17.Juni1953Journalisten-Reader der bpb Geschichten aus der Geschichte Workshop der Bundeszentrale für politische Bildung in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Zeithistorische Forschung Geschichten aus der Geschichte Inhaltsverzeichnis 02 Gedenkstätte Lindenstraße 54 22 Editorial 03 Berlin-Ost und –West: Berthold L. Flöper, bpb Schaufenster der Systeme im Kalten Krieg 24 Dr. Michael Lemke Redaktionen leisten politische Bildung 04 Thomas Krüger, Präsident bpb Aus den Arbeitsgruppen 26 Recherche-Fundgrube www.17juni53.de 06 Arbeitsgruppe 1 Der 17. Juni 1953 – Thema in Ost und West 26 Der 17. Juni 1953 im Geschichtsbild 08 Deutschlands gestern und heute Arbeitsgruppe 2 Prof. Dr. Christoph Kleßmann Die 50er Jahre in Ost und West 27 Der 17. Juni 1953 in der Erfahrung 12 Arbeitsgruppe 3 der Bevölkerung und der Machtelite Westintegration – Ostintegration 28 Dr. Stefan Wolle 50 Jahre Westintegration – Perspektiven 30 für das Verhältnis USA/Europa Peter Bender Die Tage von Potsdam 33 im Urteil der Teilnehmerinnen und Teilnehmer Impressum 35 Zeitzeugengespräch 15 Von der DDR-Planungskommission 16 zum ZDF-Magazin Fritz Schenk Knapp am Todesurteil vorbei 17 Richard Baier Zeitzeugen sind keine Augenzeugen 19 Dr. Alexander von Plato 02 Geschichten aus der Geschichte Editorial 17. Juni 1953 – vor 50 Jahren blickte die Welt auf Deutschland: In der DDR vollzog sich der erste Massen- aufstand im Sowjetimperium. Ein Gedenktag mit politi- schen Implikationen, der nach Behandlung in den Medien drängt. Die einen sehen darin ein Schlüsselereignis der mühsamen Geburt unseres freiheitlichen Gemeinwesens – die anderen ein Datum, das politisch missbraucht wurde und die Gräben des Kalten Krieges offen hält. Der Workshop in Potsdam wollte aber nicht nur diskutie- ren, was wir heute mit diesem Datum anfangen. Die Bun- deszentrale für politische Bildung hatte sich vorgenom- men, mit der Auseinandersetzung über dieses Schlüsselereignis den Blick auf die gesamten 50er Jahre zu lenken – als einer dramatischen Zeit des Wiederauf- baus, des kulturellen Wandels und der politischen Kon- frontation der feindlichen Blöcke, in der die beiden Staa- ten im geteilten Deutschland auf Gedeih und Verderb eingebunden waren. Den Medien bietet sich in der Rückschau auf die politi- sche Bühne und den Alltag jener Zeit eine Fülle von The- men und Geschichten, die zu erzählen sich lohnt. Berthold L. Flöper, Journalistenprogramm der bpb Dr. Hans-Hermann Hertle Zentrum für Zeithistorische Forschung 03 Geschichten aus der Geschichte Thomas Krüger Redaktionen leisten politische Bildung Der Präsident der Bundeszentrale für politische Bil- Der 2002 in zweiter Auflage erschienene Band dung/bpb, Thomas Krüger, erinnerte an den hohen Geschichte der Reihe „Themen und Materialien für Jour- Stellenwert der Geschichte im Journalistenpro- nalisten“ und die Modellseminare haben die Vielfalt der gramm seines Hauses. Ein kollektives Bild der Ver- thematischen Möglichkeiten aufgezeigt und mit prakti- gangenheit entsteht unter vielfältigen Einflüssen: schen Informationen bei der redaktionellen Arbeit gehol- Geschichtswissenschaft, Schule, Erwachsenenbil- fen. Krüger erinnerte an den Weg dorthin, der inzwi- dung wirken daran mit. Aber ohne die Medien geht schen selbst Geschichte ist: Auf dem historischen das alles nicht. Deshalb wird die Bundeszentrale für Hintergrund der re-education stand die Arbeit der bpb in politische Bildung sie bei ihrem Bemühen um den 50er Jahren im Zeichen der Auseinandersetzung mit lebendige Darstellung von Geschichten aus der dem Kommunismus. In dem Maße, wie sie sich aus den Geschichte weiterhin nach Kräften fördern und Niederungen der Ideologie befreite, habe die Arbeit der unterstützen. Bundeszentrale eine starke Differenzierung „Heute, mehr als ein Jahrzehnt erlebt und vielfältige Dimensionen entwickelt. nach der Wiedervereinigung Deutschlands, ist es uns wieder Ein kollektives Bild der Vergangenheit entsteht selbstverständlich: Beschäftigung unter vielfältigen Einflüssen: Geschichtswissen- mit der Vergangenheit hat mit schaft, Schule, Erwachsenenbildung wirken Lebenssinn und Identität zu tun. daran mit. Ohne die Medien aber geht das nicht. Menschen wie Nationen müssen Spätestens die umfangreiche und eindrucksvolle wissen, wer sie sind und wie sie Berichterstattung über die Ereignisse des Jahres dazu geworden sind.