Historische Waldentwicklung in der Sächsisch-Böhmischen Schweiz Historický vývoj lesa v eskosaském Švýcarsku Autoren / Autoi: Prof. Dr. E. Csaplovics Dipl.-Geogr., Dipl.-Ing. U. Seiler Dr.-Ing. J. Wild Dresden, März 2013 / Drážany, bezen 2013 Aus dem Wald ist alle europäische Kultur hervorgegangen, die geistige nicht minder als die materielle. Werner Sombart (1863 – 1941), Soziologe und Volkswirt Editorial Der Wald und die darin vorhandenen Holzressourcen begleiten den Menschen seit Anbeginn. Mit keinem anderen Material und seinen Verwendungsmöglichkeiten ist er so lange vertraut, wie mit dem Rohstoff Holz. Auf Grund dieser langen gemeinsamen Geschichte sind die aktuellen mitteleuropäischen Wälder ein Bestandteil einer in Jahr- tausenden geschaffenen und vom menschlichen Handeln beeinflussten Kulturland- schaft. Der Wald hat einen starken Wandel bezüglich seiner Nutzung und Ausprägung erfahren und ist hinsichtlich seiner Artenausstattung stark beeinflusst vom Nutzwert der einzelnen Baumarten. Es dominieren die Wirtschaftsbäume Fichte, Kiefer, Buche und Eiche. Allerdings geht die Bedeutung des Waldes weit über diese Nutzfunktion hinaus. Der Wald ist tief verwurzelt in der menschlichen Kultur und die gemeinsame Vergangenheit spiegelt sich in zahlreichen Sitten und Gebräuchen, in vielen Märchen und Sagen wider (LEIBUNDGUT, 1991). Der ursprünglich natürliche Zustand der Wälder ist heute nur schwer abzuschätzen, denn mit dem Ende der Eiszeit und dem Wiedereinwandern der Baumarten begann auch die Besiedlung Mitteleuropas durch den Menschen (KÜSTER, 2008). Einen Urwald im eigentlichen Sinn gibt es nicht mehr, denn abgesehen von einigen wenigen Resten naturnaher Wälder existieren die heutigen Wälder überwiegend als künstlich angelegte Forstkulturen, die eine mehr oder minder starke Einflussnahme durch den Menschen erfahren haben. Urwaldähnliche, naturnahe Relikte blieben nur dort erhalten, wo eine land- und forstwirtschaftliche Inwertsetzung der Flächen aus klimatischer oder geologi- scher Sicht nicht lohnend erschien. Basierend auf ihrer naturnahen Ausstattung bein- halten diese Waldökosysteme oftmals wertvolle Lebensräume für bedrohte Pflanzen- und Tierarten und stellen eine zu schützende Besonderheit dar. Eine solche mitteleu- ropäische Landschaft, in der Reste einer weitgehend ungestörten Naturlandschaft in Form von großflächigen Wäldern erhalten geblieben sind, war Untersuchungsraum und Arbeitsumfeld für die Realisierung eines grenzübergreifenden Projektes zwischen dem Institut für Photogrammetrie und Fernerkundung der TU Dresden und dem Institut für Botanik der Akademie der Wissenschaften der Tschechischen Republik. Die Forst- und Schutzgebietsverwaltungen in der Nationalparkregion Sächsisch- Böhmische Schweiz stehen vor der Aufgabe mittel- bis langfristige Planungsziele beim Waldumbau zu definieren und diese miteinander abzustimmen. Die grenzüberschrei- tende Zusammenarbeit basiert auf der Grundlage bilateraler Abkommen zwischen der Bundesrepublik Deutschland, dem Sächsischen Umweltministerium und der Tschechi- schen Republik und folgt den Empfehlungen der Weltnaturschutzunion (IUCN) sowie der EUROPARC Federation (Dachorganisation europäischer Großschutzgebiete). Zu den gemeinsamen Aufgaben gehören neben der Naturschutzarbeit, die Umweltbildung und Öffentlichkeitsarbeit sowie die Erforschung und Dokumentation des Naturraumes der Sächsisch-Böhmischen Schweiz (LEITBILD SBS, 2004). Eine grundlegende Voraus- setzung zur Erfüllung dieser Aufgaben bilden vergleichbare Methoden der Datenerhe- bung und -verwaltung. Einen solchen Beitrag zur grenzübergreifenden Erfassung der III historischen Waldentwicklung liefert das in diesem Buch vorgestellte Projekt: „Raum- bezogene Informationen für die Pflege- und Entwicklungsplanung naturnaher Wälder in der Sächsisch-Böhmischen Schweiz“. Das Ziel bestand in der flächengenauen Rekonstruktion der Waldentwicklung auf Grundlage historischer Dokumente der Forsteinrichtung. Für die Bereitstellung dieser Archivalien gilt unser Dank dem Staatlichen Gebietsarchiv Litomice, Zweigstelle Dín-Podmokly, dem Sächsischen Staatsarchiv, Hauptstaatsarchiv Dresden und der Sächsischen Staats- und Universitätsbibliothek in Dresden. Für den Aufbau einer Zeit- reihe von Informationen zum Waldbestand wurden aktuelle Daten der Forsteinrichtung vom Staatsbetrieb Sachsenforst und von der Nationalparkverwaltung Böhmische Schweiz dankenswerterweise zur Verfügung gestellt. Der Datenkomplex zur Waldentwicklung wurde inhaltlich und zeitlich erweitert durch paläoökologische Erhebungen, die einen Einblick in die Vegetationsdynamik seit Ende der Eiszeit ermöglichen. Es wurden pollenanalytische Untersuchungen an Torfprofilen des Kachemoors und des Eisenhübelmoors in der Sächsischen Schweiz realisiert. Be- reits existierende Pollendiagramme