Pfarreiblatt 10 2021 16-31 Mai.Indd

Pfarreiblatt 10 2021 16-31 Mai.Indd

10/2021 16. bis 31. Mai Eich – Hellbühl – Hildisrieden – Neuenkirch – Rain – Sempach 10–12 Eich/Sempach 13–15 Hellbühl/Neuenkirch 16–18 Hildisrieden/Rain Pfingsten in den Pfarreien des Pastoralraumes Oberer Sempachersee Lass dich «be – Geist – ern» Seiten 10 bis 18 Foto: Natalie Fischer 2 Thema Der neue Hochschulseelsorger Valerio Ciriello Bis sich die Berufung durchsetzte Valerio Ciriello war Banker und Be­ amter. Heute ist er Jesuit und Hoch­ schulseelsorger an der Uni Luzern. Dabei wollte er erst beides nicht. Zu­ fälle hätten ihn auf seinen Weg ge­ führt, sagt er. Nun will er den Studie­ renden zu Weitblick verhelfen. «Horizonte» nennt sich die Hoch­ schulseelsorge Luzern, Horizont­ erweiterung ist ein Wort, das bei Vale­ rio Ciriello oft fällt. Er sagt: «Studenten leben oft in ihrer Blase und haben keine globale Sicht auf die Probleme.» Sein Ziel ist es, die Blase aufzubrechen. Der Seelsorger sagt aber auch: «Bevor du überhaupt den Christen suchst, musst du den Menschen suchen.» «Da war diese Leere in meinem Alltag»: Valerio Ciriello auf der Terrasse des Valerio Ciriello (45) war selbst viele Studierendenhauses «Leo 15». Bild: Vera Rüttimann Jahre auf der Suche. Vor allem die Frage nach der Berufung zum Pries­ war diese Leere, die ich in meinem überraschenden Wendungen zurück­ ter flackerte in seinem Leben immer Alltag als Beamter gespürt habe.» Dass blicken: «Immer entwickelte sich das, wieder auf. «Ich habe sie aber immer Ciriello im September 2014 in den was ich nicht machen wollte, dann unterdrückt», sagt Ciriello. Im Kan­ Orden eintrat, war einem Zufall zu sehr gut», zieht Ciriello Bilanz. Er habe ton Aargau aufgewachsen, studierte verdanken. Er war kaum zehn Tage keine Berufung gespürt, jetzt sei er er Philosophie und Theologie in Paris im Noviziat in Nürnberg und knapp Jesuit. Er habe nicht in Paris Theolo­ und schloss 2002 in Rechtswissen­ davor, wieder auszusteigen. Just dann gie studieren wollen und habe dann schaften in Neapel ab. kam der chinesische Provinzial zu Be­ doch enorm bereichernde Jahre sei­ such und erzählte von seinem Werde­ nes Lebens dort verbracht. «Ich habe keine Berufung» gang und seiner Mission. «Sein Le­ Durch einen Freund erfuhr er von benszeugnis hat mich tief berührt. Ich «Mehr bewirken» einem Treffen für junge Erwachsene wusste, dass ich bleiben wollte», sagt Und noch etwas hat sich für ihn der Mailänder Jesuiten im Südtirol. Ciriello. anders entwickelt: «Ich wollte nicht 2009 fuhr er erstmals dorthin. «Von Dennoch sei es nicht leicht gewesen, Hochschulseelsorger werden und der kosmopolitischen Offenheit der sich vom alten Leben zu trennen: von jetzt kann ich sagen: Ich kann hier Jesuiten, dem intellektuellen Leben, den Freund*innen, den teuren Ferien, mehr bewirken als in meinem Leben aber auch ihrem Tatendrang war ich einem Leben im Ausgang. Der Sohn zuvor.» Der Mann, der seinen Blick sofort begeistert», sagt er. 2014 lernte italienischer Eltern, der von 1990 bis jetzt versonnen auf den Vierwaldstät­ er Christian Rutishauser kennen. Der 2000 in Italien gelebt hatte, lebte lange tersee hinausgleiten lässt, hat wohl damalige Provinzial der Schweizer Je­ auf grossem Fuss. Er