Regionaler Sozialdienst Wichtrach Und Umgebung

Regionaler Sozialdienst Wichtrach Und Umgebung

REGIONALER SOZIALDIENST WICHTRACH GERZENSEE - JABERG - KIESEN - KIRCHDORF - OPPLIGEN - RUBIGEN - W ICHTRACH KIRCHSTRASSE 10 - 3114 WICHTRACH - TELEFON 031 780 19 60 - FAX 031 780 19 61 - MAIL: [email protected] Jahresbericht 2019 Zur Kenntnis genommen und genehmigt im Zirkularverfahren von der Kommission RSD Wichtrach im Mai 2020 Vorwort zum Jahresbericht 2019 Vor vier Jahren bin ich in den Gemeinderat von Wichtrach gewählt worden. Unerwartet wies man mir das Ressort Soziales zu. Ich wurde buchstäblich ins kalte Wasser geworfen. In meiner ganzen beruflichen Laufbahn oder durch meine Tätigkeiten bei Organisationen oder Vereinen, war ich nur am Rande mit sozialen Themen konfrontiert. So stiess ich von Amtes wegen zum regionalen Sozialdienst Wichtrach und Umgebung. Zugleich war ich Mitglied der Geschäftslei- tung und Vorsteher der Sozialkommission wo alle angeschlossenen Gemeinden vertreten sind. Dank der Unterstützung von Gabi Müller und dem unerlässlichen Studium von Reglementen und Verordnungen gewann ich allmählich einen kleinen Einblick in die sehr komplexe Materie. Durch das erlangte Wissen wuchs bei mir ein komplett anderes Verständnis für die Sozialar- beiter und die Leistungsbezüger. Aus der Presse erhält man oft nicht objektive Informationen über Sozialhilfebezüger. Über die «wahren» Schicksale und Notsituationen wird wenig berich- tet. Auch über die psychische Belastung der Mitarbeiter, durch die Verarbeitung des Erlebten, spricht man nicht. Mir ist heute bewusst, dass das Arbeiten eines kaufmännischen Mitarbeiters nicht mit der «Arbeitswelt» in einem Sozialdienst verglichen werden kann. Mein Fazit; ich habe viel gelernt und meine Wahrnehmung zum Thema Soziale Wohlfahrt hat sich deutlich geän- dert. Wir müssen zu unserem Regionalen Sozialdienst Sorge tragen und gleichzeitig wachsam sein. Der Druck auf die kleineren Dienste wird stetig zunehmen. Deshalb begrüsse ich die Absicht, die Veränderungen in den näherliegenden Sozialdiensten aktiv zu verfolgen und gegenüber einer überregionalen Zusammenarbeit offen zu sein. Der Gemeinderat Wichtrach bekennt sich klar zum Erhalt des RSD Wichtrach. Im Dezember des letzten Jahres erreichte uns plötzlich und unerwartet die Nachricht, dass unser Geschäftsleitungs- und Kommissionsmitglied Brigitte Blaser verstorben ist. Wir alle wa- ren geschockt und fassungslos. Brigitte Blaser vertrat die Gemeinde Oppligen äusserst kom- petent. Ihre offene, fröhliche und engagierte Art, ist mir in sehr guter Erinnerung bleiben. Ich danke allen Kommissionsmitgliedern für ihre Mithilfe und die Zusammenarbeit in den letz- ten vier Jahren. Gabi Müller danke ich herzlich für ihre offene, kollegiale Gesprächsbereitschaft und ihre grosse Unterstützung. Bruno Riem, Gemeindepräsident Wichtrach RSD Wichtrach – Jahresbericht 2019 Seite 2 von 9 1. Kommission RSD und Geschäftsleitung 1.1. Kommissionssitzungen Im Berichtsjahr fanden zwei Kommissionssitzungen statt. Das Präsidium wird von Bruno Riem, Gemeinderat von Wichtrach geführt. Die Ausübung des Controllings durch die regelmässige Dossierkontrolle vor Ort ist eine wichtige Funktion der Kommission. Im Berichtsjahr wurden 13 Dossiers