Johann B. Lingg Berufsverbote in Karlsruhe

Johann B. Lingg Berufsverbote in Karlsruhe

030 Fredrik Gude, Adolf Schrödter und Eduard Will- Wien 1873 Berliner Architekt und Bildhauer Karl Hoffacker mann. Des Coudres war im Februar 1855 auf Vor- entworfen, der 1901 als Nachfolger von Hermann schlag von Johann Wilhelm Schirmer als Profes- Die Weltausstellung in Wien 1873, bei der erst- Götz die Leitung der Karlsruher Kunstgewerbe- sor an die im Vorjahr gegründete Großherzog- mals das Prinzip der Länderpavillons angewandt schule übernahm. liche Kunstschule in Karlsruhe berufen worden. wurde, stellte die erste „Exposition universelle“ im Gude übernahm 1864 Schirmers Professur für deutschsprachigen Raum dar. Nach den verlo- Chicago1893, Paris 1900, Landschaftsmalerei an der badischen Kunstschu- renen Kriegen 1859 und 1866 wollte Österreich mit St. Louis 1904, Brüssel 1910 le. Der mit Schirmer befreundete Adolf Schrödter der Veranstaltung sein wiedererstarktes National- wirkte ab 1859 als Professor für Ornamentik und bewusstsein demonstrieren. Neben Canon, der mit Die Organisatoren der Chicagoer Weltausstel- Freihandzeichnen am Karlsruher Polytechnikum. der „Loge des Johannis“ als Hauptrepräsentant lung von 1893 ließen eigens ein „Woman’s Buil- Der Kupferstecher Eduard Willmann war gebür- der österreichischen Malerei galt, Des Coudres, ding“ errichten, in dem neben Hesse, Ley und tiger Karlsruher und von 1864 bis 1877 als Profes- Hörter, Gude, Keller, Steinhäuser und von Werner Stromeyer noch weitere acht Karlsruherinnen, da- sor an der Kunstschule tätig. Mit Willmann, Gude findet man in Wien zum ersten Mal Carl Friedrich runter auch Margarethe Hormuth-Kallmorgen, und Des Coudres sind die ersten drei von 30 Lessing mit einer Harzer Gebirgslandschaft wäh- vertreten waren. Mit 52 Künstlerinnen und Künst- Karlsruher Akademieprofessoren genannt, die bis rend des 30-jährigen Kriegs, die der Karlsruher lern war die Karlsruher Beteiligung in Chicago so zur Brüsseler Schau von 1910 Weltausstellungen Gemäldegalerie gehörte, deren Leitung er 1858 groß wie nie zuvor. Unter den ‚Debütanten‘ sind Karlsruher stadthistorische Beiträge Nr. 124·27. September 2019 beschicken sollten. übernommen hatte. Ebenso waren Arbeiten von vor allem Carlos Grethe, Leopold Graf von Kal- Ernst Hildebrand, Wilhelm Riefstahl und August ckreuth, Caspar Ritter, Hans von Volksmann und Paris 1867 Vischer sowie den beiden Künstlerinnen Auguste die beiden Grötzinger Maler und Grafiker Gustav Eine Folge von 1968 Schepp und Alwine Schrödter, der Witwe von Kampmann und Franz Hein, der Glasmaler Hans Auf der Pariser Weltausstellung von 1867 fan- Adolf Schrödter, zu sehen. Mit Hermann Baisch, Drinneberg und die Kunstgewerbler Hermann den sich unter den badischen Ausstellern 17 Gustav Schönleber, Hans Thoma und Heinrich von Götz und Karl Gagel zu nennen. Der Preußischen Künstler aus „Carlsruhe“, darunter mit der Male- Zügel nahmen auch vier Vertreter der Münchner Abteilung gehörten inzwischen Gude, Hildebrand rin Hermine von Reck auch erstmals eine Frau. und mit Carl Hoff ein Künstler der Düsseldorfer und von Werner, der Bayerischen Wilhelm Trüb- Berufsverbote in Karlsruhe von Stephan Tabler Ferdinand Keller, einem ehemaligen Schüler von