Rechtsextremismus ist allgegenwärtig. Der Band liefert einen Überblick über den Forschungs- stand zu den Fragen, was Rechtsextremismus kennzeichnet, wie er in Erscheinung tritt und STUDIENKURS POLITIKWISSENSCHAFT welche Erklärungen es für seine Entstehung und Erfolge gibt. In der Neuauflage sind die jüngsten Entwicklungen integriert und um einen europäischen Vergleich ergänzt. Samuel Salzborn ist apl. Professor für Politikwissenschaft am Institut für Politikwissenschaft der Justus-Liebig-Universität Gießen und Visiting Fellow am Centre for the Study of Democratic Cultures and Politics der Rijksuniversiteit Groningen. STUDIENKURS POLITIKWISSENSCHAFT Samuel Salzborn Stimmen zu den Vorauflagen: »Wenn ein Lehrbuch in der Politikwissenschaft innerhalb kürzester Zeit in der dritten Auflage erscheint, ist es entweder besonders gut geschrieben oder so aktuell, dass eine große Nachfrage nach fachlichem Rechtsextremismus Basiswissen benötigt wird, um gesellschaftliche Phänomene besser einzuordnen. Im Falle von Samuel Salzborns Einführungswerk zum Thema Rechtsextremismus treffen beide Faktoren zu. Gerade in Zeiten einer gesellschaftlichen Zuspitzung helfen solche Werke, den Überblick zu behalten und Argumente Salzborn Erscheinungsformen und Erklärungsansätze gegen eine rechte Normalisierung aufzunehmen.« Maik Fielitz, www.socialnet.de, 11/2018 »Das Buch eignet sich sowohl für Studienanfänger als auch zur Unterrichtsvorbereitung für Oberstu- fen; zugleich bietet es für zivilgesellschaftliche Akteure, die sich gegen Rechtsextremismus engagieren wollen, einen Gewinn.« Dr. Dirk Burmester, pw-portal.de, 8/2014 »Salzborns Band kommt das Verdienst zu, für die politikwissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Thema eine nützliche Einführung geschrieben zu haben. Die Formulierung von Übungsaufgaben zu Diskussion und Reflexion sowie die Literaturhinweise auf Ansätze und Bücher verstärken diesen Gebrauchswert.« 4. Auflage Prof. Dr. Armin Pfahl-Traughber, bnr.de, 5/2014 Rechtsextremismus 4. Auflage ISBN 978-3-8487-6759-5 Nomos BUC_Salzborn_6759-5_4A.indd Alle Seiten 05.08.20 15:26 https://www.nomos-shop.de/titel/rechtsextremismus-id-87697/ STUDIENKURS POLITIKWISSENSCHAFT Lehrbuchreihe für Studierende der Politikwissenschaft an Universitäten und Hochschulen Wissenschaftlich fundiert und in verständlicher Sprache führen die Bände der Reihe in die zentralen Forschungsgebiete, Theorien und Methoden der Politikwissenschaft ein und vermitteln die für angehende WissenschaftlerInnen grundlegenden Studieninhalte. Die konsequente Problemorientierung und die didaktische Auf- bereitung der einzelnen Kapitel erleichtern den Zugriff auf die fachlichen Inhalte. Bestens geeignet zur Prüfungsvorbereitung u.a. durch Zusammenfassungen, Wissens- und Verständnisfragen sowie Schaubilder und thematische Querweise. BUT_Salzborn_6759-5_4A.indd 2 05.06.20 13:02 https://www.nomos-shop.de/titel/rechtsextremismus-id-87697/ Samuel Salzborn Rechtsextremismus Erscheinungsformen und Erklärungsansätze 4., aktualisierte und erweiterte Auflage Nomos BUT_Salzborn_6759-5_4A.indd 3 05.06.20 13:02 https://www.nomos-shop.de/titel/rechtsextremismus-id-87697/ Onlineversion Nomos eLibrary Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. ISBN 978-3-8487-6759-5 (Print) ISBN 978-3-7489-0831-9 (ePDF) 4. Auflage 2020 © Nomos Verlagsgesellschaft, Baden-Baden 2020. Gedruckt in Deutschland. Alle Rechte, auch die des Nachdrucks von Auszügen, der fotomechanischen Wiedergabe und der Übersetzung, vorbehalten. Gedruckt auf alterungsbeständigem Papier. BUT_Salzborn_6759-5_4A.indd 4 05.06.20 13:02 Inhalt Einleitung 7 https://www.nomos-shop.de/titel/rechtsextremismus-id-87697/I. Was ist Rechtsextremismus? 11 1. Rechtsextremismus? Rechtsradikalismus? Rechtspopulismus? Neonazismus? Neofaschismus? Begriffsverständnisse in der Diskussion 13 2. Elemente rechtsextremer Weltanschauung 19 II. Erscheinungsformen 31 3. Geschichte der extremen Rechten: Deutschland im europäischen Kontext 31 4. Parteien 39 5. Exkurs: Die rechtsextreme Parteienfamilie in Europa 46 6. Neonazismus, militante Organisationen und Rechtsterrorismus 58 7. Medien und Kommunikation: Presse, Internet, Musik 66 8. „Neue“ und intellektuelle Rechte 75 9. Öffentlichkeit und Alltag 86 10. Exkurs: Kampagnenpolitik im Rechtsextremismus der Gegenwart 92 III. Erklärungsansätze 101 11. „Normale Pathologie“ 104 12. Extremismus und Totalitarismus 108 13. Tradition, politische Kultur und Extremismus der Mitte 114 14. Autoritarismus, Sozialisation und Geschlecht 120 15. Deprivation, soziale Bewegung und (Jugend-)Protest 126 16. Modernisierung, Desintegration und Individualisierung 133 IV. Präventions- und Interventionsmöglichkeiten 141 Literatur 153 Stichwortverzeichnis 181 5 4. Parteien Weiterführende Literatur Gideon Botsch: Die extreme Rechte in der Bundesrepublik Deutschland 1949 bis heute, Darmstadt 2012. https://www.nomos-shop.de/titel/rechtsextremismus-id-87697/Anton Maegerle: Globalisierung aus Sicht der extremen Rechten, Braunschweig 2005. Heribert Schiedel: Extreme Rechte in Europa, Wien 2011. 