Bangkok Themenführung Essen

Bangkok Themenführung Essen

1 „Themenführungen“ – ein Projekt im Unterricht „Deutsch im Tourismus II“ an der Deutschabteilung der Chulalongkorn University, Bangkok Stadtführungen bilden einen festen Bestandteil des Tourismusbereichs. Allerdings gibt es in Bangkok bislang keine thematischen Stadtführungen, die die Stadt und/oder Region unter einem einzelnen Blickwinkel betrachten. Im deutschsprachigem Raum sind Themenführungen dagegen bereits ein fester Bestandteil des Tourismuskonzeptes. So kann man beispielsweise die Stadt Wien nicht nur im Rahmen einer regulären Stadtbesichtigung erkunden, sondern auch mit Fokus auf Wiener Sittengeschichte (Josefine Mutzenbacher: auf den Spuren der Lust durchs alte Wien), mit Blick auf „Spukhäuser und Geistergeschichten“ (Geister, Gespenster und Vampire - gruseliges Wien) oder zum Thema „Geschichte des Strafrechts“ (Mörder, Hexen, Henker - die Wiener Strafrechtsgeschichte) durch die Stadt streifen. Ziel des Kurses Tourismusdeutsch II war deshalb u.a. hier eine Lücke im Tourismus- angebot zu schließen und eine deutschsprachige Themenführung für Bangkok zu ent- wickeln. Das Thema sollte kulturhistorisch interessant sein und mit verschiedenen Sehenswürdigkeiten der Stadt bzw. des Stadtgebietes verknüpft werden können. Dabei war nicht ausschlaggebend, ob die gewählten Stationen zu den sog. Haupt- sehenswürdigkeiten Bangkoks zählen. Als Zeitrahmen der Führung wurde 1 Tag ge- wählt, d.h. alle Stationen mussten realistisch innerhalb dieses Zeitrahmens erreichbar sein. Neben eigenständigem Recherchieren und Zusammenstellen der Informationen unter wissenschaftlichen Gesichtspunkten mussten die Beteiligten auch Kenntnisse über die Machart von Reiseführern sowie Kreativität und Teamgeist einbringen. Für das vorliegende Endprodukt wählten die Autorinnen das Thema „Essen“. Nahrungsmittel und deren Zubereitung sind wichtige Bestandteile aller Kulturen. Sie prägen nicht nur unseren Alltag (man denke z.B. an ein typisches deutsches, englisches oder thailändisches Frühstück), sondern spielen in Traditionen bzw. Bräuchen (z.B. hinsichtlich der Gestaltung von Hochzeitsessen), in der Sprache (z.B. in Form von Sprichwörtern und Redewendungen: „Ein voller Bauch studiert nicht gern“) und in der Literatur (man denke nur an die wichtige Funktion des Brotes im deutschen Volksmärchen) eine bedeutsame Rolle. Was und wie wir essen prägt uns in einem nicht 2 unbeträchtlichem Ausmaß – und jede Epoche hat ihre eigenen Vorstellungen von Essens- (und natürlich auch Trinkens-)konventionen. Anders als im Mittelalter wird heute in Deutschland beispielsweise nicht mehr gängigerweise Bier zum Frühstück konsumiert, und für das Misslingen eines Brauvorgangs können auch nicht mehr die „Bierhexen“ verantwortlich gemacht werden. In der thailändischen Kultur nimmt Essen und Trinken selbstverständlich ebenfalls eine prominente Rolle ein. Die thailändische Küche wird international aufgrund ihres Reichtums an Gewürzen und wegen ihrer frischen Zutaten geschätzt. Zahlreiche Restaurants und Garküchen prägen das Stadtbild Bangkoks. Wer allerdings im vorliegenden Reiseführer einen Streifzug durch verschiedene Restaurants der Stadt erwartet, wird wohl enttäuscht werden. Wir wollen Ihnen stattdessen anhand interessanter Orte einige Aspekte der kulinarischen thailändischen Kultur nahebringen. Da es sich um einen Reiseführer und keine wissenschaftliche Abhandlung handelt, werden alle Quellen erst am Ende angegeben, sodass aus Gründen besserer Lesbarkeit keine Verweise innerhalb des Textes selbst oder in Form von Fußnoten erfolgen. Alle angegebenen Preise entsprechen dem heutigen Stand und können sich selbstverständlich im Laufe der Zeit ändern. Sie beziehen sich auf Ausländer als Touristen, d.h. der Thai-Preis kann niedriger sein. Kommen Sie nun mit auf einen Tagesausflug, der uns zum Jim Thompson-Haus, zur Insel Ko Kret und nach Chinatown führen wird! Viel Vergnügen!! Dr. Antje Streit (DAAD-Lektorin Chulalongkorn Universität) Bangkok, 22.7.2016 3 Ein Tag in Bangkok – eine Stadtführung rund um das Thema „Essen“ Das Jim Thompson-Haus Nach einem stärkenden Frühstück machen wir uns zu unserer ersten Station zum Thema „Essen“ auf, dem Jim Thompson-Haus. Adresse: ถนน พระราม 1 Wang Mai, Pathum Wan, Bangkok 10330, Thailand (nächste BTS-Station „National Stadium“) Telefon:+66 2 216 7368 Öffnungszeiten: 09:00–18:00 Uhr (täglich) Der Eintritt beträgt 150 Baht für Erwachsene Im Haus von Jim Thompson treffen sich asiatische und westliche Kultur. Dabei kann man auch einen kleinen Einblick in die damalige Essenskultur der „Expats“ gewinnen. Das ehemalige Wohnhaus besteht aus 6 traditionellen, ca. 100-jährigen Thaihäusern aus Teakholz und ist von einem wunderschönen tropischen Garten umgeben. Die Häuser sind alle im ursprünglichen Zustand erhalten, da der Eigentümer nur sehr behutsam westliche Elemente einfügte. So ließ Jim Thompson die Eingangshalle mit Treppe ändern, fügte Zwischendächer zwischen den einzelnen Gebäuden ein und installierte ein „modernes“ Badezimmer. 