Jahrbuch 2020 Jahrbuch

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Jahrbuch 2020 Jahrbuch Clausewitz-Gesellschaft • Clausewitz-Gesellschaft Jahrbuch 2020 Eine Publikation der Clausewitz-Gesellschaft e.V. ISBN: 978-3-9816962-6-4 Clausewitz-Gesellschaft e.V. Jahrbuch 2020 Eine Zusammenfassung von Beiträgen aus der Arbeit der Gesellschaft 2020 Die Jahrbücher der Clausewitz-Gesellschaft e.V. Band 16 Jahrbuch 2020 Die Deutsche Bibliothek – CIP-Einheitsaufnahme Ein Titeldatensatz für diese Publikation ist bei der Deutschen Bibliothek erhältlich. Herausgeber und Copyright 2021 Clausewitz-Gesellschaft e.V., Hamburg Manteuffelstraße 20, D-22587 Hamburg Internet: www.clausewitz-gesellschaft.de Alle Rechte vorbehalten. Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der Grenze des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung der Clausewitz-Gesellschaft e.V. bzw. der Autoren unzulässig. Redaktion und Lektorat: Hans-Joachim Gemballa, Werner Baach, Wolfgang Fett, Clausewitz-Gesellschaft e.V. Layout und Satz: Marcel Baganz, Werbeagentur Baganz Umschlaggestaltung: Marcel Baganz, Werbeagentur Baganz Gesamtherstellung: Clausewitz-Gesellschaft e.V. Umschlagabbildung: Clausewitz-Gesellschaft e.V. ISBN: 978-3-9816962-6-4 2 Inhalt Seite Editorial 6 Der besondere Beitrag Auftrag Landes- und Bündnisverteidigung Eberhard Zorn 14 Kapitel I NATO und Bündnisverteidigung im Wandel der Zeit NATO 2030 – Herausforderungen und Notwendigkeiten im kommenden Jahrzehnt Horst-Heinrich Brauß 24 Die neue Atomwaffendebatte und die NATO Helmut W. Ganser 45 Die Planung von Operationen in der Northern Army Group (NORTHAG) im Wandel Friedrich K. Jeschonnek 58 Kapitel II Aktuelle Entwicklungen in der Sicherheits- und Verteidigungspolitik Europa im Kreuzstütz – seine Befähigung zur Weltpolitik? Klaus Olshausen 88 Die Stärkung multinationaler Organisationen – was können die EU und Deutschland leisten? Ueli Lang 114 Kapitel III Bundeswehr Die Reserve der Zukunft – über die neue Relevanz der Reserve Patrick Ernst Sensburg Knud Neuhoff 130 3 Sicherheitspolitik hinter Klostermauern. Frank Heinz Bauer 153 Kapitel IV Clausewitz gestern und heute Gesamtstaatliche Sicherheitsvorsorge in Zeiten von Pandemien: Wie resilient sind Gesellschaft, Politik und kritische Infrastrukturen? Relevanz Clausewitzscher Erkenntnisse heute. Kurt Herrmann 176 Anmerkungen zur Clausewitz-Rezeption in China Oliver Corff 210 Kapitel V Historische Themen Der 20. Juli 1944 im Spannungsfeld zwischen Legalität und Legitimität Michael P. Vollert 230 Zum einhundertsten Geburtstag Georg Lebers am 7. Oktober 2020 Otto-Eberhard Zander 250 Schwerpunkte der Clausewitz-Gesellschaft für das Jahr 2021 272 Bildnachweis 276 4 5 EDITORIAL Liebe Angehörige der Clausewitz Gesellschaft, Freunde und Förderer, liebe Leser unseres Jahrbuchs 2020, zum 16. Mal in Folge geben wir das Jahrbuch der Clausewitz-Gesellschaft heraus. Als der neue Präsident, seit nun einem halben Jahr im Amt, ist es mir eine besondere Ehre, dies mit einem kurzen Vorwort zu eröffnen. Wie wir alle, hatten wir uns zu Beginn des Jahres vieles vorgenommen. Die Zielsetzung für das Jahr in der Arbeit der Gesellschaft waren klar formuliert: Das BERLINER COLLOQUIUM im März war unter das Thema „Multila- teralismus in der Krise – Welche Zukunftsperspektiven haben die bisherigen Stabilität, Sicherheit, Frieden und Wohlstand fördernden multinationalen Institutionen?