4. Parteien In der unmittelbaren Nachkriegszeit fokussierten die Bestrebungen der Altnazis in der Bundesrepublik darauf, ihrer Strafverfolgung zu entgehen oder unter Annah- me von Deckidentitäten bzw. in der Hoffnung, dass ihre Vergangenheit nicht er- mittelt oder zumindest nicht als Problem angesehen wird, im politischen, medialen und ökonomischen Bereich weiter zu agieren, auch und gerade in Parteien, die nicht dem rechtsextremen, sondern dem konservativen bzw. liberalen Spektrum zuzuordnen waren (vgl. Ionescu/Salzborn 2014). Neben Versuchen der Vertu- schung der eigenen NS-Vergangenheit und/oder dem Versuch, durch subtile Inte- gration auf diesem Weg nationalsozialistisches Gedankengut im demokratischen Kontext weiter vertreten zu können, war die dritte Variante des Umgangs mit dem Nationalsozialismus, explizit in an diesen anschließenden Organisationen daran zu arbeiten, die NS-Verbrechen, insbesondere die Shoah zu leugnen, den National- sozialismus zu verherrlichen und an einer Wiedererrichtung eines den Nationalso- zialismus plagiierenden Systems zu arbeiten. Einen wesentlichen Anteil daran hatten die außerparlamentarischen Organisatio- nen im neonazistischen Spektrum (vgl. Kap. 6), aber auch rechtsextremen Parteien kam von Anfang eine Schlüsselstellung hierbei zu. Während dem ersten Deutschen Bundestag (1949–1953) gleich mehrere, kleine rechtsextreme und rechtskonserva- tive Parteien angehören, an deren Namen man sich heute kaum noch erinnert (Deutsche Partei DP; Deutsche Konservative Partei-Deutsche Rechtspartei DKP- DRP; Wirtschaftliche Aufbau-Vereinigung WAV; vgl. Stöss 2013: 581ff.), sind es vor allem zwei Parteien, die die ersten Nachkriegsjahrzehnte im rechten Milieu prägten: die im Oktober 1949 in Hannover gegründete Sozialistische Reichspartei (SRP) und der im Januar 1950 in Kiel gegründete Block der Heimatvertriebenen und Entrechteten (BHE – später: Gesamtdeutscher Block/BHE). Während die SRP offen an den Nationalsozialismus anschloss (vgl. Büsch/Furth 1957; Hansen 2007), verfolgte der BHE vor allem gebiets- und geschichtsrevisionistische Anlie- gen, verbunden mit einer innenpolitisch ausgerichteten Entschädigungsrhetorik für die Flüchtlinge aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten (vgl. Neumann 1968). Beide Organisationen waren, bis hinauf in ihre höchsten Führungsgremien, von hochrangigen Altnazis besetzt und stellten den offensichtlichsten Ausdruck einer direkten Verknüpfung von weltanschaulichen, organisatorischen und zu- gleich personellen Kontinuitätslinien dar. Für die SRP, die aufgrund ihrer nationalsozialistischen und antidemokratischen Orientierung 1952 vom Bundesverfassungsgericht als erste Partei in der Geschich- te der Bundesrepublik verboten wurde, ist vor allem ihr noch Jahrzehnte später in der rechtsextremen Szene verehrter Mitgründer und stellvertretender Bundesvor- 39 II. Erscheinungsformen sitzender Otto Ernst Remer, gegen den 1952 auch eines der wenigen (erfolglosen) Verfahren mit dem Ziel des Entzuges der Grundrechte nach Art. 18 GG vor dem Bundesverfassungsgericht angestrengt wird (dem er sich zunächst durch Flucht nach Ägypten entzieht), zentral, der im Nationalsozialismus bis zur Funktion ei- https://www.nomos-shop.de/titel/rechtsextremismus-id-87697/ nes Generalmajors aufstieg und an der Niederschlagung des Anschlags auf Hitler vom 20. Juli 1944 beteiligt war. Bei dem BHE, der aufgrund der erfolgreichen Vertriebenenintegration in der Bundesrepublik und der milliardenschweren Ent- schädigungszahlungen an die Flüchtlinge, nach und nach an Bedeutung verliert und schließlich Anfang 1961 mit der DP zur Gesamtdeutschen Partei fusioniert, hat eine ähnlich charismatische Funktion Theodor Oberländer, im zweiten Kabi- nett Adenauer Bundesminister für Vertriebene, Flüchtlinge und Kriegsgeschädigte. Oberländer war bereits am 9. November 1923 mit Hitler zur Feldherrnhalle mar- schiert und unter anderem Reichsführer des Bundes Deutscher Osten, Gauamtslei- ter der NSDAP, SA-Führer und Leiter des Landesverbandes Ostpreußen des Ver- eins für das Deutschtum im Ausland (vgl. Salzborn 2001: 131ff.). Hochrangige BHE-Politiker wie Linus Kather, der auch an Schlüsselstellungen bei den Vertrie- benenverbänden agiert hat, wechseln später auch zur NPD. Nach dem SRP-Verbot fehlt es in der rechtsextremen Szene an integrativer Kraft, die rechtsextremen Organisationen in den 1950er Jahren orientieren entweder
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