Erinnerungen an Wolfgang Wagner – Aus Ganz Persönlicher Perspektive Text: Klaus Billand

Erinnerungen an Wolfgang Wagner – Aus Ganz Persönlicher Perspektive Text: Klaus Billand

Erinnerungen an Wolfgang Wagner – aus ganz persönlicher Perspektive Text: Klaus Billand Sopranistin Mária Temesi, Wolfgang Wagner und Klaus Billand zu den Festspielen 2004 am Festspielhaus auf dem Grünen Hügel. Seit meine Begeisterung für das große mu- sinngemäß: „Ja, dann schreiben Sie mal einen Neubayreuther Stil konzipiert und geprägt, sikdramatische Werk Richard Wagners mit Brief an mein Sekretariat, und wir wollen mit einer bisweilen unterschätzten Mitarbeit einer Aufführung des „Lohengrin“ im Jahre sehen, was sich machen lässt!“ Ganz schnell seiner Frau Gertrud Wagner. Aber man sollte 1966 in Wuppertal, meiner Geburtsstadt, mit hatte ich die Karten für den „Ring“ 1971, auch nicht vergessen, dass bis zu Wielands Sándor Konya in der Titelrolle begann, war es war seine Produktion. Seit 1967 konnte Tod 1966 nur die beiden Enkel des Kompo- es natürlich mein sehnlichster Wunsch, den ich über 70 „Ring“-Inszenierungen erleben, nisten als Regisseure in Bayreuth tätig waren. „Ring des Nibelungen“ bei den Bayreuther davon über 40 vollständig und auch alle in Es ist allein Wolfgang Wagners Verdienst, ab Festspielen zu erleben. Es ist eine schöne Bayreuth seit 1971. Wenn die häufig gestellte 1969 das Haus für externe und insbesondere Anekdote, dass diesen Wunsch Wolfgang Frage kommt, welches denn die beste war, auch internationale Regisseure geöffnet zu Wagner ganz persönlich erfüllt hat. Und auch kann ich immer nur sagen, dass es unmög- haben. Erst war es August Everding mit dem das nahm seinen Anfang im Wuppertaler lich ist, eine herauszugreifen. Aber wenn es „Fliegenden Holländer“. 1972 kam Götz Opernhaus, vier Jahre später. Ich besuchte fünf sein dürfen, dann ist diese wunderbare Friedrich mit dem damals revolutionären mit meinem Bruder eine „Tannhäuser“-Auf- Inszenierung immer dabei. Sie hat mit der „Tannhäuser“, von dem man sich am Ende führung mit dem Briten Hugh Beresford in Mystik und Intensität ihrer Bilder, die über kaum trennen wollte, und 1976 der legendä- der Titelrolle, der gerade seinen Fachwechsel einer zerworfenen Scheibe immer neue Asso- re „Jahrhundert-Ring“ von Patrice Chéreau. zum Tenor vollzogen hatte und gewahrte ziationsspielräume eröffnete und der Fanta- Von diesem wollte man sich nach Ablauf sei- Wolfgang Wagner im Parkett. Wie sich he- sie viel Raum ließ, mein „Ring“-Verständnis ner Spielzeit noch weniger trennen... Nach rausstellte, wollte er Beresford für die neue wesentlich geprägt und den Grundstein für den richtungweisenden „Ring“-Produktionen „Tannhäuser“-Produktion in Bayreuth 1972 die seitdem nicht nachlassende Freude am von Ulrich Melchinger in Kassel (1970-74), hören. Kurzerhand ging ich gleich zu Beginn Werk des Bayreuther Meisters und seiner Joachim Herz in Leipzig (1973-76) und Götz der Pause in seine Reihe und sagte ihm, dass unendlichen Melodie gelegt. Friedrich in London (1974-76) begründete ich mir zum Abitur im Jahr darauf nichts Es wird immer wieder gesagt und geschrie- der Chéreau-„Ring“ in Bayreuth den Beginn mehr wünschte, als mit meinem Bruder den ben, dass Wolfgang Wagner der Organisator des sog. Wagnerschen