Bayerische Verfassung Und Grundgesetz

Bayerische Verfassung Und Grundgesetz

Verfassung des Freistaates Bayern + Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland Verfassung des Freistaates Bayern Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland VERFASSUNG DES FREISTAATES BAYERN GRUNDGESETZ FÜR DIE BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND Redaktionelle Anmerkung: Die unterschiedlichen Versionen der Rechtschreibung im Text des Grundgesetzes sind historisch bedingt und beruhen auf der jeweiligen Schreibweise in der amtlichen Bekanntmachung. Herausgeber: Bayerische Landeszentrale für politische Bildungsarbeit München Bearbeitet von Konrad Stollreither, ab 2009 von Dr. Stefanie Martin (Stand: 1. November 2017) www.blz.bayern.de Gestaltung / Satz: MUMBECK - Agentur für Werbung GmbH, Wuppertal Druck: CPI books GmbH, Leck Ilse Aigner Präsidentin des Bayerischen Landtags Bayern kann auf eine über 200-jährige Geschichte als Verfassungsstaat zurückblicken. Bereits mit der Kon- stitution von 1818 wurden erste Elemente einer poli- tischen Volksvertretung im Staatsapparat festgeschrie- ben. Auch wenn es bis zur Verwirklichung eines echten parlamentarischen Systems noch ein weiter Weg war, legte diese Verfassung den Grundstein für die Emanzi- pation der damaligen Untertanen gegenüber der mo- narchischen Obrigkeit. Erst nach dem Ende des Ersten Weltkrieges wurde das Volk mit der Ausrufung des Freistaates tatsächlich zum verfassungsrechtlichen Souverän. Zugleich erhielten alle Bürgerinnen und Bürger das Recht, sich mit aktivem und passivem Wahlrecht an der demokratischen Wil- lensbildung zu beteiligen. Erst nach den dunklen Jahren des NS-Regimes konnte sich der Parlamentarismus in Bayern ab 1946 voll entfalten. Die Bayerische Verfassung bildet seither die Grundlage für eine positive Entwicklung unseres Staates auf der Basis von Rechtsstaat und einer freiheitlich-demokrati- schen Grundordnung. Dabei haben die Menschen ihren Wortlaut immer wieder an die jeweiligen Gegebenheiten angepasst, um so ihre Inhalte aktiv zu gestalten und zu leben. Durch diese Dynamik ist die bayerische Verfas- sung auch heute eine zeitgemäße Richtschnur für die Ausgestaltung unseres gesellschaftlichen Zusammen- lebens. Deshalb wollen wir dieses Regelwerk allen Bürgerinnen und Bürgern in geeigneter Weise zugänglich machen. Diesem Anspruch fühlt sich die vorliegende Publikation verpflichtet und vereint die Verfassung des Freistaates 5 Bayern sowie das Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland in diesem neuaufgelegten Band. Allen Leserinnen und Lesern wünsche ich eine erkennt- nisreiche Auseinandersetzung mit den Texten, die unser tägliches Leben konstituieren und prägen – zum Wohle unserer Demokratie. Ilse Aigner Präsidentin des Bayerischen Landtags 6 GESAMTÜBERSICHT Abkürzungen 8 Verfassung des Freistaates Bayern 9 Inhaltsübersicht 9 Text mit Anmerkungen 10 Bayernhymne 82 (Urtext: Michael Oechsner, Melodie: Max Kunz) Zur Geschichte der Bayernhymne 83 Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland 89 Inhaltsübersicht 90 Text mit Anmerkungen 93 Nationalhymne 205 (Text: Hoffmann von Fallersleben; Melodie: Joseph Haydn) Zur Geschichte der Nationalhymne 206 Stichwortregister 209 7 ABKÜRZUNGEN Abs. Absatz Art. Artikel