Malerei an der Wiener Schau teil, die alle zwi- ner und Wilhelm Volz an. Schirmer, Des Coudres und Gude und von 1870 schen 1879 und 1899 als Professoren an die Karls- Durch die 1878 in Karlsruhe gegründete Groß- bis 1913 selbst Professor für Porträt- und Histori- ruher Akademie berufen wurden. herzoglich Badische Kunstgewerbeschule, die 2018 – Anlass auch in Karlsruhe für eine Aus- Kritik an den Berufsverboten enmalerei, glückte in Paris mit seinem im Vorjahr über hervorragende Lehrer und seit 1889 auch stellung: Errungenschaften stehen im Vorder- im In- und Ausland fertig gestellten Gemälde „Der Tod Philipps II. von Paris 1878, Melbourne 1888/89 über ein eigenes Schulgebäude mit Museum ver- grund, 1968 als Anstoß für vieles, was heute als Spanien“ der künstlerische Durchbruch. fügte, erlebte das Kunstgewerbe in Baden einen selbstverständlich gilt. Politische Verfolgung, ne- Bis zur Abschaffung der Regelanfrage 1985, in 1765 – 1842 Foto: Städt. Museum Bad Hersfeld Als einziger Karlsruher Künstler nahm er an Die Weltausstellung 1878 in Paris wurde auf enormen Aufschwung. An der Pariser Weltaus- gative Folge für viele, die sich einmischten und Bayern 1991, wurden bundesweit 3,5 Millionen sechs Weltausstellungen teil; auf Paris folgten Drängen des Reichskanzlers Otto von Bismarck stellung von 1900 nahmen erstmals auch zahl- den Mund aufmachten, bleibt gerne im Hinter- Personen überprüft, es gab etwa 11 000 Berufsver- noch 1873 Wien, 1888/89 Melbourne, 1893 Chica- vom deutschen Reich boykottiert, was die Franzo- reiche Kunstgewerbler und Architekten teil. Ne- grund zumindest der populären Nostalgie. Den- bots- und 2 200 Disziplinarverfahren. 1 250 vorwie- go, 1900 Paris und 1904 St. Louis. Zu den weiteren sen als Affront empfanden. Um das deutsch-franzö- ben Götz und Gagel zählten Hermann Billing, noch war sie prägender Bestandteil der Bewe- gend als „linksextrem“ bewertete (Hochschul-) Johann B. Lingg Teilnehmern zählten der durch seine Schlachten- sische Verhältnis zu entspannen, kam es kurzfristig Josef Durm, Carl Kornhas, Max Laeuger, Rudolf gung – mit weitreichenden persönlichen Folgen; Lehrer und Lehrerinnen wurden nicht eingestellt. bilder bekannt gewordene badische Hofmaler Fe- und außer Programm zu einer deutschen Kunstaus- Mayer und Adolf Schmid zu den Ausstellern. sie hat Leben verändert, Existenzen vernichtetet. Etwa 265 Menschen wurden entlassen, oft gegen In Meersburg am Bodensee steht am Marktplatz odor Dietz; der von 1862 bis 1871 im Haus von stellung mit Skulpturen des Berliner Bildhauers Götz, Billing und Laeuger präsentierten in Paris Berufsverbote – am 28. Januar 1972 trafen Bun- Proteste der betroffenen Schüler und Schülerinnen das ockerrote „Hotel Weinstube Löwen“. Die Adolf Schrödter lebende Anton von Werner, des- Reinhold Begas und 160 Gemälden deutscher 1900, St. Louis 1904 und Brüssel 1910 – an der deskanzler Brandt und die Ministerpräsidenten und Eltern oder Kolleginnen; einige in den Tod ge- Steintafel beim Eingang erinnert an den Wirts- sen für 45 000 Franc angebotenes Historienbild Künstler, darunter acht Exponate aus Karlsruhe. Weltausstellung 1915 in San Francisco nahm das der Länder die Vereinbarung über „Grundsätze trieben. Nur Solidarität, auch durch Initiativen