Magdeburger Im Gespräch. Nah. Persönlich. Echt

Magdeburger Im Gespräch. Nah. Persönlich. Echt

Inter.Magdeburger im Gespräch.VistaNah. Persönlich. Echt. lutz trümper - täve schur - rayk weber - karl gerhold - maik franz carmen niebergall - phil hubbe - bernd heynemann - uvm. 02/16 inhalt maik franz 6 1. fc magdeburg 14 carmen niebergall lutz trümper 22 Tourenreich oberbürgermeister 30 pascal begrich hans-günther pölitz 38 miteinander e.v. kabarettist 48 bettina wiengarn karl gerhold 54 offener kanal getec-gruppe 64 marc-henrik schmedt rayk weber 74 sc magdeburg fotograf 82 bernd heynemann lena gehlfuß 90 ex-schiedsrichter café herzstück 98 täve schur Radsportlegende raimund widra 108 schauspieler 116 sebastian ebeling boys‘n‘beats carolin goldmann 124 Modedesignerin 132 phil hubbe karrikaturist Redaktion 142 Fortsetzung folgt Wisst Ihr eigentlich, in welcher Magdebur­ ger Kneipe Lutz Trümper zu Studienzeiten feierte? Wieviele Aktenordner die Briefe der Verehrerinnen von Täve Schur füllen? Welcher Magdeburger Schiedsrichter FIFA­ Weltmeisterschaftsspiele pfiff und im Bundes­ tag saß? Wir wussten es auch nicht, bis wir diese Menschen trafen, die uns ihre Geschichten er­ zählten. Die 16 Interviews aus Inter.Vista II sol­ len mehr Lust auf Magdeburg, seine Menschen und das Leben in der Elbestadt machen. Denn was alles in der Landeshauptstadt möglich ist, erfuhren wir wieder von hochkarätigen und engagierten Gesprächspartnern. Unternehmer, Politiker, Künstler, Kabarettisten, Schau spieler, Karikaturisten und Sportler erzählen von ih­ ren Träumen und Erfolgen sowie von ihrem Leben in der Landeshauptstadt. Und natürlich ist auch die zweite Ausgabe wieder ein Produkt von Journalismus­ Studenten der Hochschule Magdeburg­-Stendal. Nah rangehen, genau hin­ schauen, gut zuhören – das ist das Motto. Denn nun heißt es wieder: Vista schon? Euer Inter.Vista­Team Vista noch nicht? maik franz »Ich möchte dahin, wo ich mal war.« Maik Franz ist seit Januar Assistent der Geschäftsführung beim 1. FC Magdeburg. Er war 14 Jahre Teil der Fußball­ Bundesliga. Vor einem Jahr hing er die Stollenschuhe an den Nagel. Inter.Vista gibt er tiefe Einblicke in seine sportliche Odyssee, spricht über seine Beziehung zu Iron Maik und persönliche Anfeindungen. interview und fotos: lukas van den brink maik franz Du hast zuletzt bei der Hertha gespielt, desliga aufgestiegen. Dein Ruf verän- wohnst noch in Berlin. Du pendelst derte sich. Nach dem Baden-Württem- mit dem Auto. Ist ein Umzug nach berg-Derby gegen den VfB Stuttgart Magdeburg geplant? hat Dich Mario Gomez im TV als Ich pendele nicht jeden Tag. Gelegent­ Arschloch bezeichnet. Du hast Dich lich schlafe ich auch im Hotel. Da ich im Anschluss zurückhaltend geäu- in Zehlendorf wohne, muss ich nicht ßert und auf keine Auseinander- erst durch die ganze Stadt fahren. Der setzung außerhalb des Platzes einge- Weg zur Autobahn ist nicht allzu weit. lassen. Wie bewertest Du die Aussage Grundsätzlich kann ich mir einen mit dem gewonnenen Abstand? Umzug nach Magdeburg vorstellen. Ich finde seine Aussage etwas unglück­ Ich mag die Mentalität der Magde­ lich formuliert. Natürlich hat man sich burger. Aber man muss abwarten, wie auf dem Platz gegenseitig bekämpft es läuft. Wenn mich der Verein lang­ und ich kann verstehen, dass er an­ fristig an sich binden möchte, ist das gefressen war. Aber es ist überzogen, durchaus eine Option. solche Worte zu wählen. Ich bin mir sicher, er