kontrolliert. Bei der Dossierkontrolle fand jeweils ein reger Gedankenaustausch zwischen den kontrollierenden Gemeinderäten, der Stellenleiterin und den Sozialarbeitenden statt. Es gab viele interessante Rückfragen insbesondere im Zusammenhang mit Kürzungen von Sozialhilfeleistungen oder der Teilnahme an den Beschäftigungsprogrammen. Besonders einschneidend und schockierend traf uns der plötzliche Tod von Brigitte Blaser. Sie wurde von allen Kommissionsmitgliedern als kompetente, engagierte und konstruktive Per- son sehr geschätzt. Für die Belange der Klienten des RSD hat sie sich sehr interessiert und eingesetzt. 1.2. Geschäftsleitung Die Geschäftsleitung setzte sich zusammen aus den Vertreterinnen von Rubigen, Franziska Woodtli, und Oppligen, Brigitte Blaser sowie dem Präsidenten Bruno Riem. Drei Geschäftsleitungssitzungen fanden statt. Themen waren neben dem Informationsaus- tausch über das Tagesgeschäft im RSD, die Auswirkungen der Gesetzesregelungen auf den RSD sowie Überlegungen zur strategischen Ausrichtung des RSD. 2. Aus dem RSD 2.1. Sozialhilfe Die GEF (Gesundheits- und Fürsorgedirektion des Kantons Bern) ist das oberste Kontrollorgan über die Aufwendungen in der Sozialhilfe. Sie regelt die kantonalen Vorgaben für die Ausrich- tung der Sozialhilfe. Für das Jahr 2018 war die Überarbeitung des kantonalen Sozialhilfege- setzes, das von 2001 stammt, geplant. Aufgrund einer Volksinitiative kam es bisher nicht zur Umsetzung. Im Mai 2019 wurde in einer Volksabstimmung die Gesetzesänderung abgelehnt. Im letzten Jahr haben nahezu alle Ansprechpartner für die Sozialdienste in der GEF, neu GSI (Gesundheits-, Sozial- und Integrationsdirektion) gewechselt. Dies führte zu Unsicherheiten, da nicht immer die gewünschten Auskünfte in bekannter Qualität eingeholt werden konnten. Entwicklung der Sozialhilfe: Die Abteilung Existenzsicherung des Kanton Bern veröffentlichte in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Statistik eine Übersicht der Sozialhilfequote im Vergleich: 2016 RSD 2,17% Kt. Bern 4.58% CH 3,3 % 2017 RSD 1,65% Kt. Bern 4,55% CH 3,3 % 2018 RSD 1,68% Kt. Bern 4.37% CH 3,2 % Schweizweit ist die Sozialhilfequote im 2018 erstmals seit 10 Jahren gesunken. 2.2. Besoldungskosten Die finanziellen Aufwendungen für die Klienten unterliegen dem sogenannten Lastenverteiler. Für die Lohnkosten werden vom Kanton finanzielle Mittel gesprochen. Die Berechnung der finanziellen Beteiligung des Kantons hat vor ein paar Jahren von geführtem Fall = Stellenpro- zent umgestellt auf Fallpauschalen. Seit der Einführung des Kindes- und Erwachsenenschutz- gesetzes im 2013 werden die Fallpauschalen von der GSI und der JGK (Direktion für Inneres und Justiz) je für die Fälle ihrer Fachrichtung getrennt ausgerichtet. Seither hat fast jährlich die Definition der Fallkategorien oder der Abrechnungsmodus geändert. RSD Wichtrach – Jahresbericht 2019 Seite 3 von 9 Zum Beispiel wurde im 2018 im Bereich Mandatsführung von geführten Fällen zur Stichtags- zählung gewechselt. Ende 2018 wurde das Reglement für die Entschädigung der Mandatstra- genden überarbeitet mit Inkrafttreten per 01.01.2019. Seither bleiben die Entschädigungen die der verbeiständeten Person von der KESB in Rechnung gestellt werden beim Kanton