Deutsches Schau Spielhaus Hamburg Spielzeit 2019–20 Www

Deutsches Schau Spielhaus Hamburg Spielzeit 2019–20 Www

www. schauspiel haus.de Deutsches Kartenbüro Schau Mo-Sa 10.00-19.00 Uhr Kirchenallee 39 / 20099 Hamburg Kartentelefon SpielHaus 040.24 87 13 Mo-Sa 10.00-19.00 Uhr Hamburg [email protected] Abobüro SpielZeit 040.24 87 13 Mo-Fr 10.00-18.00 Uhr [email protected] 2019–20 Ein Prozess, der in seiner Unerbittlichkeit Liebe Zuschauerinnen unweigerlich auch an Kafka denken lässt und Zuschauer, (»Das Schloss«). In »Quai West« von Koltès sucht ein korrupter Bankier der 1980er Jahre liebe Freundinnen und den Tod und trifft dabei auf eine Gruppe von Immigrant*innen, die trotz aller „Rassen- und Freunde des Klassenschranken“ sofort mit ihm zu dealen SchauSpielHauses, beginnen. Und mit unserer jüngsten Autorin Nora Abdel-Maksoud kann man diesen Kreis voilà: hier sind unsere Pläne für die Spielzeit schließen. Sie wirbelt in einer buchstäblich 2019-20 und assoziativ dazu Bildmotive wahnwitzigen Diskursmaschine neueste unserer Agentur Rocket & Wink. „Super Heroes Ideologien und Ismen durcheinander und Suicide Club“ hat unsere Agentur ihre neue fragt, ob all die Debatten um „Race und Gen- Kampagne genannt und schreibt uns: „Super- der“ nicht letztendlich das alte „Klassen- helden bekämpfen das Böse; eure ‚Helden’ problem“ verdrängen (»Café Populaire«). Alle bekämpfen vor allem sich selbst. Sie ringen Stücke haben das Potenzial, in den heißen mit ihrer Identität, verzweifeln an ihrer Umge- moralischen Kern unserer Gesellschaft vor- bung, verlieren ihren Verstand. Sie bewegen zustoßen: Was suchen wir zu verbergen, die sich im Kampf der Kulturen und Geschlechter sich auf der sichereren Seite von Freiheit, permanent an der Schwelle des Todes.“ Und Gleichheit, Humanität wähnen? Wie dünn ist tatsächlich herrscht Endzeitstimmung bei der Firnis der Zivilisation? Woran zerbrechen vielen Protagonist*innen der neuen Spielzeit. private und politische Zukunftsvisionen? Wie Extrem unterschiedlich sind allerdings die reagieren auf die Her aus forderungen der Perspektiven, die unsere Autor*innen einneh- Moderne? „Denn nur zusehen – ohne Laut“, wie men. Da schaut Houellebecq in »Serotonin« mit es in Conrads Roman »Sieg« heißt, ruft unwei- Florent, einem ermüdeten, aber bekennenden gerlich „Menschen auf den Plan, die einen Chauvinisten, auf Liebe und Politik und be­ Revolver und sehr oft kein Gewissen besitzen“. schreibt damit ein derzeit viel diskutiertes Antworten hat keine*r unserer Autor*innen zu Phänomen: die Krise des „alternden, weißen bieten. Denn Aufklärung, dieses aufreibende, Mannes“. Dem geradezu entgegengesetzt ist undankbare, unvollendete Projekt, an dem die femi nistische Sicht von Alice Birch auf das sich alle Erzähler*innen ab arbeiten, muss vor gegenwärtige Leben und Leiden ihrer Prota go­- allem von dem sprechen, was schief geht. nist*innen in »Anatomie eines Suizids«. Tsche­ Unser Spielplan möchte Sie einladen, an die- chow verschärft den politischen Blick, indem sem unentwegten Abwägen und Urteilen, das er die Depression seines „Anti helden“ Iwanow in seiner widersprüchlichen Vielstimmigkeit im Untergang einer ganzen Klasse verankert, durchaus auch witzig ist, teil zuhaben. Vorzeichen kommender