![26. April 1967: Fraktionssitzung](https://data.docslib.org/img/3a60ab92a6e30910dab9bd827208bcff-1.webp)
SPD – 05. WP Fraktionssitzung: 26. 04. 1967 [17] 26. April 1967: Fraktionssitzung AdsD, SPD-BT-Fraktion 5. WP, 62 Überschrift: »Kurzprotokoll der Fraktionssitzung vom 26. April 1967«. Dauer: 11.10– 14.05 Uhr. Anwesend: 163. Vorsitz: Schmidt. Bundesregierung: Leber, Strobel, Wehner; StS: Ehmke. PStS: Arndt, Jahn. Protokoll: Brenner. Datum der Niederschrift: 27. 4. 1967. Sitzungsverlauf: A. Wahlen a) Wahl eines juristischen parlamentarischen Geschäftsführers b) Nachwahl von zwei Fraktionsvorstandsmitgliedern B. Informationen C. Politischer Bericht Herbert Wehner D. Vorbereitung der Plenarsitzungen a) Dritte Lesung Mehrwertsteuer-Gesetz b) Debatte über den Atomwaffensperrvertrag E. Delegation für IPU-Jahrestagung in Moskau F. Ausschußbesetzungen G. Nächste Termine Helmut Schmidt eröffnet die Sitzung. Punkt 11: Wahlen Die Wahlkommission setzte sich zusammen aus Alwin Brück, Fritz Büttner, Karl-Hans Kern, Hubert Lemper, Willi Wolf. a) Wahl eines juristischen parlamentarischen Geschäftsführers2 Gewählt wurde Manfred Schulte mit 116 Stimmen. Adolf Müller-Emmert erhielt 45 Stimmen, 1 Stimme war ungültig. b) Nachwahl von zwei Fraktionsvorstandsmitgliedern3 Es wurden gewählt Helmut Rohde mit 105 und Erwin Lange mit 102 Stimmen. Erhard Eppler erhielt 56 und Gerhard Reischl 41 Stimmen. Punkt 2: Informationen Hans Apel fordert einen Protest der Fraktion zu den Vorgängen in Griechenland.4 1 TO liegt dem Protokoll bei. 2 Der Posten war vakant, weil Gerhard Jahn zum Parlamentarischen Staatssekretär ernannt worden war. Der Fraktionsvorstand hatte sich am 18. April einstimmig darauf geeinigt, der Fraktion Manfred Schulte als Nachfolger vorzuschlagen. Vgl. Protokoll der Vorbesprechung vom 18. April 1967 in: AdsD, SPD-BTF 5. WP, 254. Vgl. auch SPD-Fraktionssitzung am 18. April 1967, TOP 6. 3 Erwin Lange hatte bei der vorstandsinternen Vorauswahl am 18. April von allen vier Kandidaten die wenigsten Stimmen erhalten, weshalb er der Fraktion nicht vorgeschlagen wurde. Der Fraktionsvor- stand sprach sich statt dessen für Rohde und Eppler aus. Vgl. auch SPD-Fraktionssitzung am 18. April 1967, Anm. 28. Copyright © 2016 KGParl Berlin 1 SPD – 05. WP Fraktionssitzung: 26. 04. 1967 Es wird darüber debattiert, ob die Fraktion im gegenwärtigen Zeitpunkt einen solchen Schritt unternehmen solle. Siehe hierzu Anlage 2.5 Kurt Gscheidle fragt nach der bisherigen Mittelverwendung aus dem Eventualhaushalt. Der Parlamentarische Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium Klaus Dieter Arndt nennt eine Auftragsvergabe in Höhe von ungefähr 650 Mio. DM. Verkehrsmini- ster Georg Leber gibt bekannt, daß die Mittel seines Ressorts bis Ende April vergeben sein werden. Auf eine entsprechende Frage von Hans Hermsdorf stellt Georg Leber fest, daß vom Verkehrsministerium keine Mittel aus dem Eventualhaushalt zur Beglei- chung alter Schulden verwendet wurden. Kurt Gscheidle spricht sich für eine Vereinfa- chung der Ausschreibungsverfahren aus. Klaus Dieter Arndt teilt mit, daß die Aus- schreibevergabeordnungen z. Zt. daraufhin überprüft würden. Brigitte Freyh fragt, ob es stimme, daß die Bundesregierung für wirtschaftliche Krisen- zeiten