UNICUIQUE SUUM NON PRAEVALEBUNT Redaktion: I-00120 Vatikanstadt Schwabenverlag AG Einzelpreis Wochenausgabe in deutscher Sprache 51. Jahrgang – Nummer 16 – 23. April 2021 D-73745 Ostfildern Vatikan d 2,20 Ansprache von Papst Franziskus beim Regina Caeli am dritten Sonntag der Osterzeit, 18. April Drei Worte für unser Leben: schauen, anfassen, essen Lieber Brüder und Schwestern, um die Eucharistie vor der Profanierung zu schüt- guten Tag! zen. Möge ihr Beispiel uns zu einem größeren Einsatz in der Treue zu Gott anspornen, der auch An diesem dritten Sonntag der Osterzeit keh- in der Lage ist, die Gesellschaft zu verändern und ren wir nach Jerusalem zurück, in den Abend- sie gerechter und brüderlicher zu machen. Ein mahlssaal, wie die beiden Emmausjünger, die auf Applaus für die neuen Seligen! dem Weg den Worten Jesu mit großer Ergriffen- Und das ist traurig: Ich verfolge mit großer heit zugehört und ihn dann, »als er das Brot Sorge die Ereignisse in einigen Gebieten der brach« (Lk 24,35), erkannt hatten. Jetzt, im Ostukraine, wo sich die Verstöße gegen die Waf- Abendmahlssaal, erscheint der auferstandene fenruhe in den letzten Monaten vervielfacht ha- Christus inmitten der Gruppe der Jünger und ben, und ich nehme mit großer Sorge die Zu- grüßt sie: »Friede sei mit euch!« (V. 36). Aber sie nahme der militärischen Aktivitäten zur erschrecken und meinen, »einen Geist zu sehen«, Kenntnis. Bitte, ich hoffe sehr, dass die Zunahme wie es im Evangelium heißt (V. 37). Dann zeigt Je- der Spannungen vermieden wird und dass im sus ihnen die Wunden an seinem Leib und sagt: Gegenteil Zeichen gesetzt werden, die das ge- »Seht meine Hände und meine Füße an«, die genseitige Vertrauen fördern und die Versöhnung Wunden: »Ich bin es selbst. Fasst mich doch an« und den Frieden begünstigen, die so dringend (V. 39). Und um sie zu überzeugen, bittet er um notwendig sind und so sehr ersehnt werden. etwas zu essen und isst es vor ihren erstaunten Nehmen wir uns auch die gravierende huma- Augen (vgl. V. 41-42). nitäre Lage dieser Bevölkerung zu Herzen, der Es gibt da ein Detail in dieser Beschreibung. gegenüber ich meine Verbundenheit zum Aus- Das Evangelium sagt, dass die Apostel »vor Freude druck bringe und für die ich euch zum Gebet ein- immer noch nicht glauben konnten«. Die Freude lade. Gegrüßt seist du Maria… war so groß, dass sie nicht glauben konnten, dass Erstmals seit einem Monat betete Franziskus am Sonntag Mittag wieder am Fenster des Arbeitszim- Heute wird in Italien der Tag der Katholi- diese Sache wahr war. Und ein zweites Detail: Sie mers über dem Petersplatz. Pandemiebedingt blieb der Zugang begrenzt, so dass dort nur gut 200 Per- schen Universität vom Heiligsten Herzen began- waren erstaunt, verwundert; erstaunt, weil die sonen versammelt waren. Der Papst erklärte, er sei froh, wieder direkt zu den Gläubigen sprechen zu gen, die seit einhundert Jahren einen wertvollen Begegnung mit Gott immer zum Staunen führt: können, da ihm die Menschen auf dem Petersplatz fehlten. Dienst für die Ausbildung der neuen Generatio- sie geht über die Begeisterung, über die Freude nen leistet. Möge sie auch weiterhin ihren Bil- hinaus, sie ist eine andere Erfahrung. Und sie wa- einer echten Begegnung mit dem lebendigen Je- Gemeinsam den Leib Christi essen: das ist der dungsauftrag erfüllen, jungen Menschen zu hel- ren freudig, aber eine Freude, die sie denken ließ: sus schenken können. Mittelpunkt des christlichen Lebens. fen, Protagonisten einer hoffnungsvollen Nein, das kann nicht wahr sein! … Es ist das Stau- Ansehen. »Seht meine Hände und meine Brüder und Schwestern, dieser Abschnitt aus Zukunft zu sein. Ich segne herzlich die Mitar- nen über Gottes Gegenwart. Vergesst nicht die- Füße an«, sagt Jesus. Ansehen, schauen ist nicht dem Evangelium sagt uns, dass Jesus kein »Geist« beiter, Professoren und Studenten der Katholi- sen Gemütszustand, der so schön ist. nur sehen. Es ist mehr, es schließt auch die Ab- ist, sondern eine lebendige Person; dass Jesus, schen Universität. Dieser Abschnitt des Evangeliums ist geprägt sicht, den Willen ein. Deshalb ist es auch eines wenn er zu uns kommt, uns mit solcher Freude Und nun ein herzlicher Gruß an euch alle, von drei sehr konkreten Verben, die in gewisser der Verben der Liebe. Die Mutter und der Vater erfüllt, dass man es kaum glauben kann, und dass an die Römer und an die Pilger… Brasilianer, Weise unser persönliches und gemeinschaftli- schauen ihr Kind an, die Verliebten schauen ein- er uns staunen lässt, jenes Staunen, das nur die Polen, Spanier… Und ich sehe da noch eine ches Leben widerspiegeln: ansehen, anfassen ander an, der gute Arzt schaut seinen Patienten Gegenwart Gottes schenkt, denn Jesus ist eine le- Fahne… Gottlob können wir uns wieder auf und essen. Drei Handlungen, die uns die Freude aufmerksam an… Das Schauen