch gesetzte Grenze, von der sich in land, Mörike, Schwab). Bald war das Ur- te, schon 1929 in das Landesverzeichnis der unseren Tagen immerhin noch 226 Mar- sprungsgebäude zu klein, das Schweizer- Baudenkmale Württembergs eingetragen kungssteine vom 16. bis zum frühen 20. Jahr- haus entstand daneben und auf der ande- und seit 1972 Hort des Heimatmuseums. hundert erhalten haben. Zeugnisse heftiger ren Straßenseite ein bewohnbarer Garten- Um 1860 wurde das „Bärentürmle“ Armen- Flurbewegungen über die Jahrhunderte, die pavillon, das „Alexanderhäusle“. Als nun der haus und seitdem sind auch die Bewohner Geisterturm nach Plänen der Stadt zum Ge- Eppingen-Kleingartach, Grenzsteine. fängnisturm werden sollte und zu fürchten Weinsberg, Geisterturm. war, dass die bösen Buben durch ihre Gitter- stäbe dem Schwäbischen Dichterkreis auf die Kaffeetafel stierten, kaufte Kerner den Turm, in dem nun sogar Gäste wohnen konnten. Nikolaus Lenau, auch er Teil des Schwäbischen Dichterkreises, schrieb hier einen Großteil seines „Faust“. Allerdings hat die Feuchtigkeit im Lauf der Jahrhunderte dem Turm arg zugesetzt. Steine müssen res - tauriert werden und auch die Dachhaut gehört repariert. Dies Weinsberger Kerner-Areal ist ja ei- ner der kulturell intensivsten Orte im Land. „Alexanderhäuschen“, Geisterturm, Kerner- haus, Schweizerhaus, gleich daneben das Kernerdenkmal in einem kleinen Hain und darüber Weibertreu – an allem war und ist 9 Vaihingen/Enz-Horrheim, „Bärentürmle“. Kirchheim/Ries, ehemaliges Kloster. bekannt. So berichtet die Dorfchronik etwa Mann im langen Mantel gewesen sein. Die standsetzung von Nonnenchor und Stiftska- von 1873: „Gottlieb Fischer mit seiner Fami- Dorfkinder verspotteten ihn als „Bär“. Daher pelle. Innen geht es um Konservierungs- und lie, ein armer und fast beständig kranker der Name „Bärentürmle“, in dessen Erdge- Restaurierungsarbeiten an Raumschale und Mann, wohnt schon viele Jahre gegen eine schoss sich übrigens seit 1972 ein Heimat- Ausstattung, draußen um die Sanierung der jährliche Miete von 6 Gulden im runden museum befindet. Jetzt war das Dach durch Natursteine. Die Denkmalstiftung gab für Turm. Weil er nichts mehr verdienen könne, schadhafte Holzteile gefährdet und musste diese umfangreichen Maßnahmen an ei- bittet er den Gemeinderat, ihn kostenlos da- dringend ausgebessert werden. Die noch nem Kulturdenkmal von besonderer Bedeu- selbst wohnen zu lassen und ihm die rück- vorhandenen, originalen Biberschwanzzie- tung 50 000 Euro. wärtige Miete zu erlassen. Der Gemeinderat gel wurden erneut verwendet und durch entspricht seinem Anliegen.“ neue ergänzt. Der Weinort hat sein Charak- Dampflokomotive WN 11 der Und als dem Taglöhner Christoph Grais terstück wieder und der Denkmalstiftung Härtsfeldbahn, Neresheim, AA mit seiner Familie 1891 ein neuer Ofen bewil- war die Beteiligung 15 000 Euro wert. Die Härtsfeld-Museumsbahn-Lok WN 11 ligt wird, erhöht sich die Jahresmiete aller- ist ein vom Denkmalsockel herunter wieder- dings von 15 auf 20 Mark und 1903 heißt es: Ehemaliges Kloster belebtes Dampflebewesen. Gebaut 1913 als „In dem als Armenhaus benutzten Turm ist Kirchheim/Ries, AA Schmalspur-Zugmaschine für die 55,5 Kilo- ein vorschriftsmäßiger Abtritt anzubringen.