“ gestellt. Bei der 54. SICHERHEITSPOLITISCHEN INFORMATIONSTAGUNG an der Führungsakademie der Bundeswehr stand das Thema „Afrika: Konti- nent der Chancen oder Konfliktregion düsterer Prognosen?“ im Mittelpunkt. Das 16. CLAUSEWITZ STRATEGIEGESPRÄCH in der Vertretung Sachsen-Anhalts beim Bund sollte die Fragen der Nuklearstrategie nach Auf- kündigung des INF – Vertrages behandeln. Das CLAUSEWITZ-FORUM 2020 war in Zusammenarbeit mit dem EGMONT Royal Institute for International Relations in Brüssel geplant und sollte die Fragen der vertieften Integration zur Stärkung der Handlungsfähig- keit in der EU, vor allem auch zur Steigerung der Effizienz und Einsatzfähig- keit von Streitkräften, behandeln. Die Sektion Schweiz unserer Gesellschaft und die Regionalkreise planten eine Fülle von Veranstaltungen zu einer Vielzahl von sicherheitspolitischen Fragen im nationalen und internationalen Umfeld. CORONA stand nicht auf der Tagesordnung. Zwar war die Krankheit bei der Erstellung des Jahrbuchs 2020 in China bereits ausgebrochen, hatte Europa und Amerika aber erst mit ersten Spuren erreicht. Alle handelnden Akteure glaubten verständlicherweise, dass man die Verbreitung beherrschen könne, dass ausreichend Sicherheitsvorkehrungen getroffen seien, die medizinischen 6 Kapazitäten ausreichend wären, bis hin zu der Behauptung, es sei ja eigentlich nur ein „Schlimmer Schnupfen“. CORONA hat uns alle eines Besseren belehrt. Das Jahr 2020 war anders als das, was wir alle als unseren Alltag und unsere Interessen kennen und lieben gelernt haben - über Jahrzehnte, in fast völliger Freiheit, Unbeschwertheit und gemeinschaftlichem Wohlstand. Wir haben damit alle zusammen als selbstverständlich hingenommen, was nicht selbst- verständlich ist, und was es niemals sein wird. Vor allem wohl deshalb waren viele Bereiche des öffentlichen Lebens schlichtweg überfordert. Die vergangenen Wochen und Das gesellschaftliche Gesundheitswe- Monate haben uns gelehrt, wieder mit Ungewiss- sen ist elementarer Bestandteil der heit zu leben, Einschränkungen im Sinne der staatlichen Sicherheitsvorsorge und Gemeinschaft hinzunehmen und ständig zu darf nicht Spielwiese für Spekulati- prüfen, was welches Risiko wert ist. Das ist in onen und Gerüchte sein. Deutschland und bei unseren deutschsprachigen Nachbarn im internationalen Vergleich noch recht gut gelungen, auch wenn die Infektions- und Verlustzahlen fast unerträglich sind. Die Masse der Bevölkerung war einsichtig, diszipliniert und bereit, einen persönlichen Beitrag zu leisten. Sorgen machen die wenigen, die ihre Freiheit in der freiesten deutschen Staatsform in der Geschichte gefährdet sehen, weil sie sich ein Stück Tuch zum Schutz ihrer Mitmenschen vor Mund und Nase binden sollen. Bundesminister Spahn hatte recht, als er als einer der wenigen verantwortli- chen Politiker in Deutschland, ja auch weit darüber hinaus im Sommer sagte, er bewundere all jene, die von Anfang an gewusst hätten, wie man es richtig macht. Er selber habe das nicht gewusst. Das war ehrlich, nachvollziehbar und verständlich. Wir waren als