“ 1945 bewies, dass Historisches aktuell sein und Thomas Krüger, Präsident der verbreitete Publikumsbedürfnisse befriedigen Bundeszentrale für politische Bildung kann. Sie zeigte, wie hervorragend viele Redak- tionen es schaffen, ihren Lesern Ereignisse, Lebenssituationen und Arbeitswelten zurückliegender Jahrhunderte einfühlsam und lebendig zu präsentieren. Thomas Krüger, geboren am 20.06.1959, Facharbeiter Die Redaktionen leisten damit ein wichtiges Stück politi- für Plast- und Elastverarbeitung, Studium der Theologie, scher Bildung. Deshalb wird die Bundeszentrale für politi- Vikar in Berlin und Eisenach, 1989 Gründungsmitglied sche Bildung sie dabei weiterhin nach Kräften fördern der SDP in der DDR, Mitglied der Volkskammer in der und unterstützen. Dabei passe man sich dem aktuellen DDR, 1990 - 1991 Erster Stellvertreter des Oberbürger- Bedarf an. Denn nicht nur die Medien, auch die Journali- meisters Ost-Berlins, 1991 - 1994 Senator für Jugend sten haben sich in den nunmehr fast drei Jahrzehnten und Familie in Berlin, 1994 - 1998 Mitglied des Deut- des Weiterbildungsprogramms deutlich verändert: Heuti- schen Bundestages; seit Juli 2000 Präsident der Bun- ge Journalisten brauchen knappe, präzise, auf ihren deszentrale für politischen Bildung. redaktionellen Bedarf zugeschnittene Information. Des- Bundeszentrale für politische Bildung, Berliner Freiheit 7, halb werde man zunehmend kurze Workshops anbieten, 53111 Bonn, Telefon 018 88 515-284, Fax 018 88 515- die in dichter Folge hochkarätige Information bieten. 293 Für solche anspruchsvollen Veranstaltungen komme man 04 Geschichten aus der Geschichte nicht ohne Partner aus, die auf dem jeweiligen Feld eine mit der Geschichte des 17. Juni 1953 auseinander zu originäre Kompetenz haben. Die Zusammenarbeit mit setzen“. dem Zentrum für Zeithistorische Forschung (ZZF) hat hier Modellcharakter. Der Workshop zum 17. Juni 1953 ist für Sind die Ereignisse von damals nur vergangen oder tragen die bpb eine der ganz wichtigen Veranstaltungen des sie eine Bedeutung, eine Lehre, eine Botschaft für Gegen- Jahres 2003 – neben einer Reihe weiterer Aktivitäten wart und Zukunft? Krüger äußerte sich überzeugt, dass wie der Themenausgabe der Zeitschrift „Das Parlament“ Letzteres richtig ist. Er stimme darin mit den Worten des und dem Kooperationsprojekt www.17Juni53.de, bei Bundesinnenministers Otto Schily überein: „Die Aufständi- dem man mit dem Deutschlandfunk und dem ZZF schen vom Juni 1953 waren keine Theoretiker und haben zusammenarbeitet. keine Programmschriften verfasst. Sie gingen auf die Stra- ße und skandierten ‚Kollegen, reiht euch ein, wir wollen Der Workshop wird erweisen, so Krüger, ob nach 50 freie Menschen sein!’ Das war der Kern des Programms.“ Jahren immer noch gilt, was DDR-Dissident Heinz Brandt Und das ist zugleich der Kern dessen, worum es in der 1953 feststellte: „Der 17. Juni ist nicht erzählbar. Drüben Demokratie geht. Die Handelnden des Juniaufstands nicht, und hier (in der DDR) schon gar nicht. Jede Seite haben ein Beispiel freiheitlicher Gesinnung und vorbildli- ist an ihrer speziellen Legende, keine an der Wahrheit chen Mutes gegeben. Ihre Haltung und ihr Beispiel bleiben interessiert.“ Krüger hofft, dass der Workshop diesen auch für uns im wiedervereinten demokratischen Deutsch- Satz widerlegen könne, dass „wir überzeugende Antwor- land für Gegenwart und Zukunft verpflichtend. ten finden auf die Frage, welchen Sinn es hat, sich heute Das bietet die bpb zum 50. Jahrestag des 17. Juni Werner Maibaum: Geschichte der Deutschlandpoli- machen deutlich, dass die Justiz in der DDR ein willfähri- tik, Bonn 1998 Vor dem Hintergrund neuer Ergebnisse ges Instrument der SED-Führung bei der Sicherung ihrer der Enquete-Kommission „Aufarbeitung von Geschichte Herrschaft gewesen ist. Bestellnummer 3951 und Folgen der SED-Diktatur in Deutschland“ schildert Jens Gieseke: Die DDR-Staatssicherheit. Bonn 2000 der Autor in sieben Kapiteln chronologisch die Entwick- Die Staatssicherheit wuchs in den Jahrzehnten der DDR- lung von der bedingungslosen Kapitulation und damit Geschichte zu einer Großbürokratie. Die Geheimpolizei dem Ende des Deutschen Reichs am 8. Mai 1945 bis zur überwachte jeden, den sie für einen möglichen Gegner Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990. Bestellnummer des Regimes hielt, und entwickelte sich international zu 3952 einem der erfolgreichsten Nachrichtendienste für Spiona- Erhart Neubert: Geschichte der Opposition in der ge und Spionageabwehr. Bestellnummer 3954 DDR 1949–1989, Bonn 1998 Deutschland in den 50er Jahren. Informationen zur Die umfangreiche Monographie untersucht Opposition politischen Bildung Heft 256 und Widerstand in der DDR – vom Protest gegen die Die DDR und die Bundesrepublik waren in feindliche Staatsgründung bis hin zu den Friedensbewegungen der Blöcke integriert und bildeten gegensätzliche Wirtschafts- Kirche. Sie setzt sich mit den Formen der politischen und Gesellschaftsordnungen heraus – trotzdem blieben Gegnerschaft im SED-Staat und ihrer bisherigen Behand- sie in einem scharfen Konkurrenzverhältnis immer aufein- lung in der Geschichtsschreibung auseinander. Bestell- ander bezogen. Ihre Geschichte seit 1949 wird in diesem nummer 1346 Heft im Zusammenhang dargestellt.
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