Programm 26.12

Programm 26.12

Programm 26.12. Die Christnacht op. 85 2017 von Joseph Haas 15.30 Uhr Ein deutsches Weihnachtslieder- spiel in der Fassung für Frauenchor und Orgel von Norbert Düchtel in der Klosterkirche Münchner Frauenchor Leitung: Katrin Wende-Ehmer Orgel: Prof. Norbert Düchtel Eintritt frei – Spenden erbeten Zum Programm Joseph Haas Die Christnacht op. 85 Carl Sattler Weihnachtspastorale unter Verwendung (1879 - 1960) Ein deutsches Weihnachtsliederspiel in der Fassung (1874 - 1938) des Liedes „Es ist ein Ros‘ entsprungen“ für Frauenchor und Orgel von Norbert Düchtel Mariä Verkündigung (aus Holzkirchen) Joseph Haas Die Christnacht op. 85 (1879 - 1960) Ein deutsches Weihnachtsliederspiel in der Fassung Herbergsuche (Oberbayern und Tirol) für Frauenchor und Orgel von Norbert Düchtel O Wunder über Wunder (Mariastein) Es hat sich halt aufton (Oberinntal) Mit Schnall und Gefall (Kastellruth) Engelreigen Ihr Hirten, stehts nur auf (Oberinntal) Es blühen die Maien (Oberbayern) Still, o Himmel (Chiemgau) Johann Sebastian Bach „In dulci jubilo“ BWV 729 Die heiling drei König (Oberbayern) (1685 - 1750) Pastorella in F BWV 590 Das himmlische Orchester (Niederpustertal) Praeludium - Allemande - Aria – Gigue Alfred Koerppen O du fröhliche (*1926) Siegfried Strohbach Lobt Gott, ihr Christen (*1929) Herbei, o ihr Gläubigen Im Mettenlicht Aus Bayern Ein Kind ist uns geboren Herbei, o ihr Gläubigen Im Mettenlicht Michael Praetorius Es ist ein Ros entsprungen (1571 - 1621) Der Ursprung des Wiehnachtsliederspiels schen Vorbildern fehlte es mir nicht: Das bayerische National- museum birgt ja die weltberühmte Krippensammlung. Auch Wie und warum mein Weihnachtsliederspiel entstand sie weist köstliche Typen von Schalmeienspielern, bäuerischen Die deutsche Weihnachts-Chorliteratur besitzt hochragende Tänzern, wundersame Darstellungen von Engelsreigen und vom Schöpfungen. Werke wie die Weihnachtsoratorien von Heinrich Anmarsch der Heiligen Drei Könige auf. Um die Phantasie des Schütz und Johann Sebastian Bach sind wahrhaft volkstümlich, Hörers auf das Wesentliche meiner musikalischen Krippenbilder aber in der vollendeten Ausführung nur auserlesenen Chor-ver- zu lenken, benötigte ich noch verbindende Textworte. Sie ent- einigungen erreichbar. An abendfüllender Weihnachtsmusik, die stammen der stets hilfsbereiten Feder meines Freundes und Mit- den „hohen Stil“ meidet und doch künstlerische Haltung hat, arbeiters Wilhelm Dauffenbach. ist aber ein Mangel. Schon lange trug ich mich daher mit dem Bei der kompositorischen Durchführung meines Weihnachtslie- Gedanken, hier Abhilfe zu schaffen. Nichts lag näher, als die derspiels brauchte ich mir über dessen stilistische Haltung keine altbekannten lieben weihnachtlichen Volksweisen zu einem ein- Gedanken zu machen: Der süddeutsche Barockcharakter musste heitlichen Liederspiel zu vereinen. Als ich den Plan durchdachte, gewahrt, das musikalische Volksgut, das meinen künstlerischen wurde es mir klar, dass sich nur solche Melodien, die der glei- Zwecken dienen sollte, in seiner ganzen Reinheit erhalten blei- chen Landschaft angehören, zu einem stilistisch einwandfreien ben. Die Verarbeitung der Liedmelodien erstreckte sich daher Organismus