“ Das 1267 gegründete Zisterzienserinnen - meter lange Strecke zwischen dem ostwürt- Um 1900 stirbt ein junger armer Mann kloster hat uns schon vor langem (1/1999) tembergischen Aalen und dem bayerischen hier an Tuberkulose. Die Wohnstätte muss beschäftigt. Im Oktober 2010 wur de es Dillingen mit der „Centralstation“ Neres- desinfiziert werden. Nun zieht der Kunst- Denkmal des Monats. Recht selten ist hier in heim unterhalb der weltbekannten Barock- maler Gustav Abel für die Jahresmiete von der Pfarrkirche die Kombination gotischer kirche. Die Spurweite dieser WN 11 betrug 20 Mark ein. Danach nehmen Handwerker Wandmalerei mit bedeutsamen Barockal- tausend Millimeter, die Höchstgeschwin - Quartier im Turm, den sie auch renovieren. tären. Neuerliche Maßnahmen beschäfti- dig keit 30 Stundenkilometer, die Gesamt- Der letzte Bewohner soll ein großer, tapsiger gen sich nun mit der Innen- und Außenin- länge über Puffer 6,18 Meter und das Ge- wicht ohne Kohle und Wasser 14,5 und mit Neresheim, Dampflokomotive WN 11 der Härtsfeldbahn diesen Betriebsstoffen 20 Tonnen. Die WN 11, in der Maschinenfabrik Esslingen gefer- tigt, regelmäßig gewartet und fast mehr als jedes Gebäude verbessert, wurde 1964 au - ßer Betrieb gestellt, als die Bundesbahn be- gann, sich in großem Stil von ihrer Vergan- genheit zu trennen. Den Neresheimern al- lerdings war ihre „Schättere“, wie sie die Schmalspurmaschine wegen ihrer Geräu- sche liebevoll nennen, wert, die Lok aufzu- kaufen und sie im Ort als Denkmal für die Er- schließungsgeschichte des Härtsfelds auf den Sockel zu heben – ein Sockel, aber kein Abstellgleis. 1994 holte man sie herunter und setzte sie auf die verbliebenen Schie- nen der Härtsfeldbahn. Mittlerweile reifen auch Pläne zur Reaktivierung der Museums- bahn ins bayerisch-schwäbische Dillingen 10 dank einer intensiven bürgerschaftlichen aber weisen Putzflächen und die reichen Begleitung, die bereits vor 25 Jahren begon- Steinmetzelemente an der Fassade schwere nen hat. Die wiederhergestellten Bahnhöfe Schäden auf. Für die Sanierung sind 137402 von Neresheim und Dillingen zeugen von ih- Euro veranschlagt, an denen sich die Denk- rer Wirksamkeit. Aber das „Starstück“ bleibt malstiftung mit einem erheblichen Betrag die „Schättere“, die zumindest zwischen Mai beteiligt. und Oktober von Neresheim und Sägmühle verkehrt. (Auskünfte unter 0172 / 911 71 93). Mesnerhaus St. Leonhard Symbol dieser ganzen Bemühungen um die Schwäbisch Gmünd, AA Härtsfeldbahn ist nun natürlich die durch Die Leopoldskirche auf dem Friedhof an den Verein der „Härtsfeld-Museumsbahn“ der Straße nach Aalen hat uns in Heft instand gesetzte Lokomotive, handelt es 4/2010 ausgiebig beschäftigt. Ihre Ausstat- sich doch um ein technikhistorisches Kul - tung vom damaligen Stadtbaumeister Jo- turdenkmal. Der Denkmalstiftung war die hann Michael Keller zeigt ihn wie schon bei Fahr bereitschaft der „Schättere“ 35 000 Euro der Kornhausstraße 8 (Meldung zuvor) als wert und man denkt dabei an ihre Unter- Meister des wirkungsvollen Arrangements Schwäbisch Gmünd, Mesnerhaus St .Leonhard. stützung ähnlicher touristisch äußerst be- einfacher, aber handwerklich sauberer De- liebter Projekte wie die „Sauschwänzle- tails. Einzigartig ist das an den Westgiebel Kelter auf den Grundmauern derer von 1582 bahn“ zwischen Weizen und Blumberg oder von St. Leonhard wie angeklebt wirkende ist ein Bau von 1786. Um sie vor dem Abriss der Wieslauftalbahn zwischen Rudersberg Mesnerhaus, das, lange ungenutzt, schlicht zu retten, wurde sie übrigens 1935 HJ-Heim. und Welzheim. abgerissen worden wäre, wenn sich nicht Später waren in der Kelter Notwohnungen die Denkmalpflege vehement für den Erhalt untergebracht. 1968 kam es zu ersten In- Barockhaus Schwäbisch Gmünd jener seltenen Symbiose eingesetzt hätte. standsetzungen an Dach und Toren. Kornhausstraße 8, AA Nun aber sind Mesnerhaus und der restliche Der
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