08 2021 Pfarreiblatt 16.-30. April

08 2021 Pfarreiblatt 16.-30. April

08/2021 16. bis 30. April Eich – Hellbühl – Hildisrieden – Neuenkirch – Rain – Sempach Foto: Elena Ulliana Gottes Welt ist vielfältig Seite 2 10–12 Eich/Sempach 13–15 Hellbühl/Neuenkirch 16–18 Hildisrieden/Rain 2 Thema Widerstand gegen Vatikanverbot der Segnung homosexueller Paare «Gott schliesst niemanden aus» Die katholische Kirche hat keine Kommentar Vollmacht, Verbindungen von Per­ Der Fisch stinkt sonen gleichen Geschlechts zu seg­ vom Kopf her nen. Dies verlautete Mitte März aus der vatikanischen Glaubenskongre­ Was für ein gation. Auch der Basler Bischof Felix Timing: Eine Gmür distanziert sich von dieser knappe Woche Aussage. vor Erscheinen dieses Papiers Es sei «nicht erlaubt, Beziehungen aus dem Vati- oder selbst stabilen Partnerschaften kan schaltete einen Segen zu erteilen, die eine se­ die Katholische Bild: Christoph Wider xuelle Praxis ausserhalb der Ehe (das Landeskirche heisst ausserhalb einer unauflösli­ Luzern eine neue Website auf: chen Verbindung eines Mannes und kirchensteuern-sei-dank.ch einer Frau)» einschliessen. Mit dieser zeigt auf, wofür das Geld der Antwort hat die vatikanische Glau­ Luzerner Katholik*innen vor Ort benskongregation auf eine entspre­ konkret eingesetzt wird: etwa für chende Anfrage reagiert. Die Verbin­ Segensfeier für Homosexuelle in einer Lebensberatung in Ehekrisen, für dungen von homosexuellen Paaren Berner Kirche. Bild: Rahel Zürcher kirchliche Gassenarbeit, für die entsprächen nicht dem göttlichen Unterstützung von Armutsbetrof- Willen. Papst Franziskus habe diese Ausführlich nahm auch Franz Kreissl, fenen. Auch wenn eine solche Antwort gutgeheissen, heisst es am Pastoralamtsleiter im Bistum St. Gal­ Website den Trend zunehmender Ende des von der Glaubenskongre­ len und Mitglied der Bistumsleitung, Kirchenaustritte nicht stoppen gation unterzeichneten Dokuments. Stellung: «Mit ihrem Schreiben macht kann, zeigt sie dennoch eindrück- sich die Glaubenskongregation zur lich auf, was Kirche Positives Gmür: Keine Änderung Kontrolleurin darüber, wen Gottes bewirkt. Das Dokument hat einen Sturm der Segen erreichen darf oder eben nicht Und dann dieser Hammer aus Entrüstung ausgelöst, auch in der ka­ – und das ist unangemessen und Rom: Die Segnung homosexueller tholischen Kirche Schweiz. «Ich bin falsch, denn die Kirche ist nicht die Paare entspreche nicht dem mir bewusst, dass sich schwule und Wächterin über den Segen Gottes.» Willen Gottes. Solche Äusserungen lesbische Menschen durch diese Stel­ zementieren das Bild einer rück- lungnahme erneut diskriminiert und Kritik von Professor*innen wärtsgewandten, menschenver- ausgegrenzt fühlen», schrieb der Bas­ Über 200 mehrheitlich deutschspra­ achtenden Institution. Dass Men- ler Bischof Felix Gmür an die chige Theologieprofessor*innen kriti­ schen einer solchen Einrichtung Seelsorgenden seines Bistums. Dies sierten das Verbot in einer Erklärung. den Rücken kehren, ist mehr als tue ihm leid und er hoffe, «dass sie Von der Universität Luzern haben Bir­ verständlich. Denn der Fisch stinkt in der konkreten Pastoral in unserem git Jeggle­Merz und Stephanie Klein bekanntlich vom Kopf her. Bistum Annahme und Wertschätzung sowie die