JAHRESbericHt 2014 Coverabbildung: Ein einzelner Mitarbeiter und »seine« Maschine: Computer in den 1960er Jahren waren große Maschinen in abgeschirmten, klimatisierten Räumen, wie hier in einer Sparkasse. Die Bildstrecke dieses Jahresberichts bietet visuelle Eindrücke zur Geschichte der Computerisierung, mit der sich das ZZF-Forschungsprojekt »Aufbrüche in die digitale Gesellschaft« befasst. Das Zentrum für Zeithistorische Forschung (ZZF) ist ein zeitgeschichtliches Grundlagenforschungs­ institut, das sich mit der deutschen und europäi­ schen Geschichte des 20. Jahrhunderts befasst. In methodischer Hinsicht verfolgt es insbesondere gesellschaftsgeschichtliche Perspektiven. Über den wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn hinaus bildet der forschungsbasierte Service und Wissens­ transfer eine wichtige Aufgabe des ZZF. JAHRESbericHt 2014 inhaltsverzeichnis VORWORT 4 PUBLIKATIONEN IM ÜBERBLICK 8 :: Bücher 8 :: Online 14 FORSCHUNGSFELDER 30 :: Übergreifende Forschungsperspektiven 30 :: Abteilung i Kommunismus und Gesellschaft 32 thomas lindenberger :: Havarien 35 :: Abteilung II Geschichte des Wirtschaftens 40 Ralf Ahrens :: Ein ganz normales Subventionsgrab? Berlinförderung und Bundeshilfe für West-Berlin seit den 1960er Jahren 43 :: Abteilung III Zeitgeschichte der Medien- und informationsgesellschaft 48 Christoph Classen :: Transnationale Mediengeschichte – Das Beispiel RTL 53 :: Abteilung iV Regime des Sozialen im 20. Jahrhundert 58 Peter Ulrich Weiß/Jutta Braun :: Herbstrevolution in Brandenburg. Bezirksstädte als Katalysatoren des regionalen Umbruchs 1989/90 61 :: Direktion 66 Frank Bösch :: Verflochtene Umbrüche? Perspektiven für eine gesamtdeutsche Geschichte seit den 1970er Jahren 68 :: Übersicht über die Forschungsprojekte sowie weitere Dokumentations- und Ausstellungsvorhaben 2014 74 NACHWUCHSFÖRDERUNG 84 :: Doktorandinnen und Doktoranden 84 :: Master-Studiengang Public History 88 WISSENSTRANSFER UND HOCHSCHULKOOPERATION 92 LEHRVERANSTALTUNGEN 94 QUALITÄTSMANAGEMENT 96 ÖFFENTLICHKEITSARBEIT 100 VERWALTUNG 106 BIBLIOTHEK 110 GLEICHSTELLUNG 113 TÄTIGKEIT DER INSTITUTSMITGLIEDER IN EXTERNEN GREMIEN 116 GASTWISSENSCHAFTLER/INNEN 122 VERANSTALTUNGEN 126 :: Konferenzen und Workshops 126 :: Institutskolloquium 130 :: Öffentliche Vorträge/Podiumsdiskussionen/Buchvorstellungen 132 :: Thematische Vortragsreihen 135 :: Dokumentar-Theater 138 :: Ausstellungen 139 :: Weitere Veranstaltungen 140 VERÖFFENTLICHUNGEN 144 :: Publikationen 144 :: ZZF-Wissenschaftler/innen in den Medien 153 VORTRÄGE UND DISKUSSIONSBEITRÄGE 158 PERSONALIA 174 :: Mitarbeiter / innen 174 :: Vertretungen/Beurlaubungen/Verabschiedungen/ Neueinstellungen 176 :: Promotionen 178 :: Auszeichnungen 179 GREMIEN 182 SCHRIFTENREIHEN DES ZZF 186 InhaltsverzeIchnIs 2 3 Vorwort Wie stark die zeithistorische Forschung von historischen Jubiläen und aktuellen Gegenwartsfragen gelenkt wird, wie unbeeinflusst sie andererseits ihrer eigenen Entwicklungslogik folgt, hat sich in besonderer Deutlichkeit im vergangenen Jahr 2014 manifestiert. Schon lange im Vorfeld als »Euro- päisches Jahr der Zeitgeschichte« proklamiert, haben seine dichte Folge von Gedenktagen und die sich aus ihnen ergebenden historischen