Grundlagen Des Gelehrten Lebens in Thorn

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Journal für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa (JKGE) / Journal for Culture and History of the Germans in Eastern Europe Journal für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa (JKGE) / Journal for Culture and History of the Germans in Eastern Europe Band 1 / 2020 Bildungspraktiken der Aufklärung / Education Practices of the Enlightenment Herausgegeben von Silke Pasewalck Matthias Weber Das Journal für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa (JKGE) / Journal for Culture and History of the Germans in Eastern Europe wird in jährlicher Folge im Auftrag des Bundesinstituts für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa (BKGE) herausgegeben von: Mirosława Czarnecka, Wrocław Wissenschaftliche Koordination: David Feest, Lüneburg Silke Pasewalck, BKGE, Oldenburg Ladislau Gyémant, Cluj-Napoca Christopher Long, Austin/Texas Redaktion: Jannis Panagiotidis, Wien Stephan Scholz, BKGE, Oldenburg Silke Pasewalck, BKGE, Oldenburg Maren Röger, Augsburg Sarah Scholl-Schneider, Mainz Beate Störtkuhl, BKGE, Oldenburg Ágnes Tóth, Budapest Matthias Weber, BKGE, Oldenburg Włodzimierz Zientara, Toruń ISBN 978-3-11-067167-4 e-ISBN (PDF) 978-3-11-067182-7 e-ISBN (EPUB) 978-3-11-067191-9 ISSN 2702-2455 This work is licensed under the Creative Commons Attribution-Non Commercial-No Derivatives 4.0 Licence. For details go to http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/4.0/ Library of Congress Control Number: 2020942013 Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen National- bibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar. © 2020 Bundesinstitut für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa, publiziert von Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston Einbandabbildung: François Boucher: Le chariot à roulettes. Dessin aux deux crayons d’après la gravure de Gilles Demarteau (vor 1770, Ausschnitt). Quelle: André Michel: François Boucher. Paris o. J. [1906], nach S. 92 Druck und Bindung: CPI books GmbH, Leck www.degruyter.com Vorwort Das neue Journal fürKultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa (JKGE) tritt mit seinen jährlich erscheinenden Themenausgaben an die Stelle des bisherigen BKGE-Jahrbuchs, dessen 26 Bändevon 1993bis 2018 erschienensind.Mit dem Neu- beginn werden zwei Ziele verfolgt: Zumeinen sollen aktuelle Forschungsergebnisse im Open Access-Format kostenfrei bereitgestelltund zum anderen damit ein erwei- terter Adressatenkreis erreicht werden. Eine gedruckte Ausgabeist als printondemand zusätzlich verfügbar. Das JKGE ist interdisziplinärsowie regionen- und epochenübergreifend angelegt. Aushistorischer,kunstgeschichtlicher,ethnologischer,literatur-und sprachwissen- schaftlicher Perspektive analysiert es die Verflechtungen zwischenden unterschied- lichen Kulturen, Religionen, Sprachen, Nationen und Staatenimöstlichen Europa. Der Fokus liegt dabei aufjenen Regionen, in denen ehemals Deutsche lebten oder noch heute ansässig sind. Das konzeptionelle Spektrum des JKGE zeigt sich beispielhaft an dem vorlie- genden sowie an den beiden folgenden Themenbänden:Die erste AusgabezuBil- dungspraktiken der Aufklärung (hg.v.Silke Pasewalck und Matthias Weber,Olden- burg) untersucht die spezifischen Bedingungen, unter denen sich Bildungsprozesse in den oftmals plurikulturellen und mehrsprachigen Regionen des östlichen Europas vom17. bis 19.Jahrhundert vollzogen. Im Vordergrund stehen dabei Fragen nach Transfer,Übersetzung,Vernetzung,Interferenzen, Ungleichzeitigkeiten und Ambiva- lenzen. Die für 2021 in Vorbereitung befindliche zweiteAusgabe widmet sich dem Thema Digital Humanities und die ‚Messbarkeit‘ des NS-Regimes.Raumdefinitionen, Stadtkonstruktionen, Architekturpraktiken in Mittel- und Osteuropa (hg. v. Richard Nemec, Bern). Der Themenband 2022 wird sich mit Westdeutschen Vertriebenenorga- nisationen und -funktionären im Blick osteuropäischer Staaten (1945–1989) beschäf- tigen (hg.v.Stefan Lehr,Oldenburg). ZurQualitätssicherung des JKGE trägt ein Herausgeber*innenkreis bei, alle Bei- trägewerden in einem double blind peerreview-Verfahrenbegutachtet.Jede The- menausgabe wird voneinem bzw.zwei Herausgeber*innenverantwortet.Externe Beteiligungen sind sehrerwünscht: Wirladen dazu ein,Vorschlägefür Themenbände einzureichen und als Herausgeber*innen mitzuarbeiten. Allen Kolleg*innen,die an dieser ersten Ausgabe mitgewirkt haben, sei ein herzlicherDank ausgesprochen: zuallererst den Autor*innen, sodann meiner Mit- herausgeberin und Koordinatorin des Journals Silke Pasewalck sowie dem Redakteur Stephan Scholz. Oldenburg,imMai 2020 Matthias Weber Direktor des Bundesinstituts für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa OpenAccess. ©2020Matthias Weber, publiziertvon