2007 Herausgegeben von der Landzunft Regensdorf ~‚oZCIb 3‘ 1~“ Regan-Zunftblatt 2007 + + HerausgegebenFür die BewohnervonundderFreunde Landzunftvon RegensdorfRegensdorf, Watt und Adlikon 4 45 Jahrgang 2007 www.Iandzunft-regensdorf.ch Zum Geleit Grüezi mitenand Liebe Leserinnen, liebe Leser Schön, dass Sie sich die Zeit nehmen und das Zunftblatt 2007 der Landzunft Regensdorf lesen. Ja, Sie haben richtig gelesen beim Zunftnamen. Es handelt sich nicht um einen Druckfehler. Die Zunft heisst neu Landzunft Regensdorf Mit der Satzungsrevision vom Hauptbott am 19. Januar 2006 wurde der Zunftname dem historischen Hintergrund angepasst. Von 1831 bis 1838 gab es wirklich eine Landzunft in Regensdorf. Während diesen Jahren bildete Regensdorf den Zunfthauptort. Der Name des Alemannen Regan, als angenommener Stammvater der Gemeinde Regensdorf, bleibt jedoch im Zunftbrief und beim Zunftblatt erhalten. Auch Gestalt und Aufmachung unseres Neujahrsblattes bleiben in ihrer traditionellen Form weiterhin bestehen. Bereits seit 45 Jahren wird das Zunftblatt auf den Jahreswechsel hin in der Gemeinde verteilt. Die Jahresblätter der Land- zunft berichten vieles über alte sowie neuere Ereignisse und Traditionen und tragen somit wichtige Bestandteile der Gemeindechronik zusammen. Tradition wird indessen leider häufig gleichgestellt mit altmodisch, veraltet, unzeitgemäss, unpopulär, um nur einige der gängigen Ausdrücke zu nennen. Traditionen sind aber wichtig für die Gestaltung der Zukunft. In den Dreissigerjahren sprach der beliebte Bundesrat Rudolf Minger die Worte: «Zukunft hat Herkunft». Er meinte damit: Zukunft leben und Herkunft pflegen. Gerade in unserer hektischen Zeit gerät diese Einsicht leider oft in Vergessenheit. Das Erbe früherer Generationen muss sich weiterentwickeln und soll gegenüber den Herausforderungen der Zukunft beste hen. Das entspricht auch den Vorstellungen der Landzunft Regensdorf. Alles, was heute als Tradition bezeichnet und gepflegt wird, ist einmal als Neuerung entstanden, so auch unsere Zunft. Traditionen entstehen nicht einfach so. Sie wurden einmal geformt und gebildet. Sie reiten heran. Bewährtes wird beibehalten und erhält die Bezeichnung «traditionell». Nicht mehr gelebte und gepflegte Bräuche und Sitten geraten in Vergessenheit. Sie leben aber gelegentlich wieder auf oder werden zur Geschichte. Rückblicke in die Vergangenheit sollen nicht nur Erinnerungen wecken, sie mögen auch immer wieder anregen zum Vorwärtsschauen, sie sollen Impulse geben zum positiven Weiterschreiten. Nur so kann Neues und Schönes geschaffen werden. Traditionen haben eine wichtige Bedeutung für die Gestaltung der Zukunft. Also pflegen wir sie! So lebt und entwickelt sich unser Gesellschaftsleben weiter und dreht sich mit dem Rad der Zeit vorwärts, auch hinein ins Neue Jahr! Ich wünsche Ihnen zum Jahreswechsel alles Gute, begleitet von positiven Ausblicken in die Zukunft. Kurt Knuser Zunftmeister der Landzunft Regensdorf Die alte deutsche Kurrentschrift In der Schweiz wurde bis um 1925/30 die alte deutsche Wie überall macht auch beim Lesen, bezw. Entziffern von Kurrentschrift in den Schulen gelehrt, in Deutschland bis Dokumenten in der alten deutschen Schrift nur die Übung um 