50 Jahre musikethnologische Forschung Institut für Musikalische Volkskunde (1964 – 2010) Institut für Europäische Musikethnologie (seit 2010) Herausgegeben von Klaus Näumann, Günther Noll, Gisela Probst-Effah, Astrid Reimers, Wilhelm Schepping und Reinhard Schneider Universität zu Köln 2014 Druck: Hausdruckerei der Universität zu Köln 4 Inhaltsverzeichnis 1. Geschichte ..................................................................................................... 7 2. Bibliothek und Archiv ................................................................................. 14 3. Wissenschaftliche Tagungen und Symposien ............................................. 22 4. Forschungsfelder, Projekte, Perspektiven ................................................... 25 4.1. Der Ausgangspunkt: Musikalische Volkskunde als Wissenschaft ............... 25 4.2. Konstanz und Wandel im Repertoire der Musikalischen Volkskultur .......... 30 4.3. Laienmusizieren ............................................................................................. 36 4.4. Multikulturalität ............................................................................................. 40 4.5. Regionalforschung ......................................................................................... 41 4.6. Sonderbereiche der Lied- und Singforschung: Geistliches Lied; Neues Geist- liches Lied; Kinderlied; Liedmonographie; Lied, Musik und Tanz im Brauch 45 4.7. Tanz in der Volkskultur ................................................................................. 51 4.8. Volksmusikinstrumente ................................................................................. 53 4.9. Musikalische Folklore .................................................................................... 53 4.10. Musikalische Volkskultur und die politische Macht ...................................... 54 4.11. Europäische Musikethnologie und Musikpädagogik ..................................... 60 4.12. Das 20. Jahrhundert im Spiegel seiner Lieder ................................................ 62 4.13. Biographik ...................................................................................................... 63 4.14. Forschungen im Bereich der Europäischen Musikethnologie und der Popularmusik seit der Institutsumbenennung ................................................ 64 4.15. Einbeziehung von Studierenden in Forschungs-, Vortrags- und Publikationstätigkeiten ................................................................................... 66 5. Chronologisches Publikationsverzeichnis .................................................. 68 6. Periodikum und Schriftenreihen............................................................... 124 7. Verzeichnis der Liededitionen ................................................................. 128 8. Protokolle und Tagungsberichte der Kommission zur Erforschung Musikalischer Volkskulturen .................................................................. 130 9. Chronologisches Verzeichnis der Staats- und Diplomarbeiten ............... 141 10. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ..................................................... 162 11. Die ehemaligen Institutsangehörigen ...................................................... 165 12. Die studentischen und wissenschaftlichen Hilfskräfte............................ 178 6 1. Zur Geschichte Am 4. September 1963 erging ein Erlass des Kultusministers des Landes Nord- rhein-Westfalen (IC/1 53 - 13/1/11 Nr. 1865/63) zur Einrichtung eines Instituts für Musikalische Volkskunde an der Pädagogischen Hochschule Neuss unter Leitung von Prof. Dr. Ernst Klusen. Nach längeren Verhandlungen über die Ausstattung des Instituts, auch mit dem Kulturausschuss der Stadt Viersen über die Modalitäten zur Übernahme der Vorläufer-Institution: des Niederrheinischen Volksliedarchivs, nahm das Institut am 28. November 1964 seine Arbeit auf. An der Eröffnungsveranstaltung, die den Auftakt einer Arbeitstagung zum Thema „Volksmusik heute“ bildete (vgl. Resonanzen 1964), nahm als Vertreter der Landesregierung und wichtigster Förderer dieser Institutsgründung Ministerialrat Dr. Klein vom NRW-Kultusministerium teil. Die Vorgänger-Institution Das Niederrheinische Volksliedarchiv war 1938 in Viersen von Ernst Klusen gegründet worden: als eines der jüngsten landschaftlichen Volksliedarchive, die neben dem Deutschen Volksliedarchiv in Freiburg i. Br. als der zentralen deutschen Forschungsstätte und unter deren Förderung eingerichtet worden waren und in enger Verbindung zu ihm blieben. Klusen hatte John Meier, dem Gründer und Leiter des Deutschen Volksliedarchivs (seit März 2014 „Zentrum für Populäre Kultur und Musik“ der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg), vorgeschlagen, das Gebiet zwischen dem Rhein