und werden nicht mehr an den mandatsführenden Sozialdienst ausgerichtet. Dies mit der Begrün- dung, die Sozialdienste werden mit der Fallpauschale vom Kanton für ihre Arbeit entschädigt. Eine Planung wird immer schwieriger. Die Regelungen im Zeitpunkt der Budgetierung müssen nicht zwangsläufig noch denen entsprechen, nach denen, wenn das Jahr dann abgerechnet wird. Besonders zu schaffen macht uns weiterhin die Umstellung auf die Stichtagszählung im Be- reich der Mandatsführung. Am meisten Aufwand entsteht bei der Fallaufnahme und beim Fall- abschluss oder bei der Fallübergabe an einen anderen Dienst. Wird der Fall jeweils unter dem Jahr abgeschlossen, wird in dem Jahr keine Fallpauschale ausgerichtet. In diesem Jahr haben wir total 111 Mandate ** im Kindes- und Erwachsenenschutz geführt, wovon 18 unterjährig abgeschlossen wurden, d.h. für 16% der geführten Fälle in diesem Be- reich haben wir keine Fallpauschale erhalten (siehe Tabelle und Diagramm1). Tabelle 1: Übersicht und Entwicklung der geführten Fälle und Abrechnung Geführte Abgerech- Geführte Abgerech- KESB Fälle 2018 net 2018 Fälle 2019 net 2019 Beistandschaft Erwachsene 63** 56** 70** 63** Beistandschaft/Vormundschaft 46** 35** 41** 30** Minderjährige Abklärungsauftrag 18 18 18 18 Erwachsenenschutz Abklärungsauftrag generelle 2 2 1 1 Bewilligung Aufnahme Pflegekind Abklärungsauftrag Kindsschutz 16 16 27 27 Elternbeitragsberechnung. Mass- 3 0 8 0 nahme / klären Vermögen PriMa: Ernennung, Beratung, Rech- 5 5 6 6 nungsführung Pflegekinderaufsicht inkusive 14 14 9 9 Passung FP Pflegekinderaufsicht Tagespflege 11 11 13 13 Beratung unverheirateter Eltern 5 5 2 2 (einmalig) Rechnungsführung für PriMa 0 0 0 0 Total 183 162 195 169 RSD Wichtrach – Jahresbericht 2019 Seite 4 von 9 Diagramm 1: Übersicht und Entwicklung der geführten Fälle und Abrechnung Fallverrechnung Mandate ohne Verrechnung 16% Geführte Fälle 2019 ohne Verrechnung 2.3. Entwicklung der fallbezogenen Stunden Die Fallzahlen waren in diesem Jahr stabil. Der Anteil der Fälle mit komplexen Problemstel- lungen nimmt weiter zu. Häufig passiert es, dass sich aus einem einfachen Sozialhilfeantrag plötzlich viele andere Probleme und Aufgaben ergeben. Bei der Beratung können diese Probleme meistens nicht ausser Acht gelassen werden. Die Beratung nimmt dann sehr viel mehr Zeit in Anspruch als anfänglich gedacht. Die Arbeitszeit verteilt sich nicht gleichmässig über die verschiedenen Fallkategorien. Tendenziell nimmt bei der Bearbeitung der Sozialhilfefälle der Zeitaufwand zu, die Fallpauschale ist eher knapp bemessen. Auch der administrative Aufwand in der Fall- führung wird immer höher, der dafür vorgesehene Zeitaufwand immer knapper. Dies ist zum einen bedingt durch die kantonalen Vorgaben zum anderen durch die immer mehr werden- den Vorgaben der internen Revision. Sehr anschaulich verdeutlichen die nachfolgenden Darstellungen der „fallbezogenen Stun- den“ (Tabelle 2), der „Anzahl Sozialhilfefälle pro Gemeinde“ (Diagramm 2) und der „Zeitver- teilung pro Fallkategorie und Fall“ (Tabelle 3) die Entwicklung der letzten Jahre. RSD Wichtrach – Jahresbericht 2019 Seite 5 von 9 Diagramm 2: Entwicklung der Sozialhilfefälle in den Gemeinden RSD

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