revolutionärer Un- In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine inter- ruhen. Zur gleichen Zeit wie Tsche chow erzählt essante neue Spielzeit! Joseph Conrad – allerdings im frühkapitalis- tischen London – von den Fehlfunktionen der Herzlich „Maschine Gesellschaft, die unaufhörlich Ihre Karin Beier Schmerz, Tod, Korruption, Verzweiflung und Illusionen strickt“ (»Der Geheimagent«). Premierenübersicht Serotonin Eine Inszenierung von von Michel Houellebecq Deutsch von Stephan Kleiner Dušan David Pařízek Regie: Falk Richter Premiere: 17/1/2020 / MalerSaal Uraufführung: 6/9/2019 / SchauSpielHaus Iwanow Stalker von Anton Tschechow nach Andrei Tarkowski & Arkadi und Boris Strugatzki Regie: Karin Beier Regie: David Czesienski Premiere: 18/1/2020 / SchauSpielHaus Premiere: 8/9/2019 / MalerSaal Das Schloss Die Nibelungen – von Franz Kafka Regie: Viktor Bodo allerdings mit anderem Premiere: 22/2/2020 / SchauSpielHaus Text und auch anderer Café Populaire Melodie von Nora Abdel-Maksoud / Hamburger Fassung von Barbara Bürk und Clemens Sienknecht Regie: Sebastian Kreyer Regie: Barbara Bürk und Clemens Sienknecht Premiere: 13/3/2020 / MalerSaal Premiere: 28/9/2019 / SchauSpielHaus Coolhaze Anatomie eines Suizids von Studio Braun von Alice Birch Regie: Studio Braun Deutsch von Corinna Brocher Premiere: 14/3/2020 / SchauSpielHaus Regie: Katie Mitchell Deutschsprachige Erstaufführung: 17/10/2019 / SchauSpielHaus Quai West Gefördert im Fonds Doppelpass der Kulturstiftung des Bundes von Bernard­Marie Koltès Regie: Michael Thalheimer Das gute Leben (Arbeitstitel) Premiere: 18/4/2020 / SchauSpielHaus von Miriam Edlich-Muth und Ensemble Regie: Lydia Ziemke Uraufführung: 2/11/2019 / MalerSaal Der Geheimagent von Joseph Conrad UnterGrund Regie: Frank Castorf Ecce Homo Premiere: 23/5/2020 / SchauSpielHaus nach Friedrich Nietzsche Regie: Max Pross Eine Koproduktion mit Premiere: 22/11/2019 / MarmorSaal der Theaterakademie NEW HAMBURG Hamburg Menschen, Göttern Regie: Alexander Riemenschneider gleich – oder: Veddeltopia Premiere: Mai 2020 / MalerSaal frei nach H. G. Wells Regie: Paulina Neukampf Uraufführung: 13/12/2019 / Veddel Premieren Junges SchauSpielHaus Die Tochter des Ganovenkönigs 10+ von Ad de Bont Deutsch von Barbara Buri Regie: Isabel Osthues Premiere: 31/8/2019 / Große ProbeBühne Die sexuellen Neurosen unserer Eltern 15+ von Lukas Bärfuss Regie: Alexander Riemenschneider Premiere: 19/10/2019 / Große ProbeBühne Dschabber 12+ von Marcus Youssef Deutsch von Bastian Häfner Regie: Klaus Schumacher Premiere: 11/1/2020 / Große ProbeBühne Masken und Capes 6+ von Finn­Ole Heinrich und Dita Zipfel Regie: Cora Sachs Uraufführung: 15/3/2020 / Große ProbeBühne All das Schöne 13+ von Duncan Macmillan mit Jonny Donahoe Deutsch von Corinna Brocher Regie: Moritz Beichl Premiere: 25/4/2020 / Große ProbeBühne Premieren SchauSpielHaus Extreme Emotionen, große Heldentaten und Ströme von Blut Serotonin sind garantiert, wenn Barbara Bürk und Clemens Sienknecht mit von Michel Houellebecq der nächsten Folge ihrer erfolgreichen Radioshow auf Sendung Deutsch von Stephan Kleiner gehen. Verehrung und Hass schlagen Michel Houellebecqs neuem Regie: Barbara Bürk und Clemens Sienknecht / Bühne und Kos- Roman gleich heftig entgegen. „Rattengift“, wütet