ZOBODAT - www.zobodat.at Zoologisch-Botanische Datenbank/Zoological-Botanical Database Digitale Literatur/Digital Literature Zeitschrift/Journal: Philippia. Abhandlungen und Berichte aus dem Naturkundemuseum im Ottoneum zu Kassel Jahr/Year: 1999-2000 Band/Volume: 9 Autor(en)/Author(s): Schaffrath Ulrich Artikel/Article: Zur Käferfauna am Edersee (Insecta, Coleoptera) 1-94 PHILIPPIA 9/1 S. 1-94 33 Abb., 1 Tab. Kassel 1999 Ulrich Schaffrath Zur Käferfauna am Edersee (Insecta, Coleoptera) Abstract Zusammenfassung During the period between 1996 and 1998, the Von 1996 bis 1998 erforschte der Autor teils author conducted research into the beetle fau- im Auftrag der Oberen Naturschutzbehörde/ na of the wood around Lake Eder, partly on RP Kassel, teils in eigener Projektierung die behalf of the Local Department for Environ- Käferfauna der Wälder am Edersee. mental Affairs/RP Kassel, partly on his own behalf. Vor allem der alte Baumbestand in den schwer zugänglichen Steilhängen nördlich The main area of interest consisted in the an- und südlich des Sees und oberhalb der Eder cient trees at the steep slopes north and south wurde untersucht. Die Studie galt im beson- of the lake and above the river Eder, which are deren den holzbewohnenden Käferarten (Co- accessible only with difficulties. The studies leoptera xylobionta), um unter diesen mög- concentrated on the varieties of wood-living licherweise sehr spezialisierte, seltene Arten beetles (Coleoptera xylobionta), with the aim zu finden, die in der Tradition der Urwälder to find some very specialized, rare species stehen. which can be linked to the tradition of the pri- meval woods. Knapp 30 000 Käfer wurden vorwiegend mit Lufteklektoren (entwickelt von F. Rahn, in die- Almost 30 000 beetles were trapped in air ser Arbeit beschrieben), daneben auch mit eclectors (costructed by F. Rahn, described Barberfallen gefangen und 820 Arten aus 84 here) but also in Barber traps, and 820 diffe- Familien ermittelt. Mehr als 40% der gefunde- rent species out of 84 families have been iden- nen Arten sind an Totholzbiotope gebunden, tified. More than 40% of the identified beetles 80% der (nach der RL der BRD 1998) seltenen are linked to dead-wood-biotopes. 80% of the und bedrohten Arten, die gefunden wurden, rare and endangered varieties (Red List Data zählen zu dieser ökologischen Gruppe. Book of Germany, 1998) which could be coun- ted, belong to this ecological group. Die große Zahl der an extreme Biotope gebun- denen Spezialisten bestärkt die Vermutung, The large number of these specialists of extre- daß es sich wenigstens bei einigen Teilberei- me biotopes supports the hypothesis, that chen des Waldes um Urwaldreste handeln there are, at least in some parts, rudiments dürfte, denen ein größtmöglicher Schutz ge- of primeval wood around Lake Eder, which währt werden sollte. Besten Schutz böte der deserve the best protection possible. The sug- schon länger angeregte Nationalpark am gested „National Park Lake Eder“ could pro- Edersee. vide an excellent conservation. 2 Ulrich Schaffrath Inhalt Bedeutung des Berghanges der Kahlen Haardt 1. Vorbemerkungen ...............................................2 bei Basdorf erahnt. Die Experten, die zur 2. Die Untersuchungen .........................................3 Jahrestagung der floristisch-soziologischen 2.1 Zu Umsetzung und Verfahrensweise ...............3 Arbeitsgemeinschaft deutscher Pflanzenkund- 2.2 Daten-Grundlagen ............................................4 ler in Wetzlar zusammengekommen waren, 3. Erfassungsmethoden ........................................4 und deren Exkursion auf Veranlassung des 3.1 Falleneinsatz/Rahn-Eklektor ............................5 Basdorfer Botanikers Achim Frede hierher an 3.2 Auswahl der Fangbäume ..................................6 den Edersee geführt hatte, konnten eine statt- 3.3 Untersuchungsgebiete und -zeiträume ............6 liche Anzahl seltener Pflanzen und außerge- 4. Ergebnisse ..................................................... 11 wöhnliche Pflanzengesellschaften feststellen. 4.1 Rote Liste-Arten ............................................. 11 4.2 FFH-Arten ....................................................... 11 Die Krüppelwüchsigkeit der Waldgesellschaft 4.3 Xylobionte Käfer in Zahlen............................. 12 indes, die im zentralen Bereich vorwiegend 4.4 Wiederfunde und Neumeldungen für Hessen 12 aus Eichen und einigen Buchen zusammen- 4.5 Importierte Arten ............................................ 14 gesetzt ist, fällt an der Kahlen Haardt beson- 4.6 „Urwaldreliktarten“ .......................................... 14 ders ins Auge, und es widerstrebt einem 4.7 Beifänge ......................................................... 14 eigentlich, angesichts der lückigen Bestände 5. Ergebnisse in Tabellenform ........................... 