1940. Die Schriftreform der Dreissigerjahre führte zur den Meister. Am besten beginnt man — nachdem man neuen Schulschrift, wie sie in Deutschland von Sütterlin, in sich die Schreibweise der einzelnen Buchstaben und die der Schweiz von Hulliger geschaffen wurde. Diese Schrift, Grundregeln gut eingeprägt hat — selbst Texte zu schrei in Deutschland Normalschrift geheissen, richtete sich nach ben, indem man sich konsequent ans Musteralphabet der ursprünglich römischen Antiqua, wie sie in den roma hält. Erst in einem zweiten Anlauf mag man sich mit der nischen Ländern und in England üblich war. Lektüre von Schriftstücken befassen, am besten mit Hilfe Die alte deutsche Kurrentschrift entwickelte sich seit dem einer Lupe. Man muss sich dabei bewusst sein, dass fast 13/14. Jahrhundert aus der gotischen Kursive. Seit dem jeder Text Eigenheiten aufweist, die zuerst geklärt werden späten 16. Jahrhundert ist die deutsche Kurrent im We müssen. Uneinheitlich sind weit ins 19. Jahrhundert hinein sentlichen kaum mehr verändert worden. Sie hielt sich mit die Gross- und Kleinschreibung, die Abkürzungen, die geringen Veränderungen und Vereinfachungen bei uns bis Satzzeichengebung, überhaupt die Orthographie. An die um 1920 und verlor sich dann schrittweise. Ältere Leute se Inkonsequenzen und Unregelmässigkeiten gewöhnt verwendeten sie noch bis um 1945, in Deutschland etwas man sich aber schnell, und die Entzifferung bereitet — länger als in der Schweiz. neben der damit verbundenen Mühe — Spass und Freude. Da sich in allen Familienarchiven Briefe und Dokumente aus der Zeit der sog. «alten deutschen Schrift» erhalten haben, besteht ein immer noch weit verbreitetes Interes Das Alphabet se daran, diese Texte lesen zu können. Die Fähigkeit dazu Kleinbuchstaben ist aber seit der Schriftreform ganz abgekommen, was zur Folge hat, dass ältere Schriftstücke nur noch von sehr a ~2T~ k ss if~ alten oder historisch geschulten Leuten gelesen, bezw. b 1 entziffert werden können. Wer sich die Fähigkeit, solche Schriftstücke zu verstehen, aneignen will, ist auf entspre c m 444 t lt chende Anleitung und Schulung angewiesen. Man kann 44 sich aber auch im Selbstunterricht üben, sofern geeignete e 1~ o v 44 Vorlagen mit Erklärungen zur Verfügung stehen. Vor einigen Jahren hat Robert Eisenegger den Vorschlag p~, w gemacht, es möchte im Regan-Zunftblatt gelegentlich ein g~- q kurz gefasster Leitfaden zum Lesen der alten deutschen Schrift eingerückt werden. Wir kommen heute diesem y Wunsch nach. 4 s z Der hier wiedergegebene Leitfaden (1) befasst sich zuerst j schM~ mit dem Alphabet, dann mit den besonderen Schriftzei chen der alten deutschen Kurrent (vor allem dem ß=sz). Im Anschluss daran werden einige ausgewählte Schrift stücke in neuerer schulmässiger Schrift wiedergegeben, danach einige ältere von verschiedenem Schwierigkeits grad in Bezug auf die Lesbarkeit. Die Letzteren stammen ss alle aus der Zeit vom späteren 18. Jahrhundert bis um // A ~ 1900. In dieser Spätzeit mischen sich in die alte Schrift mancherorts Wörter in der neuen, im Druckwesen üblichen A ~-~i-~ Antiqua, so bei Uberschriften und Hervorhebungen. Es handelt bei den nachfolgend abgebildeten Texten hauptsächlich um Kaufbriefe, auch um