Die Sprachen Afrikas Ii: Hamitosemitische Sprachen

Die Sprachen Afrikas Ii: Hamitosemitische Sprachen

DIE SPRACHEN AFRIKAS II: HAMITOSEMITISCHE SPRACHEN AO. UNIV. PROF. DOZ. DR. GERHARD BÖHM Stand: Sommersemester 2002 Autorin: Brigitte Ecker 1 Create PDF with GO2PDF for free, if you wish to remove this line, click here to buy Virtual PDF Printer Vorlesung 8.3. Hamitosemitische Sprachen sind eine genealogische Einheit von Sprachen den indogermanischen entsprechend Eine Gruppe von Sprachen, von der man annehmen darf, dass sie eine gemeinsame Grundsprache hatten Verwandtschaft der Sprachen zu verfolgen, Grundsprache hypothetisch zu rekonstruieren FORSCHUNGSGESCHICHTE Beschäftigung mit semitischen Sprachen ist älter als die Sprachwissenschaft in engerem Sinn Beginn in der Zeit der Reformation Anfang 16. Jh. mit dem Studium des Hebräischen (Bibelwissenschaft AT-Text) Bahnbrechend: Hebräisch im Bildungsgut Latein: bereits Griechisch: seit Humanismus Besonders Johannes Reuchlin, deutscher Humanist aus dem alemannischen Südwestdeutschland, ohne Beziehung zur Reformation, es ging ihm einfach um die Sprache, intensive Studien und Kontakt zu jüdischen Gelehrten, dadurch Grundlagen des biblischen Hebräisch kennen gelernt und ausführlich dargelegt, fasziniert vom Aufbau der Sprache, der anders war als der des Lateinischen und Griechischen Spätere Studien durch lutherische und calvinistische Bibelwissenschaftler, Anschluss an die jüdische vergleichende Methode Jüdische Gelehrte griffen bereits auf das Arabische und Aramäische zurück, vom Bekannten wurde auf das Unbekannte geschlossen, dies führte zu mehrsprachigen Wörterverzeichnissen Latein – Hebräisch – Arabisch – Aramäisch – Äthiopisch Anfang des 16. Jahrhunderts Gesandtschaft äthiopischer Mönche nach Rom, damals wurde Äthiopien von der islamischen Macht Adal (Zentrum Harar) und den Oromo (Kriegszüge im gesamten Gebiet), daher wurde Verbindung zum christlichen Portugal gesucht. Mitte des 15. Jahrhunderts Konzil von Florenz: Wiederherstellung der Union lateinische – griechische Kirche, da der Kaiser von Konstantinopel auf westliche Unterstützung hoffte, die Union wurde nie realisiert. 2 Create PDF with GO2PDF for free, if you wish to remove this line, click here to buy Virtual PDF Printer Damals kamen verschiedene Delegationen aus dem Osten, darunter aus Äthiopien. Portugal war dazu bereit, gegen den Islam zu helfen, um den Indischen Ozean beherrschen zu können. Später wollte Portugal Äthiopien auf Umwegen seiner Oberhoheit unterwerfen und die äthiopische Kirche den römischen Primat anerkennen. Zunächst ist dies gelungen, dies wurde aber von der äthiopischen Bevölkerung nicht akzeptiert. Aufgrund von Kämpfen zwischen Nationalkirche und Unierten wendete sich Äthiopien von Europa ab, ein Einreiseverbot für Menschen aus dem Westen wurde verhängt. Äthiopien erregt das Interesse der Gelehrten J. Potkem, Geistlicher aus Köln gab äthiopische biblische Texte ca. 1516 im Druck heraus, war erstes gedrucktes Buch in einer afrikanischen Sprache Die Buchdruckkunst verwendete äthiopische Schrift Sehr schnell wurde die Verwandtschaft der Sprache mit Arabisch und Hebräisch erfasst und bald in die semitische Philologie aufgenommen. Die Sprachen wurden "biblische Dialekte" genannt, da mit dem Hebräischen verwandt "Orientalische Sprachen" Ende des 18. Jh. August Schlözer für "biblische Dialekte" den Begriff "semitische Sprachen" für die Sprachfamilie eingeführt im Sinn einer deutlich erkennbaren engen Verwandtschaft Damals: Hebräisch, Syrisch, Arabisch, Äthiopisch/Amharisch Amharisch: arbeitet mit Texten, aber keine nennenswerte Literatur Äthiopisch: Schriftsprache, Liturgiesprache wie Latein, fast nur kirchliches Schrifttum Verwaltungstexte waren für Philologen in Europa uninteressant Erweiterung durch das allmähliche kennen lernen und Entschlüsseln alter Sprachen Phönikisch, Sabäisch, Keilschrift Tote Sprachen gehören zur Epigraphik Bei Phönikisch-Punisch bald die nahe Verwandtschaft mit dem Hebräischen erkannt Aramäische Varietäten, dazu gehört Syrisch (Sprache der christlichen Gemeinden im Orient) Akkadisch: Sprache der irakischen Keilschriftinschriften, nach der ältesten Residenz (des Sargon), Varietäten Babylonisch und Assyrisch Sabäisch, korrekter "Epigraphisches Südarabisch": auf Inschriften im Jemen 3 Create PDF with GO2PDF for free, if you wish to remove this line, click here to buy Virtual PDF Printer Ende des 19. Jh.: Neuentdeckung von lebenden Sprachen im Süden der arabischen Halbinsel, mit dem Altsüdarabischen verwandte Dialekte Mehri, in al-Mahra, im äußersten Osten von Jemen Soqo?