Regietheaters, obwohl „Ring des Nibelungen“ in Bayreuth zu erle- am Grünen Hügel war, während sein früh der Terminus in sich falsch ist - alles Theater ben. In seiner fränkischen Direktheit und verstorbener Bruder Wieland das künstle- hat eine Regie, selbst wenn sich nichts tut. entwaffnenden Aufgeschlossenheit meinte er rische Genie war. Dieser hat sicherlich den Aber es trat eben das Theatralische gegenü- 10 Wagneriaani http://www.suomenwagnerseura.org/wagneriaani/ ber der Musik stärker in den Vordergrund. Götz Friedrich auch der „Fliegende Hol- herauszuheben. Diese beiden widerstreben- Als ich Wolfgang Wagner 2004 (siehe Foto) länder“ in der Regie von Harry Kupfer und den Ziele miteinender zu vereinbaren, wird bei einem dieser zufälligen kurzen Hügel-Ge- der „Tristan“ von Heiner Müller genannt. sicher eine große Aufgabe der neuen Fest- spräche - in die er sich manchmal volksnah Dass bei seinen Bemühungen nicht immer spielleiterinnen werden. einließ, wenn er vom Festspielhaus hinüber alles gelungen ist, hat Wolfgang Wagner nie Unvergesslich sind die Sitzungen der „Ge- in sein Wohnhaus ging - auf die große Bedeu- abgestritten, stand aber immer für alles und sellschaft der Freunde von Bayreuth e.V.“ tung des Bayreuther Chéreau-„Ring“ für die jedes in eigener Verantwortung ein. Damit zu Beginn der Festspielzeit, bei denen ein nachfolgende Wagner-Rezeption ansprach, begründete er auch seinen wohlmeinenden Großteil der Mitglieder vor allem auf den meinte er sinngemäß nur: „Ach, von dem Ruf als „väterlicher“ Festspielleiter und „Herr- „Bericht der Festspielleitung“ wartete, also Konzept habe ich mich längst verabschiedet, scher des Hügels“, zu dem jeder Mitwirken- auf den Bericht Wolfgang Wagners. Er sorgte das ist einfach überholt.“ de mit seinen Problemen kommen konnte oft für die eine oder andere Überraschung, Und so wurde er eben doch - insbeson- - eine unumschränkte Autorität am Hügel immer aber für viel Heiterkeit. Schon seit dere von der deutschen und z.T. auch inter- mit menschlichem Zugang. Er hat viele junge einigen Jahren merkte man, dass ihm das nationalen Presse - in seiner künstlerischen Künstlern und Künstlerinnen an das Werk nicht mehr so leicht fiel wie früher. Dennoch Bedeutung für Bayreuth etwas verkannt, die Richard Wagners herangeführt. Immer war fand er selbst noch vor wenigen Jahren ein ihn meist nur nach seinen Regiearbeiten be- ihm die Entdeckung neuer Stimmen für das paar Minuten Zeit für ein kurzes Gespräch urteilte, welche sich durch einen zwar konser- Werk des Großvaters ein Herzensanliegen. über alte Erinnerungen mit mir. Er gab mir vativen Aufführungsstil auszeichneten, vielen Das führte bisweilen auch dazu, dass nicht ein Autogramm auf der Einladungskarte, das Bayreuth-Besuchern aber erst den Zugang immer die besten ihrer Zunft auf den Bret- er etwas zittrig aber gut lesbar niederschrieb. zum Wagnerschen Werk ermöglichten. Es tern, die die Wagner-Welt bedeuten, sangen. Dies war mein letztes kurzes Zusammentref- war jedoch Wolfgang Wagner, der mit sei- Dies mag aber insbesondere in den späteren fen mit Wolfgang Wagner, der ein großes ner Öffnung der Bayreuther Festspiele für Jahren seiner Amtszeit auch dem Umstand Stück Geschichte nicht nur in Bayreuth ge- bekannte west- und ostdeutsche sowie inter- geschuldet sein, dass