arbeitete unter seine Traumstelle gefunden. suiten ermunterte ihn, erst das Novi­ anderem als Private Banker bei der Vera Rüttimann/kath.ch ziat zu besuchen und danach Exerzi­ Credit Suisse und von 2007 bis 2014 tien zu machen. «Ich sagte zu ihm: Ich bei der Eidgenössischen Finanzmarkt­ Die Hochschulseelsorge Luzern ist da für die habe aber keine Berufung.» Dennoch aufsicht (Finma). Studierenden der Hochschule Luzern, der Pädagogischen Hochschule Luzern sowie der wollte er der Ursache seiner inneren Der Mann mit den wachen Augen Universität Luzern. Sie wird von den Landes- Unruhe auf den Grund gehen. «Da kann bereits auf ein Leben mit vielen kirchen finanziert. Thema 3 Die Luzernerin Imelda Abbt im Film «Das katholische Korsett» «Religiöse Prägung ist wie ein Kleid» Imelda Abbt (83) trat mit 20 Jahren in ein geschlossenes Kloster ein, zehn Jahre später verliess sie dieses wieder. Die Luzernerin ist eine der Protagonistinnen im Dokumentar­ film «Das katholische Korsett». Warum haben Sie das Dominikane­ rinnenkloster in Weesen nach zehn Jahren wieder verlassen? Mir wurde klar, dass ich meinen Weg so nicht mehr gehen kann. Auslöser war ein Erlebnis in Rom. Ich war De­ legierte meines Klosters an einer Ver­ sammlung der Dominikaner*innen. Wir wollten Reformen, daher stimmte ich immer wieder gegen gewisse Vor­ «Jedes Handeln ist eine Entscheidung», sagt Imelda Abbt. Bild: Vera Rüttimann schläge. In der Pause sprach mich ein Dominikanerpater darauf an und geistert und fand: «Jetzt beginnt doch Freiheit vor Gott innerhalb der Bedin­ sagte: «La loi, c’est pour marcher des­ mal selber zu denken, selber verant­ gungen, unter denen ich im Kloster sus.» (Das Gesetz ist dazu da, es zu wortlich zu werden.» Auch der Begriff lebte? umgehen.) In diesem Moment habe «Freiheit» war für mich wichtig: Jedes ich mich entschieden, auszutreten. Handeln ist eine Entscheidung. Mit War das Frauenbild des Katholizis­ dieser Entscheidung wird der Mensch mus Ihrer Ansicht nach mitverant­ Damals studierten Sie bereits Theo­ verantwortlich für sein Handeln. Ich wortlich dafür, dass drei Kantone der logie in Chur. Inwiefern hat das habe mich gefragt: Was bedeutet diese Urschweiz das Frauenstimmrecht Studium Ihren Entscheid mitbeein­ 1971 abgelehnt haben? flusst? Die Katholiken und das Ja. Ich habe das im Kloster selber er­ Die historisch­kritische Methode, die Frauenstimmrecht lebt. Die religiöse Prägung ist wie ein Bibel auszulegen, die ich im Studium Die Kantone Uri, Schwyz und Nid­ Kleid. Wenn man dieses ablegt, ist lernte, brachte für mich eine grosse walden lehnten 1971 das Frauen­ man erst einmal nackt. Das Gottesbild Veränderung: Ich verstand, dass mein stimmrecht ab. Der Film «Das in der Bibel ist allerdings ein anderes: christliches Handeln sich im Hier und katholische Korsett» untersucht, Wir sind das Ebenbild Gottes. Das gilt Jetzt zeigt. Die Menschwerdung Gottes inwieweit deren katholische Prä­ für Mann und Frau. ist für mich heute das A und O. Der gung dafür mitverantwortlich war. Mensch Jesus als Vorbild für unser Imelda Abbt ist eine der Protago­ Der katholischen Kirche sind Sie treu Handeln. Die Umsetzung ins Handeln nistinnen des Films. Abbt studierte geblieben. Weshalb? ist zentral. Viele Menschen