Mitteilungsblatt Mitteilungsblatt der Verwaltungsgemeinschaft Marktleugast und deren Mitgliedsgemeinden Markt Marktleugast und Markt Grafengehaig Jahrgang 36 Freitag, den 16. Januar 2015 Nummer 1 Das Glück ist schwarz und färbt ab Sie tragen schwarze Kleidung mit goldenen Knöpfen und auch wenn ihr Gesicht heute nur noch selten Rußverschmiert ist, gelten die Schornsteinfeger seit mehr als 500 Jahren als Glückbringer. Fortsetzung siehe Seite 2. Mitteilungsblatt Marktleugast und Grafengehaig - 2 - Nr. 1/15 Fortsetzung von Seite 1 „Dies bedeutet, dass derjenige, der die Heizung einbaut oder wartet diese nicht überprüfen darf“, erklärt Zeidler, „damit war das Thema gestorben, weil die Heizungsbauer kein Interesse Das Glück ist schwarz und färbt ab mehr hatten.“ „Es kommt noch sehr häufig vor, dass die Menschen an einem Der Bezirk von Zeidler, der selbst in Marktleuthen wohnt, goldenen Knopf drehen wollen oder mit der flachen Hand über erstreckt sich über die ganzen Gemeindegebiete von Markt- die Schulter streichen. Auf der Straße werden wir deshalb oft leugast, Kupferberg und Grafengehaig bis Enchenreuth und extra angehalten, auch auf die Nasenspitze sollen wir oft noch Ober- und Unterbrumberg im Landkreis Hof. Insgesamt betreut einen schwarzen Punkt machen“, erzählt der junge Marktleu- er 2510 Anwesen, von denen etwa 150 unbewohnt sind und gaster Kaminkehrer Geselle Anthony Schneider. Er sei auch deshalb nicht überprüft werden. Bei nur etwa einem Drittel schon zu einer Hochzeit eingeladen worden, um dem Braut- der Anwesen ist noch eine Dacharbeit notwendig. Zeidler ist paar Glückwünsche auszusprechen. Sein Chef, der Bezirkska- Schornsteinfeger geworden, weil er frei arbeiten und mit vie- minkehrermeister Thomas Zeidler erklärt, wie der Brauch ent- len Menschen zusammenkommen wollte. „Es ist immer wieder standen ist. „Das geht bis ins Mittelalter zurück und hat einen spannend, wenn man vor der Tür steht und klingelt. Jedes Mal sehr ernsten Hintergrund.“ Die ersten Rauchschlöte, im 13. macht ein anderer Charakter auf.“ und 14. Jahrhundert, waren aus lehmverschmierten Holz. Die Und warum entscheidet sich ein junger Mensch wie Anthony Bürger waren für ihre Feuerstellen im Haus und für deren Rei- für den doch etwas ausgefallen Beruf? „Da bin ich nicht einmal nigung selbst verantwortlich. Weil die Reinigung nicht mit der selbst drauf gekommen“, bekennt der junge Marktleugaster nötigen Sorgfalt ausgeführt wurde, sei es zu vielen Bränden Kaminkehrergeselle. gekommen. „Ich habe meinen Berufsberater fast zur Verzweiflung Über den brennenden Ruß konnte sich das Feuer ausbreiten. gebracht. Jeden Beruf, den er mir vorgeschlagen hat, habe In den eng bebauten Häuserzeilen hätten die Brände schnell ich aus irgendeinem Grund abgelehnt.