verbinden können. Der mir befreundete Münchner immer nur auf die künstlerische Interpretation, und zwar durch- Gesangspädagoge, ein gründlicher Kenner süddeutscher Volks- aus im Sinne des Zeichnerischen, Stilisierten, nie im Sinne des kunst, Professor Anton Schiegg, machte mich auf den kostbaren Tonmalerischen, Programmatischen. Meinen Ansichten kam die Schatz der bezaubernden oberbayeri-schen und Tiroler Krip- Form der Variation am meisten entgegen. Stets wurde aber nur penlieder aufmerksam. Die unerhörte Ausdruckskraft der zwar das Gewand, niemals das festumrissene Gesicht und die unan- holprigen und unbeholfenen Textworte, ihr einzigartiger Bilder- tastbare Gestalt der Melodie einer Veränderung unterzogen. Das reichtum, die äußerliche Härte und Derbheit und die innerliche süddeutsche Krippenspiel sollte in meinem Werke triumphieren, Zartheit und Beschwingtheit der Sprache haben es mir ebenso nicht mein Kunstverstand; er sollte sich ihm beugen. Dem ge- angetan, wie die unbeschreibliche melodische Schönheit der mäß durften die Melodien auch keine Prunkgewänder tragen. Tonweisen und die Vielfältigkeit ihrer Formgebung. Hier haben Die altbayerische Krippe kennt auch nur geigende, flötende, wir stilechte Kunst süddeutschen Bauernbarocks! schalmeienspielende, horntutende und harfenleiernde Englein Die Zusammenstellung und Umformung der Textworte gab als Musikanten…. Für Musikliebhaber habe ich das Werk aber nach kurzer Überlegung eine logisch aufgebaute Handlung. Sie vor allem geschrieben. bedurfte nur noch durch Einfügung einiger Instrumentalsätze (Joseph Haas: „Reden und Aufsätze“, B. Schott’s Söhne, Mainz, einer Ergänzung. Das Spiel sollte wie ein musikalisches Bilder- 1964, S. 66 f.) buch wirken, das die uns so traut anheimelnden Figuren und Begebnisse weih-nachtlichen Geschehens aufzeigt. An plasti- DAS LEBENSBUCH GOTTES Das Werk: Das „Lebensbuch Gottes“ hat unter den Oratorien, die ich vertont habe, eine Sonderstellung. Das Werk ist eine Art musikalisches Betrachtungs- und Bekenntnisbuch. Das Leben, Lieben und Leiden des Herrn wird nicht im biblischen Sinne geschaut wie etwa im „Messias“ von Händel oder in der Matthäus- und Johannespassion von Bach. Selbstverständlich ist auch im Lebensbuch ein historisierendes Moment festzustellen. Aber es gibt nur den neutralen Hintergrund, auf dem sich die Ereignisse abspielen. Der betrachtende und bekennende Mensch verlässt jedoch hier seinen Ich-Standpunkt. Sein „Ich“ geht in „Wir“ völlig auf, auch da, wo in der Ich-Person gesprochen und gehandelt wird. (Chor der Wissenden, der Gläubigen und der Begnadeten.) Durch dieses Verfahren wird der Zuhörer zum Miterleben suggestiv gezwungen, die dramatische Schlagkraft unterstrichen und der lyrische Ausdruck intensiviert. Diese objektivierende Gestaltungsart entspricht auch am ehesten der Mystik eines Angelus Silesius, dessen tieffurchende Worte im Lebensbuch Gottes in Musik eingekleidet wurden und am deutlichsten in den zeitnahen Vierzeiler offenbar werden: „Dass Du nicht Menschen liebst, das tust Du recht und wohl, die Menschheit ist`s, die man im Menschen lieben soll.