Erzählmuster auch die Arbeit des ZZF geprägt. Das betraf in besonderem Maße den 25. Jahrestag des Mauerfalls, den das ZZF auf vielfältige Weise begleitet hat. Neben zahlreichen Vorträgen, Presseartikeln und Interviews beschritt das Institut auch neue Wege der forschungsbasierten Wissensvermittlung. Im Twitter-Projekt »Heute vor 25 Jahren – @Mauer- Das Institut war darüber hinaus an mehreren Ausstel- fall89« hat das ZZF zusammen mit dem Bundesbeauf- lungen zur DDR beteiligt. Besonders hervorzuheben ist tragten für die Stasiunterlagen und der BILD-Zeitung hier vor allem die Ausstellung »Stadt-Bild/Kunst-Raum« den Versuch unternommen, die Chronologie der Ereig- im Potsdam Museum, die Entwürfe der Stadt in Werken nisse, die im Herbst 1989 zum Mauerfall führten, in von Potsdamer und Ost-Berliner Künstlerinnen und Echtzeit und mit vielen Originaldokumenten für ein Künstlern zeigte und auf ein großes Besucherinteresse breites Publikum aufzubereiten: Am 12. November 2014 stieß. Die Ausstellung versuchte, anstelle der unproduk- verzeichnete das Twitter-Projekt rund 14.400 Follower, tiven Gegenüberstellungen im sogenannten deutsch- 28.100 Retweets und 17,8 Millionen Impressionen. Das deutschen Bilderstreit zu einem ausgewogeneren Ver- Experiment wurde durchaus kontrovers diskutiert, aber ständnis der DDR-Kunst zu gelangen. Gezeigt wurden zugleich hat sich unser Anspruch bestätigt, neue medi- insgesamt 125 Werke aus den Jahren 1949–1990. ale Darstellungsformen zu erproben und dies ebenso kritisch zu reflektieren. Mit dem Zusammenbruch der DDR endete zu- gleich die eigentümliche Existenz der »Insel« West- Der 25. Jahrestag des Mauerfalls hat uns zugleich Berlin. Das ZZF widmete der Teilstadt die Tagung »Bio- motiviert, den Niedergang der DDR in einer längeren top Berlin«, die in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche Perspektive zu untersuchen. Auf der Tagung »Verfloch- eröffnet wurde und neuere Forschungen zu West-Berlin tene Umbrüche. West- und Ostdeutschland im letzten vorstellte, sowie ein Themenheft der »Zeithistorischen Drittel des 20. Jahrhunderts« haben wir diskutiert, Forschungen«. Unsere Fachzeitschrift konnte 2014 ihr welche Reaktionen die neuen gesellschaftlichen Her- zehnjähriges Bestehen feiern. Grund genug, dass wir ausforderungen der 1970er Jahre in beiden Teilstaaten das Erscheinungsbild der Print-Ausgabe grundlegend auslösten, aber auch, inwieweit der Umbruch von 1989 erneuert und auch den Internetauftritt der »Zeithis- den Westen ebenfalls veränderte. Neben grundlegen- torischen Forschungen« sowie von »Zeitgeschichte- den Differenzen ließen sich zahlreiche Interaktionen online« einem umfangreichen Relaunch unterzogen beim Wandel von Politik, Arbeit und Wirtschaft bis hin haben. zu Bildung, Sport und Medien feststellen. Damit griff die Tagung, aus der 2015 ein Buch hervorgehen wird, Dennoch ging die Arbeit des ZZF keineswegs in produktiv die Forderung nach einer integrierten asym- der öffentlich nachgefragten Auseinandersetzung mit metrischen Verflechtungs- und Parallelgeschichte auf, historischen Jahrestagen auf. Vielmehr entfaltete das die unsere Vorgänger Christoph Kleßmann und Konrad Institut auch 2014 zahlreiche Forschungsaktivitäten, H. Jarausch entwickelt