ist ein ers- bendige Person. Christsein ist nicht in erster Linie diesem Platz zum sonntäglichen und festlichen ter Schritt gegen die eine Lehre oder ein moralisches Ideal, es ist die le- Termin einfinden. Ich sage euch etwas: Ich ver- Gleichgültigkeit, gegen bendige Beziehung zu ihm, zum Auferstande- misse den Platz, wenn ich den Angelus in der Ich lade euch ein, für die Menschen in die Versuchung, den nen: Wir sehen ihn an, wir berühren ihn, wir Bibliothek sprechen muss. Ich freue mich, Gott der Ostukraine zu beten. Ich hoffe sehr, Blick von den Schwie- nähren uns von ihm und, verwandelt durch seine sei Dank! Und ich danke euch für euer Kom- dass eine Zunahme der Spannungen rigkeiten und Leiden Liebe, schauen wir die anderen an, berühren und men… Den Jugendlichen von der »Immacolata«, vermieden wird und dass dann Gesten der anderen abzuwen- nähren sie als Brüder und Schwestern. Möge die die tüchtig sind… Und ich wünsche allen einen erfolgen, die das gegenseitige Vertrauen den. Ansehen. Sehe ich Jungfrau Maria uns helfen, diese Erfahrung der schönen Sonntag. Bitte vergesst nicht, für mich fördern und Frieden begünstigen. Jesus oder schaue ich Gnade zu leben. zu beten. Gesegnete Mahlzeit und auf Wieder- ihn an? sehen! Tweet von Papst Franziskus Das zweite Verb ist Nach dem Regina Caeli sagte der Papst: anfassen. Indem er die Liebe Brüder und Schwestern! Thema des Welttags Jünger einlädt, ihn anzufassen, um festzustellen, Gestern wurden in der Abtei von Casamari Si- dass er kein Geist ist – fasst mich an! –, weist meon Cardon und fünf weitere Märtyrer, Zister- In dieser Ausgabe der Großeltern und Jesus sie und uns darauf hin, dass die Beziehung ziensermönche dieser Abtei, seliggesprochen. Generalaudienz als Videostream aus der älteren Menschen zu ihm und zu unseren Brüdern und Schwestern Als 1799 französische Soldaten auf dem Rückzug Bibliothek des Apostolischen Palastes nicht »auf Distanz« bleiben kann. Es gibt kein von Neapel Kirchen und Klöster plünderten, leis - am 14. April ...................................................................................................... 2 Vatikanstadt. Am Sonntag, den 25. Juli, Christentum auf Distanz, es gibt kein Christen- teten diese sanftmütigen Jünger Christi mit hel- Neues Buch über den Tiroler Maler wird der Erste Welttag der Großeltern und älte- tum nur auf der Ebene des Blicks. Die Liebe for- denhaftem Mut Widerstand, sogar bis zum Tod, Joseph Anton Koch erschienen.................................. 5 ren Menschen begangen. Das Thema, das der dert das Schauen und sie fordert auch Nähe, sie Heilige Vater für den Tag gewählt hat, lautet »Ich erfordert Kontakt, das Teilen des Lebens. Der Kamerun – Eine Pflanze zur Bekämpfung von Unterernährung ........................................................................ 6 bin mit dir alle Tage« (vgl. Mt 28,20) und soll die barmherzige Samariter beschränkte sich nicht Nähe des Herrn und der Kirche im Leben eines darauf, den Mann, den er halb tot am Wegesrand Brief von Papst Franziskus an die jeden älteren Menschen zum Ausdruck bringen, fand, anzuschauen: Er hielt an, er beugte sich Weltbankgruppe und den Internationalen besonders in dieser schwierigen Zeit der Pande- über ihn, er verband seine Wunden, er berührte Währungsfonds........................................................................................... 7 mie. ihn, er lud ihn auf sein Pferd und brachte ihn zur Audienz für Verantwortliche und »Ich bin mit dir alle Tage« ist auch eine Zusage Herberge. Und so ist es auch mit Jesus selbst: Ihn Volontäre der Fidesco ..................................................................... 7 von Nähe und Hoffnung, die sich Jung und Alt ge- zu lieben bedeutet, in eine Lebensgemeinschaft Botschaft des Papstes aus Anlass des genseitig geben können. In der Tat sind nicht nur einzutreten, in eine Gemeinschaft mit ihm. 150. Jahrestags der Proklamation des Enkelkinder und junge Menschen dazu aufgeru- Und so kommen wir zum dritten Verb, essen, heiligen Alfons Maria von Liguori zum fen, im Leben älterer Menschen präsent zu sein, das unser Menschsein in seiner natürlichsten Be- Kirchenlehrer................................................................................................... 8 sondern ältere Menschen und Großeltern haben dürftigkeit gut zum Ausdruck bringt, nämlich auch einen Auftrag zur Evangelisierung, zur Ver- dem Bedürfnis, uns zu ernähren, um zu leben. Videobotschaft an den internationalen kündigung, zum Gebet und zur Hinführung jun- Doch essen, wenn wir es gemeinsam tun, in der Kongress »Eine außergewöhnliche Frau. ger Menschen zum Glauben. Familie oder unter Freunden, wird auch ein Aus- Zum 50-jährigen Jubiläum der Um die Feier des Tages in den Ortskirchen druck der Liebe, ein
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