De Gruyter. Dieses Werk ist lizenziertunter der CreativeCommons Attribution-NonCommercial-NoDerivatives 4.0 License. https://doi.org/10.1515/9783110671827-001 Inhalt SilkePasewalck/Matthias Weber Einleitung 1 Marc Banditt Die Dichotomie der Expansion Der AufstiegRusslands und Danzigs Rolle als ein Knotenpunktder Gelehrsamkeit im 18. Jahrhundert 9 Liisa-Helena Lumberg The World on Your Pencil Tip Baltic German Artists’ Travel Materials as Mediators of Knowledge in the Context of Travellinginthe Enlightenment 29 Julija Boguna Nützt es dem Volke, übersetzt zu werden? Oder: WasTranslation über die (livländische) Aufklärung verraten kann 51 Agnieszka Pufelska Die schwer erkämpfteBefreiung aus der Unmündigkeit Bildungswegevon Frauen im 18. Jahrhundert 73 Katarzyna Chlewicka Schwieriger Kulturtransfer Lorenz Christoph Mizler de Kolofs Bemühungen um die Etablierung gelehrter Zeitschriften in PolenamBeispiel der Warschauer Bibliothek (1753–55) 93 Anna Mikołajewska Presse als Medium des gelehrtenGedankenaustausches in der Frühaufklärung Die Zeitschriftenprojektedes Georg Peter Schultz in Thorn 113 Ivo Cerman Die Erziehungskunst nach Karl Heinrich Seibt ZurPädagogik der Aufklärung in Prag 135 Armin Langer Educating the Jews to Become Germans Naftali HerzHomberg’s ‘Civilizing Mission’ to the Jewish Community of Galicia 157 VIII Inhalt BenediktStimmer ‚Zivilisierung‘ durch Sprache? Die Verbreitung des Deutschen im Rahmender habsburgischenSchulpolitik in Galizien 1772 –1790 179 Harald Heppner/Sabine Jesner Aufklärung mittels ‚Aufklärung‘ Die Rolle des habsburgischen MilitärsimDonau-Karpatenraum im 18. Jahrhundert 197 János Ugrai APrehistorytothe SuccessofModernization Differences betweenDenominations in the Shaping of Hungarian Public Education during the Enlightenment Period 213 Autorinnen und Autoren 231 JKGE 1/2020,1–8 1 Silke Pasewalck/Matthias Weber Einleitung ImmanuelKant hat in seiner berühmten Preisschrift Wasist Aufklärung? ausdem Jahr 1784 die Metapher vomGängelwagengeprägt,von dem es sich loszulösen gelte, um einen „Schrittzur Mündigkeit“ zu wagen.¹ Kant macht sich keine Illusionen darüber, dass es nur wenigen „gelungenist,durch eigene Bearbeitung ihres Geistes sich aus der Unmündigkeit herauszuwickeln und dennoch einen sicherenGang zu tun“.² Verantwortlich für diese Schwierigkeiten sind nicht allein diejenigen, die – im über- tragenen Sinne – das Laufen noch zu lernen haben, sondern auch deren „Vormün- der“,³ die ihnen diesen Schritt entweder nicht zutrauen oder ihn sogar zu verhindern suchen.⁴ Kant rekurriert in kritischerAbsicht aufeine in der zeitgenössischen Erzie- hungspraxis verbreitete Lauflernhilfe und begreift den Gängelwagenals ein Instru- ment zur Unmündigkeit. Daran manifestiertsich zweierlei: zum einen, dass die Fragenach den erziehe- rischen Praktiken ins Zentrum des Aufklärungszeitalters führt, das nicht zufällig den Beinamen ,pädagogisches Jahrhundert‘ erhalten hat.Und zum anderen, dass im Bild des Gängelwagens – bereits bei Kant – eine zentrale Spannung der Aufklärung be- nannt ist: Das Freiheitsversprechen, das Ziel der Mündigkeit und des eigenverant- wortlichen Handelns des Menschen, der Anspruch der universalen Anerkennungder Menschenrechte – all dies sieht sich mit einersozialen, pädagogischen und politi- schen Praxis konfrontiert,die diese Zielsetzungen und Versprechen in ihr Gegenteil zu verkehren droht.Diese Ambivalenz kommtanProzessen und Praktiken der Bildung prägnant zum Ausdruck, insofern diesen sui generis ein Dominanzverhältnis,eine strukturelle Asymmetrie eingeschrieben ist: zwischendenen, die gebildet sind oder sich für gebildet halten, und denen, die noch oder allererst zu bilden sind und einem ImmanuelKant: Beantwortungder Frage: Wasist Aufklärung. In: Ders.:Werkeinzehn Bänden. Hg. vonWilhelm Weischedel. Bd 9: Schriften zur Anthropologie, Geschichtsphilosophie, Politik und Pä- dagogik. Erster Teil. Sonderausgabe. Darmstadt1983, S. 53–63, hier S. 53. Ebd., S. 54. Ebd, S. 53. In ihrerRelektürevon Kants Schrift hat Susan Neiman diese Problematik, wie der Mensch als In- dividuum und die Menschheit als Gesellschaft sich selber aufklären können, neuerlich herausgear- beitet.Vgl.Susan Neiman: Warum erwachsenwerden?Eine philosophische Ermutigung.Berlin 2015. Nicht zufälligrekurriert sie dabei auch aufKants Vorlesung Über Pädagogik,wodieser die Schwie- rigkeit aufdie paradoxanmutende Formel bringt: „Der Mensch kann nur Mensch werden durch Er- ziehung. Er ist nichts,als was die Erziehungaus ihm macht.Esist zu bemerken, daß der Mensch nur durch den Menschen erzogen wird, durch Menschen,die ebenfalls erzogen sind.“ ImmanuelKant: Über Pädagogik. In: Ders.:Werkeinzehn Bänden. Hg.von Wilhelm Weischedel. Bd 10:Schriften zur Anthropologie, Geschichtsphilosophie,Politik

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