12.029 Botschaft Über Die Internationale Zusammenarbeit 2013–2016

12.029 Botschaft Über Die Internationale Zusammenarbeit 2013–2016

12.029 Botschaft über die internationale Zusammenarbeit 2013–2016 vom 15. Februar 2012 Sehr geehrter Herr Nationalratspräsident Sehr geehrter Herr Ständeratspräsident Sehr geehrte Damen und Herren Wir unterbreiten Ihnen mit dieser Botschaft, mit dem Antrag auf Zustimmung, den Entwurf zu drei Bundesbeschlüssen über die internationale Zusammenarbeit der Schweiz 2013–2016: Gleichzeitig beantragen wir Ihnen, die folgenden parlamentarischen Vorstösse abzuschreiben: 2006 M 05.3900 Schweizer Beitrag an den Globalen Fonds zur Bekämpfung von HIV/Aids, Tuberkulose und Malaria (S 20.3.06, Amgwerd; N 14.6.06) 2010 M 08.3213 Gesamtstrategie und einheitliche Zielsetzung in der Entwicklungshilfe (N 7.9.09, Mörgeli; S 8.3.10) 2011 P 11.3369 Neue Partnerschaften mit Entwicklungs- und Schwellen- ländern (N 30.9.11, Schneider-Schneiter) 2011 P 11.3370 Entwicklungszusammenarbeit. Kohärenter Auftritt der Schweiz gegen aussen (N 30.9.11, Schneider-Schneiter) 2011 P 11.3090 Effizienz der Schweizer Entwicklungshilfe (N 17.6.11, Egger) Wir versichern Sie, sehr geehrter Herr Nationalratspräsident, sehr geehrter Herr Ständeratspräsident, sehr geehrte Damen und Herren, unserer vorzüglichen Hoch- achtung. 15. Februar 2012 Im Namen des Schweizerischen Bundesrates Die Bundespräsidentin: Eveline Widmer-Schlumpf Die Bundeskanzlerin: Corina Casanova 2011–1627 1 Übersicht Mit dieser Botschaft werden vier neue Rahmenkredite im Umfang von 11,35 Milliarden Franken für die internationale Zusammenarbeit der Schweiz für eine Laufzeit vom 1. Januar 2013 bis zum 31. Dezember 2016 beantragt. Die rechtliche Grundlage bilden Artikel 54 der Bundesverfassung (SR 101) und die Bundesgesetze über die internationale Entwicklungszusammenarbeit und humanitä- re Hilfe (SR 974.0) sowie über die Zusammenarbeit mit den Staaten Osteuropas (SR 974.1). Das EDA und das EVD legen den Antrag gemeinsam vor. Damit ist ein Gesamtüberblick über die wichtigsten Massnahmen in den Bereichen der humanitä- ren Hilfe, der technischen Zusammenarbeit und Finanzhilfe zugunsten von Entwick- lungsländern, über die wirtschafts- und handelspolitischen Massnahmen im Rahmen der Entwicklungszusammenarbeit sowie über die Transitionszusammenarbeit mit den Staaten Osteuropas und der GUS möglich. Zum ersten Mal umfasst eine Botschaft vier Rahmenkredite, die die internationale Zusammenarbeit der Schweiz betreffen. Die Botschaft orientiert sich an den Eckwer- ten des Legislaturfinanzplanes 2013–2015 und Extrapolation für das Jahr 2016, der für die Internationale Zusammenarbeit total 9.787 Milliarden Franken vorsieht. Das entsprechende Verpflichtungsvolumen beträgt insgesamt 11.35 Milliarden Franken. 