für die Böhmische Schweiz wurden mit Ergebnis- sen aus Kohleanalysen verglichen und deren Artenspektren untersucht. Daraus konn- ten Rückschlüsse auf die Waldbrandverteilung und auf deren Einflussfaktoren gewonnen werden. Diese wurden mit Untersuchungen zu dokumentierten Brandereig- nissen im NP Böhmische Schweiz verifiziert. In der Bearbeitung dieser Aufgaben wur- den die Kollegen von den Mitarbeitern der Nationalparkverwaltungen Sächsische und Böhmische Schweiz maßgeblich unterstützt. Ihnen gilt ebenfalls unser Dank. Die Bearbeitung des Projektes konnte im Rahmen des Programms zur Förderung der grenzübergreifenden Zusammenarbeit zwischen dem Freistaat Sachsen und der Tschechischen Republik realisiert werden. Dieses Ziel3/Cíl3 Förderprogramm wird aus Mitteln der Europäischen Union, der Tschechischen Republik und des Freistaates Sachsen finanziert und unterstützt Vorhaben, die in der Umsetzung gemeinsamer wirt- schaftlicher, sozialer und ökologischer Aktivitäten nachhaltige territoriale Entwicklung stimulieren und damit bleibende Spuren im Fördergebiet hinterlassen. An die Qualität der Kooperation wurden entsprechend hohe Ansprüche gestellt, welche durch gemein- same Verantwortung für das Vorhaben und enge Zusammenarbeit der Projektmitarbei- ter eindrucksvoll erfüllt werden konnten. Das Institut für Photogrammetrie und Ferner- kundung der TU Dresden profitierte dabei von seinen zahlreichen Erfahrungen als Lead Partner in der Umsetzung von INTERREG Projekten in der Vergangenheit und fand im Institut für Botanik, der Akademie der Wissenschaften der Tschechischen Re- publik einen zuverlässigen und fachlich hervorragend geeigneten Partner. Für die ad- ministrative Verwaltung des Projektes stand mit dem European Project Center der TU Dresden ein kompetenter Ansprechpartner und Berater zur Seite, der die finanziellen Aspekte des Projektes gewissenhaft und zuverlässig bearbeitete. Unser Dank gilt da- bei vor allem Doris List und Christian Gerhardts. Das vorliegende Buch fasst die Bearbeitungsschritte und Ergebnisse in thematischen Beiträgen zusammen. Die dargestellten Inhalte liefern wertvolle Erkenntnisse zur um- weltgeschichtlichen Erforschung der Sächsisch-Böhmischen Schweiz mit dem Ziel, tiefgehende Einsichten in die Dynamik vergangener Waldzustände zu vermitteln. In diesem Rahmen bietet das Buch auch wertvolle Anregungen für weiterführende Arbei- ten in der Nationalparkregion Sächsisch-Böhmische Schweiz an. Darüber hinaus kann es Impulsgeber für ähnliche Aktivitäten in anderen mitteleuropäischen Waldlandschaf- ten sein, deren Nutzungsgeschichte zu analysieren und Rückschlüsse auf die Walddy- namik abzuleiten. Die Erkenntnisse liefern in jedem Fall wertvolle Erklärungsansätze, IV die dem besseren Verständnis der aktuellen Situation und zur Einschätzung zukünfti- ger Entwicklungsziele dienen können. Ulrike Seiler, Jan Wild & Elmar Csaplovics Dresden, März 2013 Literatur Küster, H., 2008. Geschichte des Waldes, C.H. Beck, München 2003, ISBN 3-406-50279-2 Leibundgut, H., 1991. Der Wald als Erbe und Verpflichtung. Haupt, Bern und Stuttgart 1991, 98 S., ISBN 3-258-04281-0 Leitbild SBS, 2004. Leitbild zur Fortführung und Weiterentwicklung der grenzüber- schreitenden Zusammenarbeit im Naturschutz in der Sächsisch-Böhmischen Schweiz. online verfügbar unter (Stand März 2013): www.nationalpark-saechsische-schweiz.de/red1/sachsens- nationalpark/grenzenlose-natur/ Sombart, W., 1924. Der moderne Kapitalismus. Duncker & Humblot, Berlin, 6. Aufl. V Z lesa vyšla celá evropská kultura, duchovní o nic mén, nežli materiální Werner Sombart (1863 – 1941), sociolog a národohospodá Editorial Les a zdroje deva, které se v nm nacházejí, provázejí lovka od poátk. Žádný jiný materiál a jeho možnosti použití mu nejsou tak dvrn známé jako devo. Souasné stedoevropské lesy jsou tak díky této dlouhé spolené historii souástí kulturní krajiny, po staletí utváené lidskou rukou. Lesy se v oblasti jejich využití a charakteru výraznD zmnily. Jejich druhové složení je siln ovlivnno užitnou hodnotou jednotlivých druh\ devin. Pevládají hospodáTské deviny – smrk, borovice, buk a dub. Význam lesa však tuto užitnou funkci významn pevyšuje. Les je v lidské kultue hluboce zakoenn. Spolená minulost se odráží v celé ad zvyklostí, tradic, v mnoha pohádkách a legendách (LEIBUNDGUT, 1991). Pvodní pirozený stav les lze dnes rekonstruovat již pouze velmi obtížn, protože spolen s koncem doby ledové a migrací druh\ devin zaalo i osídlení stední Evropy lovkem (KÜSTER, 2008). Prales ve vlastním slova smyslu již neexistuje, protože s výjimkou nkolika málo zbytk pTírodních les jsou dnešní lesy tvoeny pevážn umle založenými lesnickými kulturami, více i mén ovlivnnými lovkem. Pralesu blízké, pirozené relikty se dochovaly pouze tam, kde se zemdlské a
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