im sohn, der ein Held war. Bei der Stadtführung ist zu mit Konrad von Hohenstaufen und Friedrich von Auf der Weltausstellung 1888/89 in Melbourne Deutsche Reich nicht teil – exklusiv ausgestattete zur Frage der verfassungsfeindlichen Kräfte im In- und Ausland, ermöglichte es den Betroffenen, hören, dass er einige Jahre in Karlsruhe lebte. Baden noch seinem naturalistisch geprägten gehörten Baisch, Schönleber und Hoff bereits zur Innenräume, an deren Ausführung fast nur Karls- öffentlichen Dienst“, der Runderlass zur Beschäf- Jahre dauernde zermürbende Auseinanderset- Johann Baptist war eines von zwölf Kindern des Frühwerk zuzurechnen ist; der von 1863 bis 1869 badischen Sektion. Erstmals nahmen die Land- ruher Künstler und Unternehmer beteiligt waren. tigung von rechts- und linksradikalen Personen zung und Gerichtsverfahren durchzustehen. Löwenwirts, geboren am 24. Januar 1765 als Un- in Karlsruhe lebende Wiener Maler Hans Canon, schafter Paul Borgmann, Ludwig Dill, Paul von In den Abteilungen Malerei und Grafik finden im öffentlichen Dienst erfolgte am 18. Februar tertan des Fürstbistums Konstanz. Er besuchte bis der mit seiner altmeisterlichen Technik, seiner ba- Ravenstein und Friedrich Kallmorgen teil, letzte- sich auf allen drei Ausstellungen bekannte und 1972. Gemäß bundeseinheitlicher Auslegung und 20 Berufsverbote in Karlsruhe 1780 die Lateinschule, dann brachte ihn sein Tauf- rocken Figurenauffassung und dem warmen Kolo- rer war ein Hauptvertreter der Grötzinger Maler- neue Künstlernamen. Auch wenn dieser kurze Anwendung des § 35 Beamtenrechtsrahmenge- pate, ein fürstbischöflicher Geheimrat, zum Mili- rit Künstler wie Keller, Wilhelm Trübner und Hans kolonie. Außerdem war der für seine mytholo- Überblick nur einen Bruchteil der Aussteller an- setz hatten Beamte für die freiheitlich-demokra- Einer der ersten war der „Fall“ Fritz Güde, der tär. In der Grenadierkompanie des Hochstifts Kon- Thoma prägte; der 1830 in Karlsruhe geborene gischen Landschaften bekannte Edmund Kanoldt führen kann, wird doch die kulturelle Bedeutung tische Grundordnung im Sinne des Grundge- bundesweit Aufsehen erregte. Der Sohn des Bun- stanz begann der 15-jährige die Offizierslaufbahn, Maler, Mäzen und Ehrenbürger Wilhelm Klose, vertreten wie auch die Künstlerinnen Marie Hes- der badischen Residenz- und Landhauptstadt ab setzes einzutreten. desanwalts Max Güde, verbeamteter Lehrer, wur- damals ungewöhnlich für einen Bürgerlichen. der Landschafter August Hörter und der Bildhau- se, Sophie Ley und Helene Stromeyer. Die „Deut- Mitte des 19. Jahrhunderts auf nationaler und in- Er traf im Wesentlichen „Linke“ mit und ohne de unter dem Vorwurf der Mitgliedschaft im Kom- Nach der Säkularisation des Fürstbistums stand er Carl Steinhäuser. sche Kunstgalerie“ mit den drei Salons hatte der ternationaler Ebene deutlich. Parteibindung, Mitglieder sozialistischer Grup- munistischen Bund Westdeutschland KBW und der er im Dienst des Großherzogs von Baden und wur- pierungen oder von Friedensinitiativen. Bewerber Arbeit im Komitee gegen Berufsverbote 1974 sus- de 1805 Kommandant des Jägerbataillons Lingg. für den öffentlichen Dienst wurden überprüft. Die pendiert, 1977

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