Éri auf Sokotra (-i Nisbenbildung, bezeichnet die Herkunft) Š?uauri in Oman Wichtige Beiträge zur Aufnahme der südarabischen Sprachen leistete eine Expedition der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, vor allem durch Alfred Jahn, früher Wiener Afrikanist, trotz Begabung wenig Erfolg wegen Streits mit seinem Vorgesetzten David Müller, was seine Karriere zerstörte. In Afrika wurden in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts andere abessinisch-semitische Sprachen gefunden Jeder Bereich erfordert andere sprachwissenschaftliche Methoden Phönizisch Inschriften -> Epigraphik Äthiopisch siehe vorne Illiterate Sprachen in Abessinien: Feldforschung Im 19. Jh. afrikanische Sprachenwelt im Ganzen besser bekannt Wenige Jahre vor der französischen Revolution waren französische Gesandte in Marokko. In einem Brief an die Academie Française wurde geschrieben, dass dort nicht nur Arabisch gesprochen würde. Später wurden diese Sprachen als berberisch bezeichnet. Sehr schnell wurde ein Modell fabriziert, dass die Berber die eigentliche Urbevölkerung Nordwestafrikas seien, vermutlich seit dem Altertum dort, später kamen die Araber mit ihrer Sprache und dem Islam. Im Laufe des 19. Jahrhunderts wurde die Idee politisch-propagandistisch ausgeschlachtet 1830 entschloss sich der französische König Karl X zu einem Militärschlag gegen Algerien, da er innenpolitische Probleme hatte, er scheiterte dennoch. Sein Nachfolger war sein Vetter Philipp von Orleans. Der Krieg ging jedoch weiter trotz mäßiger militärischer Erfolge aufgrund des französischen Selbstverständnisses. Dey: offizieller Statthalter des Sultans, nur nominell, de facto unabhängig. Sehr viel schwieriger war die Kontrolle des Umlandes und des Hinterlandes von Algerien. 4 Create PDF with GO2PDF for free, if you wish to remove this line, click here to buy Virtual PDF Printer Kontakte mit Kabylen, leisteten Widerstand unter ?ºAbd-al-Qadr, dauerten Jahrzehnte, wollten sich den Herrschaftsbereich sichern Französische Politik in Algerien wechselnd, einmal kein Interesse an Algerien seitens der französischen Regierung, dann handelte es sich um eine Prestigefrage Wieder interessant während der Revolution 1848 Proletariat, Arbeitslose Louis Napoleon, später Napoleon III mächtig gemacht Mussten zufrieden gestellt werden mit Arbeit, Auskommen in Frankreich nicht zu schaffen, überschüssiges Proletariat nach Algerien, Land zugeteilt, sollten als Landwirte Kolonisten sein, Land wurde durch Requirierung einfach enteignet, seither enge Verbindung Algerien- Frankreich Kolonie im eigentlichen Sinn: Kolonisten angesiedelt, die verlangen von Frankreich Schutz, Druck auf Tunesien und Marokko, wo es andere interessierte Mächte (Italien bzw. GB) gab. Europäische Mächte in Nordwestafrika: GB, Frankreich Reisende und Spione Kontakte mit den Einheimischen, Abhandlungen über die Sprachen und die Kulturkunde Erste Grammatik über berberische Sprachen: Francis William Newman 20er Jahre des 19. Jahrhunderts Später französische Autoren Berberisch, besonders das der Atlasländer wurde immer besser bekannt Schnell Kontroverse über verwandtschaftliche Bezüge Bezüge zu Arabisch, offensichtlich Lehnwörter Inseln in der arabischsprachigen Welt, Arabisch seit Jahrhunderten politisch und kulturell dominante Sprache Sogar die Zahlwörter (dies eher selten) Kabylisch Zahlen von 1 – 10 arabisch alle Berberisch teilweise Einfluss des Arabischen so mächtig Formen der Namen, Verben, Konjunktionen, Pluralbildung zeigen Bezug zu Arabisch und den anderen semitischen Sprachen 3. Person Singular masc. j- Konjunktionspräfix 5 Create PDF with GO2PDF for free, if you wish to remove this line, click here to buy Virtual PDF Printer fem. t- n?k berber. Ich sicher ein eigenständiges Sprachgut, Zeichen für eine genealogische Sprachverwandtschaft Andere Seite: Berberisch ist etwas ganz anderes als das Arabische und wurde durch dessen Druck beeinflusst Kontroverse: Eigenständigkeit gegenüber semitischen Sprachen Stammesgeschichtliche Verwandtschaft mit der prähistorischen Bevölkerung besteht General L. L. Faidherbe, lange Gouverneur des Senegal, im Ruhestand wissenschaftliche Forschungen 1860er Jahre französische Herrschaft dringt ins Innere Afrikas vor teilweise Sprachen im Senegal besonderes Interesse gegenüber den Berbern und den alten Inschriften, systematisch Inschriften in Nordwestafrika gesammelt, die zum Teil schon lange bekannt sind. Schrift der heutigen Tuareg, q w er t z u i o p a s d f g h j k l y x c v b nm stark geometrisiert Schrift Tifîna?Ì ?nch in der Kehle gesprochen (Pluralwort "Buchstaben") Für lapidare Inschriften Oft nur Teile der Inschriften für Namen und Formeln bekannt, viele Abkürzungen Viele Inschriften Tuareg zugeschrieben Tifinagh verwandt mit der "Libyschen" Schrift, die bis in die Antike zu verfolgen ist Grabsteine lateinisch-libysch Bilinguen libysch – punisch, von denen einige in das 2. Jh. v. Chr. datierbar sind Libyer und Berber fast synonym gebraucht Libyer und Berber immer eigener Wert Berber eher volks/völkerkundlich Ähnliche Erscheinung in Europa Berber neolithische alteuropäische Bevölkerung

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