Gesellschaft auf eine derartige Form von Notstand einfach nicht vorbereitet. Und das muss uns zu denken geben. Das gesellschaftliche Gesundheitswesen ist elementarer Bestandteil der staatli- chen Sicherheitsvorsorge und darf nicht Spielwiese für Spekulationen und Ge- rüchte sein. Die Älteren unter uns haben, wie ich, völlig selbstverständlich die verpflichtende Pockenschutzimpfung in beide Arme erhalten, viele von uns haben die Narben bis heute behalten. Schluckimpfung gegen Kinderlähmung war Pflicht, meine ältere Schwester wurde verpflichtend in die Kinderlandver- schickung beordert, weil sie in der Nachkriegszeit untergewichtig war. Meine 7 Masern durchlebte ich im abgedunkelten Zimmer zu Hause, das hinterher staatlicherseits desinfiziert wurde. Das alles war richtig und gut. Die Pocken, die Masern und auch die Tuberkulose haben ihre Bedrohlichkeit verloren, sind „im Griff“. Corona wird das auch irgendwann sein, es ist an uns allen, wie viele auf dem Weg dahin leiden, gegebenenfalls auch sterben müssen. Zum ersten Mal seit langer Zeit ist gemeinschaftliches Handeln wichtiger als ausgelebter Individualismus. Aber es ist nicht nur das staatliche Gesundheitswesen, das uns in 2020 viel abverlangt hat, so viele auch unserer geplanten Veranstaltungen ausfallen oder stark verändert stattfinden ließ. Die Folgen der Pandemie lassen sich noch nicht absehen, sie werden gesellschaftliche Veränderungen erzwingen. Vieles, was gestern noch besonders wichtig und Die weltpolitische Ordnung, an die wir uns von Bedeutung war, wird es so nicht über Jahrzehnte gewöhnt hatten, die wir in mehr sein. Ganze Berufszweige werden unserem Sinne mit unseren Wertvorstellungen sich verändern, einige werden die Krise vorantreiben wollten, ist ins Wanken geraten. nicht überstehen, andere hervorstechen. Die Instrumente der Politik und der Diploma- Home Office wird im Dienstleistungswe- tie scheinen darauf nicht vorbereitet zu sein. sen eher Regel als Ausnahme werden, auch weil es sich irgendwann nicht mehr rechnet, teuren Büroraum in den Innenstädten zu mieten, in die alle Mitarbeiter dann pendeln müssen. Dies wird sich auf den Verkehr, das kostbare Zeitmanagement, bezahlbaren Wohnraum und nicht zuletzt auf Berufszufriedenheit und wirtschaftliche Effizienz auswirken. Die Auswirkungen auf den globalisierten Welthandel lassen sich ebenso wenig voraussagen wie die Auswirkungen auf ganze Wirtschaftszweige daheim. Das Sicherheitsempfinden der Bürger ist erschüttert, und leider ebenso das Vertrauen in handelnde Politik und die staatlichen Organe der Exekutive, Legislative und Jurisdiktion. Das gibt Anlass zur Sorge. Zeitgleich erwachsen weltpolitisch gravierende Herausforderungen – man ist versucht, zu sagen, wie das immer so ist und war. Es war eine vergleichbare Herausforderung, mit der sich Carl von Clausewitz auseinandersetzte, am Ende der absolutistischen Zeit, konfrontiert mit revolutionären Neuansätzen der Staatsführung sowie einer modernen Kriegsführung mit Massenheeren. Sein Lehrmeister war Gerhard von Scharnhorst, und ich durfte in der Gene- ralstabsausbildung über dessen Ausbildung unter dem Grafen Wilhelm von 8 Schaumburg-Lippe meine Jahresarbeit schreiben. Vieles

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