Emeritierten Walter Kirch­ Zum Glück denken viele kirchlich erfahren». Denn «vom Segen Gottes schläger und Edmund Arens unter­ Engagierte in solchen Fragen ist niemand ausgeschlossen». An der zeichnet. Der Text sei von einem pater­ anders als der Vatikan. Es bleibt bisherigen Praxis im Bistum Basel nalistischen Gestus der Überlegenheit zu hoffen, dass sie sich nicht ent- werde sich daher nichts ändern. Theo­ geprägt und diskriminiere homosexu­ mutigen lassen, sodass die Früchte logie und Seelsorge müssten sich je­ elle Menschen. «Von dieser Position ihres Tuns sichtbar bleiben. doch in diesem Bereich weiterent­ distanzieren wir uns entschieden», Sylvia Stam, Zentralredaktion wickeln. schreiben sie. Sylvia Stam Thema 3 «Die Dargebotene Hand» – Telefon 143 Zentralschweiz «Anrufende werden immer jünger» Ein Jahr ist seit dem ersten Lock­ veri tablen Volksleiden wird. Früher down der Schweiz vergangen – ein war es oft die erweiterte Familie, die hartes Jahr auch für «Die Dargebo­ auffangen konnte. Heute verlässt man tene Hand». Geschäftsführer Klaus sich weniger auf andere, will keine Rütschi berichtet – und weiss, wie Hilfe annehmen, ist selbstbewusster, sich Isolation anfühlt: «Der Hausar­ selbstbestimmter, unverbindlicher. rest war belastender, als ich dachte.» Vielen wird in dieser Krise nun schmerzlich bewusst, dass die lose Wie so viele Gespräche dieser Tage geknüpften Netze nicht tragen», sagt findet auch dieses per Video­Schal­ der studierte Betriebswirtschafter, der tung statt. Klaus Rütschi, Geschäfts­ für seine Stelle in Luzern noch ein führer der «Dargebotenen Hand» Studium in angewandter Psychologie Zentralschweiz, ist daheim in Qua­ anhängte. rantäne. «Nun hat es auch mich ge­ troffen», sagt er, «jemand in meinem Menschen mit Suizidgedanken Umfeld ist an Corona erkrankt.» Der Klaus Rütschi ist es wichtig, regelmäs­ 52 ­Jährige zupft den Kragen seines sig selbst am Telefon zu sein, «als bunt karierten Hemdes zurecht und Springer überbrücke ich, wenn je­ atmet sichtlich auf. Es ist sein letzter mand aus dem Team verhindert ist.» Tag in Isolation. «Ich durfte erstmals Bild: Jorma Müller Er berichtet von verzweifelten Müt­ raus heute, um mich testen zu lassen tern mit kleinen Kindern in engen – welch Freiheitsgefühl. Und dann das m Ende fragen Wohnungen, die Väter auf Kurzarbeit Resultat – negativ zum Glück.» wir stets: Wissen im Heimbüro; von jungen Männern Sie nun, was Sie ohne Arbeit, ohne nahe Beziehungen; 15 154 Anrufe A von Kindern gar, die am Telefon von Rütschi leitet seit zwölf Jahren das als Nächstes tun, an wen physischer, psychischer, sexueller Ge­ «Telefon 143 Zentralschweiz» mit Sitz Sie gelangen? walt berichten, über Mobbing auch in Luzern, wo insgesamt 60 Freiwil­ in sozialen Medien und Schule. «Die lige und vier Festangestellte in Hilfesuchenden werden immer jün­ Klaus Rütschi, Geschäftsführer Vier ­Stunden­Schichten rund um die ger», sagt der gebürtige Vorarlberger, «Die Dargebotene Hand» Uhr erreichbar sind. Er weiss um die «das beschäftigt uns sehr.» Waren vor Zentralschweiz Not querbeet durch alle Alter und Ge­ einem Jahrzehnt knapp die Hälfte der sellschaftsschichten. «Doch was viele Anrufenden über 65 Jahre, sind es zurzeit bewältigen müssen, ist oft sehr