sieht das ähnlich. Wie ist denn die Magdeburger Men- talität? Die Menschen sind offen und di­ rekt. Man weiß sofort, woran man ist. Manchmal ist der Magdeburger auch schroff. Das kann man falsch verstehen, aber meist ist das herzlich gemeint. Du hast Anfang 2015 Deine Karrie- re als Profisportler beendet. Einige Deiner Gegenspieler haben bestimmt aufgeatmet. Wie schlimm warst Du denn wirklich? (lacht) Ich habe immer an der Grenze des Erlaubten gespielt, manchmal auch darüber hinaus. Ich wollte natürlich im­ mer gewinnen und habe dafür alles ein­ gesetzt, was mir zur Verfügung stand. In der Saison 2006/07 bist Du mit dem Karlsruher Sportclub in die 1. Bun- 8 maik franz Was ist genau vorgefallen? von Schülern gesagt, dass sie erstmal Wir haben versucht, dem VfB Stuttgart ihren eigenen Sohn erziehen solle, be­ das Leben so schwer wie möglich zu vor sie Schüler erziehe. Das hat mich machen. Mit allem, was uns zur Ver­ mehr beschäftigt als die persönlichen fügung stand. Da war natürlich auch Anfeindungen. Schundgequatsche dabei. Aber das ist auf dem Fußballplatz normal, egal in Du hattest während Deiner Karriere welcher Liga. immer wieder mit Verletzungen zu kämpfen. Auch da ist mentale Stärke das gefühl gefragt. Fiel es Dir schwer, die nötige vor tausenden Kraft aufrechtzuerhalten? ­Menschen auf- In den ersten Jahren blieb ich zum Glück von schwerwiegenden Verlet­ zulaufen ist zungen verschont. Irgendwann bin unbeschreiblich. ich in einen Verletzungsstrudel rein­ es ist wie eine gerutscht. Es wurde immer mehr. sucht. Aber ich wollte wieder zurückkom­ men und habe mich an das körper­ liche Niveau herangekämpft. Das Außerhalb des Platzes galtest Du als Gefühl vor tausenden Menschen sehr handsam. Hattest Du mit dem aufzulaufen ist unbeschreiblich. Es Rüpel-Image zu kämpfen? ist wie eine Sucht. Das ganze Drum­ Nein, überhaupt nicht. Jedes Image herum ist beeindruckend. Die Vor­ ist besser als kein Image. Ich war mir bereitung auf das Spiel, die Fahrt ins immer meiner selbst bewusst. Des­ Stadion, tausende Menschen strömen halb konnte ich immer in den Spiegel dort hin. Es ist einfach geil. Aber alles schauen. Das war und ist mir wichtig. ist endlich und man muss einen recht­ zeitigen Absprung schaffen. Ich bin für alles dankbar, was ich lernen und Wie ging Dein Umfeld damit um? erleben durfte. Meine Familie hat das mehr getroffen als mich. Meine Eltern haben eine Zeit Hättest Du Dir ein schöneres Ende lang Diskussionen über mich in un­ gewünscht? terschiedlichen Internetforen verfolgt. Ich fühle mich geistig noch fit, und Da geht es oftmals sehr unreflektiert hätte gerne noch ein paar Jahre ge­ zu. Für Eltern ist es natürlich nicht spielt. Das Ausland hätte mich gereizt. erbaulich, wenn das Kind angefeindet Aber ich trauere dem nicht nach. Das wird. Meine Mutter ist Berufsschul­ ist Jammern auf hohem Niveau. Es gibt lehrerin. Ihr wurde unter anderem wesentlich schlimmere Schicksale. 