“ Der einzig mögliche christliche Standpunkt isz doch der: Der Herr hat für alle, also für die ganze Menschheit, gelebt, geliebt und gelitten. Der Komponist Schon bald war er einer der gesuchtesten Kompositionslehrer in Der Komponist: Deutschland. Aus seiner Meisterklasse gingen so unterschiedli- Joseph Haas wurde am 19. März 1879 che Künstler hervor wie Karl Amadeus Hartmann, Karl Höller, in Maihingen im schwäbischen Ries als Philipp Mohler, Cesar Bresgen oder die Dirigenten Eugen Jochum drittes Kind des dortigen Lehrers gebo- und Wolfgang Sawallisch. Joseph Haas war während der Zeit des ren. Schon früh zeigte sich seine mu- Nationalsozialismus Angriffen als „Fortschrittsapostel“ (wegen sikalische Begabung. Zunächst wurde seines Eintretens für die Neue Musik in Donaueschingen) oder er aber Lehrer. Nach erfolgreicher Prü- wegen „Romhörigkeit“ (wegen seines praktizierten katholischen fung versuchte er seine musikalischen Glaubens) ausgesetzt. Die Übertragung des Wiederaufbaus der Studien zu vervollkommnen. Entschei- Musikhochschule in München nach dem Kriege als deren Prä- dend war dabei die Begegnung mit Max sident hinderte ihn selbst am Komponieren. Erst nach 1950, als Reger, dem er bis Leipzig folgte. Schon er in den wohlverdienten Ruhestand als Ehrenpräsident versetzt bald zeigten sich die ersten Erfolge als wurde, entstanden noch mehrere teils abendfüllende Werke. Als Komponist, die ihm 1911 die Berufung als Lehrer für Komposi- er am 30. März 1960 über der Reinschrift zur Hymne für den Eu- tion am Konservatorium in Stuttgart und 1921 die Berufung an charistischen Weltkongress in München starb, war er der geach- die Akademie der Tonkunst in München brachten. Konsequent tete Nestor der deutschen Komponisten. Er hatte viele Auszeich- ging er in seinem Schaffen von der Kammermusik über Lieder nungen erhalten, u.a. Ehrendoktor der Münchner Universität und und Chorwerke zu den großen Orchesterwerken, Oratorien und des päpstlichen Instituts für Kirchenmusik in Rom, Ehrensenator Opern. Von den bedeutenden Werken seien die beiden Opern der Musikhochschulen in Stuttgart, Dresden und Leipzig, Ehren- „Tobias Wunderlich“ und „Die Hochzeit des Jobs“, die Oratori- mitglied der GEMA und des Deutschen Komponistenverbandes. en „Die heilige Elisabeth“, „Das Lebensbuch Gottes“, „Das Jahr Seit 1949 gibt es eine Joseph-Haas-Gesellschaft, die sich um die im Lied“ und „Die Seligen“, von den Liederzyklen „Gesänge an Verbreitung seines Werkes bemüht. Gott“ nach Gedichten von Jakob Kneip und „Unterwegs“ nach Dem Werk von Joseph Haas wird man nur gerecht, wenn man es Gedichten von Hermann Hesse, von den Messen die „Speyerer an dem misst, was er selbst zur Sinngebung in der Musik gesagt Domfestmesse“ und die „Münchner Liebfrauenmesse“ sowie hat: „Die Musik soll erfreuen, nicht beleidigen; sie soll erschüt- von den Kammermusikwerken das Streichquartett A Dur op. 50, tern, nicht zerschmettern; sie soll veredeln, nicht banalisieren.“ die Violinsonate h Moll op. 21 und die Klaviersonate a- Moll op. (Wolfgang Haas) 46 genannt. Im Jahre 1921 gründete Joseph Haas mit Paul Hindemith und Heinrich Burkard die „Donaueschinger internationalen Kammer- musikfeste für Neue Musik“ und bewies damit seine Aufgeschlos- senheit für alles Neue, obwohl er selbst stets tonal kompo-nierte.

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