wie auch für einen Notstandsfall eine Kürzung der Beamtengehälter plane. Klaus Dieter Arndt verneint dies, Hermann Schmitt-Vockenhausen teilt mit, daß er nichts von solchen Absichten wisse. Kurt Gscheidle erwähnt, daß für den Notstandsfall an eine vereinfachte Auszahlung der Gehälter von Beamten gedacht ist, die nicht mehr am Dienstort sind. Zur Frage Walter Schmidts nach der Rückerstattung der Autobahngebühren im Berlin- LKW-Verkehr: Georg Leber sagt hierzu, das Kabinett habe beschlossen, daß die Wege- kosten den Berliner Unternehmen wie vor dem 1. September 1966 zu 100 %, den hiesi- gen zu 90 % ersetzt werden sollen. Über die Finanzierung sei mit dem Berliner Senat Einigung erzielt worden.6 Fritz Sänger fragt, ob das Auswärtige Amt Maßnahmen unternommen habe, welche die Assoziierung Israels an die EWG förderten. Gerhard Jahn berichtet von Gesprä- chen mit Vertretern Israels sowie von Willy Brandts in Brüssel geäußerter Erwartung, daß bald der Bericht der EWG-Kommission zu dieser Frage vorliege.7 Annemarie Renger bittet festzustellen, ob die SPD ausreichend in den Beiräten der Bundesregierung vertreten sei. Helmut Schmidt sagt dazu, daß dies gerade überprüft werde. Punkt 3: Politischer Bericht Herbert Wehner Der Bundesminister für Gesamtdeutsche Fragen, Herbert Wehner, gibt einen Bericht zum vergangenen Parteitag der SED8 und zum augenblicklichen Stand der Deutsch- land-Politik. Siehe hierzu Anlage 3.9 Anschließend nahm Helmut Schmidt hierzu Stel- lung (s. ebenfalls Anlage 3). 4 Am 21. April wurde die Regierung von Ministerpräsident Kanellopoulos durch einen Militärputsch gestürzt und die Verfassung teilweise außer Kraft gesetzt. Der von König Konstantin II. eingesetzte neue Ministerpräsident Konstantin Kollias erklärte die für den 28. Mai vorgesehenen Parlamentswah- len für auf unbestimmte Zeit verschoben. Am 24. April wurden alle politischen Parteien des Landes aufgelöst. Kanellopoulos und weitere Politiker wurden unter Hausarrest gestellt. 5 In einer Pressemitteilung schloß sich die Fraktion der Resolution des Europarats Nr. 256 vom 26. April 1967 ausdrücklich an, die die Aufhebung der griechischen Verfassung beklagte und Griechen- land zur Rückkehr zum verfassungsmäßigen System der parlamentarischen Demokratie aufforderte. Die Pressemitteilung DIE SPD-FRAKTION TEILT MIT, Nr. 206/67 vom 26. April 1967 liegt dem Pro- tokoll als Anlage 2 bei. 6 Vgl. SPD-Fraktionssitzung am 8. Dezember 1966, Anm. 28. 7 Vgl. auch SPD-Fraktionssitzung am 11. April 1967 (Teil 1), Anm. 7. Der Bericht der Kommission wurde am 7. Juni 1967 vorgelegt, vgl. dazu AUSWÄRTIGER AUSSCHUSS 1965–1969, Dok. 38, hier S. 487. 8 17. bis 22. April in Berlin, vgl. AdG 1967, S. 13123. 9 Die Pressemitteilung (wie Anm. 5) liegt dem Protokoll bei. Copyright © 2016 KGParl Berlin 2 SPD – 05. WP Fraktionssitzung: 26. 04. 