Notes on My Work with Ursina Lardi 159 Ursina Lardi Mit Consolate Sipérius in Mitleid

Notes on My Work with Ursina Lardi 159 Ursina Lardi Mit Consolate Sipérius in Mitleid

MIMOS 2017 MIMOS Schweizer Theater-Jahrbuch 79 – 2017 Annuaire suisse du théâtre 79 – 2017 Annuario svizzero del teatro 79 – 2017 Annuari svizzer dal teater 79 – 2017 Herausgegeben von der Schweizerischen Gesellschaft für Theaterkultur Édité sous la direction de la Société suisse du théâtre A cura della Società Svizzera di Studi Teatrali Edì da la Societad svizra per cultura da teater Mit Unterstützung von Avec le soutien de Con il sostegno di Cun il sustegn da In der gleichen Reihe, beim gleichen Verlag Dans la même collection, chez le même éditeur Nella stessa collana, presso lo stesso editore En la medema collecziun, dal medem editur MIMOS 2011: Christoph Marthaler MIMOS 2012: Daniele Finzi Pasca MIMOS 2013: Yvette Théraulaz (avec DVD) MIMOS 2014: Omar Porras MIMOS 2015: Rimini Protokoll MIMOS 2016: Theater HORA MIMOS 2017: Ursina Lardi Die Schweizerische Gesellschaft für Theaterkultur ist Mitglied der SAGW, die ihre Tätigkeit unterstützt La Société suisse du théâtre est membre de l’ASSH, qui soutient ses travaux La Società Svizzera di Studi Teatrali è membro della ASSU, che sostiene le sue attività La Societad svizra dal teater è commembra da l’ASSUS che sustegna sias activitads MIMOS 2017 Ursina Lardi Herausgegeben von Édité sous la direction de A cura di Edì da Anne Fournier Paola Gilardi Andreas Klaeui Yvonne Schmidt Peter Lang Bern · Berlin · Bruxelles · Frankfurt am Main · New York · Oxford · Wien Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Umschlagbild / en couverture / in copertina / Cover Ursina Lardi als Ljubow Andrejewna Ranjewskaja in Der Kirschgarten von Anton Tschechow, Berlin, Sophiensæle, Dezember 2011. Übersetzung und Regie: Thorsten Lensing und Jan Hein Foto: © David Baltzer / bildbuehne.de ISSN: 0026-4385 ISBN: 978-3-0343-3217-0 ISBN eBook: 978-3-0343-3218-7 ISBN ePub: 978-3-0343-3219-4 Open Access: Dieses Werk ist lizensiert unter der Creative Commons Lizenz Namensnennung-Nicht kommerziell 4.0 International (CC BY- NC 4.0). Den vollständigen Lizenztext finden Sie unter: https://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/deed.de © Anne Fournier/Paola Gilardi/Andreas Klaeui/Yvonne Schmidt (eds.), 2017 Peter Lang AG, Wabernstrasse 40, 3007 Bern, Schweiz [email protected], www.peterlang.com Gestaltung / Layout: Büro 146. Maike Hamacher, Valentin Hindermann, Madeleine Stahel, Zürich; mit Christa Lanz In der Schweiz gedruckt / Printed in Switzerland: Druckerei Odermatt, Dallenwil Bundesrat Alain Berset Thomas Ostermeier 11 Mit leidenschaftlicher 43 Sie weiss, warum sie auf Leichtigkeit der Bühne steht Rede zur Preisverleihung Vorwort an Ursina Lardi 47 Elle sait pourquoi elle est 14 Entre légèreté et passion sur scène Discours en l’honneur de Préface Ursina Lardi 52 Calca la scena con 17 Leggerezza e passione consape volezza Laudatio per Ursina Lardi Prefazione 20 With Passionate Ease 56 She Knows Why She Is Speech in Honour of Ursina Lardi Standing on the Stage Preface Mathias Balzer 23 Laudatio der Jury Andreas Klaeui 24 Laudatio du jury 62 «Eine Idee