ein Kritiker, tüme: Anke Grot / Licht: Björn Salzer / Dramaturgie: Sybille Meier „prophetisch“, preisen andere. Offenbar scheint der Weltbest- seller »Serotonin« den Nerv der Zeit empfindlich zu treffen: Ein Premiere: 28/9/2019 alternder, weißer, heterosexueller Mann, der Agraringenieur Florent, zieht letzte Konsequenzen. Er lässt sein kaputtes Leben als Paar hinter sich, inszeniert sein Verschwinden – ohne anderes Anatomie eines Suizids Lebenskonzept. Durch ein neues Medikament, das die Aus- von Alice Birch schüttung von Serotonin stimuliert und so vor dem Abgleiten Deutsch von Corinna Brocher in bodenlose Depression bewahrt, begibt er sich auf eine letzte Reise in seinem SUV­Diesel – allerdings zur Impotenz verurteilt, Carol liebt das Leben nicht. Es kostet sie die größte Mühe, einer Nebenwirkung. Er durchfährt das ländliche Frankreich und einfach nur zu existieren, doch niemand hat Verständnis für ihre die Bahnen seiner Erinnerung an drei Frauen, mit denen er sein dunkle Verzweiflung. Ist sie nicht schön? Geht es ihr nicht gut? Leben hätte teilen können – und er trifft Aymeric wieder, seinen Hat sie nicht alles, worum die meisten sie beneiden? Woher also alt-adeligen Studienfreund, der zum Anführer eines modernen kommt die Depression? Als sie eine Tochter zur Welt bringt, Bauernaufstandes wird, zugleich ein Aufstand verlassener Män- verspricht sie dieser, so lange am Leben zu bleiben, wie es ihr ner, den Verlierern der EU­Agrarpolitik und des gesellschaftlichen irgend möglich ist. Doch die Krankheit lässt sie nicht los. Wandels. Mut zur Lächerlichkeit zeichnet Houellebecqs Helden Jahre später. Anna gelingt es kaum besser, sich in der Welt aus, seine Lebensbeschreibung jedoch ist ein Buch über Liebe zurechtzufinden. Sie sucht Zuflucht in Drogen und exzessiven und die quälende Frage nach einer letzten Möglichkeit von Glück Lebensformen bis auch sie einer Tochter das Leben schenkt. – ohne Sarkasmus – und ein wütendes politisches Pamphlet. Doch ihre Schwermut bleibt und führt sie bald in die gleiche Falk Richter, Regisseur und Autor, wird diesen 2019 erschienenen Katastrophe wie ihre Mutter. Roman uraufführen. Am SchauSpielHaus von ihm zu sehen sind Wieder einige Jahre später. Bonnie, inzwischen erwachsen, in dieser Spielzeit »Am Königsweg« und »Lazarus«. wehrt sich entschieden und mit aller Kraft gegen dieses schein- bar unausweichliche Erbe. Sie trifft eine radikale Entscheidung, Regie: Falk Richter / Bühne: Katrin Hoffmann / Kostüme: Teresa die dem wiederkehrenden Schicksal ein Ende bereiten soll. Vergho / Musik: Matthias Grübel / Video: Sébastien Dupouey / Die britische Autorin Alice Birch erzählt die Geschichte dreier Licht: Annette ter Meulen / Dramaturgie: Ralf Fiedler, Daniel Richter Frauengenerationen in einer dramaturgisch raffinierten An- ordnung: Die Handlungsstränge finden simultan auf der Bühne Uraufführung: 6/9/2019 statt, während sich die drei Protagonistinnen jeweils in ihrer eigenen Zeitzone befinden. Das den weiblichen Blick fokussie- rende Stück ist wie eine Fuge komponiert, in dem Themen und Die Nibelungen – Motive in den einzelnen Erzählungen hinterlassen und variiert werden und sich den Frauenfiguren einschreiben

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