1967 Annemarie Renger ist der Meinung, daß die Äußerungen der beiden Vorredner sich oft mit dem Schollwer-Plan10 berührten, den die SPD so stark angegriffen habe. Sie bezwei- felt, ob sich der immer noch von der Bundesregierung vertretene Alleinvertretungsan- spruch mit der Behauptung vertrüge, die DDR nicht isolieren zu wollen. Ferner fragt sie nach den konkreten Folgerungen aus der neuen Haltung gegenüber der DDR. Kurt Mattick warnt vor einem weiteren Aushöhlungsprozeß in West-Berlin. Nach dem SED-Parteitag seien neue Versuche des Ostens zu erwarten, West-Berlin zu isolieren, und wir müßten uns rechtzeitig über die richtige Reaktion darauf klar werden. Berlin dürfe nicht aus den Entspannungsbemühungen ausgespart werden. Brigitte Freyh meint, daß eine konsequente Politik der Gewaltverzichterklärung eine indirekte Anerkennung des Status quo bedeute und damit der ausdrücklichen Aus- klammerung von Grenzfragen widerspreche. Der Staatssekretär im Bundesjustizministerium Horst Ehmke gibt zu dem obigen Vor- schlag Helmut Schmidts, das politische Strafrecht zu ändern11, zu bedenken, daß man dann die DDR strafrechtlich als Ausland behandeln würde. Er plädiert deshalb eher für eine Änderung der materiellen Strafvorschriften. Zuvor müsse jedoch in jedem Fall unsere Rechtsposition gegenüber der Regierung in Pankow grundsätzlich gedeutet werden, die dann auch rechtlich und politisch hält. Karl Wienand unterstützt grundsätzlich Helmut Schmidt darin, daß bei Truppenredu- zierungen die gesamten Wirkungen auf das militärische Gleichgewicht in Europa zu berücksichtigen sind. Die Koalitionsregierung habe aber im Bereich der Sicherheitspoli- tik noch keine neuen Vorstellungen erarbeitet, die Fragen der Rüstungskontrolle und der Abrüstung seien in Vergessenheit geraten. Die Antworten einiger Länder auf die deutsche Friedensnote12 müßten aufgegriffen werden. Bundesverteidigungsminister Schröder sollte dem Verteidigungsausschuß mitteilen, wie man der veränderten Situati- on in Europa Rechnung tragen wolle. Ludwig Fellermaier fordert eine Generalaussprache der Fraktion über den politischen und militärischen Auftrag der Bundeswehr. Helmut Schmidt fordert die Arbeitskreise I13 und VIII14 auf, hierzu Ausarbeitungen zu machen. Ludwig Fellermaier fordert ferner von Herbert Wehner ein Wort des Parteipräsidiums zu den vergangenen Landtagswahlen in Rheinland-Pfalz und Schleswig-Holstein.15 10 Es handelt sich um das vom Pressereferenten der FDP, Wolfgang Schollwer, vorgelegte Papier »Deutschland- und Außenpolitik – Material zur Klausurtagung des Bundesvorstands der FDP« vom Dezember 1966, zum Wortlaut vgl. DzD V/1, S. 193 ff. Schollwer forderte darin u. a. die Aufgabe des Alleinvertretungsanspruchs, die Aufnahme von Verhandlungen mit der DDR und die Anerkennung der Oder-Neiße-Linie. Die Illustrierte STERN hatte eine Kurzfassung des internen Arbeitspapiers in ihrer Ausgabe vom 3. März veröffentlicht. 11 Schmidt hatte in seinem politischen Bericht die Einfügung einer Klausel in das politische Strafrecht gefordert, die denjenigen »aus dem materiellen Inhalt des politischen Strafrechts herausnehme«, der seinen Wohnsitz außerhalb des Bundesgebietes hat. Vgl. DIE SPD-FRAKTION TEILT MIT, Nr. 207/67 vom 26. April 1967. 12 Zum Wortlaut der am 25. März 1966 veröffentlichten Friedensnote, in der die Bundesregierung Vorschläge zur »Abrüstung, Rüstungskontrolle und europäischen Sicherheit« unterbreitet hatte, vgl. BULLETIN, Nr. 42 vom 26. März 1966, S. 329. 13 Außenpolitik und gesamtdeutsche Fragen. 14 Sicherheitsfragen. 15 Am 23. April 1967 fanden in beiden Ländern Landtagswahlen statt. In Rheinland-Pfalz
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