2010 betrugen die im Finanzplan für den Aufgabenbereich «3.2 Entwicklungshilfe Süd und Ostländer» vorgesehenen Aufwendungen 3 Prozent der Bundesausgaben. Ausgangslage Mit ihrer starken internationalen Vernetzung ist die Schweiz eng mit den weltweiten politischen, wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Veränderungen verknüpft. Die Schweiz leistet ihren international breit anerkannten Beitrag zur Bewältigung der Armutsprobleme und globaler Herausforderungen aus Solidarität, wohlverstan- denen Eigeninteressen und in der Überzeugung, dass drängende grenzüberschrei- tende Probleme nur bewältigt werden können, wenn jedes Land seinen Beitrag für eine global nachhaltige Entwicklung leistet. Die internationale Staatengemeinschaft hat im Jahr 2000 die Millennium Develop- ment Goals (MDGs) zur Armutsbekämpfung vereinbart, die bis 2015 erreicht wer- den sollen. Trotz wirtschaftlichen, politischen und sozialen Fortschritten in Afrika, Asien und Lateinamerika leben weltweit weiterhin mehr als zwei Milliarden Men- schen von weniger als zwei US-Dollar pro Tag. Mehr als eine Milliarde der Weltbe- völkerung leidet an Hunger. Um die Millenniumsziele noch zu erreichen, sind zusätzliche Anstrengungen notwendig. Einerseits werden die Entwicklungsperspek- tiven armer Länder durch die weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise negativ beein- flusst. Andererseits sind arme Länder durch volatile Nahrungsmittelpreise und langfristig prägende Trends wie dem Klimawandel zusätzlichen Risiken ausgesetzt. Die Situation der Bevölkerung in Konfliktkontexten und in Ländern mit fragiler Staatlichkeit bleibt eine der grossen Herausforderungen für die internationale Zusammenarbeit. 2 Die Armutsreduktion ist und bleibt oberstes Ziel der internationalen Zusammen- arbeit der Schweiz. Der Schweizer Beitrag ist auf fünf strategische Ziele ausgerich- tet: 1. Krisen, Konflikte und Katastrophen vorbeugen und überwinden. 2. Zugang zu Ressourcen und Dienstleistungen für alle schaffen. 3. Nachhaltiges Wirtschaftswachstum fördern. 4. Transition zu demokratischen, marktwirtschaftlichen Systemen unterstützen. 5. Entwicklungsfördernde, umweltschonende und sozialverträgliche Globali- sierung mitgestalten. Die Aktivitäten der Schweiz bauen auf zwei Pfeilern: 1. Direkte bilaterale Programme mit ausgewählten Schwerpunktländern und -regionen, in Zusammenarbeit mit staatlichen und nichtstaatlichen Akteuren, der Privatwirtschaft und Forschungsinstitutionen. 2. Mitwirkung, finanzielle Beteiligung und Mitgestaltung der Programme von 13 multilateralen Institutionen: internationale Finanzierungsinstitutionen, UN-Organisationen, globale Netzwerke und Fonds. Neben der bilateralen und multilateralen Zusammenarbeit realisiert die internatio- nale Zusammenarbeit der Schweiz neu Globalprogramme. Globale Risiken wie Klimawandel, Ernährungsunsicherheit, Wasserknappheit, Pandemien, irreguläre Migration oder Wirtschafts- und Finanzkrisen beeinflussen die Entwicklungsper- spektiven und -chancen armer Länder enorm. Mit sechs darauf ausgerichteten Globalprogrammen kann die Schweiz innovative Antworten für Armuts-, Ent- wicklungs- und Transitionsprobleme voranbringen, die Breitenwirkung der einge- setzten Mittel verstärken und die Politik multilateraler Organisationen wie auch die internationale Politik (Aushandlung globaler Standards) wirksam beeinflussen. Die Humanitäre Hilfe der DEZA setzt neue Akzente in Prävention und Krisenresis- tenz, bei Anwaltschaft und Opferschutz sowie im multilateralen Engagement. Sie ist besonders gefordert, die humanitären Folgen der häufiger auftretenden Extremwet- terereignisse zu bewältigen. In Krisen und Gewaltkonflikten sind die Anwaltschaft für betroffene Menschen sowie der Zugang zu den Opfern und