1226 Boltigen

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143 Geologischer Atlas der Schweiz Atlas géologique de la Suisse Atlante geologico della Svizzera 1: 25 000 1226 Boltigen Erläuterungen 19 Textfiguren, 2 Tabellen und 1 Tafelbeilage verfasst von LUC BRAILLARD Übersetzung MEINRAD THALMANN & STEPHAN DALL’AGNOLO 2015 Schweizerische Eidgenossenschaft Confédération suisse Confederazione Svizzera Confederaziun svizra Bundesamt für Landestopografie swisstopo 2 Empfehlung für die Angabe in einem Literaturverzeichnis Karte: BRAILLARD, L. (2015): Blatt 1226 Boltigen. – Geol. Atlas Schweiz 1: 25 000, Karte 143. Erläuterungen: BRAILLARD, L. (2015): Blatt 1226 Boltigen. – Geol. Atlas Schweiz 1: 25 000, Erläut. 143. Titelbilder Umschlag: Radiolarit des Brendelspitz. Foto Luc Braillard, 2015. Erläuterungen: Spurenfossilien (Helminthoiden) auf Gesteinsoberfläche. Foto Luc Braillard, 2014. Herausgeber © 2015, Bundesamt für Landestopografie, CH-3084 Wabern. – Alle Rechte vorbehalten. Über- setzungen und analoge oder digitale Vervielfältigungen dieses Dokuments oder von Teilen da- von, die nicht ausschliesslich dem privaten Eigengebrauch dienen, sind nur mit Erlaubnis des Herausgebers gestattet. ISSN 1420-2913 ISBN 978-3-302-40075-4 3 INHALTSVERZEICHNIS Vorwort des Herausgebers ........................................................ 4 Zusammenfassung ............................................................... 5 Résumé ......................................................................... 6 Riassunto ����������������������������������������������������������������������� 7 Summary ....................................................................... 8 Einführung ..................................................................... 9 Stratigraphie ..................................................................... 14 Infrapräalpines Melange .................................................... 14 Klippen-Decke ............................................................. 15 Préalpes médianes plastiques .......................................... 15 Préalpes médianes rigides ............................................. 37 Brekzien-Decke ............................................................ 44 Gurnigel-Decke ............................................................ 49 Saane-Decke ............................................................... 53 Dranses-Decke ............................................................. 54 Simmen-Decke ............................................................. 56 Gets-Decke ................................................................ 66 Quartär ......................................................................... 69 Pleistozän ................................................................. 69 Holozän ................................................................... 76 Tektonik ........................................................................ 83 Regionaler Rahmen und geodynamische Betrachtungen ....................... 83 Beschreibung der tektonischen Einheiten ..................................... 83 Störungen ................................................................. 95 Deformationsmodell ........................................................ 97 Erdbeben .................................................................. 98 Mineralische Rohstoffe ........................................................... 99 Hydrogeologie ................................................................... 102 Siedlungsgeschichte �������������������������������������������������������������� 109 Geologische und Archäologische Wanderwege ...................................... 112 Literaturverzeichnis .............................................................. 113 Geologische Karten .............................................................. 123 Anhang ������������������������������������������������������������������������� 125 Beilage .......................................................................... 126 4 VORWORT DES HERAUSGEBERS Mit Atlasblatt 143 Boltigen des Geologischen Atlas der Schweiz 1: 25 000 liegt nun eine aktuelle Bestandsaufnahme der Region vor. Im Auftrag der Geologischen Landesaufnahme begann Dr. Luc Braillard unter der Leitung von Prof. Christian Caron im Jahre 2006 mit der geologischen Aufnahme des Kartengebiets. Er konnte sich auf eine reichhaltige Sammlung von nicht publizierten Manuskriptvorlagen stützen, die von Prof. Jean Tercier und Prof. Christian Caron seit den 1950er- Jahren als Dissertations- und Diplomkartie- rungen für die Universität Freiburg zusammengestellt wurden. Auch Originalkar- ten von Diplomanden und Doktoranden anderer Universitäten (Bern, Neuenburg) sowie publizierte Karten ohne topgrafischen Hintergrund und Berichte geologi- scher Büros wurden berücksichtigt. Weitere