4 Ein Besuch – mit Ausnahme des Gartens – ist nur mit Führung möglich. Leider gibt es diese bislang nicht auf Deutsch, weshalb wir uns der englischsprachigen Führung anschließen werden. Es ist verboten, in den Gebäuden zu fotografieren, sodass wir die wichtigsten Informationen nur schriftlich geben und bedauerlicherweise nicht durch Bilder illustrieren können. Gleich neben dem Eingang auf der rechten Seite sehen wir die ehemalige Küche, in der Jim Thompsons chinesischer Koch auf einem Holzkohlenherd seine thailändischen Menüs zauberte. Aber dort wurde selbstverständlich nicht gegessen, sondern die Dienerschaft brachte die Gerichte ins Speisezimmer, das wir ebenfalls im Rahmen der Führung sehen werden. Dieser für uns interessante Raum liegt neben dem großen Aufenthaltsraum. Mag Jim Thompson hinsichtlich Architektur auch ein Fan des Thailändischen gewesen sein, im Speisezimmer dominieren die westlichen Elemente. Ein mit Porzellan reich gedeckter Tisch lässt an gutbürgerliche Wohnzimmer des westlichen Kulturkreises denken. Auch die damals in Südostasien unüblichen Stühle, auf denen sich Gastgeber und Gäste niederließen, lassen sich hier finden. Traditionellerweise saß man in Thailand auf dem Boden – was Jim Thompson seinen – oft westlichen Besuchern – allerdings nicht zumuten wollte. Essen spielte nicht nur für die tägliche Nahrungsaufnahme eine Rolle, sondern diente auch der Kontaktpflege und des Informationsaustausches. Thompsons Dinnerpartys sollen legendär gewesen sein. Zu den bekanntesten Gästen, die mit einer Einladung geehrt wurden, zählte u.a. der berühmte amerikanische Schriftsteller Somerset Maughan (1874-1965). Mit einer Eigenschaft soll der Gastherr allerdings seine Dienerschaft zur Verzweiflung getrieben haben: man wusste nie wie viele Gäste er einladen würde. Vielleicht amüsierte man sich nach dem Essen mit dem Mäusehaus (19. Jahrhundert) und schloss Wetten darauf ab, welche Maus wohin rennen würde. Auch dieses ungewöhnliche Wohnutensil kann man in den ehemaligen Privaträumen finden. 5 Wer war Jim Thompson? James Harrison Wilson Thompson wurde im Jahr 1906 in Greenville, Dalware (USA) geboren. Der 2. Weltkrieg brachte den Architekten zum CIA und damit hinaus in die Welt. Im Zuge seiner Tätigkeit lernte er Asien und vor allem Thailand kennen und schätzen, sodass er sich 1946 dort dauerhaft niederließ. Zu Beginn plante er seinen Lebensunterhalt im Tourismusbereich zu verdienen und zog sogar einen Kauf des berühmten Oriental Hotels in Erwägung. Bis heute bekannt ist er allerdings wegen des Aus- bzw. Aufbaus der thailändischen Seidenindustrie. Er verband traditionelle Handwerkkunst mit westlicher Vermarktungs- und Produktionstechnik. So zählt Jim Thompson-Seide bis heute zu den beliebten und qualitativ hochwertigen Thailand- Souvenirs. Geheimnisumwittert ist das Ende des erfolgreichen Geschäftsmannes. Er verschwand auf mysteriöse Weise am Ostersonntag 1967 in den Cameron Highlands in Malaysia. Verlief er sich im Dschungel? Wurde er von einem Tiger angefallen? Hatte er einen Herzinfarkt oder war es gar ein Mordkomplott???? Bis heute gibt es darauf keine Antwort. Sicher ist jedoch, dass es sich bei ihm um einen der der bekanntesten und beliebtesten Ausländer in Thailand handelt. Werfen Sie während Ihres ca. 20minütigen Rundgangs auch einen Blick auf die prächtigen Porzellansammlungen, die in verschiedenen Räumen ausgestellt sind. Neben chinesischem Design lassen sich auch Objekte aus verschiedenen thailändischen Epochen finden. Unser besonderer Tipp: Suchen Sie unter den Ausstellungsstücken eine Teekanne ohne Öffnung oben! Wie kam wohl der Tee und das Wasser hinein? Auf der Führung werden Sie es erfahren. 6 Wussten Sie schon, dass nicht nur Mensch und Tier in Thailand Nahrung benötigen, sondern auch die Hausgeister? Überall in Thailand werden Sie auf sog. Geisterhäuschen treffen. Auch das Jim Thompson-Haus besitzt selbstverständlich eines (vor dem Speisezimmer, direkt neben dem Kanal), an dem bis heute den Geistern täglich Essen, Getränke, Blumen und Räucherstäbchen verehrt werden. Da nach altem Glauben Geister allgegenwärtig sind, muss ihnen nach dem Bau eines Hauses ein neues Domizil (eben: das Geisterhäuschen) zur Verfügung gestellt werden. Dies hat i.d.R. das Aussehen eines kleinen Tempels und ist mit kleinen Gips- oder Holzfiguren (Menschen, manchmal auch zusätzlich Tiere) geschmückt. Wenn die Schutzgeister zufrieden sind, dann werden sie dem Ort Glück bringen. Besonders beliebt scheinen in der Geisterwelt rote Getränke als Opfergabe zu sein, denn die sieht man in Bangkok an den Geisterhäuschen besonders oft.

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