kann Schärfe 25 Laudatio della giuria haben, Tiefe bekommt sie 26 The Jury’s Statement durch das Spiel» Ein Gespräch mit Ursina Lardi Anne Fournier 76 « Une idée peut être subtile, 29 Lumineuse exigence mais c’est le jeu sur scène qui Introduction lui donne de la profondeur » 32 Strahlender Anspruch Rencontre avec Ursina Lardi Einleitung 90 «Un’idea può essere arguta, 35 Un’esigenza vivida ma solo in scena acquisisce Introduzione profondità» 38 Demanding yet Radiant Incontro con Ursina Lardi Introduction 104 “An Idea Can Have Bite, But Only Acting Gives It Depth” A Conversation with Ursina Lardi Stefan Bläske Peter M. Boenisch 120 Résumé / Riassunto / Abstract 206 Die Überflüssigen 121 Lardi. Lenin. Löwin Birdie Hubbard und Maria Braun in Thomas Ostermeiers Milo Rau «soziologischer» Theaterregie 130 Notizen zu meiner Arbeit 212 Les femmes inutiles mit Ursina Lardi Birdie Hubbard et Maria Braun 139 Notes sur mon travail dans la mise en scène avec Ursina Lardi « sociologique » de Thomas 150 Appunti sul mio lavoro Ostermeier con Ursina Lardi 219 Donne inutili 159 Notes on My Work Birdie Hubbard e Maria Braun with Ursina Lardi nel teatro «sociologico» di Thomas Ostermeier Paola Gilardi 225 Surplus to Requirements 170 Un Edipo tiranno al femminile Birdie Hubbard and Maria Braun Incontro con il regista in Thomas Ostermeier’s Romeo Castellucci “Sociological” Direction 178 Ödipus der Tyrann in weiblicher Gestalt Yvonne Schmidt Ein Gespräch mit dem Regisseur 232 Résumé / Riassunto / Abstract Romeo Castellucci 233 «Da war Kunst im Spiel» 187 Œdipe tyran au féminin Jürgen Flimm und Ursina Lardi Rencontre avec le metteur über Salvatore Sciarrinos en scène Romeo Castellucci Lohengrin 196 An All-Female Oedipus the Tyrant Barbara Villiger Heilig A Conversation with Director 245 Résumé / Riassunto / Abstract Romeo Castellucci 246 Eine Art von Glück Lisa und Ranjewskaja in Thorsten Lensings Karamasow und Der Kirschgarten Andreas Wilink Seraina Rohrer, 252 Résumé / Riassunto / Abstract David Wegmüller 253 Die Forderung des Absoluten 294 Résumé / Riassunto / Abstract Einar Schleefs Salome in 295 Präzision und Intuition: Düsseldorf Ursina Lardis Filmrollen Miriam Dreysse Seraina Rohrer, 261 Résumé / Riassunto / Abstract David Wegmüller 262 Weiblichkeitsbilder im Theater 302 Résumé / Riassunto / Abstract der Gegenwart 303 «Eine gute Schauspielerin Beobachtungen am Beispiel der kann mir etwas bieten, Schauspielerin Ursina Lardi das meine Vorstellungen übertrifft» Marcy Goldberg Ein Gespräch mit Michael 274 Résumé / Riassunto / Abstract Haneke 275 «Die perfekte Heroine für einen Hitchcock-Film» 308 Anhang Regisseur Volker Schlöndorff Annexes über Ursina Lardi Appendice Appendix Caroline Wloka 283 Résumé / Riassunto / Abstract 284 «Im Schneideraum ist schon so mancher Schauspieler zu Boden gegangen» Anmerkungen zum Schauspiel in Theater und Film Bundesrat Alain Berset Mit leidenschaftlicher Leichtigkeit Rede zur Preisverleihung an Ursina Lardi 11 Entre légèreté et passion Discours en l’honneur d’Ursina Lardi 14 Leggerezza e passione Laudatio per Ursina Lardi 17 With Passionate Ease Speech in Honour of Ursina Lardi 20 Ursina Lardi bei der Verleihung des Schweizer Grand Prix Theater / Hans- Reinhart-Ring 2017, Lugano, LAC – Lugano Arte e Cultura, 24.05.2017 Foto: © Keystone / TI-Press (Gabriele Putzu) Bundesrat Alain Berset Mit leidenschaftlicher Leichtigkeit Schriftliche Fassung der Rede für Ursina Lardi anlässlich der Verleihung der Schweizer Theaterpreise im LAC – Lugano Arte e Cultura, 24. Mai 2017 Ursina Lardi, die diesjährige Trägerin des Schweizer Grand Prix Theater / Hans-Reinhart-Ring, stammt aus einem klei- nen Tal. Dieses erstreckt sich über drei Klimazonen: hoch- alpin, alpin, subalpin. Sie hat Deutsch erst mit zehn Jahren und als dritte Sprache gelernt, nach Italienisch und Roma nisch. Es ist, als durchziehe das Leitmotiv der Vielfalt bis heute das Berufsleben der Preisträgerin: Sie hat Königin Elizabeth gespielt – und eine obdachlose Alkoholikerin. Sie brillierte als Katharina von Siena – und als Dornröschen. Spielerischer Wechsel der Identität Ebenso mühelos, wie sie zwischen Rollen wechselt – also fremde Identitäten zu ihrer eigenen macht – ebenso mü- helos wechselt Ursina Lardi zwischen den Medien Thea- ter, Film und Fernsehen. Sie war Elsa im Lohengrin. Nicht etwa in der Oper von Wagner, sondern in der des zeitge- nössischen sizilianischen Komponisten Salvatore Sciarrino. Sie war König – ja: König! – Ödipus und die Baronin Marie-Louise in Das weisse Band von Michael Haneke. Sie war Jelena in Anton Tschechows Onkel Wanja und die Chi- rurgin Gloria Riekert im Tator t. Wir ehren heute eine höchst wandlungsfähige Schauspielerin. Eine Schauspielerin, die Leichtigkeit mit Leidenschaft verbindet. Mehr noch: Schwerelosigkeit mit Radikalität. Und die diese Verbindung spielerisch schafft. Sie entdeckt – für sich und für uns – im Spiel das Existentie lle. Und im Existentiellen das Spiel. Alain Berset 11 «Bin ich weit genug gegangen?» Der Wochenzeitung beschrieb Ursina Lardi ihr Berufsethos einst so: «Es ist immer ein Kampf gegen die Trägheit, ein Kampf gegen die Bequemlichkeit, gegen die Sicherheit. Bin ich weit genug gegangen? Habe ich mich weit genug dorthin bewegt, wo es ungemütlich wird? Dann ist überhaupt erst die Chance da, dass es interessant werden könnte.» 1 Wir zeichnen eine Schauspielerin aus, die es meister- haft versteht, die dargestellten Menschen in ihren Tiefen und Untiefen auszuloten. Ursina Lardi ist im Land des Kom- promisses aufgewachsen – und hat sich der künstlerischen Kompromisslosigkeit verschrieben. Es ist wohl kein Zufall, dass die Preisträgerin Bünd- nerin ist. In Graubünden spielt das Theater eine wichtige Rolle. Die Tradition des Laientheaters ist hier stark ver- wurzelt. Die katholischen Gegenden pflegen nach wie vor das Passionsspiel, die protestantischen Gegenden die pa- triotischen Heldenspiele. Mit der erstmaligen Vergabe von Bundespreisen in der italienischsprachigen Schweiz wird die erste Runde der Grand Tour der Schweizer Theaterpreise (nach Winterthur und Genf) beendet. Aber eben: Beendet – das gibt es eigent- lich gar nicht in der Schweiz. Identität im Fluss Unsere kulturelle Identität ist unabgeschlossen, sie ist fluid und flexibel – oder sie ist nicht. Die Vorzüge des Stati- schen, die Geborgenheit des Starren – sie sind auf den ersten

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