und den Niederlanden aus dem Bereich des Rheinischen Volksliedarchivs herauszulösen, das sich in Bonn befand. John Meier verschloss sich nicht den Argumenten, dass der linke Niederrhein seinerzeit relativ abgelegen war und auch die Nähe zu den Niederlanden spezifische grenzüber- schreitende Ausprägungen im Liedgut hervorgebracht hatte, die im engeren regionalen Bezug besser erforschbar waren. – Die Selbstständigkeit des Nieder- rheinischen Volksliedarchivs blieb auch dann weiterhin erhalten, als Ernst Klusen von 1952–1963 zusätzlich die Leitung des Rheinischen Volksliedarchivs über- nommen hatte. Den Grundstock des Niederrheinischen Volksliedarchivs bildete eine private Sammlung Ernst Klusens, die etwa 300 am Niederrhein „aus dem Volksmund“ (John Meier) aufgezeichnete Volkslieder umfasste. Die Aufgabe des Archivs bestand in der Sammlung, Erforschung und praktischen Edition niederrheinischer Volksmusik. Schon nach zwei Jahren (1940) allerdings musste die Arbeit kriegsbedingt weitgehend eingestellt werden, weil Klusen zum Militärdienst einberufen wurde. Erst nach der Rückkehr aus Kriegsdienst und -gefangenschaft konnte er 1946 die Arbeit wiederaufnehmen. Die vom Institut bei der Gründung übernommenen Bestände des Niederrhei- nischen Volksliedarchivs umfassten damals bereits ca. 3000 Volkslieder, ferner die Abschriften des auf den Niederrhein bezogenen handschriftlichen Nachlasses von Ludwig Erk, auch ca. 200 Tonbandaufzeichnungen von Volksliedern und fast 7 500 Tänze und Märsche niederrheinischer Bauernkapellen in originalen Stimm- büchern neben einigen handschriftlichen Liederbüchern aus dem niederrheinischen Raum. Hinzu kamen diverse Musikalien aus Kirchen, Klöstern und Musik- vereinen, die unter dem Gesichtspunkt der musikalischen Landschaftsforschung gesammelt worden waren. Ferner gehörte dazu eine Spezialbibliothek von ca. 400 Bänden, 100 Sonderdrucken und etwa 200 Liedblättern. Die Akten weisen aus, dass es den Ratsmitgliedern und den Bürgerschafts- vertretern der Stadt Viersen nicht leicht fiel, diese wertvollen Bestände dem Land NRW zu überlassen. Aber man verschloss sich nicht der Einsicht, dass erst die Anbindung an eine wissenschaftliche Hochschule deren systematische wissen- schaftliche Auswertung, Fortführung und Erweiterung ermöglichen würde. Zusammen mit der Kopie der Bestände des Rheinischen Volksliedarchivs konnte das neue Institut für Musikalische Volkskunde mit einer soliden Materialbasis seine Arbeit aufnehmen. Entwicklungszüge und Aufgabenstellungen der Arbeit des Instituts Bereits 1965 erfolgte die Erstausgabe eines eigenen Mitteilungsblattes: „ad marginem – Randbemerkungen zur Musikalischen Volkskunde“, das bis heute mit 85 Nummern vorliegt und in einer Auflagenhöhe von 500 Exemplaren einmal jährlich an Wissenschaftler und Institutionen in Deutschland und anderen europäischen und außereuropäischen Ländern verschickt wird. Es hat sich als ein vielbeachtetes Kontaktmedium bewährt. Direktor des Instituts war bis 1977 Prof. Dr. Ernst Klusen. Seine Nachfolger im Amt wurden Prof. Dr. Günther Noll 1977–1992, Prof. Dr. Wilhelm Schepping 1992–1999 und Prof. Dr. Reinhard Schneider 1999–2014. Die Nachfolge ist derzeit noch offen. Von Anfang an konzentrierte sich das Institut auf die musikethnologische Regionalforschung (in der Nachfolge des niederrheinischen Volksliedarchivs), auf musikethnologische und musiksoziologische Grundlagenforschung sowie auf die faktenhistorische Forschung und erweiterte die Forschungsbereiche geographisch auf Deutschland und die europäischen Nachbarn. Es sah seine wissenschaftliche Aufgabe vordringlich in der Erforschung der vokalen und instrumentalen Gattun- gen der Volksmusik in ihren aktuellen Prägeformen und historischen Begründun- gen ihres Materials, ihrer Funktion, Tradierung, Vermittlung und Rezeption, ihrer sozialen, politischen, psychologischen und anthropologischen Implikationen, unter besonderer Berücksichtigung musikpädagogischer Problemstellungen und Perspektiven im Rahmen übergreifender ethnologischer Fragestellungen. Da das Institut an einer Wissenschaftlichen Hochschule für Lehrerausbildung eingerichtet wurde, war und ist es dabei auch zu einer der Laienmusikpraxis im schulischen und außerschulischen Raum besonders zugewandten Forschung her- ausgefordert. Aus diesem Konzept entwickelten sich spezielle Themen und Forschungsmethoden. Neben die traditionellen philologisch-textkritischen und 8 historisch-vergleichenden Arbeiten, die auch unter dem Aspekt der landschaft- lichen Forschung weiterzuführen waren, traten nunmehr auch Forschungen zu den aktuellen Verbreitungs- und Funktionsformen des popularen Liedes und der Popularmusik (z. B. unter den aktuellen Arbeits-, Lebens- und Freizeitbedingun- gen). Auch um die pädagogische Komponente der Institutsarbeit
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