sprechen Theologie und Philosophie. Nach Ich habe die Kirche gern. Ich liebe beim Thema Glauben bis heute von dem Klosteraustritt war sie in der diese Gemeinschaft und gehe gern in Gott und der Dreifaltigkeit, aber nicht Bildung tätig, u. a. 10 Jahre als Lei­ den Gottesdienst. In diesem heiligen, von Jesus als Mensch. terin der Propstei Wislikofen und universalen Denken fühle ich mich 20 Jahre als Dozentin an der Se­ wohl. Ich möchte allerdings auch, dass Was hat Sie an Kant begeistert? nior*innenuniversität Luzern. das Entscheidende dieser Botschaft Mit seinem Satz «Wage, dich deines «Das katholische Korsett» ist kostenlos benannt wird: die Menschwerdung eigenen Verstandes zu bedienen» war online zu sehen auf playsuisse.ch. Gottes. Jesus ist unser Vorbild und da Kant ein grosser Aufklärer. Ich war be­ sind wir beheimatet. Sylvia Stam 4 Thema Eine geschwisterliche Kirche von Frauen und Männern «Es geht um die Glaubwürdigkeit» Die katholische Landeskirche Lu­ Genannt werden einerseits Grund­ zern wagt einen Aufbruch von unten: haltungen wie «Vertrauenskultur», Sie schlägt «Zehn Schritte zu einer «Bescheidenheit» oder «Gleichbe­ ir müssen geschwisterlichen Kirche von Frauen rechtigung», andererseits aber auch selber vor Ort und Männern» vor. Gefordert sind Visionen, die anzustreben seien: Verantwortung in erster Linie Pfarrei­ und Pastoral­ Unter «Erneuerung des Gottesbildes» W übernehmen. raumleitende. Bischof Felix Gmür heisst es etwa: «Alle Mitarbeitenden Herbert Gut übt harsche Kritik. in der Verkündigung eignen sich eine Fülle von Gottesbildern an, die nicht «Wir dürfen nicht warten, bis sich die ausschliesslich männlich, sondern ex­ Kirche von oben erneuert. Wir müs­ plizit auch weiblich sind.» Die Seelsorge geht verloren, ich eile sen selber vor Ort Verantwortung «Unsere Sprache muss sensibler wer­ nur noch von Termin zu Termin», übernehmen, jede und jeder Ein­ den», erläutert Synodalratspräsiden­ sagt Asal ­Steger. «Dass die Eucharistie zelne», sagt Herbert Gut, Leiter der tin Renata Asal­Steger gegenüber im Zentrum unseres Glaubens und Pfarrei St. Johannes in Luzern. «Dies kath.ch. «Wir können Gott nicht in Feierns steht, ist unbestritten.» geschieht im Dialog mit dem Pfarrei­ ein Bild packen. Letztlich wissen wir «Wir müssen von den Bedürfnissen team, mit der Pastoralraum­ und mit nicht, wie Gott ist. Die Bibel liefert der Menschen vor Ort her denken, der Bistumsleitung. Es ist ein langer keine Grundlage dafür, Gott nur und nicht von den zum Teil vorhan­ Weg, ein Ringen, das Geduld braucht.» männlich zu denken.» denen Priestern», sagt Herbert Gut. Mit diesen Worten umschreibt Gut Entsprechend sind laut Schritt fünf das Anliegen der «Arbeitsgruppe für Pastoral der Präsenz «alternative Formen» zu suchen, «da­ eine geschwisterliche Kirche» (AG), zu «Pfarreileitungen fördern eine Pas­ mit Männer und Frauen das Mahl der er gehört. toral der Präsenz und verzichten auf Jesu» feiern könnten. den Einsatz von Priestern ohne star­ Soll also jede Pfarrei nach eigenen Weibliche Gottesbilder ken Bezug zur Pfarrei», lautet Schritt Formen des Mahls suchen? Gut ver­ Die AG hat zehn Schritte erarbeitet, vier. Wie aber soll dies geschehen in

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