BayBG Bayerisches Beamtengesetz mit Änderungen BayBSVK Bereinigte Sammlung der Verwaltungsvorschriften des Bayer. Staatsministeriums für Unterricht und Kultus BayRS Bayerische Rechtssammlung BayVerfGH Bayerischer Verfassungsgerichtshof Bek. Bekanntmachung BGBI. Bundesgesetzblatt (Teil) I, II oder III BIP Brutto-Inlandsprodukt BV Verfassung des Freistaates Bayern vom 2. Dezember 1946 (BayBS I S. 3) mit Änderungen BVerfG Bundesverfassungsgericht EAG Europäische Atom-Gemeinschaft EEA Einheitliche Europäische Akte EG Europäische Gemeinschaft EGKS Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl EGStPO Einführungsgesetz zur Strafprozeßordnung EGV Vertrag über die Europäische Gemeinschaft Einigungsvertrag Vertrag zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik über die Herstellung der Einheit Deutsch- lands – Einigungsvertrag – vom 31. August 1990, BGBl. II S. 885. EU Europäische Union EuGH Europäischer Gerichtshof EUV Vertrag über die Europäische Union EWG Europäische Wirtschaftsgemeinschaft EWI Europäisches Währungsinstitut EWS Europäisches Währungssystem EZB Europäische Zentralbank EZBS Europäisches Zentralbank-System GASP Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik GeschOLT Geschäftsordnung des Landtags GG Grundgesetz vom 23. Mai 1949 (BGBl. I S. 1) mit Änderungen GVBI. Bayerisches Gesetz- und Verordnungsblatt i. d. F. in der Fassung i. V. m. in Verbindung mit KMBI. Amtsblatt des Bayerischen Staatsministeriums für Unterricht und Kultus Amtsblatt des Bayerischen Staatsministeriums für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst RGBI. Reichsgesetzblatt StAnz. Bayerischer Staatsanzeiger StPO Strafprozeßordnung VerfGHG Gesetz über den Verfassungsgerichtshof VGH Bayerischer Verwaltungsgerichtshof VO Verordnung WEU Westeuropäische Union WRV Verfassung des Deutschen Reiches vom 11. August 1919 (Weimarer Reichsverfassung) Artikelangaben ohne den Zusatz „BV“ oder „GG“ beziehen sich im Rahmen des Teils „Bayeri- sche Verfassung“ stets auf diese, im Rahmen des Grundgesetzteiles stets auf das Grundgesetz. 8 Verfassung des Freistaatss Bayern VERFASSUNG DES FREISTAATES BAYERN Inhaltsübersicht INHALTSÜBERSICHT ERSTER HAUPTTEIL Aufbau und Aufgaben des Staates 10 1. Abschnitt – Die Grundlagen des Bayerischen Staates 10 2. Abschnitt – Der Landtag 16 3. Abschnitt – Der Senat 25 4. Abschnitt – Die Staatsregierung 25 5. Abschnitt – Der Verfassungsgerichtshof 32 6. Abschnitt – Die Gesetzgebung 35 7. Abschnitt – Die Verwaltung 38 8. Abschnitt – Die Rechtspflege 43 9. Abschnitt – Die Beamten 45 ZWEITER HAUPTTEIL Grundrechte und Grundpflichten 47 DRITTER HAUPTTEIL Das Gemeinschaftsleben 58 1. Abschnitt – Ehe, Familie und Kinder 58 2. Abschnitt – Bildung und Schule, Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen und der kulturellen Überlieferung 59 3. Abschnitt – Religion und Religionsgemeinschaften 66 VIERTER HAUPTTEIL Wirtschaft und Arbeit 69 1. Abschnitt – Die Wirtschaftsordnung 69 2. Abschnitt – Das Eigentum 71 3. Abschnitt – Die Landwirtschaft 73 4. Abschnitt – Die Arbeit 74 Schluss- und Übergangsbestimmungen 77 Die seitlichen Inhaltshinweise sowie die Anmerkungen in kursiv sind nicht Bestandteile der Bayerischen Verfassung bzw. des Grundgesetzes. 