hatten und die in europäischer die vom historischen Jubiläumszyklus weitgehend un- Erweiterung auch zukünftig ein Schwerpunktthema berührt blieben. Unser Jahresbericht dokumentiert das des ZZF bilden wird. breite Spektrum der Forschungen am Haus, die von der im 20. Jahrhundert, die im Rahmen eines ZZF-Projekts Sozialgeschichte der SED über alternative Wirtschafts- abgeschlossen wurden. Zugleich haben wir das ZZF formen in Westeuropa und die Geschichte des Fordis- weiter konsolidiert und die Forschungsabteilungen des mus bis hin zur Analyse des transnationalen Rundfunks Instituts neu strukturiert. Die vormalige Abteilung III reichen. Sie alle eint ein sozial- und kulturgeschichtli- zum »Wandel des Politischen« ist in den übrigen Abtei- cher Blick auf die Zeitgeschichte, der auch in der Grund- lungen des ZZF aufgegangen, während mit Rüdiger Graf lagenforschung aktuell relevante Fragen aufgreift. ein neuer Leiter für die Abteilung II zur »Geschichte Diese Forschungsprojekte diskutierten die Mitarbeite- des Wirtschaftens« gewonnen werden konnte. Das rinnen und Mitarbeiter des Instituts nicht nur auf den Institut verfügt jetzt über vier Forschungsabteilungen, 19 vom ZZF (mit-)veranstalteten Tagungen und Work- die über neue Querschnittsprojekte noch stärker mit- shops, sondern auch auf insgesamt zehn Sektionen des einander verzahnt werden. 50. Deutschen Historikertages in Göttingen. Dies gilt insbesondere für das Projekt »Aufbrü- Zudem engagierte sich das Institut bei der Zu- che in die digitale Gesellschaft. Die Computerisierung sammenarbeit innerhalb der Leibniz-Gemeinschaft. Im in der Bundesrepublik und DDR«, das im Leibniz-Wett- Rahmen des vom ZZF geleiteten Leibniz-Forschungs- bewerbsverfahren 2014 erfolgreich beantragt wurde verbunds »Historische Authentizität«, der erneut erfolg- und im Juni 2014 seine Arbeit aufgenommen hat. Das reich Fördermittel einwerben konnte, hat das ZZF zwei abteilungsübergreifende Forschungsvorhaben geht vor größere Tagungen mitveranstaltet, die sich unter ande- allem der Frage nach, wie die Einführung von Compu- rem mit der »Authentisierung von StadtLandschaften« tern gesellschaftliche Kontrollstrukturen und das Ar- beschäftigt haben. Innovative Zugänge zur Erforschung beitsleben bis 1990 veränderte. Dabei werden der EDV- der Erinnerungskultur entwickelte das ZZF durch die Einsatz bei Polizei und Geheimdiensten, bei den Spar- Tagung »Geschichte als Erlebnis«, die das zunehmende kassen und bei den Sozialversicherungen sowie die Einspielen von Geschichte in Inszenierungen und Me- Sub- und Gegenkulturen in der Computerszene unter- dien untersuchte. Abgeschlossen wurde 2014 das in- sucht. Einen ersten Eindruck von diesem spannenden ternationale Vernetzungsprojekt zur »Physischen Ge- Projekt vermitteln die Fotos aus der Bildstrecke des walt im Spätsozialismus«, auf dessen bilanzierender vorliegenden Jahresberichts. Tagung Jan Philipp Reemtsma über die neuere Gewalt- forschung sprach. Seine These, dass physische Gewalt- ausübung nicht als Ausnahmezustand, sondern als gesellschaftlicher Normalfall in Geschichte und Gegen- wart angesehen werden müsse, gewann angesichts der Ereignisse in der Ukraine
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