UnabhängigkeiI für Namibia UnabhängigkeiI für Namibia Symposium der GRÜNEN IM BUNDESTAG aus Anlaß des 10. Jahrestages der Verabschiedung der Resolution 435 des UN-Sicherheitsrates DIE GRÜNEN IM BUNDESTAG DOKUMENTATION Herausgeber Innen Ursula Eid, MdB (v.i.S.d.P.) Daniela Zimmermann (Redaktion) In hLI-t V o r w o r t .................................................................................................................................... ........... ....................................................................................................... i Ursula Eid EinfOhrung in die Themenstellung: Ist Namiblas Unabhängigkeit in Sicht? ..............................4................................. ....... .......... 4 Theo Ben Gurirab Die Haltung der SWAPO zur Resolution 435 und zu den derzeitigen internationalen Verhandlungen .................................... Wie werden die Perspektiven der zukOnftigen Unabhängigkeit innerhalb der namibischen Bevölkerung diskutiert? Vorträge von: Ulrich Eins .... 26 Niko Bessinger ...... .......... 30 Bob Kandetu ........ 35 Joe POtz --------------- 42 Thesen zum Fortgang des Unabhängigkeitsprozesses in Namibia Vorträge von: Prof. Dr. Manfred 0. Hinz .......... 45 Prof. Dr. Franz Ansprenger ... ................... ...... ......... 50 Dr. Henning Melber ................ ........ 55 D a v e d e B e e r .....5...........9.................................................................. ...... ......................... ............... .... 5 9 ,,,M a rtin S c h O m e r .................................................................................................................................... .................................... 6 8 Dr. Winrich KOhne ...................................... .......... .............. 73 D is k u s s io n .......................... .................................................................................................................................... ........................... ..... 7 8 G ru 3b o tsc h a fte n ............................................... ....................... ................... ...... ......................... ................... 1 14 Protokoll Voc r -w rt Seit DIE GRüNEN 1983 erstmals in den Bundestag einzogen, nimmt die Namibia-Frage einen besonderen Stellenwert in ihrer außen- und entwicklungspolitischen Arbeit ein. So haben wir zahlreiche Anträge gestellt (die ausnahmslos abgelehnt wurden) und Große und Kleine Anfragen formuliert. Eine öffentliche Anhörung der Fraktion beschäftigte sich im September 1985 mit den "Beziehungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Namibia" und leistete eine gründliche Aufarbeitung unserer Verbindungen nach Namibia - im Guten wie im Schlechten. (Die Anhörung ist dokumentiert: Im Brennpunkt: Namibia und die Bundesrepublik Deutschland, Informationsstelle Südliches Afrika e.V., Bonn 1987.) Mittlerweile ist die Tür zur Unabhängigkeit Namibias endlich aufgestoßen. Nach über hundertjähriger Fremdherrschaft besteht jetzt die realistische Chance, daß die Menschen in Namibla erstmals nach dem Prinzip "ein Mensch - eine Stimme" wählen und über ihre Verfassung bestimmen können. Möglich wurde dies durch trilaterale Verhandlungen zwischen Angola, Kuba und Südafrika, die durch die UdSSR und die USA aktiv unterstützt wurden. Durch die Unterzeichnung des Protokolls von Brazzaville und des Abkommens von New York im Dezember 1988 wurde ein konkreter Zeitplan für die Unabhängigkeit gemäß Resolution 435 des UN-Sicherheitsrates aus dem Jahre 1978 festgelegt. Während die Verhandlungen zwischen Angola, Kuba und Südafrika ihrem Höhepunkt zustrebten, veranstaltete die Fraktion DIE GRÜNEN IM BUNDESTAG am 19. September 1988 ein erneutes Symposium unter dem Thema "Unabhängigkeit für Namibla". Anlaß war der 10. Jahrestag der Verabschiedung der Resolution 435 durch den UN-Sicherheitsrat, also desjenigen Lösungsplans, der seinerzeit auf Initiative der fünf westlichen Mitglieder des Sicherheitsrates erarbeitet und der von allen Konfliktpartnern Im Grundsatz akzeptiert worden war. Neben einer Einschätzung der konkreten Chancen des damaligen Verhandlungsprozesses war Hauptthema des Symposlums die kritische Analyse der politischen und sozio-ökonomischen Lage Namiblas in der Region des Südlichen Afrikas. Der Wert der in diesem Band dokumentierten Beiträge leitet sich vor allem auch daraus her, daß hier unabhängige Wissenschaftler von zum Teil unterschiedlichen Ausgangspunkten die Thematik im Gespräch miteinander beleuchteten. Vor allem deren Beiträge und die anschließende Diskussionsrunde werden auch über das Datum der Unabhängigkeit Namibias hinaus interessant bleiben. An dieser Stelle möchten wir nochmals allen Teilnehmern und Teilnehmerinnen an dem Symposium, insbesondere den Referenten, für ihre konstruktive