Informationen erhielt der Autor von Bundes-, Kantonsbehörden und privaten Gesellschaften. Zwischen 2006 und 2012 unterzog Luc Braillard die bestehenden Vorlagen einer minutiösen Gesamtre- vision, die mit sehr viel Feldbegehungen und Kontrollen einherging. Im Rahmen der Harmonisierung der lithostratigraphischen Einheiten der Schweiz (Projekt Harmos) in Zusammenarbeit mit dem Stratigraphischen Komi- tee der Schweiz (SKS) wurden viele Formationsnamen aufgrund vorhandener Literatur formalisiert und auch neue Formationsnamen vorgeschlagen. Die For- mationen und Members wurden am 16.11.2013 vom Stratigraphischen Komitee der Schweiz in Lausanne genehmigt und können im Stratigraphischen Lexikon der Schweiz online (www.strati.ch) eingesehen werden. Die Erläuterungen zum Atlasblatt Boltigen wurden von Luc Braillard in französischer Sprache verfasst und von Meinrad Thalmann und Dr. Stephan Dall’Agnolo übersetzt. Die Redaktion der Erläuterungen seitens der Landesgeologie erfolgte durch Stephan Dall’Agnolo mit Unterstützung durch Dr. Reto Burkhalter. Im Namen der Schweizerisch Geologischen Kommission begutachteten Prof. Dr. Adrian Pfiffner, Prof. Jon Mosar, Dr. Werner Flück und Dr. Gilles Borel den Inhalt der Karte und der Erläuterungen. Die kartografischen Arbeiten führten Bruno Reber und Remo Trüssel aus. Die Textfiguren und die Tafel wurden von Reto Casty und Stephan Dall’Agnolo bearbeitet, den Schriftsatz gestaltete Renato Howald. Die Geologische Landesaufnahme dankt dem Autor und allen Beteiligten für die geleistete Arbeit, für ihre Beiträge und für die Weitergabe von Informationen. August 2015 Bundesamt für Landestopografie Geologische Landesaufnahme 5 ZUSAMMENFASSUNG Das Gebiet von Atlasblatt Boltigen umfasst ausschliesslich Einheiten der Préalpes. Es sind dies das Infrapräalpine Melange, die Klippen-Decke (Nappe des Préalpes médianes), die Brekzien-Decke, die Gurnigel-Decke, die Saane-Decke, die Dranses-Decke, die Simmen-Decke und die Gets-Decke. Das Infrapräalpine Melange besteht aus einer meist tonigen Matrix mit so- wohl sedimentär eingelagerten Olistolithen als auch tektonischen Schürflingen. Diese Elemente sind nicht nur ultrahelvetischen Ursprungs, sondern stammen auch von strukturell höheren Einheiten (Klippen-Decke, Gurnigel-Decke). Der Linsengehalt im Infrapräalpinen Melange ist regional abhängig davon, welche tek- tonische Einheit im Liegenden und Hangenden dazu beitragen. Die Klippen-Decke wird aufgrund ihres strukturell heterogenen Verhaltens in zwei Teilbereiche gegliedert: die Préalpes médianes plastiques, mit vorwiegend biegsamem Verhalten, und die Préalpes médianes rigides mit eher starrem Cha- rakter. Die Gesteine der Préalpes médianes plastiques widerspiegeln marine Be- dingungen (Subbriançonnais) mit kontinuierlicher Sedimentation von der Späten Trias bis ins Eozän. Im Frühen und Mittleren Jura führte synsedimentäre Tekto- nik in diesem Vorbecken zur Briançonnais-Schwelle zur Individualisierung von Teilgebieten mit starken lateralen Fazieswechseln. In generalisierender Weise wur- den auf Atlasblatt Boltigen vier Teilgebiete ausgeschieden. Die Préalpes médianes rigides stellen die Schwellenfazies mit flachmarinen Ablagerungsbedingungen und zahlreichen Sedimentationslücken dar. Die Brekzien-Decke weist eine stratigraphische Abfolge auf, die vorwiegend aus Brekzien besteht. Die Quelle des detritischen Materials stammt vom internen Rand der Briançonnais-Schwelle. Die Gurnigel-Decke besteht aus einer mächtigen Flyschabfolge. Unklarheit besteht sowohl bezüglich der tektonischen Zugehörigkeit als auch bezüglich der paläogeographischen Herkunft der Decke. Einerseits spricht die heutige Position der Decke für eine Zuteilung ins Unterpenninikum und eine Walliser Herkunft, andererseits weisen Alters- und Lithologieentsprechungen mit Gesteinen der Saa- ne-Decke auf eine Angliederung ans Oberpenninikum und einen südpennini- schen Ursprung (Piemont, Ligurium) hin. Saane-, Dranses-, Simmen- und Gets-Decke bilden vier Decken aus unter- schiedlichen Flyschabfolgen, die historisch als Préalpes supérieures zusammenge- fasst werden. Die Simmen-Decke enthält als Eigenheit eine pelagische mesozoi- sche Abfolge mit südalpiner Affinität (Gueyraz-Komplex). 6 RÉSUMÉ La région couverte par la feuille Boltigen ne comprend que des unités des Pré- alpes: Mélange infrapréalpin, nappes des Préalpes médianes, de la Brèche, du Gur- nigel, de la Sarine, des Dranses, de la Simme et des Gets. Le Mélange infrapréalpin consiste en une matrice principalement argileuse englobant des éléments tant sédimentaires (olistolites) que tectoniques. Tous ces éléments ne sont pas uniquement d’origine ultrahelvétique, mais peuvent aussi provenir d’unités structurellement plus élevées comme la nappe des Préalpes mé- dianes et celle du Gurnigel. Les

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