9 maik franz Gab es Möglichkeiten? hört, immer den linken Schuh zuerst Ich hätte noch eine Weile in den angezogen. In Wolfsburg habe ich eine USA kicken können, bei Philadelphia Weile am Tag vor den Spielen immer die gleiche Freundin angerufen. In meiner ersten Magdeburger Zeit hat­ ich habe immer te ich eine Glücksunterhose. Solange an der grenze wir gewonnen haben, wurde sie nicht des ­Erlaubten gewaschen. Das war natürlich nicht gerade hygienisch (lacht). Über mei­ gespielt, ne aktuellen Rituale spreche ich nicht. manchmal auch Das bringt vielleicht Unglück. darüber hinaus. Dir wurde der Schritt in den Profi- fußball vom 1. FC Magdeburg er- Union. Ich hatte schon ein Flugticket. möglicht. Wie würdest Du Dein Ver- Eine Knieverletzung hat mir einen hältnis zum Verein beschreiben? Strich durch die Rechnung gemacht. Intensiv. Ich komme hier aus der Regi­ Du hast im Mai ein Bild von Deinem on. Der 1. FCM spielt in der Stadt und Sohn auf Facebook gepostet, mit dem in der Region eine große Rolle. Ich Titel »Ganz der Papa … Abräumer habe insgesamt drei Jahre für Magde­ durch und durch… «. Dein ehemaliger burg gespielt. Die ersten beiden Jahre Mannschaftskollege beim Karlsruher in der A­Juniorenmannschaft unter SC, Christian Eichner, hat das mit »Als Matthias Pape. Zusammen haben wir ich noch mein Zimmer mit ihm geteilt den A­Junioren DFB­Pokal gewon­ hatte, sah es ähnlich aus…« kommen- nen. Das erste Jahr bei den Herren tiert. Legst Du privat Wert auf Ord- war auch erfolgreich. Wir wurden Re­ nung? kordaufsteiger in der Oberliga Nord­ (lacht) Ja, definitiv. Wir hatten in Karls­ Ost Süd und haben im DFB­Pokal ruhe eine verdammt coole Zeit. Ich habe unter anderem den 1. FC Köln und ein tolles Verhältnis zu Eiche. Wenn sich Bayern München besiegt, bis wir dann eine Angriffsfläche bietet, dann wird die im Viertelfinale knapp am folgenden meist wahrgenommen (lacht). Der Post Pokal sieger Schalke 04 gescheitert war eine Steilvorlage. Aber der Kom­ sind. Das war eine coole Zeit. mentar entspricht nicht der Wahrheit. Viele Sportler haben Rituale. Du auch? 2006 bist Du von der 1. Liga-Mann- Ich bin total abergläubisch. Ich habe schaft des VfL Wolfsburg in die 2. Liga vor den Spielen immer die gleiche nach Karlsruhe gewechselt. Warum? Musik in der gleichen Reihenfolge ge­ Ich hatte auf Anhieb ein gutes Gefühl. 10 maik franz Ich hätte auch innerhalb der 1. Bun­ station Berlin gespendet und auch desliga zu Energie Cottbus wechseln der Kinderkrebsstation Karlsruhe können, wollte aber lieber um den den einen oder anderen Betrag über- Aufstieg spielen als gegen den Abstieg. lassen. Auch das widerspricht Dei- Das hat sich ausgezahlt. Wir waren nem Bad-Boy-Image. Welche Pro- vom ersten bis zum letzten Spieltag auf jekte stehen gerade an? einem Aufstiegsplatz positioniert. Das In der abgelaufenen Rückrunde habe gab es bis heute kein zweites Mal. ich für jeden Sieg des 1. FCM 300 Euro an die Pirmin Schwegler­Stiftung ge­ Dort hast Du schnell Kultstatus er- spendet. Pirmin war mein Kollege reicht und bist zu Deinem Spitz- bei Eintracht Frankfurt und war als namen Iron Maik gekommen. Findest Kind an Leukämie erkrankt. Er unter­ du den Namen ein wenig überspitzt? stützt eine Kinderkrebsstation in Überhaupt nicht. Der Name kam von der Schweiz. Die Kinderkrebsstation den Fans, darauf bin ich stolz. Ich tra­ Karls­­ruhe unterstütze ich auch noch ge den Namen gerne und identifiziere in regelmäßigen Abständen. mich damit. Viele bezeichnen mich des­ halb als Selbstdarsteller. Jeder soll seine Du warst 14 Jahre lang Teil der Meinung äußern dürfen. Ich werde die­ Bundesliga. Was ist Deine Lieblings- se große Geste aber nicht ablehnen. anekdote? Es gibt viele schöne Anekdoten. An Du hast eine Zeit lang für jede gelbe dem Tag als ich mit Karlsruhe aufge­ Karte 500 Euro an die Kinderkrebs- stiegen bin, sind wir abends in einer 11 Fankneipe der harten Jungs gelandet.

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