15 kleiner Bäume, überhaupt von einem Wald zu 5.1 Erläuterungen ................................................. 15 sprechen. Viele Bäume, vor allem Buchen, 5.2 Anmerkungen zu einigen Arten ..................... 38 wachsen zudem drei-, fünf- und mehrstämmig 6. Bemerkungen zu den Holzkäfern .................. 38 aus einer einzigen, mächtigen Wurzel hervor, 6.1 Ermittelte Xylobionte nach Präferenz ............ 39 während der Haupttrieb schon vor Jahrzehn- 6.1.1 Habitatpräferenz ............................................ 39 ten, manchmal Jahrhunderten verlorengegan- 6.1.2 Präferenz Ernährungsweise .......................... 43 gen sein muß. 6.2 Ergänzungen aus der Käferliste nach ROWOLD/THEUNERT (1991) ................... 45 Die Stockausschläge, so stellten die Wissen- 7. Diskussion ...................................................... 48 schaftler aufgrund verschiedener Befunde 7.1 Bemerkungen zu einigen Phänomenen ........ 48 aber mit Erstaunen fest, dürften mit großer 7.2 Ansätze zur Interpretation der Wahrscheinlichkeit auf natürliche Regene- Ergebnisse ..................................................... 50 ration zurückzuführen sein, nicht auf Hieb, 7.3 Zu Eklektoreinsatz und Artenspektrum ......... 51 denn sie sind durchaus unterschiedlich alt. 7.4 Gedanken zur Urwald-Diskussion ................. 52 So scheint die Erklärung plausibel, daß die 7.5 Schutz und Gefährdung ................................. 54 Seitentriebe aus dem Wurzelstock abgetrock- 7.6 Zur Nationalpark-Frage .................................. 55 neter, zurückgefrorener oder abgebrochener, 7.7 Zu den hessischen Waldrefugien .................. 56 alter Recken immer wieder baumartig auf- 7.8 Ausblick .......................................................... 56 wuchsen. Gestützt wird jene Theorie der natür- Dank ............................................................... 57 lichen Stockausschläge auch durch das Fehlen Anhang jeglicher Aufzeichnungen über die Nutzung der Bemerkenswerte Arten .................................. 58 Kahlen Haardt in historischen Forstunterlagen Literatur .......................................................... 90 (Eberhard Leicht, FA Vöhl, mdl.). Für diese Annahme spricht auch ein prak- 1. Vorbemerkungen tischer Grund: Vor allem die Steile der Hänge Spätestens seit einer denkwürdigen Exkur- läßt vermuten, daß die Menschen sicher im- sion im Jahre 1986, an der namhafte Botaniker mer leichter zu erreichende Standorte wußten, wie Heinz Ellenberg (Göttingen), Wieland und eine Nutzung des Holzes oben im Hang Schnedler (Hohenerda), Otti Willmanns (Frei- seit je als zu mühsam gegolten haben dürfte. burg), Erich Oberdorfer (München), Anton Zudem waren die Bäume auf dem trockenen Fischer (Weihenstephan), Hartmut Dierschke Boden schlecht, klein und krumm gewachsen, (Göttingen), Klaus Dierssen (Kiel) und viele da gab es sicher überall selbst besseres andere teilnahmen, hatte man die besondere Brennholz. Und nicht einmal die Zulieferer der Zur Käferfauna am Edersee 3 Abb.1: Blick über den Edersee Richtung Osten. Halbinsel Scheid mit Kahler Haardt (v.l.), dahinter die Mühlecke, im Hintergrund Kanzel und Michelskopf, am rechten Bildrand der Weiße Stein. Foto: Pitze Eckart Glaser, die Aschenbrenner, denen hohle 2. Die Untersuchungen Stämme sonst immer sehr genehm waren zur Gewinnung hochwertiger Pottasche, scheinen 2.1 Zu Umsetzung und Verfahrensweise den beschwerlichen Weg gefunden zu haben. 1996 vergab die Obere Naturschutzbehörde (ONB)/Regierungspräsidium Kassel einen Tatsächlich sind die alten Bäume wohl alle Pflegeplan für die Kahle Haardt, durch den hohl. Aus eben diesem Grund war es unmög- Maßnahmen zur Erhaltung des Gebietes er- lich, ihr wahres Alter mit Hilfe der Dendro- arbeitet werden sollten. Ausdrücklich sollten chronologie zu ermitteln. Auch äußerlich völlig nicht nur die Vegetationsverhältnisse, sondern intakt wirkende, vitale Stämme erwiesen sich auch die im Gebiet vorkommenden Organis- stets als innen hohl (Manuel Schäfer, mdl.). men, die Insekten, und hier in erster Linie die Die Auszählung der Jahresringe eines abge- relativ gut bekannte und aussagekräftige öko- sägten Eichenastes hingegen von ca. 25 cm logische Gruppe der Holz-Käfer (Coleoptera Durchmesser ergab allerdings ein Alter von xylobionta) Gegenstand der Untersuchung über 400 Jahren (Achim Frede, mdl.). Mithin sein. Der Autor übernahm diese Aufgabe, im lag die Annahme nicht fern, daß mancher der Folgejahr auch eine gleichartige Untersu- Bäume schon vor weit mehr als 1000 Jahren chung der benachbarten Hünselburg, wieder- gekeimt sein dürfte. Also doch: Urwald im rein- um im Auftrag der ONB. sten Sinne des Wortes? Aufgrund der ersten, nicht nur für nordhes- Hier setzt nun die faunistische
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