“ Schon fast aus Wut um sich gegriffen und das Leben sowie das Hab und Gut der hätte der Berufsberater gesagt: „dann werde halt Schlotfeger“. Bürger zerstört. „Wenn früher der Kamin verstopft war, bedeu- tete dies oft eine Katastrophe“, erklärt Zeidler. Deshalb sei im Der Marktleugaster fand den Vorschlag „cool“. „Das will ich 15. Jahrhundert in Deutschland die erste Kehrordnung erlassen machen“, habe er dem Berufsberater geantwortet. Bei einem worden. Damit sind die Brände zurückgegangen und seitdem Praktikum in Mainleus hat sich seine Leidenschaft für den Beruf gilt „der schwarze Mann“ als Glücksbringer. Aber auch ande- bestätigt und er konnte in dem Kaminkehrerbetrieb auch gleich ren Aberglauben kennt Zeidler. „Früher mussten die Kaminkeh- seine dreijährige Ausbildung absolvieren. „Die Ausbildung rer in die Kamine klettern und kamen total schwarz heraus. Weil ist sehr vielfältig“, erklärt Anthony, „von Baustoffkunde über die Kamine dann wieder richtig Zug hatten, glaubten die Men- Energieberatung bis hin zum Mauern eines Kamins wird alles schen, die Kaminkehrer hätten die bösen Geister vertrieben.“ gefordert.“ Die Blockbeschulung für Franken und die Oberpfalz erfolgte im Aus- und Fortbildungsinstitut der Kaminkehrerin- Heute ist alles durch EU- und deutsches Recht geregelt. nungen im Internat Mühlbach im Altmühltal. Damit die Prüflinge Bayern hat dabei, wie jedes andere Bundesland auch, beson- gut vorbereitet in die Gesellenprüfung gehen konnten, wur- dere Auslegungen. In der Kehrordnung sei festgelegt, wie oft Kehr- und Überprüfungsarbeiten durchzuführen sind. Bei Ölhei- den die Lehrlinge auch unter den Kehrbezirken ausgetauscht, zungen stehen diese einmal im Jahr an, bei Holzheizungen bis „damit auch alle Heizarten abgedeckt waren“, erklärt der zu vier Mal. Seit 2010 kann jeder seinen Kaminkehrer frei wäh- Kaminkehrermeister. Eine mittlere Reife sei zwar nicht gefor- len. „Der Hausbesitzer braucht sich nur Angebote einholen. Die dert, „aber sie ist von großem Vorteil“, weiß Schneider heute. Kehrarbeiten kann jeder Kaminkehrer frei kalkulieren, der Staat Wahrscheinlich hat Anthony Schneider selbst öfters an seinen nimmt hier keinen Einfluss mehr“, erklärt Zeidler. Zumindest goldenen Knöpfen gerieben, denn nach einem halben Jahr als auf dem Land kommt es nur sehr selten vor, dass jemand den Geselle bei seinem Ausbildungsmeister wurde in seinem Hei- Kaminkehrer wechselt. „Ich hatte eine Anfrage aus Schwarzen- matort Marktleugast eine Stelle beim hiesigen Bezirkskamin- bach am Wald. Das liegt soweit von meinem Bezirk entfernt, kehrermeister, ab dem 1. Januar, heißt er dann bevollmächtig- dass die Anfahrkosten wesentlich höher ausfallen, als beim ter Schornsteinfeger, frei und Anthony bekam die Stelle. Kollegen, der die ganze Straße macht“, verrät der Bezirkska- Gerade um den Jahreswechsel sind die Schornsteinfeger bei vie- minkehrermeister. Anders bei den hoheitlichen Tätigkeiten, wie len Aktionen zugunsten einer Stiftung für krebskranke Kinder, von Feuerstättenschau oder Bauabnahmen. Hier hat der Staat feste einem Kollegen gegründet, unterwegs. Aber auch im Sommer Gebühren festgelegt. Durch die neue Gesetzgebung im Jahr werden bei einer jeweils zweiwöchigen Radtour durch Deutsch- 2010 könnten theoretisch auch Heizungsbaufirmen die Hei- land, der „Glückstour“, Spenden gesammelt. Mit dem Geld wer- zungen überprüfen. Damals hätte man bei den Kaminkehrern den Geschenke für Kinder gekauft oder deren Eltern unterstützt, auch die Konkurrenz gefürchtet, doch dann hätte sich heraus- damit sie bei ihrem Kind im Krankenhaus sein können. gestellt, dass sich Wartung und Überprüfung ausschließen. Helmut Engel Rede des