Schuldscheine auf dt Immobilien (sog. «Gülten«, d.h. Pfandtitel, die nur vom Schuldner kündbar waren) und Servitutsverträge. Das Gemeindemuseum Regensdorf besitzt davon eine gros sch se Anzahl. Für den Wortlaut ist bei ihnen die Notariats sprache massgebend, die sich teilweise aus Kürzeln und Floskeln zusammensetzt. Die Texte der Urkunden führen ein in die beim Handel mit Grundstücken üblichen Ge wohnheiten und Wendungen. Grossbuchstaben Stimmlos: Maß, Ruß, Gruß; Maßgabe. Stimmhaft: daß, Haß, Schuß, heiß, Fleiß; Flußpferd, Reißschiene. A K ss n4 (Seit der neuen Schriftretorm wird nach kurzem Vokal sz /7 Doppel-s geschrieben, z. B. dass, Hass, Schuss, Kuss). Ausnahme: Wird eine Wortendung durch Apostroph (‘) er M3~ T setzt, wird immer Doppel-s gesetzt. küss‘mich = küsse mich, so heiss‘ich = so heisse ich O~ In der Kapitalschrift wurden früher statt ß die Grossbuch f staben SZ gesetzt: Q PREUSZEN, MASZE(lang), GROSZ R (Schon seit etwa 1900 wird hier allg. SS geschrieben). s Sch ~ 2 ss (Doppel-s) Das stimmhafte Doppel-s steht nach kurzen Vokalen, bezw. kurzen Silben, wenn ein tonloser Vokal folgt (En dung auf —e oder —en). Besondere Zeichen Masse [massig], fressen, indessen, vergessen, vergesse [Im Folgenden: Selbstlaut = Vokal, Mitlaut = Konsonant, mich (aber vergiß mich) Doppellaut = Diphthong] ß (sz). ss (Doppel-s) ‚6‘ Allgemein steht ß (das sog. sz) für das stimmlose s nach Schluss-s -Z$~ -G langem Vokal (im Wortinneren). (Die neue Schriftreform Ein einzelnes s am Schluss eines Wortes wird mit dem von 1996 hat diese Regel aufgeweicht und erlaubt, wie es sog. Schluss-s geschrieben (ein besonderes Zeichen), in der Schweiz seit langem üblich ist, generell die Schrei auch bei zusammengesetzten Wörtern. bung mit Doppel-s, bes. wenn auf einer Tastatur das ß wa~, als, aus, die~, Haus, Krei~ Frühlingskleid fehlt.) [In der ehemals im Druckwesen verwendeten deutschen Es gibt bei der ß-Schreibung Abweichungen von der Fraktur war das Schluss-s auch innerhalb der Wörter Norm. Die Setzung des ß bildet die Hauptschwierigkeit am Ende der Silben vorgeschrieben: Maske, bösartig, der deutschen Kurrentschrift. Folgende Regeln sind für Schleswig]. die Verwendung des ß massgebend: 1. Regel (Norm): Stimmloses s nach langem Vokal oder Umlaut (ä, Ö, ü), bezw. nach langer Silbe. Maße, maßgebend, grüßen, man grüßt, Buße, Füße, Straße, Ublicherweise s+c+h, aber auch mit dem Kurzzeichen sh. er schießt schreiten, Schornstein, schrill 2. Regel: Stimmhaftes s n~b Diphthongen (au, äu, ei, eu), zugleich vor Wortendungen mit oder ohne Vokal. auße,; reißen, Preußen, scheußlich; reißt st Üblicherweise mit dem Kurzzeichen st. 3. Regel: Stimmhaftes s nach kurzem Vokal und Umlaut, stehen, Steige,; still wenn die Endsilbe mit einem Konsonant (bes. 1 und r) be ginnt. Geßle,; gräßlich, genüßlich, vergeßlich; wäßrig (Seit der neuen Schriftreform wird hier allg. mit Doppel-s geschrieben). Üblicherweise d÷ t, aber auch mit dem Kurzzeichen dt. gewandt~ Vetwandte 4. Regel: Sowohl stimmloses als stimmhaftes Dopell-s am Wortende (nach langem und kurzem Vokal/Diphthong), auch bei zusammengesetzten Wörtern. fl/~, if [T~ ~ 44‘J4 2 zusammengezogene f, auch mit
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