9 Art. 1 Die Grundlagen des Bayerischen Staates TEXT MIT ANMERKUNGEN Verfassung des Freistaates Bayern Präambel- Angesichts des Trümmerfeldes, zu dem eine Staats- und Vorspruch Gesellschaftsordnung ohne Gott, ohne Gewissen und ohne Achtung vor der Würde des Menschen die Überle- benden des zweiten Weltkrieges geführt hat, in dem festen Entschluß, den kommenden deutschen Geschlechtern die Segnungen des Friedens, der Mensch- lichkeit und des Rechtes dauernd zu sichern, gibt sich das Bayerische Volk, eingedenk seiner mehr als tausendjährigen Geschichte, nachstehende demokrati- sche Verfassung. ERSTER HAUPTTEIL Aufbau und Aufgaben des Staates 1. ABSCHNITT Die Grundlagen des Bayerischen Staates Artikel 1 Bayern als (1) Bayern ist ein Freistaat. Freistaat (2) Die Landesfarben sind Weiß und Blau. Landesfarben – (3) Das Landeswappen wird durch Gesetz bestimmt. Landeswappen Zu Absatz 1: Freistaat ist die Übersetzung von Republik. Einer Wiedereinführung der Monarchie stünde Art. 28 Abs. 1 Satz 1 GG entgegen. Zu Absatz 2 siehe die Verwaltungsanordnung über die bayerischen Staatsflaggen und die Dienstflaggen an Kraftfahrzeugen i. d. F. der Bek. vom 4. Dezember 2001 (VwAoFlag, GVBl, S. 1077), zuletzt geändert durch Ver- waltungsanordnung vom 8. November 2011 (GVBl. S. 549). Zu Absatz 3 siehe das Gesetz über das Wappen des Frei- staates Bayern vom 5. Juni 1950 i. d. F. der Bek. vom 1. Januar 1983 (WappenG, BayRS II, 168), geändert durch Gesetz vom 7. Mai 2013 (GVBl S. 264), mit Ausführungs- verordnung (AVWpG) i. d. F. der Bek. vom 22. Dezember 1998 (GVBl S. 29), zuletzt geändert durch Gesetz vom 12. Mai 2015 (GVBl S. 82) und Bek. über die Führung des Wappens des Freistaates Bayern vom 12. Okt. 1950 i. d. F. 10 Die Grundlagen des Bayerischen Staates Art. 2 – 3 a der Bek. vom 1. Januar 1983 (BayRS II, 168), zuletzt ge- ändert durch Bek. vom 6. November 2001 (GVBl S. 729). Artikel 2 (1) Bayern ist ein Volksstaat. Träger der Staatsgewalt ist Bayern als das Volk. Volksstaat (2) Das Volk tut seinen Willen durch Wahlen und Ab- stimmung kund. Mehrheit entscheidet. Abs. 2 kennzeichnet Bayern aIs repräsentative Demokra- tie; vgI. Art. 20 GG. Artikel 3 (1) Bayern ist ein Rechts-, Kultur- und Sozialstaat. Er Bayern als dient dem Gemeinwohl. Rechts-, Kultur- (2) Der Staat schützt die natürlichen Lebensgrundlagen und Sozialstaat und die kulturelle Überlieferung. Er fördert und sichert gleichwertige Lebensverhältnisse und Arbeitsbedingun- gen in ganz Bayern, in Stadt und Land. Abs. 2 Satz 1 eingefügt durch Gesetz v. Juni 1984 (GVBI. S. 223), Satz 2 eingefügt durch Gesetz v. 11. November 2013 (GVBI. S. 638). Die Verfassungsbestimmung verIeiht nach der Recht- sprechung des Bayer. Verfassungsgerichtshofs keine Grundrechte und auch keine persönIichen (subjektiven) Rechte für den Staatsbürger, sie ist jedoch unmitteIbar geItendes Recht und nicht nur Programmsatz; Art. 3 ent- spricht den Forderungen, die das GG in Art. 28 Abs. 1 Satz 1 an die verfassungsmäßige Ordnung in den Län- dern steIIt; vgI. Art. 20 GG. Artikel 3 a Bayern bekennt sich zu einem geeinten Europa, das Bekenntnis demokratischen, rechtsstaatlichen, sozialen und födera- zu geeintem tiven Grundsätzen sowie dem Grundsatz der Subsidia- Europa rität verpflichtet ist, die Eigenständigkeit

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