Ersten Bürgermeisters Franz Uome Für viele von uns sind gerade die Tage und Wochen vor und um den Jahreswechsel besonders stressig. Vieles, was lange zum ersten Jahres- und Ehrenamtsempfang Zeit unerledigt liegen geblieben ist, kann nun nicht mehr län- Liebe Bürgerinnen und Bürger, verehrte Gäste, liebe Vereins- ger warten, kein weiterer Aufschub darf geduldet werden. In vorsitzende, meine sehr verehrten Damen und Herren, solchen Situationen sollten wir uns das Wort des römischen Philosophen und Staatsmanns Seneca vor Augen halten. Seine inne halten, Rückschau halten und Bilanz ziehen: das ist immer Erkenntnis lautet: „Es ist nicht wenig Zeit, die wir zur Verfügung wieder aufs Neue notwendig. Nur so bekommt man den Kopf haben, sondern es ist viel Zeit, die wir nicht nützen.“ frei und kann Rechenschaft ablegen. Nicht selten stellt man Diese Gedanken sind jedoch nicht nur in der für viele Menschen fest, dass ein neuer Blick auf alte Probleme ungeahnte Per- vermeintlich hektischen Zeit zum Jahresschluss hilfreich. Auch wir spektiven eröffnen kann und neue Lösungswege weist. Man die Verantwortlichen in der Politik und Verwaltung müssen inne hal- könnte es auch so formulieren: in unserer schnelllebigen Zeit ten und darüber nachdenken, ob die Prioritäten in der Tagespolitik „einen Gang runterschalten“ ist gerade dann notwendig, wenn richtig gesetzt sind oder ob es bei wichtigen, alternativlos erschei- die Hektik am größten ist. nenden Entscheidungen nicht auch andere Mittel und Wege geben In diesem Sinne darf ich Sie heute zu unserem ersten Jahres- würde, um ein Ziel zu erreichen. Der Gedankenaustausch zwischen und Ehrenamtsempfang des Marktes Marktleugast hier in den Menschen, die sich für unsere Marktgemeinde verantwortlich füh- Räumen des FC Marktleugast ganz herzlich begrüßen. len und die sich einbringen wollen, ist zu begrüßen. Mitteilungsblatt Marktleugast und Grafengehaig - 3 - Nr. 1/15 Ein offenes Ohr und ein unvoreingenommener Blick auf anste- Sparsamkeit und Wirtschaftlichkeit wegen unserer extrem hende Aufgaben sind die beste Voraussetzung dafür, dass wir angespannten Haushaltssituation war und ist unsere auch im neuen Jahr unser Gemeinwesen im positiven Sinne Devise. voranbringen werden. Unser Markt leidet wie viele oberfränkische Kommunen Wenn wir uns mit neuen Fragestellungen befassen, wird uns auch unter dem demografischen Wandel. So hat unsere vielfach ein Umdenken nicht erspart bleiben. Bevölkerung von 2003 bis 30.06.2013 um 11,6 % (427) abge- Bereits unsere nach wie vor angespannte Finanzlage macht nommen. eine mehr oder weniger neue Sichtweise bei den kommunalen Wir haben auch mit wirtschaftsstrukturellen Problemen zu Entscheidungen notwendig. Bei anstehenden Investitionen kämpfen. Durch Betriebsschließungen und Arbeitsplatzver- werden wir uns noch mehr als bisher fragen müssen, ob alles lagerungen sind in den letzten Jahren mehr als die Hälfte Wünschenswerte tatsächlich auch finanzierbar ist. Auch der Arbeitsplätze verloren gegangen. unsere Marktgemeinde zählt - wie so viele - zu den Kommunen, Dadurch fehlen uns natürlich die dringend benötigten deren Finanzausstattung leider immer noch unzureichend
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