heute noch ein Drittel. Ein weiterer schwer.» Die vergangenen zehn Tage strenges Jahr war es auch für «Die Drittel ist zwischen 40 und 65, der Rest mit seiner Ehefrau in der Wohnung Dargebotene Hand», vom Bund als unter 40 – mit rasantem Zuwachs der bei Zug haben Rütschi zugesetzt. «Der systemrelevante Institution einge­ unter 18­Jährigen. «In der Pandemie Hausarrest war belastender, als ich stuft. Nahm die Zahl der Anrufenden melden sich zudem vermehrt Alko­ dachte», sagt er und vergleicht seine schon in den Vorjahren stetig um holisierte, leider auch Menschen mit Psyche mit einem Tisch, an dessen rund fünf Prozent zu, beträgt der An­ Suizidgedanken», so Rütschi. Standbein «Gesundheit» gehörig ge­ stieg innert Jahresfrist zwölf Prozent: rüttelt wurde. Partnerschaft, Arbeits­ Im Co ronajahr 2020 suchten schweiz­ «Wir haben eine Haltung» stelle, Umfeld aber hielten stand. «Das weit 208 958 Menschen bei der «Dar­ Wie begegnen er und sein Team die­ ist längst nicht bei allen so.» gebotene Hand» Hilfe, 15 154 davon sen Menschen, wie kann geholfen Gut ein Jahr ist seit dem ersten Lock­ aus der Zentralschweiz. «Wir stellen werden – wo doch «Die Dargebotene down der Schweiz vergangen – ein fest, dass die Einsamkeit zu einem Hand» eben gerade nicht eingreift 4 Thema Eine Mitarbeiterin von «Die Dargebotene Hand» Zentralschweiz am Telefon. Bild: Patrick Hürlimann/LZ und die Anonymität der Betroffenen können die Betroffenen erneut an­ wahrt? «Dies erachten viele gerade als rufen.» Kirchen unterstützen Vorteil», sagt Rütschi, «wir schalten Die Nummer 143 steht Hilfesu­ nicht gleich die Polizei oder sonst eine Das Bankenleben ist weit weg chenden schweizweit rund um die Stelle ein.» Damit aber bleiben doch Klaus Rütschi, der einst in Zürich für Uhr zur Verfügung. Im Team Zen­ auch viele in ihrer Not zurück? «Um eine Grossbank und dann in Kader­ tralschweiz arbeiten 60 Freiwillige Gottes Willen, nein», entgegnet er, position für einen internationalen und vier Festangestellte. Die Frei­ «sonst bräuchte es uns nicht. Wir ha­ Rückversicherer arbeitete, hat sich willigen durchlaufen eine neun­ ben eine Haltung.» in Eifer geredet. Wie kam er damals monatige Ausbildung, erhalten dazu, vor dem nächsten grossen Kar­ Supervision und nehmen an jähr­ Vermitteln, nicht eingreifen riereschritt alles hinzuschmeissen lichen Weiterbildungstagen teil. Der Weg führe übers aktive Zuhören und als Quereinsteiger zur «Darge­ «Die Dargebotene Hand» erhält zu Triage und möglichst verbindli­ botenen Hand» zu wechseln? Rütschi keine staatliche Unterstützung und chen Abmachungen. Das Team habe muss nicht lange überlegen. «Ich sah ist auf Stiftungen und Spenden an­ Kenntnis von 650 Fach­ und Bera­ keinen Sinn mehr dahinter, Hypothe­ gewiesen. Die katholische und die tungsstellen im Raum Luzern. «Am ken oder Versicherungen zu verkau­ reformierte Kirche Luzern unter­ Ende fragen wir stets: Wissen Sie nun, fen. Dann sah ich das Stelleninserat stützen den Zentralschweizer Ab­ was Sie als Nächstes tun, an wen Sie und dachte: Das ist es.» leger. Das freut Geschäftsführer gelangen?» Das könne eine Budget­ Und blieb es. «Heute verdiene ich Klaus Rütschi: «Ihre Beiträge sind beratung,

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