sich die ganz großen schrieben sondern auch viel Pionierarbeit nationale Regisseure und in weiterer Folge Stars nicht immer den langen Probenzeiten bei der Stimulierung neuer Sichtweisen auf auch für - „opernfremde“ - Filmregisseure und dem Sommer am Hügel unterwerfen das Werk Richard Wagers geleistet hat und wesentlichen Einfluss auf die Interpretation wollten und stattdessen den ökonomischen dem ich so viel verdanke. Was heute auf des Wagnerschen Werkes nahm, und zwar Verlockungen der sich auch im Opernbe- den europäischen Bühnen an Vielseitigkeit genau an der Stelle, an der das auch heute trieb rasant entwickelnden Globalisierung in der Wagner-Ästhetik zu erleben ist, wäre nach seinem Abtreten wieder erwartet wird - (im wahrsten Sinne des Wortes) nachgin- wohl ohne diesen Visionär kaum möglich in Bayreuth. Er machte damit das Bayreuther gen. Auch dafür kann man Verständnis auf- gewesen. Wer weiß schon, was eine „Ring“- Haus über viele Jahre zum Pionierplatz einer bringen, ebenso wie für Wolfgang Wagners Inszenierung durch Lars von Trier, an der neuen und modernen Werkinterpretation, Wunsch, im Sinne eines allumfassenden er so interessiert war, noch alles zu Tage ge- die weit reichende Auswirkungen auf den fol- und idealerweise eine ganze Festspielzeit fördert hätte. Es ist jammerschade, dass ihm genden Mainstream hatte. In diesem Sinne anhaltenden Teamgeistes für alle gleiche Be- dieser letzte Regie-Coup versagt blieb. seien neben dem „Parsifal“ in der Regie von dingungen walten zu lassen und niemanden Barry Millington RICHARD WAGNER – ELÄMÄ JA TEOKSET ISBN 952-99184-0-2. Kustantaja Suomen Wagner-seura ry, sidottu 363 sivua (14+349). KESÄHINTAAN! Tämä kirja kuuluu jokaisen wagneriaanin kirjahyllyyn ja on tilattavissa seuralta € kotisivujemme kautta: 9,95 ! http://www.suomenwagnerseura.org/julkaisut/ Ei-jäsenille 29 € tai Pekka Heikkilä puh. 09-3443803 tai 040-5507290 Pekka Heikkilä, Haarniskatie 9 B 16, 00910 HELSINKI Jäsenet Ei-jäsenet Barry Millington: Richard Wagner – Elämä ja teokset 19 € 29 € Peter Bassett: Uuden vuosituhannen Ring, opas Wagnerin Nibelungin sormukseen 15 € 32 € Richard Wagner: Elämäni 19 € 34 € Pekka Asikainen: Tilaksi avartuu aika – Wagnerin Parsifal 32 € 35 € Asikainen, Sinkkonen: Nibelungin sormus – myyttien ja mielen näyttämö 28 € 29 € Saila Luoma: Tristan ja Isolde. Unohtunut legenda, joka syntyi uudelleen 19 € 20 € Antti Vihinen: Musiikkia ja politiikkaa 22 € 24 € Maija-Liisa Näsänen: Abraham Ojanperä – laulajan elämä 23 € 26 € Pauli Pylkkö: Richard Wagner ajattelijana 25 € 27 € Martti-Tapio Kuuskoski: Parsifal ja Richard Wagnerin rakkauden filosofia 14 € 15 € Heinrich Heine: Herra von Schnabelewopskin muistelmat 18 € 20 € Bogatz, Kuuskoski, Paajanen: Tannhäser, Vuoren Venus ja Pyhä Elisabeth 14 € 15 € Klaus Weinhold ja Ilkka Paajanen: Tämä kaunis Dresden – Wagnerin jäljillä Elben Firenzessä 14 € 15 € DVD Der fliegende Holländer, kuvattu Turussa 2005 32 € 35 € 2 CD & DVD Wagner Complete Piano Works, Eero Heinonen, piano 15 € 21€ Seuran 10-vuotispinssejä (tummansininen) 2 € 3 € SWS tarroja (7 x 10,5 cm) 1 € 2 € Hintoihin lisätään lähetyskulut painon mukaan (esim Millington 4 €, Elämäni 6 €). http://www.suomenwagnerseura.org/wagneriaani/ Wagneriaani 11.

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