Mitarbeit danken. Wir haben 2 uns besonders darüber gefreut, daß viele ausländische Gäste auch weite Anreisen nicht gescheut haben, um an dem Symposium teilzunehmen. Hoffen wir, daß das Jahr 1989 - hundert Jahre nach Beginn der deutschen Kolonisation des Landes, siebzig Jahre nach der Machtübernahme Südafrikas und zehn Jahre nach Verabschiedung des UN-Lösungsplans - Namibia und seinen Einwohnern/innen endlich die lang ersehnte Unabhängigkeit, Demokratie und Selbstbestimmung bringt. Uschi Eid, MdB Dr. Michael Vesper, Fraktionsgeschäftsführer Unabhängigkeit für Namibia Programm Symposium aus Anlaß des 10. Jahrestages der Verabschiedung der Resolution 435 des UN-Sicherheitsrates am Montag, 19. September 1988, 10.00 bis 18.00 Uhr 10.00 BegrüBung Dr. Helmut Lippelt, MdB, Fraktionssprecher der GRÜNEN IM BUNDESTAG 10.15 Einführung in die Themenstellung: Ist Namibias Unabhängigkeit in Sicht? Ursula Eid, MdB, DIE GRÜNEN IM BUNDESTAG 10.30 Die Haltung der SWAPO zur Resolution 435 und zu den derzeitigen internationalen Verhandlungen Theo Ben Gurirab, Secretary for Foreign Relations, Member of Central Committee of SWAPO, Luanda 11.00 Wie werden die Perspektiven der zukünftigen Unabhängigkeit innerhalb der namibischen Bevölkerung diskutiert? Beiträge von: Ulrich Eins, Mitglieder der Interessengemeinschaft deutschsprachiger Südwester Niko Bessinger, Secretary for Foreign Relations of SWAPO, Windhoek Bob Kandetu, Associate Director of the Council of Churches of Namibia, Windhoek Joe Pütz, Chefredakteur der "Namibia Nachrichten", Windhoek 12.30 Mittagspause 14.00 Thesen zum Fortgang des Unabhängigkeitsprozesses in Namibia Beiträge von: Prof. Dr. Manfred 0. Hinz, Universität Bremen Prof. Dr. Franz Ansprenger, Freie Universität Berlin Dr. Henning Melber, Gesamthochschule Kassel Dave de Beer, Namibia-Experte, Vlaardingen (NL) Martin Schümer, Angola-Experte, Berlin Winrich Kühne, AFrika-Experte, Stiftung Wissenschaft und Politik, Ebenhausen 15.30 KaFfeepause 16.00 Publikumsdiskussion Volker Weyel, Moderation 17.30 SchlußworL Dr. Michael Vesper, F akLicnsgeschaF[. 4Irer-, VI[ LFE [H III)IISIA Vor, 19. ), 2 2.. ] ibt es ir Hau- nLpnrefef'I Vi 12) fr 1 , r Ir r» 1 i[nehmn!['Irner eir , Empfang. DIE GRÜNEN IM BUNDESTAG Uschi Eid Einführung in die Themenstellung: Ist Namibias Unabhängigkeit in Sicht? "Ich lag ruhig in meinem Haus und schlief. Da kam das kaiserliche Heer, um mich wachzuschießen. Und das nicht um des Friedens Willen oder um einer Missetat, deren ich mich schuldig gemacht hätte. Sondern darum, daß ich etwas, was allein mein Eigentum ist und worauf ich Recht habe, nicht aufgegeben habe." Dies schrieb Hendrik Witbooi, der legendäre Führer des NamaVolkes im Jahre 1894, zehn Jahre nach dem Beginn der deutschen Kolonialherrschaft über das heutige Namibia. 1894 gelang es dem Bremer Kaufmann Lüderitz - gestützt auf die Interessen der seit 1842 in Südwest-Afrika tätigen Rheinischen Mission -, die Protektoratserklärung durch das deutsche Reich zu erwirken. Gegen den Wunsch der betroffenen Völker wurde das Gebiet zwischen dem Oranje-Fluß im Süden und dem Kunene-Fluß im Norden zur Kolonie "Deutsch-Südwestafrika". Diese erste deutsche Kolonie, an deren Spitze der Reichskommissar Heinrich Ernst Göring stand (Vater des späteren Hitler-Reichsmarschalls), war anderthalb mal so groß wie das damalige Deutschland. Die Nama-Völker wurden zwischen 1893 und 1895 unterworfen, die Herero um wichtige Teile ihres Siedlungsgebietes und große Viehbestände gebracht. 1904 setzten sich die Herero gegen den wachsenden deutschen Druck zur Wehr. Teile der Nama schlossen sich dem Kampf an. In einem dreijährigen gezielten Vernichtungskrieg wurden 80 Prozent der Herero und 50 Prozent der Nama umgebracht. Flüchtende Widerstandskämpfer wurden immer tiefer in die Kalahariwüste getrieben und dort dem Verdursten ausgesetzt. In den Konzentrationslagern starben durch bewußte Vernachlässigung 45 Prozent der Gefangenen. Namibia war der erste Völkermord in der Geschichte der Deutschen. Deshalb haben die Bundesrepublik Deutschland, ihre Regierungen und ihre Bürgerinnen und Bürger, das heißt wir alle, eine besondere historische Verantwortung gegenüber dem namibischen Volk und seiner ersehnten Unabhängigkeit. Denn noch immer ist Namibia ein besetztes Land. Mit dem Ende des Ersten Weltkrieges und im Rahmen der Bestimmungen des Versailler Friedensvertrages von 1919 trat Deutschland als Verlierer seine Ansprüche auf die früheren Kolonien einschließlich der auf Deutsch-Südwestafrika ab. 1920 übertrug der Völkerbund Südafrika das Mandat über Namibia. Was dies be- deutet, wurde in einem Abkommen des Völkerbundes niedergelegt. Dort heißt es: "1. Für Kolonien und Territorien, die als Folge des letzten Krieges nicht mehr der Souveränität der Staaten unterstehen,
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