deren Schutz zentral. Die Entwicklungszusammenarbeit der DEZA konzentriert ihre Anstrengungen auf die ärmsten Weltregionen und unterstützt die eigenen Anstrengungen der Länder und ihrer Bevölkerung, Armuts- und Entwicklungsprobleme zu bewältigen. Sie arbeitet 2013–2016 in zehn relativ stabilen armen Ländern und Regionen: Benin, Burkina Faso, Mali, Mosambik, Tansania, Bangladesch, Mongolei, Bolivien, Kuba, Zentralamerika. Gleichzeitig erhöht sie ihr Engagement in fragilen Kontexten: Grosse Seen, Horn von Afrika, Niger, Südliches Afrika, Tschad, Palästina / Nordafrika (BR-Beschluss vom 11. März 2011), Hindukusch, Mekong, Nepal, Haiti (BR-Beschluss vom 24. März 2011). 3 Die Entwicklungsprogramme der DEZA konzentrieren sich auf folgende Themen: 1. Konflikttransformation und Krisenresistenz, 2. Gesundheit, 3. Wasser, 4. Grund- und Berufsbildung, 5. Landwirtschaft und Ernährungssicherheit, 6. Privatsektor und Finanzdienstleistungen, 7. Staatsreform, Lokalverwaltung und Bürgerbeteiligung, 8. Klimawandel, 9. Migration. Die Schweiz beteiligt sich weiterhin finanziell an multilateralen Entwicklungsorga- nisationen, die ihre Anliegen und Interessen zur Bewältigung von Armut und Unge- rechtigkeit in Entwicklungsländern am besten fördern, und wirkt aktiv in deren Leitungs- und Aufsichtsorganen mit. Die handels- und wirtschaftspolitischen Massnahmen des SECO im Rahmen der Entwicklungszusammenarbeit tragen zu einer nachhaltigen Integration der Entwick- lungsländer in die Weltwirtschaft sowie zur lokalen Schaffung von Arbeitsplätzen bei. Das SECO konzentriert seine Massnahmen auf fünf Themenschwerpunkte: 1. Stärkung der Wirtschafts- und Finanzpolitik, 2. Ausbau städtischer Infrastruktur und Versorgung, 3. Unterstützung des Privatsektors und Unternehmertums, 4. Förderung des nachhaltigen Handels, 5. Stimulierung eines klimafreundlichen Wachstums. Im Fokus stehen Unterstützungsmassnahmen für fortgeschrittenere Entwicklungsländer, die sich einem ernsthaften und leistungsfähigen Reformprozess verpflichtet haben. Neben den bisherigen sieben Schwerpunktländern (Ägypten, Ghana, Südafrika, Indonesien, Vietnam, Kolumbien, Peru) wird neu auch Tunesien zum Schwerpunktland. Daneben wird sich das SECO in seinen Themenschwerpunk- ten in ausgewählten Schwerpunktländern der DEZA komplementär engagieren. Im Rahmen der Ostzusammenarbeit realisieren DEZA und SECO gemeinsame Programme in fünf Ländern des Westbalkans: Albanien, Serbien, Kosovo, Mazedo- nien, Bosnien und Herzegowina. In drei Regionen der ehemaligen Sowjetunion, die grosse Rückstände im Übergang zu Rechtsstaat, Demokratie und sozialer Markt- wirtschaft aufweisen, führt die Schweiz ihr Engagement weiter: 1. In Zentralasien in den Ländern Kirgisistan, Tadschikistan, und – im Rahmen der regionalen Zusam- menarbeit für nachhaltige Wasserbewirtschaftung – in Usbekistan; 2. im Südkauka- sus in den Ländern Armenien, Aserbaidschan und Georgien; sowie 3. in Moldova und der Ukraine. Die Schweiz unterstützt die eigenen Anstrengungen der Regierun- gen sowie der zivilgesellschaftlichen und privatwirtschaftlichen Akteure, Transiti- onsprobleme zu bewältigen. Inhalt der Vorlage Das Parlament hat im Februar 2011 beschlossen, die Mittel der öffentlichen

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